Udo Horst Barsuhn

Coon: Großes Finale


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Wobei: Manfred ist derzeit etwas trainingsfaul. Er kommt nach der Arbeit sehr müde nach Hause und stöhnt nur noch, wie schwer ihm seine Tätigkeiten fallen: „Stell´ Dir mal vor Martina, heute bin ich mitten in der Mitarbeiterbesprechung eingeschlafen. Der Meister hat mich dann später „zur Schnecke“ gemacht und gesagt ich soll gefälligst Abends früher ins Bett gehen, denn ich würde mein Geld schließlich nicht dafür bekommen während der Arbeitszeit zu schlafen“. Martina grummelt ebenfalls: „Heute haben mich in den Geschäften einige Leute angesprochen ob die Vorkommnisse beim Tierarzt der Wahrheit entsprechen und ob wir wirklich versucht haben unseren Kater kastrieren zu lassen. Einige Kunden haben mich kaum noch gegrüßt, andere haben mir angeboten Coon zu kaufen, wenn ich noch nicht einmal mit einer Katze umgehen kann. Ich bin zwar nicht müde, aber zornig und ich kann meine Wut nicht abreagieren. Ich vermute die Hilfskräfte des Tierarztes haben die Geschichte überall herumerzählt“.

      Ich verhalte mich ganz still. Wenn die beiden netter zu mir gewesen wären, hätte ich ihnen jetzt geholfen: Die Medizinflasche in der sich jetzt meine Schlaftabletten befinden, hätte ich auf den Boden fallen lassen und dafür gesorgt, daß die Flasche zertrümmert liegenbleibt. Möglicherweise hätte ich sogar die ganze Flasche einfach mitgenommen und in einen Abfalleimer auf dem Marktplatz entsorgt. Die Tablettenflasche zu öffnen und den Inhalt einfach in die Toilette zu schütten und mit dem Hebel die ganze Mixtur verschwinden zu lassen, wäre eine weitere Option gewesen, dann hätte noch nicht einmal aufgekehrt werden müssen und Manfred wäre nur erstaunt gewesen, keine Tabletten mehr im Glaskorpus vorzufinden. Insgesamt betrachtet eigentlich die sanfteste und rascheste Methode der ständigen Müdigkeit Einhalt zu gebieten. Manfred hätte sich dann neue Medikamente verschreiben lassen, die für seine Krankheit bestimmt sind. Bei Martina wäre ich sogar noch einen Schritt weitergegangen, weil sie in letzter Zeit, bis auf meinen Abtransport zum Tierarzt eigentlich sehr nett und zuvorkommend gewesen war und hätte spezielle Meditationsübungen in die Wege geleitet: Schon wenige, tägliche Minuten reichen aus um hervorragende Ergebnisse zu erzielen: Kleine, gedankliche Reisen zu den angenehmen Dingen die wir schon erlebt haben: Eine besonders geformte Blüte, ein erfrischender Duft, eine Musik die wir mögen, ein Bild im Museum, eine Stadt, ein Cafe´ oder einen schönen Film. Durch das gedankliche Hervorrufen freudiger Ereignisse sind wir schon innerhalb kürzester Zeit positiver gestimmt. Auch Lachen – selbst wenn nur die Mundwinkel verzogen werden hilft schon. Dann halten wir diese tollen Gedanken fest und erfreuen uns daran. Innerlich können wir unserem Atem spontan eine Farbe geben und durch den Körper, bis zu den Fingerspitzen und der Kopfhaut senden. Ein frisches Grün um Herzfunktionen zu stärken, ein Blau für den Halsbereich, oder ein wundervolles Rot für den Becken- und Geschlechtsorganbereich. Frische Luft wird tief eingesogen, am besten im Freien, in der Nähe von Bäumen und anderen Pflanzen. Jetzt die Luft durch den Körper schicken und beim ausatmen eine andere Farbe geben, denn schlechte Luft wird jetzt aus dem Körper entfernt. Grautöne, schmierige Farben oder ein Umbra wären dafür zu empfehlen. Einige Minuten lang, den warmen, farbigen Atem durch den Körper schicken, frische, angenehm duftende Luft wird von der Lunge wieder eingesaugt und kann dann rot, orange, blau oder hellgrün von der Lunge zum Kopf und den Lungenflügeln geschickt werden. Ruhiges, tiefes Atmen und diese Übungen täglich wiederholen. Bereits nach wenigen Tagen ist eine Entspannung feststellbar, was sogar Tests in Universitätskliniken bestätigt haben. Der Blutdruck wird genauso verbessert wie das allgemeine Wohlbefinden.

