Dietrich H. Sturm

Tödliche Siesta


Скачать книгу

Glas Wasser oder was sonst. Eine Dusche, antwortet Vicky, und eine Zahnbürste. Trixi legt einen Arm um ihre Schulter und sagt, das könnte sie jetzt auch vertragen, gehen wir doch zusammen unter die Dusche.

      Die beiden ziehen schnatternd ab, und ich verstehe mühelos, dass sie auf meine Anwesenheit in der Dusche keinen Wert legen.

      Tooor!

      Martita ist mit einer breiten Hacke in ihrem Gärtchen zugange. Der karge Untergrund eignet sich ja nicht gerade für den Gemüseanbau. Aber die Männer hier halten große Stücke auf sie und haben ihr immer wieder von überall her etwas gute Erde herangebracht, oft nur ein paar Krümel, manchmal mit dem Muli einen Sack voll. Ein Typ, mit dem sie einige Zeit zusammen lebte, hat ihr, bevor er auf Nimmerwiedersehen verschwand, einen Zaun gebaut, damit die Ziegen keinen Unfug anrichten können. Nun grünt und blüht es auf diesen paar Quadratmetern, dass man seine Freude daran haben kann. Als sie mich auf ihre Hütte zukommen sieht, richtet sie sich auf und bekreuzigt sich. Verständlich, sie weiß, dass jetzt harte Zeiten auf sie zukommen und dass sie mir einige Fragen beantworten muss. Na, was machen die Kartoffeln? frage ich und sehe gleich, dass sie sich überlegt, was sie von dieser Gesprächseröffnung halten soll. Natürlich muss sie mir nicht erst verraten, dass man im Frühjahr noch nichts darüber sagen kann, was die Kartoffeln machen, das ist ihr klar. Um Zeit zu gewinnen, drückt sie den Rücken durch, auf die Hacke gestützt, und stöhnt ein bisschen. Wenn eine Indianerin aus Bolivien sich mit Kartoffeln beschäftigt, antwortet sie dann, ohne eine Miene zu verziehen, kann der weiße Mann sicher sein, dass sie gedeihen, denn wir haben sie erfunden. Ich kann sie gut leiden, die Martita, sie hat Humor. Leicht ist es nicht für sie, mit ihren paar Stück Vieh, und dennoch ist sie fröhlich. Außerdem ist sie eine kluge Frau. Sie würde mich natürlich gerne nach Vicky fragen, ich seh´s ihr an. Aber sie weiß, dass ich genau deswegen hier bin und lässt mir den Vortritt. Einen Mate, Señor Schill? fragt sie und verschwindet durch die schiefe Tür, nachdem sie mich aufgefordert hat, es mir auf einem der herumliegenden Holzklötze bequem zu machen. Wind und Regen haben die Lehmziegel der Hütte angefressen, und nun ragen die Strohhalme aus der Wand. Als ich mich dagegen lehne, pieksen sie mich in den Rücken.

      Nach einer Viertelstunde sitzen wir einander gegenüber und saugen beide schweigend an der Bombilla. Schließlich finde ich es an der Zeit, das Gespräch wieder aufzunehmen und frage sie, wie es ihr denn so geht im Leben, von den Kartoffeln einmal abgesehen. Ach wissen Sie, sagt sie, hier oben in der Einsamkeit sind wir genügsam. Wir freuen uns über jeden Menschen, der vorbeikommt und eine gute Nachricht bringt. Die Fragezeichen stehen buchstäblich in der Luft, können Sie sie sehen? Ich ziehe den restlichen Mate durch die Bombilla und reiche ihr die Kalebasse. Ich habe zwei Nachrichten, sage ich, eine gute und eine schlechte. Welche wollen Sie zuerst hören? Immer die gute, antwortet sie, während sie aus dem Kessel heißes Wasser nachgießt und mir die Kalebasse zurück reicht, danach ist die schlechte leichter zu ertragen. Ich lege die Hand auf ihren Arm und sage: Vicky ist wieder frei, sie ist im Augenblick unten in der Estancia bei den Bertrams. Sie springt auf, stößt einen schrillen Freudenschrei aus und kickt eine herumliegende Bierdose punktgenau in die Ecke mit den Tomaten. Goool! Wer sich die Mär ausgedacht hat, Indianer wären von Natur aus stoisch, war reichlich unbedarft, finden Sie nicht auch? Dann setzt sie sich wieder auf den Holzklotz und sieht mir in die Augen. Nicht um alles in der Welt würde sie nach der schlechten Nachricht fragen.

