Valuta Tomas

Closing Words


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verschwindet aber ebenso schnell, wie es sich gebildet hat.

      »Hach ja«, jauchzt sie vergnügt, als sie sich an ihren Schreibtisch setzt.

      Es kommt ihr vor, als wenn es erst gestern gewesen wäre, als Sam zwei Wochen nach ihrer Rückkehr mit einem Handy neben ihr stand und ihr dieses reichte.

      »Für dich, Matt.« Erstaunt zog Neve eine Augenbraue hoch, nahm das Handy und fuhr sich fahrig mit einer Hand durch die Haare. Sie war nicht sauer, sondern nervös. Was will Matt? Er hat sich einige Tage nicht blicken lassen. Auch kam keine Nachricht von ihm. Er fuhr damals mit Norton vom Grundstück und war nicht mehr auszumachen. Frisco schien ihn verschluckt zu haben. Selbst sein Handy war aus.

      »Ja?« Neve bemerkte, dass ihre Stimme etwas zitterte. Sam beobachtete sie. Scharf aber besorgt. Im nächsten Moment atmete Neve erleichtert aus.

      »Ach so, äh ja, lass mich kurz überlegen.« Auch wenn sie nach diesen Worten etwas ruhiger wirkte, fuhr sie sich noch einmal durch die Haare, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke hinauf.

      »Ok.« Sam konnte beobachten, wie sich Neves Gesichtszüge verhärteten. Ihre Falten vertieften sich.

      »Ok, als allererstes muss ich wissen, wo du Norton hingeschafft hast. – Siuslaw National Park?« Neve pfiff beeindruckt.

      »Alles klar.« In ihre Gedanken vertieft, wanderte sie los. Ihre Füße trugen sie zuerst in die Küche. Als sie dort allerdings Precious am Tresen sitzen sah, machte sie kehrt und stiefelte zurück zum Wohnzimmer.

      »Ok, ich gehe davon aus, dass du mit deinem Pick Up gefahren bist? Und sicherlich warst du nicht so blöd, ihn auf die Ladefläche zu packen?« Neve schmunzelte, als Matt antwortete.

      »Alles klar. Auch wenn es jetzt unbequem, anstrengend und aufwendig für dich wird, war das die richtige Entscheidung. Durch die Verletzung wegen seines entfernten Tattoos, wird er noch etwas geblutet haben. Das heißt, dass du auf deinen Sitzen Blut hast, richtig? – Gut. Zur Fleckentfernung nutzt du eine Seifenlösung, Ammoniak und Rostentferner. – Nein, Bleichmittel solltest du wirklich nur im allerletzten Fall nutzen. Das riecht noch Tage später nach dem Zeug. – Ja. - Da du zum Glück Stoffsitze hast, kannst du am besten ein Sprühextraktionsgerät dafür benutzen. Das zieht das Blut auch aus den tieferen Ebenen des Stoffes. – Dann wirst du den Rest vom Innenraum auch noch reinigen müssen. Für die Fenster reicht ein ganz normaler Reiniger. Die Spuren verschwinden dadurch gründlich genug. Für die Armaturen genügt ein Cockpitreiniger. – Ich gehe mal davon aus, dass du nicht darauf geachtet hast, ob Norton noch alle Fingernägel dran hat, oder?« Neve senkte lachend den Kopf.

      »Weil Norton nicht blöd war. Er wird sich mit Sicherheit absichtlich einen Nagel abgerissen haben. Und zwar so tief, dass entweder Blut oder Haut mit dran war. Unsere Forensik ist beeindruckend gut. Das heißt, du wirst die Rücksitzbank vollständig nach irgendwelchen Überbleibseln absuchen müssen. Mach das am besten mit einer Lupe. – Stell dich nicht so an.« Neve lachte erneut. Sam beobachtete sie dabei, wie sie vom Wohnzimmer zur Waschküche wanderte.

      »Norton wird sicherlich auch absichtlich etwas Speichel verteilt haben. Suche den Wagen also mit Schwarzlicht ab. – Achte auch auf Haare oder sonst irgendetwas was der menschliche Körper während einer zehnstündigen Autofahrt absondern könnte. Schweiß, Urin oder oder oder.« Die Waschküche wurde schon nach wenigen Sätzen uninteressant und Neve wanderte in Sams Atelier.

      »Ok, das war das Thema. Wir bleiben beim Auto. Ähm, auch wenn du vorsichtig gewesen sein wirst, hast du Reifenspuren hinterlassen. Bedeutet, Reifen wechseln. Mach das ruhig in deiner Werkstatt, aber ziehe keine neuen Reifen auf, sondern gebrauchte. Am besten dieselbe Marke. – Warum? – Du kannst dir aussuchen ob du mit einer Pinzette jedes einzelne Steinchen aus dem Profil puhlst, oder ob du bei deinen Reifen bleibst, aber die gebrauchten keinerlei Hinweis darauf geben, wo du dich befunden hast. Außerdem kann aufgrund von Rechnungen nachverfolgt werden, wann du welche Reifen gekauft hast. Und wenn unsere Leute das überprüfen, du aber ganz andere Reifen aufgezogen hast, wirkt das verdächtig. – Na siehst du. – Ich sagte dir doch, dass es anstrengend wird. – Weiter geht’s.«

      Sam verfolgte im sicheren Abstand ihre Frau, als die das Atelier verließ und das Büro betrat. Ihre Falten auf der Stirn zeichneten noch immer den geistigen Zustand ab. Sie war hochkonzentriert.

