Valuta Tomas

Restart


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zwei Stunden und mit mehreren Einkaufstüten bewaffnet, kehrt Eden in das Horrorhaus zurück und schmeißt die erste Waschmaschine an. Die Night Rod in der Garage hat sie mit Sicherheit nicht vergessen. Wie könnte sie auch? Sie wird heute Nacht davon träumen, das weiß sie. Morgen, ja morgen wird sie sich diesem edlen Stück voll und ganz widmen. Sobald Ryan aus dem Haus ist, wird sie sich aufpolieren, auf das Leder schwingen und dann nach Soma fahren. Sie riecht jetzt schon den Wind. Er wird ihr während der Fahrt ins Gesicht wehen. Wie sehr sie sich da schon drauf freut.

      Sie fragt sich aber dennoch, wie sie an so eine Maschine gekommen ist. So ein gutes Stück kostet eine Stange Geld. Auch wenn sie noch keine persönlichen Daten von sich im Kopf hat, weiß sie auch so, dass man beim FBI nicht genug Geld verdient. Und Ryan mit seinem Redakteur Gehalt? Mit Sicherheit bringt er auch nicht genug Geld mit nach Hause. Zusammengerechnet dürfte es ungefähr so viel sein, dass sie sich dieses Haus leisten können und vielleicht zweimal im Jahr einen Urlaub genießen. Wo hat sie aber das Geld für eine Harley Davidson her?

      Skeptisch über sich selbst, wandert Eden planlos durch das Haus und landet in ihrem Puppenzimmer. Der eine Müllsack von gestern steht noch immer im Raum. Den hat sie ja wegen dieser Jill nicht mehr nach draußen bringen können. Das wird sie aber nachholen. Gleich nachdem sie ihre finanzielle Situation gecheckt hat. Merkwürdig findet sie das schon.

      Sie setzt sich an den Schreibtisch, der auf der anderen Zimmerseite steht und blickt sich suchend um. Ein Computer, Scanner, Drucker und ein Telefon. Über dem Schreibtisch hängt ein Regal auf dem mehrere Ordner stehen.

      »Kontoauszüge«, liest Eden laut und rupft einen Ordner mit dieser Beschriftung vom Regal. Gleichzeitig schaltet sie mit einem Knopfdruck den Computer an. Neugierig blättert sie herum und stellt schon nach wenigen Minuten etwas Merkwürdiges fest. Alle paar Wochen hat sie auf ihr Konto Einzahlungen mit unregelmäßig, aber verdächtig hohen Summen. Mal sind es zwanzigtausend Dollar, dann fünfzigtausend und hin und wieder kleine Beträge von ein paar tausend. Was zur Hölle ist das? Und von wem erhält sie das Geld? Es steht kein Name geschrieben und das Geld wurde immer bar auf das Konto eingezahlt. Von wem? Vor allem aber, warum?

      »Da stimmt doch irgendetwas nicht«, murmelt sie vor sich hin und sieht aus dem Augenwinkel, dass der Computer startklar ist. Sie klickt eine geraume Zeit hin und her, stellt zwischendurch eine neue Waschmaschine an und wälzt sich weiter durch ihr Eigentum, das ihr fremd vorkommt. Sie findet mehrere Ordner, mit Dateien und kann diese sofort zuordnen. FBI. Sie hat tatsächlich FBI Dateien auf ihrem privaten Computer? Wie leichtsinnig war sie eigentlich? Und sie will tatsächlich ein Agent sein? Da ist ja ein Kindergartenkind schlauer als sie.

      Kopfschüttelnd klickt sie auf eine Datei und nimmt sofort ihre vorherigen Gedanken zurück. Passwortgeschützt. Sie überlegt einige Zeit, findet aber kein passendes Wort, das ihr schlau und clever genug erscheint, dass man es als Passwort nutzen könnte. Sie versucht einige belanglose, erhält aber keinen Zugriff auf die Dateien.

      »Mist‼«, flucht sie, fährt den Computer herunter und zieht stattdessen den Ordner mit den Kontoauszügen wieder zu sich. Ihr kommt ein Gedanke, als sie sehen kann, wie viel Geld sich derzeit auf ihrem Konto befindet. Das ist eine gute Idee, eine verdammt gute! Sie wird diese Idee gleich morgen in die Tat umsetzen und da es sich um ihr eigenes Konto handelt, braucht sie sich um keinen Streit mit Ryan zu sorgen. Es ist immerhin ihr Leben und Geld!

      Gegen Abend hat sie sämtliche neue Wäsche gewaschen und zum trocknen aufgehängt. Weiße Blusen, helle und dunkle Jeans, die aussehen, als wenn sie schon völlig ausgetragen wären. An den Knien zerrissen und aufgeschlitzt. Mehrere Schulterfreie weiße Unterhemden, die sie unter den Blusen tragen wird und unzählige Hosenanzüge. Die meisten in weiß, aber auch ein paar schwarze, hellgraue und sogar ein rotes Cocktailkleid. Es gefiel ihr beim ersten Anblick so sehr, dass sie gar nicht lange nachdachte und ihre Kreditkarte zog. Sie war froh, dass sie schlau genug war, zuvor noch ihre Unterschrift zu üben. Diese entnahm sie der Hochzeitsurkunde, die sie in einem Schrank neben den ganzen Hochzeitsfotos fand. Ihre Intelligenz scheint also keinen Schaden genommen zu haben. Da funktioniert offensichtlich noch alles.

