June A. Miller

SAOMAI


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bedeckte seine Mitte mit einem Tuch, wobei ein Zelt entstand, dessen tragende Säule Neills steil aufragendes Glied war.

      Während sie ihre Massage fortsetzte, beobachtete Neill sie aus halb geöffneten Lidern. Der konzentrierte Ausdruck in ihrem Gesicht faszinierte ihn. Er bemerkte eine feine Stirnfalte, die sich immer dann glättete, wenn Saomai eine Muskelverspannung aufgelöst hatte. Bis sie die nächste aufspürte. Wie zufällig fuhren ihre Hände immer wieder unter das Tuch, das über seinen Hüften spannte, und berührten ihn dort für den Bruchteil einer Sekunde. Dann blickte sie ihn an, tat überrascht, um ihm gleich darauf ein honigsüßes Lächeln ihrer schön geschwungenen Lippen zu schenken. Ihre Blicke trafen sich immer öfter, wurden intensiver, verschlangen einander irgendwann. Die Zeit schien sich zu dehnen, bis Saomai endlich mit beiden Händen über Neills Brust, an seiner Mitte vorbei bis hinunter zu den Füßen strich. Das Tuch, das seine Lenden bedeckte, glitt dabei zu Boden. Der Anstand gebot ihr, den Blick abzuwenden, doch Saomai konnte nicht. Mit vor Lust geweiteten Augen besah sie Neills prachtvolles Glied. Sie biss sich auf die Unterlippe, als in ihrem Inneren tausend kleine Champagnerperlen explodierten und wohlige Schauer durch ihren Körper rasten.

      So schlimm ist der Job wirklich nicht!

      Schließlich wandte sie die Augen ab und blickte ihn an. Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen.

      „Ich bin fertig. Du müsstest jetzt geschmeidig sein wie Currybutter.“

      „Nicht überall!“, protestierte Neill.

      Sein Penis zuckte.

      „Stimmt“, korrigierte sich Saomai und ließ den Blick wieder an ihm herabgleiten. „Den habe ich wohl übersehen.“

      Genussvoll betrachtete sie Neills Schaft. Dann nahm sie ihn in beide Hände und fuhr mit wohl dosiertem Druck daran hinab.

      Atemlos kam er auf die Ellenbogen. Sein Blick verriet ihr den Grad seiner Erregung.

      „Wenn du auch für ihn noch etwas tun könntest“, sagte er mit belegter Stimme, „wäre ich sehr glücklich.“

      Er sah sie an. Nicht fordernd. Auch nicht bittend. Aber mit einer entwaffnend attraktiven Offenheit.

      „Hmm, da kenne ich eine ganz spezielle Technik“, raunte Saomai und beugte sich über ihn.

      ****

       „Ja?“

      „Kannst du reden?“

      „Bin im Termin. Ist es dringend?“

      „Ich bin nicht sicher. Ferguson wird langsam ungeduldig. Er will wissen, wann es mit dem Bauprojekt am Fluss losgeht.“

      Das Geräusch einer zuschlagenden Tür. Dann, im Flüsterton: „Das ist noch zu heiß. Wir müssen warten, bis Gras über die Sache mit dem Alten gewachsen ist.“

      „Das wird ihm nicht gefallen.“

      „Was soll das heißen? Herrje, drucks nicht immer so rum!“

      „Na ja. Er fragt sich, ob er auf den Richtigen setzt.“

      „Glaubst du, er will abspringen?“

      „Schwer zu sagen. Auf jeden Fall will er, dass etwas vorangeht, nachdem er so viel Geld investiert hat.“

      Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann noch leiser: „Ich bin gerade beim Senator. Der ist mir noch was schuldig. Halt Ferguson irgendwie hin, bis ich mich wieder melde.“

      „Ich versuche es. Aber da wäre noch etwas.“

      „Was denn noch?“

      „Die Kleine ist bei ihm aufgetaucht.“

      „Welche Kleine?“

      „Na, die Tochter von dem Direktor. Saomai…“

      „WAS?“

      „Ja, ich dachte, das solltest du wissen. Kann ja kein Zufall sein!“

      „Was heißt, sie ist bei ihm ‚aufgetaucht‘?“

      „Nun ja, offiziell ist sie wohl seine Masseurin, aber inoffiziell verbringt sie jede Nacht bei ihm. Heute Morgen habe ich sie hier getroffen.“

      „Sie schläft mit ihm?“

      „Davon gehe ich aus.“

      „Ok, finde heraus, was sie von ihm will!“

      „Wie das denn?“

      Kurzes Überlegen.

