Wir sendeten ihr ein ‘sehr schick’. Aber Alex schien nicht zufrieden, sie wollte mehr. Wir drehten kleine Videos, in denen wir den Lagerfeld mit Fächer imitierten: Hach diese Alex, diese ultra, kaltblütig, versaute Kleine, lass mich mal durch Claudi, deine Zeit ist um, um-um-um-um und die Heidi – fächerte er, schmatzend mit den Lippen, in Paris kennt sie niemand, wobei ich das niemand so kopfabdrehend sagte, damit man meinen Zopf sieht, den wir aus Spaghettiresten bei mir angepappt hatten. Ich will jetzt zu der Alex! Stimme ungeduldig zittrig, dann Kamerawegschubs. Das machten wir mit spitzem Mund, alles sehr verwackelt. Sie sendete: Schon besser. Ein paar kurze Botschaften noch, der Sonntag, den Alex da verbringen würd, ist ihrer. Carl und ich tranken noch ein bisschen, reichte ja auch für heute. So hingen wir da noch zwei Stunden in der Küche herum. Als wir nicht mehr die Türen fanden, klingelte es plötzlich. Alex stand draußen. „Was?“ sagte Carl in überraschtem Ton, und jubelte: „Alles Scheiße, Alex da!“ Alex lachte, umarmte den Carl, drückte ihn weg. Sie wackelte in ihren roten Schuhen rein, ich stand natürlich blöd genau am anderen Ende wie ne Zielscheibe, und Alex, von ihrer Elternparty, schlupfte die roten High Heels ab, peng flogen die da rum, rannte quer durch den Raum und brüllte: „Leo, Leo!“ dann wackelte sie weiter, nicht mehr in ihren roten Schuhen, nicht mehr im Papageienkleid, sondern Schlabberlook, und ungeschminkt, sah nach Falscheinrichtung aus…sie kam mir mit ausgeweiteten Armen entgegen, als wollte sie zur Landung ansetzen: „Leo, Leo, alles super, alles Scheiße“, Alex aufgekratzt, übermüdet, und gottseidank alles an ihr noch dran, mir war das unangenehm, was sollte denn der Carl denken? „Kommt, ich zeig euch meine Fotos!“ Wir ab in die Küche. Umarmung, Fläschchen aufgemacht, Alex völlig durchgedreht, alkoholisiert, sie sei die Fahrt gerade noch so zurück, volles Gaspedal. Ich dachte, die Fahrt kenn ich. Dann mussten wir lauter gruselige Pärchen ansehen, wie bei einem Hans Moser Film und mittendrin auf den Fotos die durchgeknallte Alex im Papageienkleid. „Wer hat denn die Fotos gemacht?“ „Weiß nich“, kicherte sie, „die sahen alle gleich aus, hab mir von so nem Föni den Autoschlüssel geschnappt, drei, vier durchprobiert, vor’m Haus, keine Ahnung wem der Wagen gehört, der jetzt unten bei Carl geparkt steht. Und hier bin ich.“ „Na“, sagte ich, „meine Alex. Ruh dich aus.“ „Nee, nee, jetzt geht’s erst los. Wir sind doch das erste Mal zu dritt“, ob denn ihre Mami umgekippt sei? wollte ich wissen, Kleid und so. „Mami? Meine Mami?“ fragte Alex verwirrt. „Aber Leo, meine Mami kippt nie um!“ Und wir, das ganze durchspielend, landeten beim Thema Beziehungen. Ich bombardierte Carls Ansichten: Alles Schrott. Aber Alex verbündete sich mit Carl. Die meinten ernsthaft beide, dass eine Beziehung offen sein muss, jeder seinen Freiraum und dieser Blödsinn. Ich legte mich mächtig ins Zeug: Der Mensch ist dein Zuhause, und du bist ein Riesenidiot, wenn du das beschädigst. Irgendwie wurde das eigenartig, dass lustige war, dass die mir gar nicht zuhörten. Ich trank Bierchen und hielt Vorträge, dass Eifersucht auch Schwachsinn ist, ließ mich da hinreißen zu lauter wüstem Gequatsche, und Carl und Alex lobten ihr Dorf. „Aber Leo, so is das hier, ist klein und daher hat jeder schon mit jedem. Is doch alles nur ficki ficki, Leo, is doch egal. Wir kloppen uns doch nich den Kopf voll mit Beziehungsmist. Was?“ Ich dachte, was reden die denn da? Na, is eben schon vorgerückte Stimmung und ich setzte meinen Joseph Mallord William Turner (so heißt der!) ja auch immer ins falsche Jahrhundert. Mir wurde das irgendwann zu bunt, dann klapperte bei Alex die Müdigkeit durch, und Carl bot ihr gleich an, sich gemütlich auf die Couch am Ende des Korridors zu fläzen, war immerhin schon vier Uhr morgens. Carl und ich überlegten, ob wir noch in der Küche weiter saufen sollten, aber Alex gähnte da hinten, drehte sich gemütlich platschend in ihre Couch. Carl gähnte auch und ich schwankte ja eh schon. Als ich ne Weile im Bett lag, dachte ich mir, irgendetwas stimmt nicht, stand auf und ging durch die Räume um nachzusehen, ob Alex da wirklich auf der Couch lag. Tat sie aber nicht, da lag nur die Decke, ich ging durch die Tür auf den Flur von der anderen Seite in Carls Zimmer und da lagen sie. Alex auf der rechten Seite auf dem Bauch, ihre Schultern frei, was man so bei der hochgezogenen Decke erkennen konnte, daneben der Carl. Er blinzelt mich an. Ich sagte: „Ihr seid ja Idioten“, Carl hob den Kopf etwas an. „Musste das sein?“ fragte ich, „hättet ihr nicht die vier Tage warten können? Müsst ihr unbedingt ficken und dann noch im selben Raum, in dem ich bin?“ Ich drehte mich um und stapfte zurück. Aber natürlich konnte ich nicht schlafen, ging da wieder zu denen hin, hielt denen noch mal nen Vortrag, Alex wurd jetzt auch wach. „Leo…“ fing sie an, ich hielt ihr die Hand vor den Mund. „Mal gewinnt man, mal verliert man“, vervollständigte Carl, es klang eher wie irgendwas. „Mensch Leo, wir hatten eben Lust.“ „Ja, aber das könnt ihr doch alles machen, wenn ich weg bin, doch nicht während ich dabei bin“, jammerte ich. „Jetzt habe ich immer dieses Bild im Kopf, wie ihr beide da zusammen im Bett liegt. So…“, schloss ich, „ich komme jetzt alle 20 Minuten, damit ihr’s nur wisst.“ „Na hoffentlich nicht“, sagte Carl. Ich legte mich auf mein Bett und schlief ein.
