Ruth Broucq

Ist der Ruf erst ruiniert...


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paar Mal zusammen zur Massage und mehr mein Geschäft beehrt hatten. Aber auf Andreas war ich gar nicht eingestellt.

      Andreas lachte über mein verdattertes Gesicht und erklärte fröhlich: „Da staunst du, Chefin, nicht wahr? Mein kleiner Bruder hat mich angerufen, weil er den Termin nicht einhalten konnte. Sein Chef hat ihm kurzfristig noch nen eiligen Auftrag erteilt. Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass ich einspringe? Ich war gerne dazu bereit, weil der Berni mir ganz begeistert von deinen Vorzügen berichtet hat. Da war ich doch richtig geil drauf, die auch kennen zu lernen.“ Dabei nahm er mich in seine Arme und küsste mich stürmisch.

      Er nahm mir den Atem, aber auf eine ganz angenehme Weise.

      Unterschiedlicher als diese Beiden konnten Brüder kaum sein. Charakterlich so wie optisch. Im Gegensatz zu Berni, dem großen blonden Mann, mit liebevoll- zärtlichem, rücksichtsvollen Wesen, der sicher seine Frau, trotzt regelmäßiger Puff-Besuche, auf Händen trug, war der ältere Andreas ein Draufgänger-Typ. Er war kleiner mit leichtem Bauchansatz aber trotzdem beweglicher und auch hübscher mit graumelierten Locken die er immer mit starkem Haargel in Form hielt.

      Wild, hemmungslos und leidenschaftlich hatte ich ihn schon auf Distanz eingeschätzt, und das erwies sich als richtig.

      Wir machten nicht gemeinsamen Sex, nein Andreas bestimmte den Ablauf, er nahm mich. Wie er es wollte. Von vorne, von hinten, der Seite, oben, unten, lecken, küssen, fummeln und fingern, er war wendig wie ein Aal und seine Hände und auch der Mund waren überall. Mir wurde fast schwindelig so sehr war Andreas in Aktion. Allerdings musste ich ihn einmal energisch ausbremsen, als er versuchte ohne Kondom in mich einzudringen. Zwar reagierte er mit erstauntem Blick, aber er akzeptierte es sofort.

      „Du bist wirklich eine Granate, Ruth.“ Sagte er, nachdem er zweimal abgespritzt hatte und er endlich befriedigt, auf der Matratze ruhte.

      Als er geduscht war fragte er beim anziehen: „Mein Bruder hat mir nicht zu viel versprochen. Ich komme gerne wieder. Sag, was kriegst du denn jetzt?“

      Ich schüttelte irritiert den Kopf, erwiderte: „Das gleiche wie die anderen Mädels auch, oder denkst du ich bin teurer?“

      Er stutzte kurz, dann lachte er: „Nein, ist okay. Ich frag ja nur.“

      Nachdem Andreas gegangen war saß ich total gerädert in meinem Schreibtischsessel und dachte über diese seltsame Frage nach, während ich einen heißen Kaffee schlürfte. Bisher hatte jeder Kunde, der vorher hier schon Massage-Kunde war, die gleiche Frage gestellt. Holger, Berni, Peter und nun auch Andreas. Nur Michael nicht, der hatte mir unaufgefordert einen Fünfziger hingehalten und war diskret darüber hinweg gegangen. Ja verdammt, was glaubten die anderen Herren denn? Dachten die ich sei billiger oder teurer? Das hätte ich gerne mal gewusst. Vielleicht könnte ich ja mehr nehmen? Oder wollten die gar weniger bezahlen? War ich weniger wert weil ich älter war? Oder weil ich die Chefin war? Nee- dann müsste ich ja teurer sein. So ein Unfug!

      Als Michael sich telefonisch anmeldete hatte ich mich wieder erholt.

      Artig reichte er mir wieder unaufgefordert das Geld und ich stellte erstaunt fest dass er mir siebzig gegeben hatte.

      Ach wie schön. Trinkgeld. So sollte es bei allen Kunden sein, unaufgefordert, bevor es zur Sache ging und ab und zu ein kleines Zubrot in Form eines Trinkgeldes von 20 bis 30 Prozent. So hätte ich es am liebsten. Dachte ich grinsend.

      Überhaupt war Michael ein angenehmer Kunde- freundlich, höflich, bescheiden und dankbar für die Zuwendungen. Nur die Socken - oh nein!

      Danach rief ich gut gelaunt meine Tochter an, bat sie, mich abends abzuholen. „Aber erst nach Feierabend. Nach sieben. Ich muss mir die Haare färben. Hilfst du mir dabei?“ bat ich.

      „Gerne Mama, bin ich kurz nach sieben da. Bis gleich.“ Es kam kein Einspruch mehr, wegen meiner Arbeitszeiten.

