und der Gesundheit gegenwärtiger und auch zukünftiger Generationen“. Ich nicke zustimmend zu den Ausführungen von Horst, aber fürchte, daß mal wieder die Optimierungsbestrebungen Einzelner, in Bezug auf ihren Geldbeutel, Vorrang haben werden vor dem Allgemeinwohl.
Wie typisch der eigene Nutzen gegenüber allgemeinen Regeln ist, sieht man auch an einem Vorkommnis, das sich in der Stadt Heidelberg, die übrigens ebenfalls zur Kurpfalz gehört, ereignet hat: Ein Taxifahrer hat einen Streit mit einem Parkplatzwächter bekommen, der moniert hat, daß die Maximalparkdauer des Taxis überschritten war. Daraufhin hat der Taxifahrer zunächst den Wächter beschimpft und die Auseinandersetzung eskalierte als der Taxifahrer mit den Fäusten auf den Parkplatzwächter losgegangen ist. Der ist weggerannt und hat Hilfe herbeigerufen. Daraufhin hat dann der Taxifahrer Steine vom Boden aufgelesen und dem flüchtenden Wächter nachgeworfen. Als mehrere Zeugen auf die Situation aufmerksam wurden und dem Parkplatzwächter zur Hilfe eilten, ist der Taxifahrer mit seinem Fahrzeug weggebraust. Die Zeugen haben sich die Autonummer des Taxis aufgeschrieben, dadurch konnte die Identität des rabiaten Taxifahrers festgestellt werden. Sein 22 jähriges Wachmann-Opfer blieb zum Glück unverletzt. Horst hat nur mit dem Kopf geschüttelt, als er mir diese Geschichte vorliest und dann gebrummelt: „Und wir behaupten immer von uns, wir seien die Krone der Schöpfung“!
Dann ist das Essen gar. Es gibt für Horst Bratkartoffeln, geschwenkt in Rosmarin, etwas Salbei und Thymianblättern. Dazwischen einige süße, violette Zwiebelringe und halbierte Tomaten. Aus dem Backofen holt er dann noch ein Tomahawk-Steak Dry Aged, knusprig von allen Seiten angebraten und danach im Backofen fertig gegart. Als Horst die Teller richtet, hat er für mich nur Fleisch angehäuft: Dieses spezielle Rindersteak kommt von der Nordküste Irlands. Die Rinder werden auf saftigen, grünen Weiden, das ganze Jahr, ausschließlich im Freien gehalten. Durch die natürliche Fütterung und den großen Auslauf ist das Fleisch sehr fest und aromatisch. Die gesunde Seeluft tut ein Übriges. Nach der Schlachtung wird das Rind nach einigen Tagen im Kühlhaus, zerteilt. Geeignete Fleischstücke werden jetzt herausgesucht und eine 14-tägige Dry Aged-Reifung vorgenommen. Anschließend hat Metzger Josef die Steaks geschnitten und weitere 7 bis 14 Tage, im Kühlhaus, reifen lassen“.
Ich nicke zu den Erläuterungen und teste den Fleischgeschmack: Freunde, ich kann es wirklich bestätigen: Tolle Fleischqualität, saftig, leicht nussig im Geschmack und es zergeht auf der Zunge. Nach dem Essen haben sich Horst und ich noch etwas ausgeruht, bevor ich mich auf meine Reise durch mein Revier gemacht habe. Horst höre ich mir noch nachrufen: „Coon, kannst ruhig öfters kommen. Verhungern wirst du bei mir nicht“! Wie gut es doch tut bei Freunden immer eine offene Türe vorzufinden.
Kältere Tage folgen. In unserer Gegend ist der Schnee schon längst wieder weggeschmolzen, während er in höheren Lagen noch deutlich zu erkennen ist. Dort haben auch die Waldtiere eine besondere Situation, denn teilweise muß unter der Schneedecke, durch den Frostboden gegraben werden, um an Wurzeln oder anderes Essbare heranzukommen. Für die robusten Wildschweine kein großes Problem. Auch der Fuchs, der stets aufmerksam herumschleicht wird seine Beute finden und Rehwild verbeißt bei extremen Klimagegebenheiten die Baumtriebe, die schon Saft und Kraft besitzen. Die weichen Wollhaare sind ähnlich einer Thermounterwäsche und verhindern zusätzlich ein zu rasches Abkühlen des Körpers. Die Winterhaare sind innen hohl und sorgen so für eine zusätzliche Isolationsschicht. Allerdings haben die Rehböcke im Herbst ihre Gehörne abgestoßen und für den Neuaufbau wird verstärkt Energie und somit Nahrung benötigt.
Stieglitzschwärme flattern umher und informieren sich gegenseitig über zahlreiche Hecken und Disteln, die noch genügend Schutz und Samen anbieten. Besonders kleine Vogelarten zwängen sich auf Zweigen und Ästen zusammen und erwärmen sich so gegenseitig.
