Ruth Broucq

Ist der Ruf erst ruiniert...


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die Naht noch nicht und die Hand ist auch noch dick verbunden- ein bissel mehr Zeit musst du mir schon geben. Bussi“

      Meine morgendliche Restauration ging besser als ich vermutet hatte, denn ich hatte zum Duschen enge Gummihandschuhe angezogen damit der Verband nicht nass wurde. Zwar musste ich tatsächlich etwas vorsichtig hantieren, aber im Großen und Ganzen klappte alles wunderbar.

      Den ganzen Tag verbrachte ich mit kleinen Ordnungsarbeiten, und zwischendurch ging ich in die City zum einkaufen. Auch mein geliebtes, sündhaft teures Parfüm „Paris“ holte ich ab, die 75 Euro taten mir weh.

      Als ich mich am späten Nachmittag wieder in mein Profil einloggte, fiel mein erster Blick auf den Absender „hamiltonmercedes“. Marius hatte mir bereits 2 Emails geschrieben, war aber nicht mehr online.

      Der Mann schien nicht viel Schlaf zu benötigen, denn schon um 11Uhr 22 Minuten hatte er die erste Mail abgesendet. „natürlich muss es dir erst wieder besser gehen. Ich wollte dich nicht drängen. Melde dich wenn du Lust hast meinen Schwanz und meine Zunge zu spüren. Grins. Lgma“

      Ich schüttelte grinsend den Kopf, welch ein geiles kleines Ferkelchen. Süß! Er wollte mich heiß machen, das war mir klar.

      Schaffte er auf Anhieb, denn bei der Vorstellung seinen Kopf zwischen meinen Schenkeln liegen zu haben und seine Zunge an meinem Kitzler zu fühlen, wurde mir ziemlich warm im Genitalbereich. So ein Strolch, kannte er mich schon so gut? Unmöglich!

      Was schrieb er denn in der nächsten Mail, vier Stunden später? „keine Antwort? Kann ich dich anrufen? Hast du Festnetz? Lgma“

      Aha, der Herr war sparsam, hatte sicher auch Flatrate. Das war gut, dann konnte ich mal wieder seine Stimme hören, denn ich mochte seinen leichten Dialekt gerne, diese Mischung zwischen Rheinisch und Niederländisch. Ich schrieb ihm umgehend meine Festnetznummer.

      Zu meiner Enttäuschung hatte ich sonst keine interessanten Nachrichten bekommen, so dass ich mich entschloss das Fernsehprogramm zu genießen.

      Aber von genießen konnte keine Rede sein, denn ich war in Gedanken immer wieder bei der Nacht mit Marius und meine Ohren waren wie Antennen auf das Telefon ausgerichtet, um bloß seinen Anruf nicht zu verpassen.

      Niemand rief an. Ob er die Mail noch nicht gelesen hatte? Warum? Weil er arbeiten musste, oder kein Interesse mehr hatte? Quatsch. Sei nicht so ungeduldig, du heißes Frauenzimmer, musste ich mich selbst beruhigen. Er meldet sich sicher morgen. Zum Schluss ging ich frustriert früh zu Bett.

      Bis zum nächsten Morgen hatte Marius zwar nicht angerufen, aber die erste Mail hatte er um 4 Uhr 11 geschrieben: „schön Schatzi. Ich rufe dich am Nachmittag mal an. Freue mich deine Stimme zu hören. Lgma“

      Erleichtert atmete ich auf, also war alles in Ordnung. Er hatte nur keine Zeit gehabt. Erstaunlich wie sehr meine Stimmung bereits von ihm abhing.

      Zufrieden schloss ich das Internet wieder und bereitete mich auf den Kunden vor.

      Tom ähnelte Riese Rübezahl. Mächtig groß, 1,95 m und so breit wie hoch. Sein Lebendgewicht war sicher um die Zweieinhalb Zentner. Zu allem Überfluss war er auch noch behaart wie ein Bär, nicht nur auf dem Kopf und im Gesicht, mit Vollbart, auch am ganzen Körper, einschließlich Intimbereich, dichte, lange schwarze Haare. Ekelhaft.

      Doch der liebe Gott hatte den imposanten Mann im Genitalbereich nicht so imposant ausgestattet. Eher bescheiden. So ein Pech für ihn und Glück für mich. Für die Sechzig hatte ich auch keine Lust auf einen Riesen-Penis. Es gab also doch so etwas wie Gerechtigkeit, dachte ich und musste mir ein hämisches Grinsen verkneifen.

      Es war eine einfache Geschichte, er leckte ein wenig, natürlich an der falschen Stelle, ich gab mir Mühe auf ihm rum zu hoppeln, wobei ich sein Teil kaum spürte, weil er so breit war, dass sein Schniedelchen kaum in die Scheide kam, gut so, dann war er auch schon fertig, und siehe da, sogar zufrieden. Na fein. Feiner Junge, würde ich ihn loben, wenn er ein Hund wäre.

