Ruth Broucq

Ist der Ruf erst ruiniert...


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      Noch am gleichen Abend meldete ich mich bei: miete-mich.com an. Als Pseudonym wählte ich Bodyandsoul und zum Passwort den Namen Holger. Schon beim Alter ging der Schwindel los. Natürlich konnte ich nicht mein wahres Alter angeben, sicher hätte ich damit keinen Hund hinter dem Ofen vorgelockt, oder nur die ganz Perversen angelockt, also machte ich mich um viele Jahre jünger. Schließlich war ich mehrfach geliftet, wenn auch nur Augen- Halbface und Busen, aber mit meiner relativ schlanken Figur und meiner guten Haut- Haar- und Körperpflege sah ich um mehrere Jahre jünger aus. Schließlich sagte man mir das bei jeder Gelegenheit. Also war einundfünfzig eine glaubhafte Altersangabe.

      Mit den weiteren persönlichen Daten wie Größe- (auch Brustmaße), Gewicht- Haar- und Augenfarbe, Honorarvorstellung, der Beschreibung der Person sowie der Vorlieben hatte ich keinerlei Probleme, und ich gab mir den schönen Namen Julia. Ich konnte mich selbst beweihräuchern, das genoss ich regelrecht. Mein ausgeprägtes Selbstvertrauen kam dabei voll zur Geltung. Zum Glück hatte ich seit langem eine Reserve-Mobilnummer, die für diesen Zweck gut geeignet war, weil die kaum Jemand kannte. Die erste Schwierigkeit ergab sich als ein Foto verlangt wurde. Natürlich wollte ich mein Gesicht nicht zeigen, schließlich wusste man nicht wer sich alles in diesem Forum tummelte. Außerdem hatte ich auch nur eine einzige passable Portrait-Aufnahme die ich hätte zeigen können. Ansonsten hatte ich lediglich ein Foto im BH von meinem recht üppigen Dekolletee, was wir für die Massage- Werbung ins Netz gestellt hatten. Das war nicht schlecht, das konnte ich vorerst als einziges Lockmittel nutzen.

      Also rief ich Rabea an um ihr mitzuteilen dass ich sie samt ihrer Digitalkamera benötigte. „Ich muss dringend ein paar gute Fotos machen. Ich habe nichts was halbwegs sexy aussieht.“ Erklärte ich ihr. Sie versprach, mich in den nächsten Tagen zu fotografieren.

      Bereits am nächsten Vormittag klingelte recht früh meine neue Arbeitsnummer, hörte ich eine Männerstimme fragen. „Hallo, Julia? Hier ist Günter. Hast du nachher Zeit?“

      Im ersten Moment war ich so geschockt, dass ich unfähig war zu antworten.

      „Hallo- bin ich denn da richtig, bei Julia?“ vergewisserte sich der Mann.

      „Ja- ja.“ Beeilte ich mich zu bestätigen, fragte trotzdem erstaunt: „Woher hast du denn meine Nummer?“

      Seine Verständnislosigkeit war unüberhörbar: „Na von miete-mich. Du bist doch Bodyandsoul, oder?“

      „Ja- ja, das bin ich.“ Musste ich mich zwingen zuzugeben. „Wann möchtest du denn kommen, Günter.“

      „So gegen 11 wäre mir recht. Wo muss ich denn hinkommen? Einhundert nimmst du für eine Stunde?“ klärte er auch gleich die Preisfrage.

      Nachdem ich ihm die Adresse genannt und den Termin bestätigt hatte, hatte ich weiche Knie und ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich wurde mir plötzlich der Gefährlichkeit der Situation bewusst, dass ich fremde Männer empfangen wollte, mit denen ich ganz alleine in der Wohnung war und denen ich mich beim Sex total auslieferte. Was wenn so ein Kerl mir in irgendeiner Form Gewalt antun wollte? Ich fand mich plötzlich sehr leichtsinnig. Aber ich konnte natürlich versuchen die Anwesenheit anderer Personen in meiner Wohnung vorzutäuschen. Schließlich gab es hier genügend Türen und der verwinkelte Flur ließ durch die Vorhänge keinen Einblick in die weiteren Räumlichkeiten zu. Das war mein Plus. Trotzdem beruhigte mich der Gedanke, dass die Herren ja auch nicht wussten was sie hier erwartete, auch nicht wirklich. Aber da musste ich jetzt durch, was hatte ich für eine Wahl? Um einen Bodyguard zu bezahlen verdiente ich nicht genug. Dafür müsste ich aber noch viel bumsen. Dieser Gedanke brachte mich zum lachen, entschärfte meine dunklen Gedanken und hellte meine Stimmung im Nu auf. Das wäre doch der ganz besondere Gag, bewacht wie die Kronjuwelen im Nebenzimmer für Kohle zu rammeln.