12 Alejandro Jodorowsky – El Topo 1970 – Ein Mann reitet mit einem kleinen Jungen ohne Arme und Beine aus der Ferne entgegen und schießt 1 ½ Stunden alles nieder was sich ihm in den Weg stellt. Die karge mexikanische Landschaft, die rauen Gesichter, die ärmlichen Lebensbedingungen, all das hat so gar nichts von den üblichen schwelgerischen Western. So etwas auf Film zu bannen ist gar nicht so einfach, weil vor der Kamera das meiste eher Glanz bekommt und auch Müllhalden noch was ästhetisch fotogenes aufweisen. In diesem Film definitiv nicht. Für Alejandro Jodorowsky, der vor David Lynch ‘Der Wüstenplanet’ von Frank Herbert verfilmen wollte, schuf der Schweizer Sprühpistolen-Künstler H. R. Giger die Welt der Harkonnen, zu sehen in seinem Buch „Necronomicon“(143/1), (ISBN 3-85591-019-7). Es handelt sich um Panzermaschinen und larvenähnliche Wesen, flach sich gegenüberliegend in langen Angriffsreihen mit ausgestreckten Spitzbohrern statt Armen. Verwendet für den Film wurden seine Entwürfe aber nie. Giger ließ sich von vielen Foltermethoden inspirieren, so der chinesischen Folter, einer Pfählung bei der dem Opfer langsam alle Gliedmassen abgeschnitten wurden, sowie die Foltermethoden eines gewissen Vlad Tepes, genannt Graf Dracula. Giger hielt übrigens Andy Warhols Dracula Film für den besten, aus H.R. Giger ARh +, Taschen Verlag. (12/1)Das Necronomicon ist ein Zauberbuch, von H. P. Lovecraft in die Science-Fiction Literatur eingeführt,, eine Art Museum voller Abscheulichkeiten und Perversionen, das erst Giger in Bildern zu Leben erweckte. Information entnommen aus ‘Edition C Zürich’.
Wieder in Berlin - Abnehmen
Berlin is ne Scheiß Stadt geblieben, das merke ich gleich, ich muss mich wieder daran gewöhnen beim Straßeüberqueren nach links und rechts zu schauen. Is eben kein Mittelalterkaff, wo man sein Fahrrad an nem Baum anlehnen kann. Hier in Berlin isses gleich weg. Der Baum ist dann übrigens auch weg. Wie ich feststellen muss, sägen sie hier neuerdings die Bäume ab, da muss man aufpassen dass man keinen Ast zwischen die Brillengläser gestemmt kriegt. „440.000 Bäume gibt’s an den Straßen von Berlin“, ruft mir über meinem Kopf der Mann mit der Kettensäge zu, als er da so in dem Astgestrüpp hängt, „und die Stadt ha kein Yeld um jefällte Bäume zum ersetzen!“ „Zum was?“ „Yeld, keen Yeld!“ Aber warum denn immer gleich alles weghauen? „Na damit nich wo uff de Jeparkten ruffknallt“, grinst der und wirft die Kettensäge an. Ich frag noch, wie ist denn das? So ne Säge? Schlägt die nicht aus? „Nee, wennste se mit beede Hände hälst...“ Aber geht das Ding nicht einfach von selber los? Da macht der große Augen, lacht ein kehliges „hoch hoch, hoch“ und steigt von der Leiter, schwenkt mit diesem Sägeblatt vor mir rum. Ich denke, jetzt kommt der auf mich zu mit dem Ding wie in nem Rob Zombie Film, „The Devil`s Rejects“, aber er zeigt mir einen kleinen Schalter an der Oberseite der Säge. „Das Ding hat nen Choke“, sagt er freundlich, selbst seine Stimme stinkt nach Benzin, seine schweren Sicherheitsschuhe mit den Metallplatten vorne in den Spitzen, stapft er die ganze Zeit auf der Stelle. „Wenn du diesen kleinen Sicherungshebel unter dem Hauptdrücker nicht löst, passiert gar nüscht.“ Ach? Wenn man das nicht weiß, sagen wir mal, das Ding partout nicht ankriegt, alle Hebel mal so, naja ausprobiert…? „Ha“, lacht er: „Vagiss it…gloob mir, dit brauchste fürt Lehm“ - und da weiß ich noch nicht, der Mann hat verdammt recht. -- Der steigt wieder auf seinen Ast, ruft noch: „05 bis 11 ham wa über 10.000 jeschafft13.“ Wie geschafft? „Na Bäume!“ Er winkt