      Als Tom sich verabschiedet hatte eilte ich wieder an meinen Computer. Gerade wollte ich mein Profil öffnen, als mein Telefon klingelte.

      Ein Harry fragte nach einem Termin um 18.30.

      „Warst du schon einmal hier oder woher hast du meine Nummer?“ fragte ich vorsichtig.

      Er verneinte, er habe die Nummer von miete-mich.

      „Von wo kommst du? Hier aus der Nähe?“ wollte ich sicher gehen nicht wieder einen Fast-Nachbarn vor mir zu haben.

      Er verneinte wieder, er sei geschäftlich hier, käme aus Hessen. Das fand ich gut, deshalb gab ich ihm die Adresse.

      Erst danach sah ich, dass auf dem Display meines Telefons ein Anruf in Abwesenheit angezeigt wurde. Unbekannte Nummer! Na Bravo! Das hasste ich. Dieses Gespräch hätte ich so wie so nicht angenommen. Leute die ihre Rufnummer nicht anzeigen wollten hatten was zu verbergen, mit denen wollte ich nicht sprechen.

      Aber wenn Marius der Anrufer war? Vielleicht hatte er Gründe seine Nummer nicht zu zeigen? Wenn es so wäre, würde er mir das sicher erklären. Ich würde also bei diesen unbeliebten Anrufen erst einmal das Telefonat annehmen müssen, sonst liefe ich Gefahr, seinen Anruf zu verpassen. Nein, das wollte ich auf gar keinen Fall.

      Sie haben mindestens eine neue Nachricht, wurde mir in der Informationsleiste von meinem vögeln-Profil angezeigt.

      Es waren gleich neue 6 Emails, aber ich öffnete zuerst die von Marius, er hatte mir um 12.42 Uhr geschrieben. Also genau in der Zeit als ich mit dem Schweizer Rübezahl beschäftigt war. Vermutlich hatte er mich angerufen und weil er mich nicht erreicht hatte, dann die Email gesendet.

      „hab angerufen, hattest du Kundschaft? Dann geht es dir sicher besser? Soll ich heute Nacht kommen, Dich lecken? Willst du meinen Schwanz spüren? Ich melde mich später. Bin geil auf dein Loch und auf dich. Lgma“

      Ich starrte auf die Zeilen und wusste nicht ob ich lachen oder mich ärgern sollte, kalt oder warm war. Sollte ich mich freuen, dass er sich mehr auf mein Loch als auf mich freute? Oder sollte ich sauer sein, dass er mir so deutlich klar machte, dass ich nur ein Sex-Objekt für ihn war? War ich vielleicht zu empfindlich? Ich war ratlos, wurde mir meiner Gefühle nicht klar.

      Nein, es war die Reihenfolge, erst das Teil, was er zur sexuellen Befriedigung benötigte und dann die Person, ich. War ich ungerecht? Hatte er vielleicht nur unüberlegt auf die Schnelle geschrieben? Warum machte ich mir über diese Nichtigkeiten solches Kopfzerbrechen? Blödsinn. Abhaken. Abwarten.

      Dieser komische Kunde namens Harry kam nicht. Ich war versetzt worden.

      Zwar war ich nicht traurig dass ich mich nicht verstellen musste, was ich automatisch bei jedem neuen Kunden machte, aber das Geld hätte ich schon gerne gehabt. Und weil ich mich umsonst vorbereitet hatte und so ein Arschloch dann einfach nicht kam, das ärgerte mich schon.

      Erst am Abend rief Marius an. Trotzt der eindeutigen Fahrgeräusche seines LKWs hörte sich seine Stimme fröhlich und liebevoll an. „Hallo, wie geht es denn? Besser mit deiner Hand? Hast du schon gearbeitet, Schatzi? Bist du fit genug für die Fortsetzung heute Nacht ? Hast du Lust auf meinen Schwanz? Ich könnte gegen 4 oder 5 Uhr bei dir sein. Willst du?“ fragte er gut gelaunt.

      Ohne lange zu überlegen stimmte ich sehr schnell zu: „Ja, komm, ich warte auf dich. Ich freue mich.“

      „Gut Schatzi! Ich werde dich lecken bis du nicht mehr kannst. Ich freue mich auch auf deine geile Fotze. Soll ich dich anrufen wenn ich vor der Tür bin?“ vergewisserte er sich.

      Doch ich bat ihn: „Nein, Marius, bitte nicht erst dann. Ruf mich bitte an wenn du dich auf den Weg machst. Wie lange brauchst du ungefähr von dir bis zu mir? Eine Stunde? Dann habe ich Zeit genug, wach zu werden und mich frisch zu machen. Ja? Bitte gib mir die Zeit, die brauche ich!“

      „Wird gemacht, Schatzi. Ich ruf an wenn ich losfahre. Schlaf schön, damit du fit bist. Bis gleich.“ Konnte ich seine Vorfreude deutlich hören.

      Obwohl es noch keine 22 Uhr war, ich noch mindestens sechs Stunden hätte schlafen können,