Mario Klotz

Mao und das Vermächtnis von Atlantis


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hielt. Genau in dem Moment, als er sich seiner Maske entledigen wollte, hörte er eine sanfte Frauenstimme: „Nimm die Maske auf keinen Fall ab!“

      Obwohl er noch nicht ganz bei Sinnen war, befolgte er den Befehl. Langsam tauchte in seiner Erinnerung das geheime Treffen auf. ‚Sie haben mich betäubt! Aber warum? Haben sie mich hintergangen?‘, schoss es ihm ängstlich durch seine Gedanken, doch er konnte und wollte es nicht glauben.

      ‚Es gibt einen guten Grund, warum sie das getan haben!‘, versuchte er sich einzureden, aber er wusste nicht, welcher das sein könnte.

      „Trink!“, kam ein weiterer Befehl von derselben Stimme.

      Je mehr er zu sich kam, desto geringer waren die Schmerzen, und auch das Licht brannte nichtmehr so in den Augen. Vorsichtig blinzelte er und erkannte vor sich auf dem Boden eine weitere Schale. Ohne zu zögern griff er beherzt zu und trankt. Dieses Mal war es der Trank, den er die ganze Zeit begehrt hatte. Mit ihm verschwand der Rest seines dumpfen Gefühls aus seinem Körper und er verspürte neue Energie. Er fühlte sich mächtiger als jemals zuvor in seinem Leben. Mit einem Satz sprang er auf die Beine und spannte all seine Muskeln an, und legte den Kopf in den Nacken.

      Er dachte anfangs, dass er sich noch immer in der Hütte befand, doch jetzt erfasste er, dass dies nicht der Fall war. ‚Wo bin ich?‘, fragte er sich und hob seinen Blick. Vor ihm stand ein Engel. Die Maske und dessen Aura wirkten mächtig und angsteinflößend auf ihn. Bei genauerer Betrachtung erkannte er, dass sich eine Frau unter der Aufmachung verbarg. Es war ihre Stimme, die ihm die Befehle erteilt hat.

      Anfangs wagte er nicht, sich umzusehen, doch seine Neugier war stärker. Er bemerkte, dass sie sich auf einem runden, halbhohen Podest befanden, das Stufenförmig nach unten führte. Ein Stück entfernt sah er mächtige purpurne Throne, die sich in regelmäßigen Abständen rund um ihn befanden. Darauf saßen weitere Engel, die ihre Blicke auf ihn gerichtet hielten. Ihre Gesichter waren von den Engelsmasken verdeckt und sie trugen schwarze Kutten mit tiefliegenden Kapuzen. Es war unmöglich zu erkennen, wer darunter steckte.

      Hinter ihnen befanden sich verschnörkelte Säulen. Darauf hingen große Fackeln, die den Raum erhellten. Dahinter erspähte er hunderte, wenn nicht tausende dichtstehende Engel, die alle ruhig dastanden und zu ihm hochstarrten. Die Halle, in der sie er sich befand, musste gigantisch groß sein.

      Reflexartig kniete er sich nieder, als die raue Stimme erklang, die er bereits aus der Hütte kannte: „Ich habe dir eine Überraschung versprochen. Deine Zeit ist gekommen! Leider bist du noch nicht soweit, dass du die Wege zu unsere heilige Räume alleine betreten darfst und deshalb mussten wir dich auf diesem Wege hierherbringen. Dennoch wurdest du auserkoren, um in einen höheren Rang emporzukommen. Du bist bereit dafür!

      Deine Nummer hast du ab nun durch deine Verdienste hinter dich gelassen. Nur noch eine Prüfung wartet auf dich und du wirst aufsteigen … aufsteigen zu einem Engel des Todes!“

      Ein atemberaubendes Gefühl breitete sich in ihm aus, als die anderen Engel, die sie umgaben, zu einem leisen, unheimlichen Gesang ansetzten.

      „Schwörst du weiterhin Treue und den Engeln zu dienen?“, forderte die Stimme.

      „Ich schwöre, ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt! Über die Engel zu wachen und jeden zu eliminieren, der sich der Organisation in den Weg stellt!“, schrie er über den Gesang hinweg.

      „Das ist euer Stichwort!“, hörte er die raue Stimme und wusste nicht, von wo sie kam.

      Dafür entdeckte er zwei Engel hinter sich, die über eine Treppe zu ihnen empor kamen. Eine Gestalt in einer weißen Kutte stand zwischen ihnen und versuchte sich aus ihrer Umklammerung zu befreien. Sie zerrte und windete sich, doch die beiden hielten sie eisern fest und beförderten sie näher zu ihm. Wer die gefangene Person war, konnte er nicht erkennen, da sie ebenfalls eine Engelsmaske trug und die Kapuze tief in das Gesicht gezogen hatte.

      Nur wenige Schritte vor ihm blieben sie stehen. Er konnte ein Wimmern unter der Maske hören.

