Ruth Broucq

Ist der Ruf erst ruiniert...


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Kindesvater nicht behaupten konnte. Der lebte zwar mit den Beiden zusammen in einer Wohnung, aber er lebte sein Leben. Kam und ging wie und wann er wollte, blieb nächtelang weg, kam meist betrunken nach Hause und dort schlief er nur. Sobald er wach wurde, ging er.

      Wie ich es geahnt hatte, ging die Beziehung meiner Tochter, mit dem Vater meiner süßen Enkelin auseinander, weil sie herausbekam, dass der lebenslustige Musiker sich gerne in fremden Betten tummelte. Rabea warf ihn raus und blieb mit ihrer Tochter alleine. Sie gab sich alle Mühe, war eine aufmerksame liebevolle Mutter, mit ihrem Leben jedoch völlig unzufrieden und auf Männer sehr schlecht zu sprechen. Von Partnern hatte Rabea daher vorerst genug, sie wollte alleine bleiben, sich nur um ihr Kind kümmern.

      Wieder machte ich mir ernsthafte Sorgen um meine jüngste Tochter, jedoch konnte ich ihr bei dieser Art von Problemen leider nicht helfen.

      Aber die Beziehungsprobleme meiner Tochter waren kein Grund für mich, ebensolche Abneigungen gegen neue Bekanntschaften oder eine Partnerschaft zu entwickeln. Durch mein Zusammentreffen mit Marius war genau das Gegenteil war der Fall. Ich sehnte mich plötzlich nach Nähe, Geborgenheit, Wärme und Zusammengehörigkeit.

      Die nächsten Stunden zogen sich wie Kaugummi, in denen ich nichts mit mir anzufangen wusste. Ich wartete auf seinen Anruf, konnte mich weder für das Fernsehprogramm noch für mein vögeln- Profil begeistern. Kontrollierte ständig meine optische Erscheinung, putzte mir jede Stunde die Zähne, hoffte auf sein Erscheinen oder ich zweifelte an seiner Zuverlässigkeit. Nach endlosen Stunden glaubte ich schon in Vergessenheit geraten zu sein, als mein Telefon klingelte.

      Trotzt der Anzeige: unbekannte Nummer, wusste ich gefühlsmäßig, das ist er, Marius.

      „Hallo, Schatzi, wie geht’s?“ drang seine warme Stimme in fröhlicher Weise in mein Ohr. „Und? Hast du Lust auf mich? Soll ich gleich kommen? Willst du geleckt werden, Schatzi? Dann mach ich mich gleich auf den Weg. Sag es mir, ob du willst!“

      Ich lachte erleichtert, forderte ihn in offener Vorfreude auf: „Ja, Schatz, komm. Komm ganz schnell, ich warte schon den ganzen Tag auf dich. Ich freue mich auf dich. Wann bist du hier?“

      Wie leicht mir das Kosewort von den Lippen ging und wie ernsthaft ich es meinte, wurde mir bei meiner Antwort bewusst. Wie sehr ich mich nach ihm sehnte, nach so kurzer Trennung von nicht mal 2 Tagen, war eine neue, aber auch schöne, Erfahrung für mich.

      Sein Lachen war weich und zärtlich als er mich beruhigte: „Gleich Schatzi. Gegen zehn, denke ich. Hältst du es noch so lange ohne mich aus? Und zieh nicht so viel an, du weißt doch wie ich es mag, oder? Bis gleich, ich freue mich auf dein Loch.“

      Bevor ich antworten konnte, fragen wieso er noch fast zwei Stunden benötige, obwohl der Weg aber nur eine halbe Stunde in Anspruch nahm, hatte er die Leitung geschlossen.

      Versonnen lächelte ich vor mich hin, fühlte mein Herz schneller schlagen, bei dem Gedanken daran, wie sein Körper, vor seinem Höhepunkt zu glühen und schwitzen begann. Ich mochte seine Art der Liebe, so ungewöhnlich sie war, oder vielleicht gerade deshalb? Vermutlich weil er anders war als alle Männer die ich bisher erlebt hatte.

      Für den Empfang hatte ich mir schwarze halterlose Strümpfe angezogen und darüber nur ein enges, dunkelrotes, sehr kurzes Wollkleid in dem sich die Form meiner Brüste deutlich abzeichnete und die Warzen sich hart durchdrückten. Weder BH noch Slip trug ich darunter. Dann noch meine hohen schwarzen Sandaletten mit den Strasssteinchen, das würde ihm sicher gefallen.

      Unruhig lief ich durch die Wohnung, dann kam mir der Gedanke, dass das Romantik-Zimmer, mit dem breiten Messingbett, für eine gemütliche gemeinsame Nacht sicher geeigneter war als das schmale Himmelbett. Schnell räumte ich die zusätzlichen Wolldecken und Kissen um, stellte Wasser und Süßigkeiten bereit und überlegte was für eine Story ich Marius diesmal erzählen konnte. Die imaginäre Freundin durfte nicht zu Hause sein, sie übernachte bei ihrem Freund, schien mir die glaubhafteste Lüge.

