Kathy B.

Tusnelda


Скачать книгу

       Kathy B.

       Tusnelda

       Tusnelda

       Ka thy B.

      

      Impressum

      Texte: © Copyright by Kathy B.

      Umschlag: © Copyright by stellaplan.de

      Covergrafik: Marlene Bucka, thekunterbunter.de

      Verlag: Kathy B., c/o Autorenservices

      Zerrespfad 9, 53332 Bornheim

      Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

      In unserem Haus war wieder eine Wohnung freigeworden. „Was denkst du denn? … Soll ich mal Frau Herfurth fragen?“, sprach ich. Mein Mann guckte nicht gerade begeistert. Ihm wäre da nämlich einiges zu Ohren gekommen, meinte er. Ich gab auf Gerüchte nicht viel. Obwohl? An jedem war ein Fünkchen Wahrheit. Bloß die vorherigen Mieter hatten wir gar nicht gekannt. Und was war gewesen?

      Zu der jungen Frau mit ihren drei Kindern, die nur kurz hier gewohnt hatte, war ich mal zu einem Streit gerufen worden. Es war einfach nur schlimm gewesen, wie sie ihren Freund mit den Fingernägeln zugerichtet hatte. Und ein anderes Mal hatte sie ihn absichtlich mit dem Auto angefahren.

      Die nächsten war eine Männer-WG gewesen. Eingezogen waren sie mit Matratzen. Irgendwann hatte dann mal eine Couch im Hausflur gestanden. Für mich hatte das so ausgesehen, als ob sie endlich Möbel kriegten. Anderntags hatte der Schlüssel in unsrem Kasten gelegen.

      Nachdem ich Rico daran erinnert hatte, sagte ich: „So viel zu dem Thema.“ Alles, was von ihm gekommen war, war nur Rotz gewesen. Deswegen war ich jetzt auch dran. „Und noch was anderes.“ Die Letzten waren nämlich auf dem Mist eines Freundes von ihm gewachsen war. „Wie oft hast du dem aus der Patsche geholfen? Und dann empfiehlt er dir so was.“ Klar war es Scheiße von mir. Dass der andere so bösartig ist, hatte Rico ja auch nicht ahnen können. Aber bei mir war sofort wieder das Bild von dem Bad vor Augen. Die Wanne und die Dusche hatten ausgesehen, als ob die Teer drin ausgekippt hätten. „Dort habe ich geheult. Ich dachte, das kriege ich nie sauber. … Ja. Das willst du nicht hören. Du musst es ja auch nicht machen.“ „Dann lasse ich das nächste Mal eine Firma kommen.“ „Na klar. Die kostet ja auch gar nichts. … Wir nehmen jetzt die Frau Herfurth. Die will nicht aus der Ecke hier weg. Wegen der Kinder.“ „Dann musst du das eben machen.“ Wie schön. Weil ich ihr ja auch bloß nicht abgesagt hatte wegen seinen komischen Männern. Die für drei Jahre hatten bleiben wollen. Vielleicht hatten sie auch das eine Wort falsch übersetzt gehabt. Drei Monate waren es genau gewesen. Ich stöhnte. „Ist denn?“, fragte er. Ich erzählte ihm, was mir gerade durch den Kopf gegangen war. Daraufhin meinte er, dass ich es gar nicht erst versuchen bräuchte. „Oder würdest du dich freuen, wenn dein neuer Vermieter, oder was er mal werden sollte, auf einmal ankommt. Darfst doch.“ „Sieht eigentlich komisch aus, wenn man jemandem hinterherrennt.“ „Eben.“ „Aber bei der weiß ich, was ich habe. Die zieht nicht nach drei Monaten aus.“ „Dann musst du es eben machen. Aber beschwere dich nicht hinterher.“ „Worüber denn?“ „Na das, was ich dir schon mal gesagt habe. Die heißt doch nicht umsonst Frau Kümmerling.“ Also ich hatte davon noch nichts gehört. Und auch nichts gemerkt, wenn wir uns mal übern Weg gelaufen waren. Und dass sie böse war, konnte ich mir nicht vorstellen. „Zu Timmy ist sie immer ganz lieb.“ Und wer das zu einem Hund war, konnte kein schlechter Mensch sein.

      Anderntags legte ich meine Gassi Runde so, dass ich dort vorbeikam. Vorm Haus stockte ich kurz. „Einmal hüh. Dann wieder hott. „Ach was.“ Entweder wollte sie oder wollte sie nicht. Hier hatte sie ein einmaliges Angebot. Die Wohnung besaß nämlich zwei Kinderzimmer und noch einen kleinen separaten Raum. So dass sie nicht auf der Couch zu schlafen brauchte. Und es trotzdem noch passend für Hartz IV-Empfänger war.

      Ich holte tief Luft und drückte auf die Klingel. Es dauerte nicht lange und in der ersten Etage guckte ein Kopf heraus. „Schönen guten Tag. Ich weiß, dass ich Ihnen abgesagt hatte. Es tut mir auch leid. Falls Sie noch möchten, die Wohnung wäre frei.“ Sie wiederholte genau Ersteres. Eben das mit der Absage. „War bloß eine Frage.“, sprach ich und wollte schon gehen. „Moment.“ Und dann meinte sie, dass sie sich die Wohnung mal angucken würde.