      ‚Was soll das?‘, wunderte er sich und bemerkte, dass die Hände des Gefangenen hinter dem Rücken gefesselt waren.

      Einer der Engel riss die Kapuze herunter, während der andere die Maske entfernte. Das Gesicht einer jungen Frau zum Vorschein.

      Nummer 23 konnte es nicht fassen. Sein Herzschlag wurde schneller und er begann zu schwitzen. ‚Was wird hier gespielt?‘, dachte er, als er bemerkte, dass er die Frau kannte. Es handelte sich um das Mädchen, in das er einst verliebt war. Voll Sorge starrte er auf ihr ängstliches Gesicht und sah den Knebel in ihrem Mund.

      ‚Was zum Teufel haben sie mit Üna gemacht? Warum ist sie hier? Was wird hier gespielt?‘, schossen all diese Fragen gleichzeitig durch seinen Kopf.

      „Dies ist eine Verräterin. Sie hat ihren Eid gebrochen und wollte uns auffliegen lassen. Doch sie wusste nicht, dass der Inspektor auf unserer Seite steht und er hat uns gewarnt. Deshalb konnten wir sofort handeln. Nun liegt es in deiner Hand, was mit diesem Abschaum passiert!“, hörte er die raue Stimme.

      Was sollte er unternehmen? Er wusste, was von ihm gefordert wurde, doch das konnte er nicht tun! Er hatte schon mehrmals getötet, doch noch nie jemanden, den er zuvor gekannt hatte!

      Verwirrt sah er in die ängstlichen Augen von Üna. Sie blickte ihn flehend an, als plötzlich die Frau hinter ihm näher schritt und einen goldenen Dolch unter ihrer Kutte hervorholte und ihm entgegen hielt. Was nun?

      Verwünschung von Cea

      Erschrocken fuhr Lex herum. Wer hatte die Hand auf seine Schulter gelegt?

      Mit einem lauten Seufzer der Erleichterung, blickte er in das Gesicht von Osa. Wie immer war dieser stockbetrunken und wackelig auf den Beinen. Lex fand den Piraten sehr amüsant, vor allem deshalb, da sehr viele Geschichten von ihm im Umlauf waren. Osa war der Navigator und Steuermann des Schiffs und es hieß, er habe noch nie ein Ziel verfehlt. Außer einmal, als er nüchtern war.

      Lex kennt ihn jedoch nur im betrunkenen Zustand. Niemand weiß, wo er seine Vorräte versteckt hielt, doch es scheint, als habe er immer genug in der Hinterhand.

      Es wird erzählt, dass einmal ein Mann von der Crew sein Versteck aufgespürt und geplündert hat. Es dauerte nicht lange bis Osa dahinter gekommen war, um wen es sich dabei gehandelt hatte, und seit diesem Zeitpunkt fehlte von diesem Piraten jede Spur.

      „Na Jungs, brechen wir auf und trinken etwas in einer Kneipe?“, fragte er die beiden.

      „Würden wir gerne, Osa! Aber wir müssen Wache halten. Befehl vom Käpt’n!“, antwortete Lex.

      „Ach, hört nicht auf Cuk! Er ist eine alte Landratte geworden. Er sollte wieder einmal nach Tortuga, einen hinter die Binde kippen und sich mit einer Frau vergnügen, dann würde er endlich wieder normal werden. Er macht ein Theater … nur wegen Liebeskummer … wie so eine Bilgratte die noch nie einen ordentlichen Donnerbräu getrunken hat.“, lallte der Steuermann.

      „Liebeskummer?“, wunderte sich Kim.

      „Wisst ihr das nicht? Der Käpt‘n wurde von Cea verwünscht. Soweit ich weiß, lernte er sie vor kurzer Zeit kennen. Die Frau hat sich angeblich sofort in Cuk verliebt, doch er hatte sie eiskalt abblitzen lassen. Sie war jedoch von der Idee besessen, ihn für sich zu gewinnen und drängte sich ihm regelrecht auf. Doch je mehr sie versuchte sein Herz zu erobern, desto unbeliebter machte sie sich bei ihm. Es führte soweit, dass er die Frau letztendlich richtig hasste.

      Ihr Herz war gebrochen, doch die Liebe für ihn war unsterblich und deshalb suchte sie nach einer Lösung. Irgendwie hatte sie es geschafft, einen Trank in die Hände zu bekommen, der die Gefühle eines Menschen nicht nur beeinflussen, sondern sie ins Gegenteil verändern konnte. Dies bedeutete, dass er die Frau, die er am meisten verachtete, plötzlich über alles lieben würde. Sie schaffte es, ihm den Trank unterzujubeln und hoffte, dass so ihre Herzensträume endlich in Erfüllung gehen würden. Doch das Schicksal spielte anders.

      Es gibt nämlich noch