Mäuse brauchen schon im Sommer viel Nahrung und teilweise haben sie sich auch rechtzeitig einige Vorräte aus Nüssen, Eicheln und anderen Pflanzensamen in Verstecken, für den Winter angelegt. Bei lang anhaltendem Frost achtet die Maus trotzdem darauf auch neue Nahrungsquellen zu erschließen. Übrigens sehr zur Freude von Eulen und Füchsen, die ja auch etwas zwischen die Zähne bekommen müssen um zu überleben. Kranke und schwache Mäuse sind dabei oft die ersten Opfer der Raubtiere. Nimmt der Schnee dann überhand, untertunneln die Mäuse den hohen Schnee und können nicht mehr gefangen werden. Eine Eule, die täglich 7 bis 8 Mäuse im Winter für ihr Überleben benötigt, ist dann gezwungen Jagd auf schwierigere Beute wie Kleinvögel zu machen um nicht selbst zu verhungern. Einzig die Wildschweine haben problemlos weitere Möglichkeiten sich ihre Nahrung zu sichern: Sie gehen direkt in die Gebiete der Menschen, dort finden sie an den Dorfrändern viele Obstwiesen und Kleingärten vor. Fallobst wird noch gefunden und Komposthaufen durchstöbert. Wenn dabei auch noch eine Maus erbeutet wird, grunzen die Schwarzkittel höchst zufrieden. Saftige Pflanzenwurzeln locken selbst unter dem gefrorenen Boden, wenn die Eisdicke nicht zu groß ausfällt. Zudem gibt es auch noch Mülltonnen die nach dem Umwerfen durchgesucht werden können. Eine weitere Essensquelle ist in den kleinen Gartenhäuschen der Hausgärten zu finden, wo oft Äpfel- und Nussvorräte vorhanden sind und jetzt kräftig geplündert werden. Parkanlagen und Schulhöfe bieten immer etwas zum Essen und so sind die robusten Wildschweine auch hier zu finden. Der Winter ist für die Borstenviecher so lukrativ, dass sie jetzt sogar ihre Brunftzeit, die in der Jägersprache „Rauschzeit“ heißt, so richtig ausleben. Heftige Duelle finden statt, wenn stattliche Keiler aufeinandertreffen um in der Nähe der weiblichen Rotten, unliebsame Konkurrenz zu vertreiben. Die gefährlichen, gebogenen Hauer werden eingesetzt um dem Gegner klarzumachen, dass sich hier nur der Hauptakteur mit den Bachen vereinigen wird, um eine neue Ferkel-Generation in Auftrag zu geben. So mancher blutende Nebenbuhler ist abzustrafen und zu vertreiben, bevor der Geschlechtsakt vollzogen werden kann. Staunend sehen andere Tiere, in gehörigem Abstand, dabei zu, denn den wilden, gereizten Keilern sollte man jetzt nicht zu nahe kommen.
Die Meisen überstehen strenge Winternächte indem sie in ihre Nistkästen oder Baumhöhlen fliehen, die bereits während der Brutzeit gute Dienste geleistet hatten. Entenartige Vögel haben sich die Konturfedern eingefettet und verhindern so dass Wasser in das Daunenunterkleid eindringen kann. So verbringen sie, ohne Schaden zu nehmen, die Nacht auf dem Wasser. Vogelarten die sich bis zum Winter an Regenwürmern, Käfern, Asseln und anderen Insekten gütlich getan haben, sind jetzt gezwungen andere Nahrungsquellen wie beispielsweise Samen und Beeren, als Hauptnahrung zu akzeptieren, um nicht dem Hungertod anheim zu fallen.
Bei den Insekten schlagen extreme Wintertemperaturen verschieden stark zu. Während die normalen Honigbienen bereits bei plus 10° C sterben, überleben doch einige im Volk, weil sie sich zusammenballen und kräftig die Flugmuskeln bewegen. Diese Bewegungswärme erhöht die Umgebungstemperatur auf fast 25° C in dem wuselnden Insektenklumpen. Marienkäfer, deren Hauptnahrung Blattläuse sind, halten bis minus 20° C stand, bevor sie erfrieren. Bei ihrer Hauptbeute, den Blattläusen sind schon minus 25° C notwendig bevor sie ihr Leben aushauchen und für Insekten wie beispielsweise den Apfel-Frostspanner wären schon arktische Temperaturen erforderlich um seinen Überwinterungspuppen- Nachwuchs erstarren zu lassen. Die Eier und Puppen von anderen Insektenarten brauchen ebenfalls Temperaturen von unter minus 30° C, bevor ein Erfrieren überhaupt zu befürchten ist. So einen optimalen Schutz haben Marienkäfer, Florfliegen und einige Falterarten nicht, die als ausgewachsene Insekten überwintern. Erwärmt dann die Sonne die Verstecke der Tiere, krabbeln sie kurz heraus und versuchen Nahrung zu finden. Ändert sich das Wetter erneut und es wird wieder frostig, werden diese Insekten durch die Kälte der Luft wieder starr. Diese Lebens- und Starrezeiten können sich mehrfach abwechseln, ohne dass die Insekten verenden. Ganz schön hart im nehmen die kleinen Racker!
Mitte Februar, wechselhaftes Wetter, in der Nacht noch Frost und bei Tage gehen die Temperaturen bis auf plus 10° C hoch. Die Narzissenblätter sind ebenso kräftig gewachsen wie die der Hyazinthen. Doch in diesem Jahr scheinen meine duftenden Lieblingsblumen sehr vorsichtig zu sein und haben kaum Blütenansätze im Pflanzeninnern der Tochterzwiebeln sehen lassen. Ein guter Schutz gegen das Erfrieren. Es macht mir auch nichts aus, wenn die Blüten noch auf sich warten lassen, denn wichtig ist doch nur, dass eine geruchsintensive, lang anhaltende Blütenpracht zustande kommt. Die Borretsch-Keimblätter scheinen auch keine Probleme mit dem Wetter zu haben, denn sie verhalten sich wie standhafte Ritter, die kampfbereit auf der Erde stehen und furchtlos den kommenden Wetterereignissen entgegenstehen. Alles