Mario Klotz

Mao und das Vermächtnis von Atlantis


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Schweiß trat auf Maos Stirn und er wurde Schwindelig, als er sich wieder an das kleine Mädchen erinnerte. Sie war ihm völlig entfallen.

      „Was ist nur mit mir los?“, hauchte der Junge. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und er fühlte sich elend und müde.

      „Waš išt?“, erkundigte sich Bän besorgt.

      „Ich weiß nicht, aber es wird schon wieder!“, beschwichtige der Junge. Er fühlte sich jämmerlich, doch er wollte seinen Freund nicht beunruhigen.

      ‚Wie konnte ich sie nur vergessen?‘, wunderte sich Mao und erwiderte: „Ich finde Ros aber sehr nett!“

      Da ihm noch immer nicht sehr wohl war, bemerkte er nicht, wie sich Bän beleidigt auf die Seite rollte und die Augen verdrehten, während er dachte: ‚Ich hab schon verstanden … !“

      Mao hingegen konnte an Schlaf nicht mehr denken. ‚Was war das bloß für ein Anfall?‘, schoss es ihm durch den Kopf. Aber er hatte keinen blassen Schimmer, was ihn sehr beunruhigte und deshalb dachte er nicht länger darüber nach. Es kamen noch weitere Erinnerungen hoch, während er das nassgeschwitzte Kopfkissen wendete. Nur langsam beruhigte sich sein Körper und die Kopfschmerzen ließen nach.

      Da er lange nicht einschlafen konnte, überdachte er die Ereignisse vom Tag. Dabei nahm er bald ein leises Schnarchen wahr, das von Bän stammte.

      Immer wieder überlegte er: ‚Er versteckt sich dort wo sich alle Zeiten treffen! Was sollte das bedeuten?‘

      Doch all seine Überlegungen blieben ergebnislos. Auch die Engel schlichen durch seine Gedanken.

      Das letzte, was Mao vor seinen geistigen Augen schwebte, war, wie er verträumt in das strahlende Gesicht von Ros geblickt hatte, als sie beide über das Missgeschick von Bän gelacht hatten.

      Dem Jungen überkam dabei ein angenehm warmes Gefühl, das er noch nie gespürt hatte und wünschte sich, dass es nie mehr enden würde. Ihm wurde allmählich bewusst, dass dieses Gefühl immer größer wurde, wenn sich das Mädchen in der Nähe befand. Mit dem Bild der lächelnden Ros und dem warmen Gefühl im Herzen, überkam auch ihn die Müdigkeit und er schlief endlich ein.

      Keiner von ihnen bemerkte das versteckte Lagerfeuer, das sich nicht weit vom Haus entfernt befand. In dicke Decken eingehüllt rieb sich ein Mann seine Handflächen, um sich ein wenig aufzuwärmen. Er kniete vor dem knisternden Flammen, um seinen Körper die Wärme des Feuers zuzuführen. Dabei fiel der Schein der Flamme in sein Gesicht und erhellte die vernarbte Haut und den Spitzbart an seinem Kinn. Sein Blick wich nicht von Jaks Haus ab.

      Der Mann ließ die Schmiede keinen Moment aus den Augen. Er wollte die Spur des Jungen nicht verlieren. Mao war der Schlüssel zu seinem Vorhaben. Der Mann war fest entschlossen und kein Hindernis würde ihn von seinem Ziel abhalten.

      Sie sind weg!

      Obwohl Sem total müde und erschöpft war, konnte er lange nicht einschlafen. Die kräftezehrende Flucht, die schlaflosen Nächte, die Anspannung die in ihnen aufkam und die falsche Verdächtigung des Herzogs gegenüber den Kriegern, zerrten an den Nerven von allen. Es herrschte eine gereizte und gefährliche Stimmung, die den Zusammenhalt unter ihnen brechen könnte. Keiner hatte ein Wort gesprochen, während sie eine geeignete Stelle für die Nacht gesucht hatten, um hier zur Ruhe kommen zu können.

      Sem lag zusammengekauert unter einem Felsvorsprung und hatte seinen selbstgeschnitzten Speer in der Hand. Schließlich übermannte den jungen Mann doch die Müdigkeit und er schlief kurz tief und fest, jedoch nicht sehr erholsam. Die Bilder von der letzten Nacht, als sie angegriffen worden waren, kamen ihm unter. Er wälzte sich unruhig hin und her, während er im Traum nochmals seinem Kumpanen zu Hilfe eilen wollte, der es letztendlich jedoch nicht geschafft hatte. Völlig verschwitzt schlug er plötzlich die Augen auf.

