Christian Reiland

So geht KLARTRÄUMEN


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persönlich würde jedoch die Finger davon lassen, bei einer Persönlichkeitsstörung, einer psychotischen Erkrankung oder wenn die Beschäftigung mit dem Klarträumen so überhandnimmt, dass diese sich negativ auf das soziale oder berufliche Leben auswirkt. Als Hobby oder Lebenshilfe ist das Bewusste Träumen eine tolle Sache. Bestimmt es jedoch das Leben, dann wird es problematisch.

      So, das war er schon der theoretische Teil. War doch wirklich kurz – oder?

      Es gibt Menschen, die träumen jede Nacht klar, ohne irgendwelche Hilfsmittel oder bewusst irgendwelche Techniken zu verwenden. Als ich von diesen natürlichen bzw., nativen Klarträumern hörte, beschloss ich diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Meine Absicht dabei war es, irgendwelche Muster zu entdecken, die all diesen Menschen gemein sind, mit dem Ziel den oder die Schlüssel zum natürlichen Klarträumen zu finden. Dank Suchmaschine stieß ich auf einige Berichte von und über native Klarträumer in Online-Foren, doch waren mir diese zu unspezifisch und beantworteten in keinster Weise meine Fragen. Robert Waggoners5 Interviews mit Line Salvesen6 und Beverly D'Urso7 waren mir dabei schon eine größere Hilfe.

      Zusätzlich stellte ich einer deutschen nativen Klarträumerin viele Fragen.

      Lediglich drei natürliche Klarträumer sind sicherlich nicht repräsentativ, jedoch lassen sie schon einige Rückschlüsse zu.

      Übereinstimmungen:

      1. Mit einfachen Techniken (RCs, MILD) konnten alle die Häufigkeit ihrer Klarträume noch steigern.

      2. Alle drei sind Frauen.

      3. Alle bezeichnen sich als neugierige Menschen.

      4. Der Einstieg ins Klarträumen erfolgte bei allen schon in der Kindheit über Albträume, die sie mit dem bewussten Träumen auflösen konnten.

      5. Alle glaubten, bis sie vom Klarträumen hörten, dass das bewusste Träumen ganz normal und natürlich ist – dass jeder Mensch so träumt.

      In einem deutschen Klartraumforum8 und einer Facebook-Klartraumgruppe9 stieß ich noch auf zwei weitere native Klarträumerinnen. Bei der Ersten gab es Übereinstimmungen in den Punkten 2 und 5, bei der Zweiten in den Punkten 2 und 4. Ob dies auch für die anderen 3 Punkte gilt, kann ich nicht sagen, da mir diesbezügliche Informationen fehlen.

      Rückschlüsse und mögliche Ansatzpunkte:

      Die erste Frage, die sich mir stellt, ist: Inwieweit können uns, die wir glauben, das Klarträumen lernen zu müssen, diese Übereinstimmungen helfen, selbst ein nativer Klarträumer zu werden?

      Erst einmal bin ich sicher, dass in jedem von uns die Veranlagung dazu steckt. Die Frage ist also: Wie öffne ich diese »Tür«?

      Punkt 1 kann uns da nicht wirklich weiterhelfen. Er zeigt lediglich, dass Techniken, wie RCs und MILD auch bei Menschen, die von Natur aus klarträumen, funktionieren und sogar deren Klartraumquote noch steigern können.

      Somit sind wir schon bei Punkt 2 der Übereinstimmungen: Alle fünf sind Frauen.

      Es gibt sicherlich auch männliche natürliche Klarträumer, jedoch scheinen Frauen, was dies betrifft, die Nase vorne zu haben.

      Mich persönlich überrascht das nicht und ich bitte schon mal im Voraus um Verzeihung, wenn ich mich im Folgenden vielleicht dem einen oder anderen Klischee bediene, was das Frauenbild betrifft.

      Träume sind für Frauen wichtiger als für Männer. Ich habe zwar diesbezüglich keine Statistik gefunden, jedoch werden sicherlich mehr Bücher übers Träumen und Traumdeutung von Frauen als von Männern gekauft und gelesen. Und wenn es um das Führen eines Traumtagebuchs geht, wer liegt da wohl vorne?

      Frauen erinnern sich häufiger an ihre Träume. Gründe dafür sieht man in ihrem insgesamt leichteren Schlaf, dem dadurch resultierenden häufigeren Aufwachen in Traumphasen und den hormonellen Schwankungen.

