Valuta Tomas

Closing Words


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Firma nur noch besser werden. Endlich waren die beiden Freundinnen wieder vereint und arbeiteten zusammen.

      Neve spürte einen Anflug von Wut in sich aufsteigen, als sie zu Trevor ging, der einige Meter neben einem Fluss über dem Boden gebeugt war.

      »Schau.« Er zeigte auf einen Bodenabschnitt der ungewöhnlich glatt war. Das Moos war platt gedrückt und teilweise fast ausgetrocknet. Fußspuren waren deutlich zu sehen.

      Matt, du verdammter Idiot! Neve konnte sich kaum beherrschen. Klar, über das Thema Fußspuren hatten sie am Telefon nicht gesprochen. Verdammt.

      Sie beugte sich ebenfalls hinunter und betrachtete die Spuren. Irgendetwas war da anders. Das waren keine richtigen Abdrücke von Schuhsohlen. Was zur Hölle war das?

      Neugierig auf das was sie herausfinden würde, zückte Neve ihre Taschenlampe und leuchtete die Abdrücke ab. Es waren unglaublich viele. Die meisten davon befanden sich allerdings nur in einem recht kleinen Umkreis. Die Person die sich hier befand, muss sich nicht allzu weit vom Platz wegbewegt haben. Aber weshalb sehen diese Abdrücke so merkwürdig aus? In ihrer ganzen Karriere hat Neve noch nie solche Abdrücke gesehen.

      »Lass uns einen Abguss davon machen«, warf sie ihrem Kollegen zu, während sie mit der Taschenlampe die nähere Umgebung weiter betrachtete. Es war zwar helllichter Tag, aber die Taschenlampe verhalf ihr immer zu einem besseren Blick.

      Sie konzentrierte sich weiter auf die plattgedrückte Umgebung. Ihr kam eine Idee. Sie suchte den Rand des platten Vierecks ab und wurde sofort fündig.

      »Trevor, hier hat jemand gezeltet. Sieh nur. Hier haben wir den plattgedrückten Untergrund und da,« sie schwang ihre Taschenlampe auf vier Ecken »haben wir die Löcher der Heringe die zur Befestigung in den Boden gestochen wurden.« Davon erzählte Matt nichts. Dass er hier zeltete. Aber sie hätte es eigentlich wissen müssen. Matt war viel zu lange weg, als dass es eigentlich eine andere Möglichkeit gegeben hätte.

      Trevor folgte den Entdeckungen seiner Kollegin und blickte gleichzeitig mit ihr zu der Stelle zurück, wo Norton bis vor wenigen Minuten noch lag.

      »Unser Täter hat Nortons Todeskampf beobachtet?« Neve hörte, wie die Stimme ihres Kollegen fast heiser wurde. Er konnte es offensichtlich nicht glauben, dass Menschen tatsächlich zu so einer bestialischen Tat imstande waren. Dabei zuzusehen, wie jemand von wilden Tieren aufgefressen wurde. Wie krank und pervers muss dieser Mensch nur gewesen sein? Was trieb ihn dazu? Vor allem, weshalb wurde Norton das angetan?

      Neve konnte spüren, wie die Freude in ihrem Körper fast überschwängliche Ausmaße annahm. Matt hat sich auf eine genussvolle aber abartige Weise bei Norton dafür gerächt, dass er damals seine kleine Familie ermorden ließ. Dass er Eden auf ihn hetzte und ihm das Leben so viele Jahre schwergemacht hat.

      »Fotografieren und abmessen.« In Gedanken versunken, teilte Neve ihren Kollegen diese Entscheidung mit.

      Bis tief in den Abend suchten die beiden noch die nähere und weitere Umgebung nach irgendwelchen Spuren oder Beweisen ab. Allerdings fanden sie nichts mehr. Matt war sauber, verdammt sauber. Und mit diesem guten Gefühl, fiel sie kurz vor Mitternacht in das Hotelbett, in das sie sich mit ihrem Kollegen einquartierte. Heute Nacht noch nach Hause zu fahren, wäre unklug gewesen. Sie waren zu müde und zu erschöpft, als dass einer der beiden diese lange Autofahrt noch auf sich hätte nehmen können.

      Sie mussten allerdings am nächsten Tag auch noch die nähere Umgebung abfahren. Vielleicht gab es Augenzeugen die etwas gesehen haben. Irgendwelche Hinweise, mit denen sie dem Täter etwas näherkommen könnten.

      »Hoffentlich nicht«, murmelte Neve in das Kissen, drehte sich auf die Seite und schlief wie ein Baby ein.

      ***

      Als sie mit Trevor am nächsten Nachmittag wieder in Frisco eintraf, klingelte gleich ihr Handy.

      »Eden Stewart?« Wie sehr sie diesen Namen verabscheute.

