Valuta Tomas

Closing Words


Скачать книгу

mit Polizeiautos voll. Die Farben der Leuchten blendeten sie abwechselnd rot und blau. Bisher hatte das immer eine beruhigende Wirkung auf sie, aber dieses Mal wirkte es anders. Es drehte ihr den Magen um.

      Neve war sich in dem Moment plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie diesen Spagat tatsächlich schaffen würde. Sie glaubte in diesem Augenblick den Verstand zu verlieren. Dennoch raffte sie sich innerlich auf und versuchte diese Stärke auch nach außen hin zu präsentieren.

      Matt war gewarnt. Neve würde früher oder später bei ihm aufschlagen. Somit bereitete sie sich auch selbst auf dieses zusammentreffen vor. Dass es allerdings so einen faden Beigeschmack hatte, hätte auch sie nicht gedacht.

      Die Kollegen suchten im Haus noch nach ein paar Hinweisen, fanden allerdings nichts. Dieser Einsatz endete also schnell. Gut so.

      Mit den Händen auf den Rücken geschnallt, führte einer von Neves Kollegen Matt zu einem Polizeiwagen. Sie wandte den Blick zur Seite, als ein Wagen auf die Auffahrt fuhr. Sofort begann ihr Herz zu rasen. Es schlug hart und erbarmungslos. Der Abend verlief ja nicht schon mies genug. Mussten Sam und Precious unbedingt jetzt noch auftauchen? Hätten sie nicht noch ein paar Minuten warten können?

      Sams Augen wussten nicht wo sie zuerst hinschauen sollten. Zu Neve, zu Matt, zum Haus? Hektisch blickte sie in sämtliche Richtungen. Neve konnte Angst und Panik in ihrem Gesicht ablesen. Etwas was sie, wegen so einer Situation, niemals dort sehen wollte.

      Sie versuchte Sam zu ignorieren und konzentrierte sich wieder auf ihren Job. Sie hob einen Arm und kreiste ihn in der Luft.

      »Abmarsch«, rief sie in die Runde. Mit einem letzten entschuldigenden Blick zu Sam, stieg sie in einen Wagen und fuhr mit ihrem Kollegen von diesem Höllentrip weg. Sie konnte nicht noch länger hier bleiben. Ihr war das im Moment zu viel. Zu viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf.

      Auf der einen Seite war ihr so schlecht, dass sie sich am liebsten in einen von Matts Büschen übergeben hätte, auf der anderen Seite war sie stolz auf sich, diese Festnahme so routiniert und souverän wie jede andere durchgeführt zu haben. Sie hat sich nicht verraten. Das hoffte sie jedenfalls.

      Stage 3

      Neve atmete noch einmal tief durch, bevor sie die Tür zum Vernehmungsraum öffnete. Als sie diese aber schwungvoll aufriss, bekam ihre starke Fassade kleine Risse.

      Ihre Augen schweiften zu Matt, der aufrecht und irgendwie erwartungsvoll am Tisch saß. Die Hände noch immer in Handschellen.

      Er blickte hoch. Sein Blick traf Neve hart und unvorbereitet.

      Anstatt sich die Beweise unter den Nagel zu reißen, suchte sie lieber den Kontakt zu ihrem Boss. Sie wollte ihn jetzt nicht alleine lassen. Sie wollte die bevorstehende Vernehmung selbst übernehmen. Etwas was ihr Trevor dankbar überlies.

      Matt schaute seinen treuen Hund an. Kalt, beherrscht und irgendwie ausdruckslos. Neve konnte an seinen Gesichtszügen nicht erkennen, ob er sauer auf sie war. Im Augenblick konnte sie sich auch nicht darauf konzentrieren. Sie musste ihren Job machen und Matts Arsch hier ungeschoren rausholen.

      Schmetternd warf sie eine Akte auf den Tisch, zog sich den Stuhl heran und setzte sich.

      Mittlerweile war es kurz vor neun. Recht früh am Abend. Somit hatte sie genug Zeit um Matt zu vernehmen und ihn danach wieder zu seiner Familie zu lassen. Das hoffte sie jedenfalls.

      »Sie wissen weshalb sie hier sind?«, begann sie scharf und kühl das Gespräch. Matt schaute sie an. Seine Augen funkelten belustigt. Allerdings verrieten seine Gesichtszüge nicht eines seiner Gefühle, die im Augenblick in ihm tobten.

      »Ich gehe mal davon aus, dass ich nicht verhaftet worden bin, weil ich für das heutige Abendessen leider kein Bio-Hühnchen gekauft habe, oder?« Neve wusste nicht, ob sie lachen sollte oder nicht. Matt machte sich lustig über diese Situation. Irgendwie war ihr das allerdings auch willkommen. Sie wusste ja selbst noch nicht genau wie sie damit umgehen sollte.