      „Lass ihn abhören.“

      „Bitte?“

      „Ich kann nicht so laut reden. Lass ihn abhören, sagte ich.“

      „In seiner Wohnung?“

      „Wo denn sonst. Da ist er doch die meiste Zeit. Und wenn sie mit ihm schläft, werden sie sich wohl auch unterhalten. Ich muss wissen, worüber die reden!“

      „Dafür müsste ich jedes Zimmer verwanzen!“

      „Dann tu das.“

      „Also… das ist… nicht meine Art. Ich denke nicht, dass ich das kann.“

      „Du denkst nicht, dass du das kannst? Ich hör‘ wohl nicht richtig! Muss ich dich wirklich daran erinnern, zu was DU fähig bist?“

      Ein resigniertes Seufzen. „Nein, Lamom.“

      „Gut, dann weißt du, was du zu tun hast.“

      ****

      Saomai hatte nicht vorgehabt, Neills Gästezimmer in Anspruch zu nehmen. Auch wenn ein dunkler Teil in ihr mit heftigem Begehren auf Neill reagierte, kostete es sie doch Überwindung, allabendlich in seinem Apartment zu erscheinen. Wenn sie dann spät nachts ihr Spiegelbild im Gästebad betrachtete, die Haare zerzaust, die Orgasmusröte noch im Gesicht und weder Willens noch in der körperlichen Verfassung, zu dieser späten Stunde in ihre eigene Wohnung zurückzukehren, schlug sie beschämt die Augen nieder. Dann musste sie an ihren Vater denken, der sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter doch zu einer anständigen Frau erzogen hatte. Nie hätte er sich für Saomai vorgestellt, dass sie sich wie eine Eskortdame benahm. Der Gedanke an ihren Vater war es allerdings auch, der sie stets wieder von ihrem Skrupel befreite und daran erinnerte, wofür sie es tat. Dann blickte sie auf, sah ihrem Spiegelbild fest in die Augen und flüsterte: „Dafür wirst du büßen, Lamom.“

      Woche um Woche verging und mit jedem Tag erschien Saomai ihr Tun weniger verwerflich. Im Gegenteil: Ihr Körper verzehrte sich schon während des Tages nach den Spielen, die Neill mit ihr trieb. Und sie mit ihm.

      „Ich habe uns was zu Essen mitgebracht“, rief Saomai, als sie eines Abends aus dem Aufzug trat. Sie fand Neill in der Küche, wo er, ein Glas Rotwein in der Hand, in einem Magazin blätterte. Er sah auf, erblickte die beiden Pappschachteln, die Saomai hochhielt, und verzog das Gesicht.

      „Ich vertrage das Zeug von der Straße nicht“, sagte er, fasste sich an den Magen und hob bedauernd die Schultern.

      „Das hier schon. Es stammt aus der besten Garküche Bangkoks. Die ist sauber“, fügte Saomai augenzwinkernd hinzu.

      Schon drückte sie ihm eine Schachtel in die rechte, Essstäbchen in die linke Hand.

      „Komm, probier‘ wenigstens“, bat sie ihn, kickte ihre Pumps fort und schwang sich auf die Küchenanrichte, an der er lehnte.

      „Ist das sehr scharf?“, fragte Neill skeptisch.

      „Kommt drauf an, was du scharf findest“, antwortete Saomai.

      Sie strich mit dem Zeigefinger ihr Dekolleté hinab.

      Neill, der sie dabei beobachtete, hatte die Schachtel geöffnet und schnupperte an dessen Inhalt.

      „Riecht gut! Aber ich kann nicht mit Stäbchen essen.“

       „Warum nicht?“

      „Weil