      - Aber sie ist nur vorläufig frei, fahre ich fort. Wenn es den Polizisten einfällt, können sie Vicky jederzeit wieder festnehmen. Und ihre Aufenthaltsgenehmigung kann sie vergessen, solange der Mord nicht geklärt ist, das steht fest.

      Sie stellt die Mate-Kalebasse zur Seite, stützt die Arme auf die Knie und richtet ihren Blick über die Berge nach Norden.

      - Es ist nicht einfach, arm zu sein, Señor Schill, sagt sie leise, und noch weniger einfach ist es, arm und Bolivianer zu sein. Aber eine arme Bolivianerin zu sein, eine Frau, Sie können es mir glauben, das kann einen manchmal fertig machen. Das Schlimme daran ist, dass es in Bolivien noch härter für uns ist als im Ausland. Deshalb gibt es hier so viele von uns, in diesem Land. Meine Nichte...

      - Ach so, Vicky ist Ihre Nichte? unterbreche ich sie überrascht.

      Sie macht eine knappe, bestätigende Kopfbewegung, ohne ihre Blickrichtung zu verändern.

      - Meine Nichte, fährt sie fort, hat eine Ausbildung, sie ist Krankenschwester. Aber bei uns, sagt sie und deutet mit dem Kinn nach Norden, Richtung Bolivien, bei uns hat sie keine Anstellung gefunden. In Argentinien dagegen gibt es Arbeit für Krankenschwestern, und deshalb braucht sie diese Aufenthaltsgenehmigung, damit sie eine Arbeitsgenehmigung bekommt. Sie soll hier bleiben, in Córdoba. Verstehen Sie? Ich will nicht, dass sie nach Buenos Aires geht, dort kommt man als mittellose junge Bolivianerin schnell unter die Räder.

      Der Holzklotz wird mir langsam unbequem, und so stehe ich auf, stelle mich zwischen Martita und Bolivien und lege nach. Kein Mörder, keine Aufenthaltsgenehmigung, mache ich ihr erneut deutlich. Sie seufzt, wie nur eine arme, tüchtige Frau seufzen kann, die viel Kummer erlebt hat und sich trotz allem nicht unterkriegen lassen will.

      - Ich weiß nichts, sagt sie, doch ich kann Ihnen verraten, wen Sie fragen können. Aber Vicky ist dann hier nicht mehr sicher und Sie müssen mir versprechen, dass Sie etwas für sie finden.

      Ich stimme zu und denke Gott im Himmel, was soll daraus werden? An solchen Weiterungen ist mir ehrlich nicht sehr gelegen. Und was wird mit Ihnen? frage ich. Sie zuckt mit den Achseln und meint, es ist schon gut so, ich glaube, Pedro kann Ihnen weiterhelfen. Danke, sage ich und lege ihr die Hand auf den Oberarm. Sie schüttelt abwehrend den Kopf und greift zur Hacke.

      Audienz beendet, Schill. Lass uns gehen!

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBBrC7gDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwCrRRRX 2p+aBRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUU UUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRR QAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFA BRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAF FFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUU UUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRR QAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFA BRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAF FFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUU UUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFFFABRRR QAUUUUAFFFFABRRRQAUUUUAFFF