Udo Horst Barsuhn

Coon: Großes Finale


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scheint mal wieder alle sozialen Kontakte zwischen uns Katzenkindern verhindern zu wollen.

      Auch nicht besser ergeht es mir dann am Marktplatz Nummer 9, dem Obstgeschäft der Familie Friedrich. Die Tochter des Hauses Carola, hat sogar meine beiden Freundinnen sterilisieren lassen. Die asiatisch, dunkel gestromte Daisy und Lilly, die den Perser-Anteil im Erbgut nicht verleugnen kann, beide müssen so schrecklich einsam sein, wenn sie mich nicht sehen und spüren können. Wie müssen auch diese beiden unter dieser Trennung leiden. Ich bringe zwar immer mal einige erbeutete Geschenke mit, die ich normalerweise kunstvoll verstecke, damit sie nur von Katzen gefunden werden können, wenn sie schon einmal ein paar Schritte Ausgang zugebilligt bekommen. Natürlich viel zu wenig Auslauf für freiheitsliebende Lebewesen, die noch ein Gespür für natürliche Vorgänge haben, aber so sind halt oftmals die Tierhalter: Sie schließen aus ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen darauf, was dem jeweiligen, vierbeinigen Familienmitglied zugestanden wird. Leute denkt bitte daran: „Der Köter muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“! Wenn Ihr also etwas Euren Hausgenossen etwas Gutes tun wollt, denkt nicht daran was Euch Spaß bereiten würde, sondern Euren Katzen und Hunden. Wir Tiere sind zudem nicht gerne betrunken und deshalb sind so Dinge wie Eierlikör oder Schnapsbohnen absolutes „No Go“, wie man das heutzutage so gerne ausdrückt. Ein echter Pfälzer würde einfach „ hirnrissiger Blödsinn“ sagen.

      Nachdem ich immer noch meine erbeutete Ratte mitführe, ist der nächste Weg nun mal zu Josef, der nur einige Häuser vom Obstgeschäft Friedrich seine Metzgerei hat. Bereits in der Einfahrt kann ich hören dass er in der Küche sein muss. Offensichtlich führt er Selbstgespräche, denn kein anderes Lebewesen kann ich im Raum atmen oder schnaufen hören. Ratte ablegen, laut miauen und nochmals ein kurzes Miau und schon öffnet sich die Küchentüre. Josef strahlt über beide Backen und ruft laut, damit es auch in den Schlafräumen des 1.Stockes zu hören ist: „Gerdalein, mein Goldengel, unser Freund, der Kater Coon ist da und hat Dir ein besonderes Geschenk mitgebracht. Soll ich es Dir nachher ausnehmen, ausbeinen und anbraten“? Eine kurze Zeit dauert es, dann öffnet sich ein Schlafzimmerfenster zur Einfahrt herunter und „Gerdalein“ ruft mit hochrotem Kopf barsch herunter: „Ihr beiden Mannsbilder könnt ruhig unter Euch bleiben. Ich bleibe hier droben, bis die Ratte die da unten auf dem Boden liegt verschwunden ist. Bitte erkläre doch Deinem Katerfreund, dass er nichts mehr mitbringen soll! Du behauptest ja immer dass er jedes Wort versteht und viel schlauer ist als ich. Dann kannst Du ihm ja sagen ich mag ihn, aber bitte keine Ratten und Mäuse mehr mitbringen, ich ekele mich einfach davor. Ich lege mich jetzt wieder hin, in zwei Stunden kannst Du Dich ja mal wieder melden“! Dann wird das Fenster von Gerda heftig geschlossen und Josef lacht schallend dass man es durchs ganze Haus hört: „Ist Sie nicht einsame Spitze, meine Kleine, schon so alt und immer noch so ein Temperament. Man muss sie doch einfach lieb haben. Komm herein Coon, ich bin gerade am Zeitungslesen und habe deshalb die ganze Zeit schon lachen müssen: Ein 65-jähriger Mann aus Baden-Württemberg ist mit seinem 250.000 Euro teueren Ferrari, dieses Wochenende in Bayern unterwegs gewesen. In der Nähe von Bayreuth hat er für 130 Euro getankt, aber die Rechnung nicht bezahlt und ist einfach davongebraust. Nachdem es dann der Polizei gelungen ist das Fahrzeug und den Fahrer zu stoppen, hat man natürlich Ermittlungen angestellt. Dabei ist herausgekommen, dass der Mann seinen Ferrari überhaupt nicht versichert hat. Was jedoch noch schlimmer war, der 65-jähige wurde mit Haftbefehl gesucht: Er hatte eine Geldstrafe von 10 Euro, - kein Witz – 10 Euro – nicht bezahlt. Eine Bekannte von ihm, die in Niedersachsen wohnt musste dann bei der dortigen Polizeidienststelle vorbeigehen und diese 10 Euro bezahlen. Erst dann wurde der Autofahrer wieder auf freien Fuß gesetzt. Sein Auto wurde jedoch abgeschleppt und er wird sich mit den Anzeigen wegen Betrugs, weil er ja die Tankrechnung nicht bezahlt hat und wegen Fahrens ohne Versicherungsschutz verantworten müssen“. Josef grinst und meint: „Der müsste meines Erachtens jeden Tag 20 Liter Wasser trinken“. Als ich ihn fragend ansehe meint er trocken: „Das ist die Tagesration an Wasser für ein Kamel erster Güte“! Er lacht hell auf und ich miaue begeistert.

      Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, meint Josef: „Jetzt muss ich mal für mein zweibeiniges Kätzchen Deine Ratten-Währung in Sicherheit bringen, sonst kommt sie den ganzen Tag nicht mehr herunter und ich kann mein kleines Energiebündelchen nicht mehr ärgern. Gerade heute wäre das eigentlich schade, denn ich bin besonders gut drauf und mag es einfach sie von Zeit zu Zeit so anzuheizen, dass sie wie eine Rakete abhebt. Ich glaube es kommt bald der Frühling“. Ich nicke dazu, denn das hoffe ich ebenfalls – auch im Hinblick auf den Wunsch bald wieder einmal an meinen geliebten Hyazinthenblüten riechen zu dürfen. Josef kehrt rasch von der Rattenentsorgung zurück und während er Essen zubereitet, erzählt er mir etwas über Zahlungsmittel: „Seit Jahrtausenden haben die Menschen nach Möglichkeiten gesucht Waren die benötigt wurden gegen andere übrige Ware die man hatte, einzutauschen. Fleisch und Getreide für Handwerkerleistungen, Obst gegen Fisch und vieles andere mehr. So wurde bis 1936 auf den Färöer-Inseln mit Schaffellen als Währungsersatz Handel betrieben. Tierfelle wurden gegerbt und haltbar gemacht, was zu guten Transportmöglichkeiten geführt hat. Als Beispiel will ich Biberfelle anführen, die so stark nachgefragt wurden, dass die europäischen Biber, im 16. Jahrhundert, kurz vor dem Aussterben waren und immer höhere Preise für die Felle bezahlt werden mussten. Um reich zu werden sind dann viele Europäer nach Nordamerika ausgewandert, um Jäger- und Fallensteller zu werden, oder einen schwunghaften Fellhandel zu betreiben. Die in Kanada aufgekauften Biberfelle brachten nach dem Transport nach Europa, bis zum 20-fachen der Einkaufspreise ein.

      Eine andere Währung war über die Jahrhunderte das Salz, das Nahrung schmackhaft und haltbar machen konnte. Bei den Inuit in Alaska waren die anerkannten Geldersatzwährungen der Angelhaken oder auch besonders gut gearbeitete Harpunen.

      Muscheln und Schneckengehäuse gab es bis Anfang des 20.Jahrhunderts in der Südsee, in Teilen Afrikas, Asiens und Ozeaniens. In einigen Ländern Afrikas, mit instabiler Landeswährung werden sogar heute noch, als Ersatzwährung Kronkorken von Glasflaschen genommen.

      Im Aztektenreich gab es Kakaobohnen als Währung. 4 Kakaobohnen kostete um das Jahr 1200 n. Chr., ein schöner Kürbis. Für einen Sklaven mussten dann 100 Bohnen bezahlt werden. Aber zu allen Zeiten wurden auch Fälschungsversuche unternommen. Auch im Aztekenreich hat man die Kakaowährung gefälscht, indem normale Bohnen ins Wasser gelegt wurden, bis sie aufgequollen sind. Dann wurden sie wie die edelsten Kakaosorten in den rötlichen oder aschgrauen Farbton eingefärbt und damit ein lukrativer Handel betrieben.

      Deine Währung sind Ratten und Mäuse, die Du vorbeibringst. Aber Du hast schon so viel davon gebracht, dass Dein Essen bei uns für alle Zeiten bezahlt ist und wir immer tiefer in die Schulden kommen, wenn Du noch mehr davon vorbeibringst. Das ist für meinen kleinen Schatz, die Gerda, eine Belastung, die uns dadurch komplett verschuldet sieht. Siehst Du jetzt das Problem ein, auch wenn Du es gut meinst? Wenn Du eine Maus oder Ratte auf meinem Gelände fängst, kannst Du die immer ungefragt mitnehmen und brauchst uns davon nichts abzugeben, wir erheben darauf weder Lizenzgebühren oder wollen gar einen Anteil an der Beute haben. Gerdalein und ich wissen was für ein hervorragender Jäger Du bist, Du musst uns überhaupt nichts beweisen. Aber bitte, bitte nichts mehr vorbeibringen. Versprochen“? Ich sehe meinem Freund Josef ins Gesicht und auch wenn seine Augen spitzbübisch zu lachen scheinen, und ich an seinem Tonfall einen leichten Hintergedanken verspüre, nicke ich als Zeichen meiner Zustimmung zu diesem Vorschlag. Das ganze besiegele ich mit einem Miau und strecke ihm sogar meine rechte Pfote hin, wie das Menschen machen, die nach Verhandlungen, ihre Zustimmung für ein gemeinsames Geschäft zu tun pflegen. Lachend nimmt er sie vorsichtig in seine Pranken und schüttelt sie leicht.

      Nach diesem feierlichen, per Handschlag besiegelten Vertrag, lacht Josef befreit auf und meint: „Eine tolle Geschichte aus England muss ich Dir noch berichten, solange das Essen noch nicht fertig ist: Eine Fleischversandfirma aus England hat mir getötete, graue Eichhörnchen zum Kauf angeboten. Hintergrund ist: Im 19.Jahrhundert wurden von Nordamerika die grauen Eichhörnchen importiert. Bis zu diesem Zeitpunkt hat es überall in Europa nur die roten Fellträger gegeben, die von Mardern, Eulen und anderen Raubtieren erbeutet wurden. Teils mag dies auch an der roten Signalfarbe liegen, die für Aufmerksamkeit sorgt. Die grauen, eingeschleppten Exemplare sind wesentlich schlechter zu sehen, weshalb sich Beutefänger vor allem auf die roten Eichhörnchen gestürzt haben und es dadurch immer mehr Grauhörnchen