      »Ja, wir sind unterwegs.« Sie legte auf und schaute zu Trevor hinüber.

      »Wir müssen in die Pathologie. Der Rechtsmediziner hat etwas bei Norton gefunden was er uns unbedingt zeigen will.« Ihr Kollege steuerte den Wagen Richtung Pathologie, während Neve sich fragte, was sie dort erwarten wird. Was hat der Rechtsmediziner gefunden, was Matt vielleicht übersehen hat? Welche Spuren oder Beweise könnten auftauchen, die ihren Boss überführen könnten? Hätte sie dann überhaupt noch die Möglichkeit ihm zu helfen?

      Unbemerkt knabberte Neve während dieser Gedanken an ihrer Unterlippe. Sie war nervös, zwang sich aber dazu, sich nicht mit der Hand durch die Haare zu fahren. Das gehörte zu Neve und nicht zu Eden.

      Manchmal fühlte sie sich mit diesem Identitätensspagat tatsächlich überfordert. Als Eden konnte sie nicht wie Neve sein und als Neve wäre es blöd gekommen, wenn sie Edens Eigenschaften ins Wohnzimmer mitgenommen hätte.

      Jedesmal wenn sie privat ein Telefonat annahm, brauchte sie tatsächlich eine Sekunde um zu überlegen, ob sie nun Neve oder Eden war. Bis heute ist nichts Gravierendes passiert, aber oftmals war dieser Akt sehr erschöpfend.

      Der Rechtsmediziner begrüßte die beiden Agents, beanspruchte aber gleich deren volle Konzentration.

      »Das hier,« er zeigte auf Nortons Brust, oder auf das was davon noch übrig geblieben war »ist definitiv keine Bisswunde. Diese Spuren wurden von keinem Tier verursacht.« Die beiden Agents beugten sich neugierig über Nortons Brust. Eigentlich hätte Neve ihre Augen auch schließen könnten, sie hätte dennoch gewusst wie die gezeigte Wunde ausgesehen hätte. Schließlich war sie es, die Norton die Haut mit dem tätowierten Kaninchen herausgeschnitten hat.

      Dennoch blieb sie neugierig. Ihre Augen wanderten über den feinen runden Schnitt auf der Haut. Es war nur noch ein kleines Stück zu erkennen.

      »Was auch immer sich dort einmal befunden hat, es wurde mit einem scharfen Gegenstand entfernt. Vielleicht eine Tätowierung oder ähnliches«, schmetterte der Rechtsmediziner sein Wissen den beiden Agents entgegen.

      »Was ich aber viel interessanter finde, ist das hier.« Er griff nach Nortons sterblichen Überresten und drehte dessen Körper auf die Seite.

      Gleichzeitig weiteten sich Trevors und Neves Augen. Auf Nortons Rücken wurden mit einem scharfen Gegenstand die Worte »Das erste und letzte Kaninchen« geschnitten.

      »Was zur Hölle…?«, stotterte Neve unwissend, grinste aber in sich hinein. Gleichzeitig wurde sie aber auch etwas wütend. Damit hinterließ Matt eine mehr als offensichtliche Botschaft

      Nicht nur die örtliche Polizei, sondern auch das FBI ist schon seit Jahren auf die Fehde zwischen den Five Dogs und den Dead Rabbits aufmerksam geworden. Bisher hielt sich das FBI immer zurück, weil es für deren Dienste einfach nicht wichtig genug war. Nun hatten sie aber einen triftigen Grund sich dieses Kapitel genauer anzusehen.

      »Kaninchen? Rabbit? Meint der Täter etwa die Dead Rabbits?« Fragend blickte Trevor zu seiner Kollegin hinüber. Diese zuckte vorerst unschuldig und unwissend mit den Schultern, nickte dann aber.

      »Wahrscheinlich schon.«

      »Glaubte der Täter etwa, dass Norton irgendetwas mit den Dead Rabbits zutun hatte? Abgesehen von den Ermittlungen?«

      »Ich weiß es nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht.«

      »Eden, du warst doch zwei Jahre Undercover bei diesen Kaninchen. Ist dir Norton da jemals begegnet?« Neve lachte schnippisch.

      »Nein, mit Sicherheit nicht. Und wenn, wäre ich wohl vom Glauben abgefallen.«

      »Und was soll uns diese Nachricht dann sagen?« Neve fragte sich, ob sich Trevor auch schon zu Edens Zeiten so blöd angestellt hat.

      »Das werden wir wohl herausfinden müssen.« Sie trat vom Seziertisch weg und verschränkte die Arme.

      »Ok, wir wissen hiermit also, dass Norton irgendetwas mit den Dead Rabbits zutun hatte. Was es war, müssen wir noch feststellen. Wir wissen aber auch, dass zwischen den Dead Rabbits und den Five Dogs