      Als Ryan am Abend zu Hause eintrifft, ist Eden schlagartig von seinem Dauergrinsen genervt. Wenn sie könnte, würde sie…! Egal, sie erträgt es, versucht zu sich selbst zu finden und mit ihren bisherigen Erkenntnissen klarzukommen. Nach und nach ihr Leben aufzudecken, jenes umzukrempeln und neu aufzubauen. Denn das was bisher dort stattgefunden hat, wird so nicht mehr weiter funktionieren. Schon gar nicht, mit diesen ganzen Sex-Toys. Da wird sie mit Ryan definitiv noch drüber reden müssen. Dafür kann er sich eine andere suchen, die dieses Spielchen mit ihm ausübt. Sie braucht das nicht.

      Ryan stellt den beiden zwei Schachteln vom Chinesen auf den Tisch. Keiner von ihnen hatte Lust zu kochen und somit entschieden sie sich, Essen zu holen.

      Mit schmerzenden Magen, weil sie den ganzen Tag über noch nichts gegessen hat, klappt Eden die Pappe auf und stutzt. Suchend stochert sie in dem Essen herum.

      »Wo ist das Fleisch?«, fragt sie brummend und gräbt sich bis zum Pappboden durch.

      »Fleisch?«, schluckt Ryan sein Essen herunter und schaut sie fragend an.

      »Schatz, du bist Vegetarier, du isst kein Fleisch. Mungbohnenkeime und Bambussprossen sind beim Chinesen dein Leibgericht«, klärt er sie auf.

      »Was???«, japst Eden entsetzt und schaut ihn mit Mondgroßen Augen geschockt an.

      »Vegetarier?? Ich bin kein Vegetarier!«, schimpft sie und sucht verzweifelt in dem Karton nach einem Rind, einer Ente, oder zumindest einem Huhn. Irgendetwas muss doch da drinnen sein, verdammt nochmal.

      »Doch Schatz, du hast seit zwanzig Jahren kein Fleisch mehr gegessen«, versucht Ryan Eden auf die Fleischfreie Bahn zurückzubringen. Sie schüttelt panisch den Kopf. Das kann nicht sein. Sie weiß, dass sie Fleisch liebt. Sie kann gar nicht ohne Fleisch.

      »Kein Wunder, dass ich so eine Schraube locker habe. Da fehlen definitiv zu viele wichtige Vitamine‼«

      Wütend pfeffert Eden ihre Stäbchen in den Karton zurück und steht vom Essenstisch auf. Als sie gleich darauf angezogen das Wohnzimmer durchquert und auf die Haustür zusteuert, ruft Ryan ihr hinterher.

      »Wo willst du hin?«

      »Fleisch essen gehen‼«, antwortet sie fluchend und knallt die Tür hinter sich zu. Bewusst lässt sie die Harley in der Garage stehen. Auch wenn es ein Traum wäre, nun bei dieser Dunkelheit damit zu fahren, hat sie sich ein Ziel für die Jungfernfahrt gesetzt und das will sie sich nicht selber verbauen. Also ab in die Kombischüssel und nach Soma fahren.

      Dort angekommen parkt sie die Familienkutsche bei einem Schnellrestaurant und marschiert ohne Umwege in die Räumlichkeit. Am Tresen wird sie von der Auswahl der Menüs erschlagen. Völlig überfordert, weiß sie gar nicht so genau, was sie eigentlich essen will. Es sieht alles so verführerisch und köstlich aus.

      Kurzerhand entscheidet sie sich für ein großes Menü mit Cola und Pommes. Zusätzlich bestellt sie noch drei weitere Burger. Sie weiß selber, dass sie das alles nicht essen kann, aber sie will wenigstens von jedem mehrere Male abbeißen, nur um den Geschmack zu genießen.

      Stolz wie Oscar, marschiert sie einige Minuten später zu einer Tischreihe, stellt das Tablett ab und rutscht auf die Holzbank.

      Wie ein Kleinkind an Weihnachten, sitzt sie mit leuchtenden Augen auf der Bank. Sie schert sich nicht um die halbwüchsigen Jugendlichen, die lautstark um sie herum turnen. Sie hat nur noch Augen für sämtliche Burger, die nur darauf warten, von ihr verzehrt zu werden. Der Duft von künstlich gepresstem Fleisch, ranzigem Fett und salzigen Pommes, lässt ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie nimmt schnell einen Schluck Cola, genießt die erfrischende und prickelnde Kälte, die ihre Speiseröhre herunterläuft und blickt wieder auf das Essen vor sich. Sie kann sich nicht entscheiden was sie zuerst essen soll. Es ist auch egal. Irgendetwas. Irgendein Burger muss zuerst dran glauben und welcher das ist, ist ihr im Moment vollkommen egal.

      Sie klappt den Pappdeckel auf, greift hinein und schiebt mit Genuss den Burger Richtung Mund. Sie nimmt die Lippen auseinander, umgreift