      Leider kann ich meinen beiden Sorgenkindern derzeit solche Hilfstechniken nicht anbieten, denn sie sind viel zu sehr mit sich selbst und ihren Sorgen beschäftigt und denken nicht an das Leid und Elend das sie mir angedeihen lassen wollten und schon in Auftrag gegeben hatten. Die beiden glauben nur die ganze Welt hätte sich gegen sie verschworen und akzeptieren nicht, daß sie schlichtweg „Mist gebaut“ haben (Erläuterung Coon: „Mist baut jemand“, der durch seine Aktionen ein so schlechtes Ergebnis bekommt, daß die Arbeit nur noch weggeworfen werden kann. Andere Pfälzer Ausdrücke für einen solchen Vorgang: „Das kannst Du den Hasen geben“, oder auch: „Das war für die Katz´“. Die beiden können froh sein, daß ich mich nicht so räche wie ein Hund in Israel, von dem ich gelesen habe. Auf einer Überwachungskamera ist genau zu sehen wie der Hund immer wieder mit einem Feuerzeug spielt und plötzlich alles in Flammen steht. Das Feuer hat dann auf das ganze Wohnhaus übergegriffen und großen Schaden angerichtet. Einige Menschen wurden dabei sogar leicht verletzt. Was dabei aus dem „Hot Dog“ geworden ist, stand dann allerdings nicht mehr im Artikel. Wahrscheinlich hat er dazu vor Begeisterung über seine Tat gebellt und geheult, wie einst Kaiser Nero als Rom gebrannt hat. Doch mit einem solchen Vorgehen würde ich zu große Gefahren für alle produzieren und das mache ich – bei aller Wut über meine beiden – trotzdem nicht, denn eine gewisse Würde sollte man doch beibehalten und nicht nach einem Sprichwort aus Abessinien handeln: „Oh Lamm, wenn ich dich nicht fresse, so frisst du mich“, sagt die Hyäne!

      Ich bin dann zu meinem Freund Horst, in der 4. Querstraße gegangen. Der Name „Horst“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie „Unterholz“ oder auch „Mann aus dem Wald“. Manchmal wirkt mein Freund Horst wirklich so rustikal als hätte er eben noch Bäume gefällt und würde jetzt durch den Wald stapfen um weitere Arbeiten zu erledigen. Die Musik höre ich schon von draußen und auch ein verräterischer Duft nach Backofenhandling dringt nach draußen. Auf mein kräftiges Miauen wird die Musik leiser gedreht und dann rasch die Haustüre geöffnet, wo sich Horst lachend entschuldigt: Schallplattenaufnahme der Gruppe „ The Doors“, „Absolutely Live“, mit Jim Morrison als hauptsächlichem Sänger, Ray Manzarek, Bass und Vocal, Robbie Krieger mit seiner Gitarre und John Densmore am Schlagzeug. Die Aufnahmen entstanden ausschließlich auf der Tournee durch die USA, zwischen August 1969 und Juni 1970. Sie zeigen wie stark die Truppe live spielen konnte, ohne die heutigen technischen Möglichkeiten.

      Während im Hintergrund die Schallplattenaufnahmen weiterlaufen, kontrolliert Horst kurz den Backofeninhalt und ist damit sichtlich zufrieden: „Noch eine Viertelstunde Großer, dann können wir beiden „schnabulieren“ (Coon: So sagen einige Leute in der Pfalz zu „Essen genießen“).

      Dann setzt sich Horst an den Tisch und bekennt lachend: „Schade, daß Du mir die Geschichte in der Tierarztpraxis nicht aus erster Hand erzählen kannst. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt was ich gehört habe, wie du den Burschen herumgejagt hast und der beim Fluchtversuch an die geöffnete Türe geknallt ist, dann war das schon eine Supershow“! Ich nicke dazu und bekräftige die Darstellung mit einem Miau. Dann schaut Horst auf einen Illustriertenartikel in dem sich mit der Elektromobilität auseinandergesetzt wird. „Coon, stelle dir mal unser heutiges Energieproblem vor: Dieselfahrzeuge erhalten Stadtverbote. Diejenigen die die Manipulationen veranlasst haben gehen straffrei aus und die eigentlichen Opfer, die Autokäufer, lässt man mit ihren Problemen allein. „Ganz schlaue Leute“, das meine ich natürlich in Anführungszeichen, setzen jetzt total auf Elektromobilität, ohne zu berücksichtigen, daß die Bereitstellung dieser Energieform, erst von einem anderen Energieträger umgewandelt werden muss, denn laut Energieerhaltungssatz kann Energie weder erzeugt, noch vernichtet werden, sondern jeweils immer nur von einer Energieform in eine andere umgewandelt werden. Einige städtische Verkehrsbetriebe haben schon ausgerechnet, daß für einen völligen Ersatz ihrer bisherigen Beförderungsfahrzeuge ein Kraftwerk für eine kleine Stadt erforderlich ist – und das sind nur die Verkehrsbetriebe, die privaten und geschäftlichen Nutzer von Fahrzeugen sind noch nicht eingerechnet. Alles wird mal wieder auf eine Karte gesetzt und als „alternativlos“ dargestellt, dabei gibt es schon längst wirklich hilfreiche Alternativen, die aber nicht genommen werden, weil sie den maßgeblichen Personen und Firmen nicht genügend Gewinne einbringt. Das Gemeinwohl und beste für die Umwelt wird mal wieder übersehen: Meines Erachtens wäre der Einsatz von mehr Erdgasfahrzeugen sehr hilfreich. Die Gesamtkosten sind im Vergleich zu den bisherigen Fahrzeugkosten auf gleichem Niveau. Es werden deutlich weniger Stickoxide und Feinstaub produziert und die CO2-Belastung ist um 35% geringer. Wenn man dann noch Biomethan einsetzt, fährt man praktisch ohne CO2-Belastung: Biomethan kann aus Resten von Abfällen, Fäkalien oder Stroh hergestellt werden. Allein in Deutschland wäre mindestens eine Kapazitätsherstellung vorhanden um 6 bis 7 Millionen Fahrzeuge jährlich mit Energie zu versorgen. Nimmt man auch noch Gülle hinzu, sind es weit mehr. Zudem entsteht bei der Herstellung des Biomethans aus Gülle und Fäkalien, ein hochwertiger, fast geruchsloser, biologischer Dünger. Kein zusätzliches