      Anstatt zu antworten, öffnete Neve die mitgebrachte Akte. Ohne Worte legte sie Matt mehrere Fotos auf den Tisch. Fotos die Nortons toten und misshandelten Körper zeigten.

      Neve beobachtete ihren Boss ganz genau, während er sich die Fotos in aller Ruhe ansah.

      »Wer«, er schaute noch einmal genau auf die Fotos »oder was war das?« Die FBI Agentin konnte einen Funken Sarkasmus in seiner Stimme vernehmen. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie laut losgeprustet. Matt konnte so herrlich aalglatt sein, ohne dabei lustig zu wirken. Das liebte sie schon immer an ihm. Egal wie stark ihr Blut mit der Polizei verbunden war, sie konnte nicht leugnen, dass sie Matt als Menschen und als Boss liebte. Er war ihr so vertraut, wie ein Seelenverwandter.

      »Zwischen den Five Dogs und den Dead Rabbits herrscht schon seit Jahren eine heftige Fehde.« Auch wenn es keine Frage war, nickte Matt. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass er damit seine Identität verriet. Ganz San Francisco wusste wer er war.

      »Wir haben noch keine eindeutigen Beweise, aber wir gehen davon aus, dass dieser Mann,« Neve schob eines der Fotos näher zu Matt hinüber. Sie zwang ihn somit, seine Arbeit noch einmal genauer zu betrachten. Sicherlich tat er das von Herzen gerne.

      »der Boss der Dead Rabbits war. Ihr Rivale.« Matt stieß einen kurzen Pfiff der Begeisterung aus.

      »Wie schön. Da hat mir jemand das Leben ja ungemein leichter gemacht.« Sein Mundwinkel zuckte kurz. Er unterdrückte sein Lächeln. Selbst hier war er so unberechenbar kontrolliert, dass es einem schon fast Angst machen konnte.

      »Wo waren sie vergangene Woche von Dienstag bis Samstag?« Neve wollte die Vernehmung nicht unnötig in die Länge ziehen, sondern Matt lieber wieder zu seiner Familie lassen. Also fiel sie gleich mit der Tür ins Haus.

      Matt schaute sie ausdruckslos an. Er blickte zu den Fotos zurück und dann wieder zu Neve. Jetzt grinste er tatsächlich.

      »Sie glauben, dass ich das war?« Er deutete auf die Fotos. Bevor Neve antworten konnte, sprach er weiter.

      »Glauben sie mir, auch wenn mich dieser Verlust nicht im geringsten berührt, sondern eher amüsiert, bin ich das nicht gewesen. Ich war die ganze vergangene Woche in New York. Von Montag bis Sonntagabend. Sie können es ja gerne überprüfen.«

      New York? Wieso zur Hölle hast du dir New York als Alibi ausgedacht? Neve war überrascht.

      »Und was haben sie in New York gemacht?« Matt lehnte sich entspannt in den Stuhl zurück. Er schaute Neve mit so einem deutlichen Blick an, dass ihr sofort bewusst wurde, die folgenden Worte würden an sie als Hündin gerichtet sein.

      »Hier in Frisco führe ich eine Autowerkstatt. Wir werden expandieren und auch in New York eine Filiale eröffnen. Ich habe dort einen geeigneten Platz gesucht. Die Woche über habe ich in dem Hotel The James gewohnt, was sie natürlich auch gerne überprüfen können. Das,« Matt zeigte wieder auf die Fotos »kann also unmöglich ich gewesen sein.« Auch wenn er sicherlich gerne ein überhebliches Grinsen auf die Lippen gesetzt hätte, beherrschte er sich. Ausdruckslos schaute er seinen treuen Hund an.

      »Ihnen ist klar, dass wir ihre Aussage überprüfen werden?« Matt nickte nur auf Neves Frage, deren Ausgang eh das preisgeben würde was er ihr eben erzählte.

      »Natürlich. Ich habe nichts zu verbergen.« Plötzlich lehnte sich Matt etwas vor. Er schaute Neve direkt in die Augen. Mit ernster Miene riss er ihre volle Aufmerksamkeit an sich.

      »Auch wenn euch FBI Fuzzis das nicht schmecken mag, bin ich ein ehrlicher Mensch geworden. Sowas«, er nickte wieder zu den Fotos zurück »mache ich nicht mehr. Diese Zeiten sind vorbei.«

      Unfassbar wie köstlich du lügen kannst, grinste Neve in sich hinein.

      Ohne auf diese Aussage einzugehen, kramte sie wortlos die Fotos zusammen, verstaute sie in der Akte, erhob sich vom Stuhl und verließ den Vernehmungsraum.

      Kaum