      »Du wirst den Wagen waschen müssen. Und damit meine ich nicht einmal durch die Waschstraße und du hast wieder ein Bling Bling. Fahre dennoch durch eine Waschstraße, damit der grobe Dreck abkommt. Suche dir allerdings eine auf dem Festland aus. Fahre danach zu einem Waschpark wo man selbst Hand anlegt und nimm genug Kleingeld mit.« Neve musste bei ihren Worten selbst schmunzeln. Sie drehte sich im Büro um und wollte dieses verlassen. Sie war etwas erstaunt, dass Sam im Türrahmen stand und ihr selbst bis hierhin gefolgt ist. Neve trat an sie heran, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie dicht an sich. Ihre Augen lagen verträumt auf den Lippen ihrer Frau.

      »Du wirst jeden Radkasten fast auseinandernehmen müssen um sie ausreichend zu reinigen. Mache auch eine Unterbodenwäsche und eine Motorwäsche. Beweise können sich wirklich überall absetzen. Suche auch die Ladefläche nach irgendwelchen Blütenknospen ab. – Wieso? Ein Mörder wurde schon einmal überführt, weil er eine Blütenknospe in seinem Wagen übersah. Jeder Baum, jeder Strauch, alles was blüht hat, wie wir Menschen, einen unverwechselbaren Fingerabdruck. Wir könnten nur mit dieser einzelnen Knospe herausfinden, wo du langgefahren bist. Welche Sträucher du gestreift hast und und und. Die ganze DNA einer Pflanze steckt in so einer Knospe. – Ja, unglaublich, nicht wahr?« Neve neigte den Kopf etwas, roch an Sams Hals und konnte es sich nicht nehmen lassen, dort einen hauchenden Kuss zu platzieren. Sie schaute Sam danach verliebt lächelnd an, schlich dann aber an ihr vorbei. Konzentriert begann sie dann den Flur rauf und runter zu laufen.

      »Ähm, wie sind deine Stoßstangen beschaffen? Sind die ausgehöhlt oder durchgängig festes Material? – Ok, abschrauben und reinigen. Auch dort könnten sich Reste von der Umgebung festsetzen. Suche wirklich jeden Schlitz und jede kleinste Einkerbung deines Wagens ab. Du glaubst nicht welch feine Spürnasen wir in der Abteilung haben. Wenn der Wagen dann von innen und außen so weit gereinigt ist, dass man ihn glatt als Neuwagen verkaufen könnte, bist du fast fertig. – Wieso keine professionelle Reinigung? Weil das zu auffällig wäre. – Ähm, wenn dein Vehikel also glänzt wie eine Bowlingkugel, dann suchst du dir einen schönen Wald, oder unebenes Gelände und jagst dort ein paar Runden herum. Der Wagen muss ordentlich Dreck aufnehmen.« Sam zuckte kurz zusammen, als Neve lauthals zu lachen anfing. Sie schaute die FBI Agentin an und sah, dass ihre Augen voller Belustigung leuchteten. Sie erfreute sich an dem was Matt ihr sagte.

      »Nein Matt, ich will dich nicht verarschen. Du hast mich schon richtig verstanden. Du sollst deinen Wagen wieder versauen, nachdem du ihn so schön poliert hast. Wenn wir uns deinen Wagen schnappen, fällt uns natürlich auf, dass dieser ungewöhnlich sauber ist. Also musst du den wieder verdrecken, um den Eindruck zu erwecken, dass du dort schon ewig keine Hand mehr angelegt hast. Für den Innenraum kann ich dir Precious mit einer Tüte Popcorn vorbeibringen«, gluckste Neve. Sie erfreute sich an ihrem fluchenden und grummelnden Boss.

      »Jetzt lass den Kopf nicht hängen. Du wolltest meine Hilfe, also. - Ok, kommen wir zu dir. Ich denke mal, dass du Norton nicht einfach nur abgeladen hast und wieder abgehauen bist. So wie ich dich kenne, wirst du es schon einige Zeit genossen haben?! Gut. – Ähm, bei deiner Ernährung hast du darauf geachtet, so wenig Müll wie möglich produziert zu haben? Du hast den entstandenen Müll dann auch wieder mitgenommen? – Super. – Wie sieht es mit Urin und Exkrementen aus? – Ein Fluss? Perfekt. Das können wir nicht nachverfolgen, sehr schön. – Ähm, hast du unterwegs irgendwelche Zahlungen mit deiner Kreditkarte getätigt, sodass du eine virtuelle Spur hinterlassen hast? – Nicht? Klasse. – Du hast auch auf Blitzer und derartiges geachtet, was deinen Aufenthaltsort verraten könnte? – Hervorragend. – Ok, dann lass mich nochmal kurz überlegen. – Nein, ich denke das war es dann. Den Rest werde ich dann bei den Ermittlungen übernehmen. – Klar, aber mach dich darauf gefasst, dass wir in den nächsten Tagen bei dir aufschlagen und dich zu einer Vernehmung mitnehmen werden. Ich werde versuchen das Verhör selbst zu führen, kann aber nichts versprechen. Halte dir also schon mal ein Alibi bereit.