      Gerade hatte ich die großen Teelichter angezündet, die ich in der kleinen Eingangs-Diele sowie auf dem langen Flur, auf jeder Abstellmöglichkeit platziert hatte, als Marius pünktlich um 22 Uhr klingelte.

      Weil ich auf die Deckenbeleuchtung verzichtet hatte, nur das flackernde weiche Kerzenlicht sein Gesicht beleuchtete, schien es mir jungenhaft hübsch, als er mich liebevoll anlächelte. Trotzdem hatte ich wieder den Eindruck, das er verlegen war, denn er redete wie ein Wasserfall: „Na, Schatzi, wie geht es? Gott ist das ein schreckliches Wetter, eisig kalt und Regen. Da wird es morgen sicher glatt sein, wenn es diese Nacht friert. Auf der Fahrt hierher hatte ich schon den Eindruck, dass alle Leute langsamer fahren. Also so ein Quatsch, vorsichtig zu fahren, ist bei dem Wetter ja okay, aber schleichen muss man deshalb doch nicht. Schließlich ist noch kein Glatteis, auf der Autobahn sowieso nicht. Wo führst du mich denn hin, Schatzi? Was ist mit deiner Freundin? Ist die nicht da? Oh, ein anderes Zimmer? Ich bin verwirrt.“

      Ich war vorausgegangen, weil ich nur dazu kam mit Kopfbewegungen zu antworten, entweder zu nicken oder zu schütteln.

      Er war mir gefolgt und im Romantik blieb er erst einmal stehen und stoppte vor Staunen seinen Redeschwall.

      Ich lachte, erklärte ihm: „Meine Freundin übernachtet bei ihrem Freund, weil sie sonntags und montags frei hat bleibt sie dann bei ihm. Der wohnt nämlich weiter weg. Deshalb können wir uns heute und morgen in der Wohnung frei bewegen. Wenn du willst zeig ich dir die anderen Räume, außer die ihren natürlich.“

      „Und das hier ist dein Schlafzimmer?“ fragte er neugierig und sah sich abschätzend um. „Sehr schön, Schatzi. Aber hast du keinen Kleiderschrank?“ wunderte er sich.

      Spontan improvisierte ich: „Doch, wir haben ein gemeinsames Ankleidezimmer, weil wir nicht so volle Räume mögen und die Zimmer auch relativ klein sind.“ Uff - das war aber eine gute Idee.

      Marius schien meine Ausrede zu schlucken, er meinte: „Na ja, klein ist relativ. Aber ihr Frauen habt ja immer ne andere Vorstellung als wir Männer. Nein, aber echt, klasse Einrichtung, gefällt mir. Du hast einen guten Geschmack.“

      „Siehst du doch an dir.“ flachste ich lachend.

      Er zog mich näher an sich ran, ging in die Knie um auf Augenhöhe mit mir zu sein und fragte: „Geht es dir gut?“

      Ich sah die Liebe aus seinen Augen leuchten und nickte glücklich: „Ja, jetzt geht es mir gut.“ Dann versank ich in seinen Armen zu langen leidenschaftlichen Küssen und heißem Sex.

      Das Glück, mein Glück hatte einen Namen: Marius.

      „Und was machen die Geschäfte, Schatzi? Hast du neue Kunden gehabt? Ach Quatsch, nee ist doch Wochenende. Da arbeitest du ja nicht. Hab ich ganz vergessen.“ Spöttelte er unvermittelt, nach dem ersten Liebesakt, als ich ihm gerade ein Glas Wasser reichte.

      Kopfschüttelnd wunderte ich mich: „Wieso interessiert dich das? Ganz abgesehen davon, dass ich die ganze Woche nicht arbeiten konnte, finde ich es seltsam, dass du darüber sprechen kannst.“

      Marius lachte und fragte belustigt: „Warum nicht? Ich weiß doch was du machst. Schließlich hab ich dich ja bei vögeln gefunden. Außerdem wollte ich schon immer ne Nutte als Freundin haben. Ich finde das interessant.“

      Das traf mich wie ein Tiefschlag, unerwartet und unfair unter der Gürtellinie. Als was sah er mich? Als eine billige Nutte? Ich holte tief Luft

      und korrigierte ihn pikiert: „Erstens ist die Bezeichnung Nutte eine Beleidigung, die Frauen nennen sich Hure, nicht Nutte oder Schlampe, das sind die, die umsonst mit Jedem ficken. Und ich zähle mich nicht dazu, denn zweitens habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich bis jetzt nur Massage-Kunden hatte. Ich weiß zwar nicht warum, aber irgendwie läuft das nicht so recht, mit der Werbung bei vögeln, ich bin ja erst seit 2 Wochen da drin.“

      Er lenkte schnell ein: „War nicht böse gemeint Schatzi, sei nicht sauer. Aber wenn du möchtest, sag ich dir woran das vermutlich liegt, das du wenig Erfolg hast.“ Dabei sah er mich fragend an. Als ich zustimmend nickte fuhr er fort: „An den Fotos. Die sind zu lieb, Hausfrauen-Look, nicht sexy. Ja, guck nicht so, du bist eine