      Aus meiner NLP- (Neurolinguistisches Programmieren) Zeit weiß ich noch, dass Frauen im Allgemeinen, vornehmlich visuelle (Sehen) Menschen sind. Dadurch nehmen sie natürlich wesentlich mehr Informationen aus ihrem Blickfeld auf, als die eher auditiven (Hören) Männer. Welchem Mann fallen schon ein geringfügig anderer Haarschnitt, eine neue Uhr, neue Schuhe, ein etwas dunklerer Hautton oder ein neuer Gürtel bei einem Kollegen oder Freund auf? Oft ja nicht mal bei der eigenen Frau oder Partnerin.

      Frauen bemerken solche visuellen Details. Für sie ist beispielsweise die Farbe weiß nicht weiß, wie für den Durchschnittsmann. Da gibt es Eierschalenweiß, Perlweiß, Cremeweiß, Angora weiß, Alt weiß, Opal weiß usw.

      Was hat das nun mit Klarträumen zu tun?

      Ein Traum ist in erster Linie ein visuelles Erlebnis und wem werden wohl eher die »sicht«-baren Unstimmigkeiten und Abweichungen zur Realwelt auffallen, auch wenn diese noch so gering sind – einem visuellen oder einem auditiven Menschen?

      Auch was den kinästhetischen (Fühlen) Kanal betrifft, ist Frau dem Mann im Allgemeinen voraus und bemerkt deshalb im Traum eher, wenn sich etwas ungewöhnlich anfühlt. Den Traum, als einen solchen zu erkennen, fällt ihr aufgrund dieser visuellen und kinästhetischen Vorteile letztlich leichter und dies ist für das Klarträumen nun mal der springende Punkt.

      Wichtigkeit der Träume, Traumerinnerung, visueller und kinästhetischer Kanal.

      Was kann insbesondere Mann tun, um diese Defizite auszugleichen?

      Zu den ersten beiden Punkten gibt es eine kurze Antwort: Traumtagebuch!

      Das Führen eines solchen zeigt dem Unterbewusstsein, dass Träume für Dich wichtig sind und es verbessert die Traumerinnerung.

      Den visuellen und kinästhetischen Sinn kann man schulen.

      Wie wäre es, mal weniger mit Scheuklappen durchs Leben zugehen und sich öfter mal umzuschauen? Den Radius des Blickfeldes Schritt für Schritt zu vergrößern und trotzdem die Details nicht aus den Augen zu verlieren? Wann hast du dich das letzte Mal in deiner Wohnung bewusst umgesehen? Wann den Partner, den Freund oder Kollegen genau angesehen? Neue Bekanntschaften, andere Wege zur Arbeit oder beim Spaziergang stärken zudem nicht nur den visuellen Kanal.

      Wie wäre es, öfter mal das, was du in die Hand nimmst oder in der Hand hältst, bewusst zu fühlen? Wie schwer oder leicht, glatt oder rau, warm oder kalt, fest oder weich fühlt es sich an? Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füßen an beim Sitzen, Gehen oder Laufen? Wie der Wind oder die Sonne auf deiner Haut?

      Traumtagebuch, Sinne schulen – das sieht alles nach viel Arbeit aus? Solltest du das denken, so fehlt dir, was deine Träume und das Interesse an Welt, die dich umgibt, betrifft, die streng geheime Zutat – Neugier (Punkt 3 der Übereinstimmungen)!

      Stell dir einmal vor, du wärst neugierig auf deine Träume. Möchtest wissen, was in deiner Traumwelt so abgeht, was deine Träume so über dich aussagen, welche Botschaften in ihnen versteckt sind, wie sie dir helfen können, deine Probleme zu lösen usw.

      Wenn du dieses brennende Interesse hättest, wäre das Führen eines Traumtagebuchs, dann Arbeit für dich?

      Stell dir ebenfalls vor, du hättest diese kindliche Neugier an allem, was dich umgibt. An allem, was du im Hier und Jetzt sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken kannst, ob vertraut oder neu.

      Würden sich deine Sinne nicht ganz automatisch von selbst schärfen?

      Und stell dir abschließend vor, die Neugier auf das, was dich umgibt, hättest du auch im Traum. Wie leicht würde es dir wohl fallen, Unstimmigkeiten und Abweichungen zur Realwelt zu sehen, hören und fühlen und damit den Traum als einen solchen zu entlarven?

      Der Schlüssel zur Traumerkennung ist also Neugier.

      Die Frage ist, wie kann ich diese in