      Günter entpuppte sich als gepflegter, gut riechender Herr um die Fünfzig, ehemals sicher rothaarig, nun grau-gewellt. Leichter Bauchansatz, mittlere Schwanzgröße und ein wilder Stecher, der ständig die Bumsposition wechseln wollte und zwischendrin immer versuchte ins falsche Loch zu stoßen. Dagegen wehrte ich mich freundlich aber energisch, dabei dachte ich: nix da mein Lieber, mein Arsch ist ne Einbahnstraße! Also fummelte er zwischendrin nur mal mit dem Finger an meinem Hinterausgang, schien das Lieblingsloch von Günter zu sein. Solange er da nichts einführte, ließ ich ihm den Spaß.

      Als diese hektische Nummer vorbei war, Günter sich wusch, dann wieder anzog, wunderte ich mich, dass mir die Sache nichts ausgemacht hatte. Es hatte mich nicht gestört natura an seinem Schwanz zu lutschen und auf seinen Wunsch an den rasierten Eiern zu lecken, denn er hatte sich als sehr sauber erwiesen. Auch seine Fummelei und Rammelei waren gefühlsmäßig spurlos an mir vorübergegangen, nichts davon hatte mich innerlich berühren können. Viel abstoßender fand ich die Zungenküsse. Dabei hatte ich entweder versucht meine Mundöffnung so schmal als möglich zu machen oder ich hatte den Kopf wie unabsichtlich zur Seite gedreht wenn sich seine Lippen näherten. Das musste ich nun wirklich nicht unbedingt haben, dass mir jeder Kerl seinen Lappen in den Hals hängen wollte. Das würde ich zu verhindern wissen. Für den Schwanz gab es ja Kondome, den einzuführen war erträglich, aber um die Zunge konnte man leider kein Gummi ziehen. Auch fremden Speichel- Sabber schlürfen zu müssen, fand ich absolut nicht erquickend.

      Mein Fazit war also, ich würde diesen Job problemlos ausüben können.

      Aber dass eine solche Turnübung, wie mit dem hektisch-leidenschaftlichen Günter, anstrengend war, machte sich, dank meines Alters, im Nachhinein schon bemerkbar. Es knackte verdächtig in meinem Gebälk, dass ich mich reckte und verbog um die Glieder etwas zu lockern. Danach legte ich mich mit einem großen Kaffee, alle viere ausgestreckt auf mein Bett, um mich ein wenig zu erholen.

      Dennoch war ich happy wieder einen Hunderter verdient zu haben. Dafür hatte sich die knappe Stunde gelohnt. So konnte es weiter gehen.

      „Bea- es war schon einer da!“ musste ich direkt über das Telefon kundgeben.

      „Wer? Was? Wovon redest du?“ fragte meine Tochter verständnislos.

      „Na ein Freier auf miete-mich! Du, nach so kurzer Zeit! Erst ein paar Stunden da ein Profil reingesetzt und direkt Kundschaft. Toll! So kann das weitergehen!“ erklärte ich freudig lachend.

      „Mama, ich versteh dich nicht mehr! Wie kannst du dich über so einen Wichser freuen?“ klang ihre Stimme ungläubig, fast angewidert.

      „Blödsinn! Über die Kohle, nicht den Kerl. Der ist mir doch egal!“ belehrte ich sie.

      Esther war wesentlich verständnisvoller. Nach meinem Bericht fragte sie neugierig: „Und du hast das erst gestern reingesetzt? Toll- das scheint ja effektiv zu sein. Ha ha ha, lustig! Und du konntest mit dem Kerl poppen ohne dich zu ekeln? Dann wirst du bestimmt genug verdienen um zu Recht zu kommen. Aber sag mal, meinst du nicht dass du ein wenig zu sehr unter dein wahres Alter gegangen bist? 51? Nee- das ist doch nicht glaubhaft. 57 oder 58 wäre akzeptabel. Nicht dass dir demnächst so mancher Kunde an der Tür gleich wieder wegläuft. Hi hi, weil der keine Omi poppen will.“ Kicherte sie amüsiert.

      „Reife Frauen sind gefragt! Und bis jetzt hatte ich ständig Angebote von den Kunden, viele wollten lieber mich als so junge Hühner. Meinst du die hätten mich gefragt wenn sie mich als Oma gesehen hätten? Nee!“ erwiderte ich beleidigt.

      Sie lachte: „War doch nicht so gemeint. Natürlich siehst du gut aus, sieht man dir dein Alter nicht an. Das muss man anerkennen. Klar. Aber ich finde nur, du solltest es nicht übertreiben mit der Schummelei. Nicht das du dir ein Eigentor schießt.“

      „Werde ich ja sehen. Aber ein paar schöne Fotos muss ich noch hochladen. Ich warte auf Bea mit ihrer Digicam. Dann wird die Sache sicher noch besser laufen.“ Beendete ich das Telefonat.

      Als Rabea am nächsten Tag erschien um die Aufnahmen zu machen ergab sich ein neueres Problem.

      „Was willst du denn für die Fotos anziehen?“ wollte sie wissen.

      „Wie anziehen? Ich will sexy Bilder reinsetzen. Keine Modeaufnahmen! Die sollen Appetitanregend sein!“ belehrte ich meine Tochter.

      Sie