      Noch bis kurz bevor Rabea und Rubina kommen würden amüsierte ich mich mit meinen Chat-Partnern bei vögeln. Mein Profil war gut besucht, ich hatte 14 Mails in meiner Abwesenheit erhalten und während ich online war bestürmten mich viele User mit Angeboten und Fragen. Mehr oder weniger direkt, mal vorsichtig- freundlich, oder dreist- unverschämt aber eben auch amüsant und interessiert. Viele fragten nach dem Preis für eine halbe Stunde, weil diesen Herren der Hunderter zu teuer war. Das lehnte ich freundlich aber bestimmt ab, mit der Begründung, dass ich die Besucherzahlen gering und überschaubar halten wolle, was zwar nicht falsch aber auch nicht ganz richtig war. Ich wollte nicht sämtlichen Pöbel bedienen müssen und mich auch nicht unter Preis verkaufen. Nein, nur Stundenpreis, war meine Devise. Als es Zeit wurde die Färbeutensilien zusammen zu packen, weil Rabea bald kommen würde, war ich richtig traurig das Forum schließen zu müssen. Einen Termin hatte ich nicht ergattern können.

      Es wurde ein gemütlicher Abend, wenn man von dem Geschmiere mit der Haarfarbe absah. Anschließend quälte mich die durchgelegene Couch bis zum frühen Morgen.

      Als ich fertig angezogen schon im Hinausgehen war krabbelten Rabea und die Kleine gerade aus den Federn.

      „Wo willst du denn jetzt schon hin?“ fragte meine Tochter verschlafen. „Was bist du denn so hektisch? Es ist erst kurz vor neun. Ich fahre dich doch. Warte!“

      „Nein, lass nur, Kind. Ich nehme den Bus weil ich noch zu dem Chirurgen will. Du weißt ja 11 Uhr. Tschüss, bis später.“ Ließ ich mich nicht von meinem Vorhaben abhalten.

      Die chirurgische Gemeinschaftspraxis bestand aus 4 Fachärzten, die jeweils ein Spezialgebiet hatten. Das Wartezimmer war total überfüllt. Es dauerte fast eine Stunde bis ich endlich den Arzt erblickte. Nachdem die Hand geröntgt war, legte der junge Facharzt gleich für die kommende Woche den Op-Termin fest. Auch er war der Meinung dass es sich um einen kleinen Eingriff handeln werde. Darin stimmten wir überein.

      „Wenn Sie wollen können wir die Operation auch in unserer anderen Praxis machen. Dann hätten Sie Ihre Nichte dabei.“ Bot der nette Doktor mir an.

      Ich schüttelte den Kopf und lehnte energisch ab: „Nein danke. Ich brauche niemand zum Händchen halten. Außerdem ist es hier näher für mich. Ich wohne ja in der Straße nebenan. Also dann bis nächste Woche.“

      Eine meiner Nichten arbeitete seit vielen Jahren in der chirurgischen Praxis eines bekannten Unfallchirurgen, wo auch der Handspezialist zeitweilig tätig war. Doch ich benötigte keine moralische Unterstützung. Ich war stark genug.

      Kaum zu Hause meldete sich telefonisch ein Kunde der mich in miete-mich gefunden hatte. Nachdem wir die Konditionen geklärt und die Zeit vereinbart hatten, klingelte gleich das zweite Telefon. Ein Massage-Kunde fragte nach einem Termin.

      „Hallo, hier ist Lars. Kann ich um 15.30 kommen? Habt ihr dann eine Stunde für mich frei?“

      „Wann warst du denn das letzte Mal hier, Lars?“ fragte ich vorsichtig.

      „Och ist schon länger her. Ich war bei der blonden, ich glaube Kathi hieß sie. Kann das sein?“ überlegte er unsicher.

      Ich sah mich gezwungen ihn aufzuklären: „Tja Lars, die ist nicht mehr hier. Um genau zu sein, außer mir ist niemand mehr hier, weil wir das Geschäft aufgegeben haben. Ich bin nur zum Bescheid geben und für Stammkunden hier. Tja...“

      „Das ist kein Problem. Ich komme gerne zu dir. Du bist doch die hübsche Chefin? Oder nicht?“ unterbrach er mich schnell.

      Geschmeichelt erwiderte ich: „Ja, ich bin die Chefin. Okay Lars, dann komm um halb vier. Bis gleich!“

      Seine Stimme hatte sich sympathisch und relativ jung angehört. Jung hatte ich zwar nicht gerne, aber nur ne Massage, doch das ginge.

      Ich triumphierte. 2 Stunden, das wäre doch geil. Erst um 14 Uhr der Freier von miete-mich und danach ne Stunden-Massage. Der Tag würde sich lohnen. Prima.

      Frohen Mutes schaltete ich den Computer ein und fand bei miete-mich 2 uninteressante Mails, die ich gleich beantwortete. Aber in meinem vögeln-Profil erwarteten mich wieder 11 Mails. Als ich die Mail von einem „hamiltonmercedes“ öffnete starrte ich verdutzt auf eine Tasse Kaffee.

      Was