      Zum vereinbarten Termin war sie schon pünktlich. Bloß nicht ganz allein. Na ja. Sie hatte schließlich ihren Mann verloren. „Dann wollen wir mal hochgehen.“ Während ich ihr die Räume zeigte, erzählte ich ihr, dass wir hier Fußbodenheizung hätten. „Ach schön.“, plapperte sie. Zum Schluss kam das Bad. Ich war mir sicher gewesen, dass alles in Ordnung ist. Der Klodeckel stand offen und ein gelber Fleck war auf der Brille. Das genau sah sie. Ich entschuldigte mich. „Keine Ahnung. … Ach ja.“ Da war doch noch mal ein Handwerker drin gewesen. „So ein Schwein.“, dachte ich. In dem Moment hatte sie es aber auch schon mit der Hand weggewischt. Mir standen die Haare hoch. Das hätte ich niemals gekonnt. Ich war so was von sprachlos und sie meinte: „Ich nehme die Wohnung.“ Wie jetzt? Noch gab es Wasser. Aber anscheinend sah sie den Hahn nicht.

      Aus der Wohnung konnte ich sie noch so rauslotsen. Aber wie eine Etage tiefer rein, um alles klarzumachen? Hauptsache, sie fasste nichts an. Ich war die ganze Zeit nur am Gucken, während mein Mann redete. Am liebsten hätte ich abgeblockt. Ich bekam es einfach nicht über die Lippen. Und die Frau sagte auch noch zu. Die Hand bekam sie natürlich nicht von mir. Dort war ich stark beschäftigt, unseren Hund anzuziehen. Weil er noch mal Gassi musste.

      Zwei Tage später klingelte sie, wegen Wohnung ausmessen. Klar war das ihr gutes Recht. Bloß, was mich das wieder an Zeit kostete. Die Frau hatte null Plan. Sie wusste nicht, wie sie ihre Möbel aus der alten Wohnung stellen sollte. Gut. Vielleicht war es ja auch noch wegen der Trauer. Und da ich nun mal bisschen gutmütig war, bot ich ihr an, mal mit in ihre Wohnung zu gehen.

      Die hatte bald die doppelte Größe. Logisch, dass nicht alle Möbel reinpassten. Aber wer brauchte auch schon zwei Anbauwände? Sie sollte sich eine davon raussuchen. Die andere kam weg. „Und was wird aus der großen Eckcouch?“, fragte sie. Die konnte sie unters Fenster stellen. Wir hatten doch keine Heizkörper. Ich sagte ihr bei jedem Raum, was ging und was nicht. Bei der Schlafstube wollte sie es mir nicht glauben. „Können Sie.“ Wenn ich was hatte, war es Augenmaß. „Der Schrank passt rein. Ihr Bett gegenüber so längs. Haben Sie vorne noch bisschen Platz.“, sprach ich weiter. Aber vorsichtshalber hatte ich den Grundriss und mein Maßband mitgebracht. Sie meinte, sie müsste erst mal aufs Jobcenter. Wegen einer Umzugsfirma fragen. „Sie haben ja drei Monate Zeit.“ „Ich möchte so schnell als möglich.“, entgegnete sie. „Zwei Wohnungen bezahlt das Jobcenter bestimmt nicht.“ Sie musste schon ihre Kündigungsfrist einhalten. Wenn natürlich der andere Vermieter mitmachte, konnte sie auch gerne eher rein. Sie sollte einfach Bescheid geben.

      Als sie Tage später klingelte, dachte ich, dass sie mir den genauen Termin nennen will. Sie wollte aber ihrem Kind die Wohnung zeigen. Ich führte es durch alle Räume. Und dann ging es eigentlich bloß darum, welches Zimmer es nahm. Das hintere hatte ein Fenster zum Hof und zur Seitenstraße. Und das vordere eins zur Hauptstraße und so ein schräges, wo man die ganze Kreuzung überblicken konnte. Das Kind war am Überlegen. Ich sagte nur, dass man dem Mädchen den Vortritt lassen sollte. Weil ich annahm, dass das der Sohn war. Ein wenig später erfuhr ich, dass es ihre Tochter wäre. „Oh.“ Ich entschuldigte mich. Sie meinte, dass das auch schon andere gedacht hätten, weil sie immer wie ein Junge herumlaufen würde. Es war mir trotzdem unangenehm. „Das muss es nicht. … Aber hier …. wegen den Möbeln. Ich denke, dass die trotzdem nicht ganz reinpassen.“ Wir konnten gerne noch mal messen. Das wollte sie nur jetzt nicht, wegen ihrem Kind. Dann musste sie eben morgen noch mal kommen. Obwohl auf dem Grundriss, den ich ihr gegeben hatte, die Fenster und alles eingetragen waren. „Ich kopiere es Ihnen gerne noch mal. Können Sie drauf herummalen.“ „Nein.“ „Soll ich morgen noch mal zu Ihnen kommen?“ „Wenn Sie so nett wären.“

      Es kostete ganz schön Nerven. Weil sie sich für keine Schrankwand entscheiden konnte.