Mario Klotz

Mao und das Vermächtnis von Atlantis


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      „Du meinst doch nicht etwa Morana!?!“, unterbrach Kim.

      „Doch!“, sprach der Steuermann. Eine übel riechende Fahne entstieg aus seinem Mund, die den beiden die Luft raubte. Dennoch hingen sie an seinen Lippen, als er weiter erzählte: „Sie hatte sich mit dem Käpt‘n total zerstritten, obwohl man munkelte, dass sie einmal ein Liebespaar gewesen sein sollten. Dank des Trunks begannen sich seine Gefühle nun für Morana zu ändern und er konnte sich von diesem Tag an auf nichts anderes mehr konzentrieren, als seine, nun heißgeliebte Morana zu finden und ihr Herz zu erobern.

      Da jedoch der Kaiser vor ihren Hexenkräften Angst hat und seine Truppen nach ihr suchen, lebt sie versteckt und keiner weiß, wo sie sich befindet. Und deshalb ist unser Käpt’n zurzeit etwas Matschig hinter seiner Augenklappe.

      Darum sagte ich doch, er soll einen ordentlichen Krog kippen und gut wär‘s. Aber das ist strenggeheim. Unsere Feinde dürfen davon nichts erfahren.“, lallte der Steuermann und wollte den Finger auf die Lippen legen, fuhr sich jedoch in sein Auge. Erschrocken zuckte er zusammen.

      „Aber ich habe ein Gerücht gehört, dass Morana gefangen und auf die Insel Askarr gebracht wurde.“, erwiderte Kim.

      „Davon weiß ich nichts!“, gab der Steuermann zu, stimmte ein Lied an und torkelte davon.

      „Hast du davon gewusst?“, erkundigte sich Kim.

      „Nein, kein Wort!“, entgegnete Lex nebenbei, doch das war gelogen. Seine Gedanken kreisten über die Frage, ob er seine Sachen aus dem Beiboot gleich mitnehmen sollte. Aber Lex verschob es auf später. Sein Kumpane sollte sie nicht zu Gesicht bekommen.

      „Es handelt sich wohl nur um Seemannsgarn!“, sagte Kim schließlich.

      „So wird es sein!“, antwortete Lex ausweichend und verabschiedete sich.

      Kurz bevor die Sonne am Horizont zu sehen war, verschwand er zu den anderen unter Deck und legte sich in seine Hängematte.

      Ein Schmerz zuckte durch seine linke Hand. Er spürte, dass der Lederriemen um sein Handgelenk zu fest geschnürt war. Deshalb unternahm er etwas, was er nur selten tat. Der Junge öffnete die Bänder und legte sein Lederarmband ab. Auch auf der anderen Hand öffnete er das Band. und streifte es ab.

      Seit langem blickte er wieder einmal auf seinen Handrücken und starrte verächtlich auf die Narben, die darauf zum Vorschein kamen. Wie er sie hasste! Dennoch ließ er die Armbänder für kurze Zeit weg und drehte sich auf die Seite. Das erste was er am nächsten Morgen tun würde, war seine Narben wieder zu verbergen.

      Dabei kreiste nochmals die Erzählung von Cea durch seinen Kopf und Lex dachte: ‚Geschickt eingefädelt!‘

      Der geheimnisvolle Unbekannte

      Suu hatte schreckliche Albträume durchlebt und sich geschworen, das Buch nicht weiter zu lesen. Die Stelle, an der sie aufgehört hatte zu lesen, war sehr furchteinflößend und unheimlich. Aber letztendlich stimmte sie ihre Neugier wieder um und sie griff erneut zum Buch.

      Am Tag fand sie es auch nicht mehr so gruselig wie in der Nacht. Deshalb öffnete sie den Tentakelverschluss und dachte sich: ‚Sollte wieder etwas Furchteinflößendes geschehen, lese ich einfach drüber!‘ Und mit diesem Vorsatz versank sie wieder in der Geschichte:

       Noch in derselben Nacht wurden alle anderen, die sich auf der Insel Scarlett befanden, und nichts von dem Vorfall mitbekommen hatten, informiert. Nur der betrunkene Diener war nicht auffindbar. Sonst hatte sich nichts erwähnenswerte ereignet. Außer dass der Schatzsucher sich Kil vorgeknöpft hatte, als er ihn wenig später allein angetroffen hat.