      Wo noch zuvor seine Kammeraden gelegen hatten, fiel nun der Schein des Vollmondes auf die gähnende Leere einer Wiese. Sie waren alle verschwunden!

      Er hielt erschrocken den Atem an und lauschte in die Nacht. Es herrschte absolute Ruhe, nur das leise Atmen des Herzogs war zu hören, sehen konnte er ihn jedoch nicht. Langsam und ohne ein Geräusch zu verursachen, kroch er unter dem schützenden Felsen hervor. Seine Umgebung ließ er dabei nicht aus den Augen.

      Ein kalter Windhauch setzte ein und ließ ihn frösteln. Den Speer hatte er fest umklammert. In seinen Kopf kreisten mehrere Gedanken: ‚Was ist geschehen? Wo sind sie alle? Hatte wieder ein Angriff stattgefunden, oder haben sie den Pl…?‘

      Plötzlich wurde er aus seinen Überlegungen gerissen. Er sah zwei Beine lautlos auf sich zukommen. Um wen es sich handelte, konnte er nicht erkennen, da sein Sichtfeld eingeschränkt war. Schlich sich ein Feind an?

      Sofort war er hellwach und seine Finger umklammerten die Waffe. So leise wie möglich versuchte er aus seinem Unterschlupf zu kriechen und bereitete sich auf einen bevorstehenden Kampf vor. Hatte ihn der Unbekannte schon entdeckt, oder war dieser auf dem Weg zu dem Herzog? Konnte er einen Überraschungsangriff starten?

      Sem musste sein weiteres Vorgehen abwiegen und konnte sich nicht rasch entscheiden. Mit ängstlichem Blick konzentrierte er sich auf die Beine. Kamen sie näher, oder schlugen sie eine andere Richtung ein?

      Sein Herz schlug bis zum Hals, er wusste, eine falsche Entscheidung brachte ihm den Tod.

      Mit Entsetzen stellte er fest, dass der Unbekannte genau auf ihn zuschritt. Er musste schnellsten aus dem Unterschlupf, sonst hätte sein Gegner ein zu leichtes Spiel, wenn er unter dem Felsen liegenbleiben würde.

      Sem schmiedete gedanklich den Plan, sich aus dem Vorsprung zu rollen und sofort mit dem Speer einen tödlichen Angriff zu wagen. Dies war seine einzige Chance. Doch er durfte nicht zu früh hervorschießen und auf keinen Fall zu spät. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und trieften in seine Augen. Es brannte wie Feuer und verschleierte die Sicht. Dennoch blieb er voll kenzentriert, er wollte den Augenblick seines Angriffs nicht verpassen.

      Min hatte ihm einmal geschildert, dass man in solchen Situationen den Angriff immer zu früh beginnt und somit die Chance auf einen Erfolg zunichte macht. Deshalb sollte man zu dem Zeitpunkt, an dem man den Angriff starten möchte, nochmals bis drei zählen, um schließlich schnell und entschlossen sein Vorhaben durchziehen und nicht mehr zögern. Genau daran wollte sich Sem nun halten.

      Sein Herz hämmerte wie verrückt und pumpte sein Adrenalin durch seinen Körper. Nun war die Entscheidung über Tod oder Leben gekommen!

      Seine Augen brannten und er sah die Beine nur noch verschwommen, dennoch beschloss er, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist und begann innerlich zu zählen.

      Gerade in dem Moment, als er aus seinem Versteck hechten wollte, hörte er eine vertraute Stimme leise hauchen.

      „Sem!“, flüsterte Min.

      Der junge Mann atmete einmal tief durch, als ihm bewusst wurde, dass er fast seinen Hauptmann attackiert hätte.

      Er schlug eine Rolle und gelangte so unter dem Felsvorsprung hervor. Wischte sich mit seinem Ärmel den Schweiß aus den Augen und erhob sich.

      Erleichtert lächelte er Min an und wollte ihm leise schildern, was er eben fast getan hätte. Doch der Hauptmann schnitt ihm das Wort ab und wollte ihm etwas berichten. Genau in diesem Moment erwachte jedoch auch der Herzog.

      „Aufwachen!“, befahl Min und seine Stimme klang aufgewühlt, als er hinzufügte: „Sie sind weg! Sie haben uns alle im Stich gelassen!“

      „Was?“, rief der Herzog noch halbverschlafen.

      „Seien Sie leise!“, fuhr Min ihn an, drehte sich zu Sem und nickte ihm unauffällig zu.

      Ein Engel des Todes

      Sein Kopf dröhnte höllisch, als Nummer 23 zu sich kam. Er spürte, dass er auf einem harten Boden lag. Reflexartig griff er sich auf die Stirn und bemerkte, dass er seine Maske aufhatte. Langsam