      

       Nur wenige hatten von diesem Vorfall etwas mitbekommen. In seiner vollen Größe hatte sich der charaktervolle Schatzsucher vor den Sekretär hingestellt. Als dieser vorbei wollte, hatte er ihn zurückgehalten.

      

       „Was willst du?“, hatte sich Kil erkundigt.

      

       „Du verrätst mir, wo sich der Baron aufhält!“, verlangte der Schatzsucher zu erfahren.

      

       „Nein, das ist mein Geheimnis!“, erwiderte Kil. Voll Zorn krallten sich die Finger von Jig in die Kleidung seines Gegenübers und schlug ihn wuchtig gegen die Wand.

      

       „Ich höre!“, forderte der Schatzsucher ihn auf und warf das blonde Haar zurück. Doch der Sekretär schüttelte verneinend den Kopf: „Ich sag kein Wort, der Baron vertraut ohnehin nur mir!“

      

       Da reichte es Jig. Mit geballter Faust erhob er drohend seinen Arm und gab ihm noch eine letzte Möglichkeit: „Sag es mir, oder du wirst deinen Mund nie wieder öffnen können!“

      

       Der Sekretär hat versucht sich aus der Umklammerung zu befreien, doch gegen Jig hatte er keine Chance.

      

       Schnell, wie eine Schlange bei ihrem Angriff, sauste die Faust auf das Gesicht von Kil zu. „Nein!“, brüllte dieser, kniff die Augen feige zusammen und drehte sich weg. Doch der Schlag blieb aus.

      

       Als er seine Lider öffnete, erkannte er nur knapp vor seinem Gesicht die gestoppte Hand und begann wie ein kleines Kind zu weinen. „Bitte nicht! Ich kann es nicht!“, versuchte er bettelnd zu erklären.

      

       „Ich rate dir es doch zu tun!“, empfahl ihm der Schatzsucher.

      

       „Nein, du verstehst nicht! Ich kann es nicht, weil ich den Baron noch nie gesehen habe!“, gestand Kil und fuhr fort: „Ich weiß nicht, wo er sich aufhält. Ehrlich! Ich bringe ihm auch nie das Essen oder sonst etwas.“

      

       „Warum erzählst du es dann?“, wollte Jig erfahren.

      

       „Ich . . . ich . . .“, begann der gebrochene Mann zu stammeln: „Ich wollte die anderen eifersüchtig machen. Ich wollte, dass der Baron nur mir vertraut. Ich finde ihn einfach fabelhaft und es stört mich, dass er mir nicht vertraut.“

      

       Jig hat überlegt, ob er dies glauben sollte und entschied sich letztendlich dafür. „Das heißt, niemand hat ihn je gesehen!“, sprach der Schatzsucher mehr zu sich selbst und kombinierte: „Das kann nur eines bedeuten!“

      

       „Und was?“, hat der wimmernde Mann mit zittriger Stimme erfahren wollen. Jig schien sich zu ärgern, dass er wieder einmal laut gedacht hatte. Doch alles andere behielt er für sich. Stille kehrte ein und die Nacht brach über den Palais herein.

      

       Kol hatte die tote Katze des Barons, die wie durch Geisterhand von der Decke gefallen war, im Garten vergraben und es geschafft, die mysteriöse Schrift fast abzubekommen. Nur noch leicht schimmernd war sie zu erkennen, als die Arbeiter des Barons am nächsten Morgen die Halle betraten. Nur vom betrunkenen Diener fehlte noch immer jede Spur. Gegessen wurde allerdings von den meisten nur wenig. In den angespannten Gesichtern war die Angst zu erkennen.