»Ne, über Jan bestimmt nicht!«
C: »Nun, du bestimmst das Thema. Vergiss aber nicht, dass wir eine Verabredung haben.«
B: »Verabredung?«
C: »Wir arbeiten an einem Plan für dieses Jahr, und die Stunde hat nur fünfundvierzig Minuten, von denen bereits fünfzehn verstrichen sind.«
B: Schluckte. »Also diese Santa-Party. Ich hab mich eigentlich total gefreut, als Cesár mich eingeladen hat. Zumal ...«
C: »Zumal?«
Bea: »Dieser Jan ist ein riesen Arschloch! Er hat sich dauernd mit anderen Frauen getroffen! Ich hab‘s einfach nicht mehr ausgehalten. Und als ich Cesárs Einladung bekommen habe, hatte ich wenigstens was für Weihnachten. Meine Mom ist Weihnachten immer nur am Flennen und betrinkt sich. Das ist unerträglich. Ich hab mir wirklich ganz doll Mühe gegeben, hab für Cesár was Schönes gekauft, hab mich sogar gestylt, von meinem letzten Geld den Friseur bezahlt, obwohl Fransziska …«
C: »Obwohl Franziska ...?«
B: »Na ja, egal. Und dann … dann komme ich zu dieser Party. Da waren Cesár und Kutub und einige andere, die ich nicht kannte. Alle standen um das Sofa rum, auf dem diese … dieses Ding saß.«
C: »Ding?«
B: »Diese halbnackte Puppe, die alle angeschaut hat.«
C: »Moment! Sagtest du, die Puppe hat alle angeschaut?«
B: »Ja. Sie hat immer wieder herumgeschaut, wenn sich jemand bewegt hat. Das war total gruselig.«
C: »...«
B: »Cesár hat mich ihr vorgestellt. Weißt du, ich hatte mir extra ein Geschenk für ihn ausgedacht. Einen stylischen Blumentopf mit Bluetooth, Touchlights und Lautsprecher. Cesár liebt solchen Schnickschnack. Hab mir was Hübsches angezogen und dachte, das wird eine nette Party. Cesár war auch zuerst supersüß. Als ich in der Tür stand, hat er mich total liebevoll begrüßt. Ich hab gemerkt, dass er sich gefreut hat. Alles war bunt geschmückt, und alle liefen mit den roten Santamützen herum. Sogar einen Tannenbaum hatte er aufgestellt, obwohl er das früher immer abgelehnt hat. Es sah so gemütlich aus. Es waren ein paar Leute da, die ich noch nicht kannte. Aber kaum war ich im Zimmer, da stehen alle um dieses Ding herum und glotzen die an, wie einen Filmstar.«
C: »Er hat dich der Puppe vorgestellt?«
B: »Ja, er hat gesagt: Darf ich dich meiner Freundin vorstellen? Das ist EVA. Du musst dich vor sie stellen, damit sie dich sehen kann.«
C: »Versteh ich nicht, warum solltest du dich vor die Puppe stellen?«
B: »Ich war so überrascht, und die anderen grinsten so blöd, dass ich das gemacht habe. Dann hat die Puppe mit mir gesprochen.«
C: »Die Puppe hat dich angesprochen?«
B: »Ja. Sie hat gesagt: Hallo, ich bin EVA, ich freue mich, dich kennenzulernen. Wie heißt du?«
C: »…?«
B: »Ich hab gesagt: Ich heiße Beatrice. Darauf hat sie mich so merkwürdig angeschaut. Sie hat mich richtig angeschaut!«
C: »Bist du sicher?«
B: »Na klar! Sie hat sogar gelächelt. 'Hast du etwas dagegen, wenn ich dich in meiner Datenbank abspeichere, damit ich dich später wiedererkenne?' oder so, hat sie geantwortet.
C: »Und hast du?«
B: »Ich war so verdattert, dass ich Ja gesagt habe. Dann drehte sich den ganzen Abend das Gespräch nur um diese … diese EVA. Sie hat mit am Tisch gesessen beim Abendessen, sie hat von Cesár ein Geschenk bekommen. Cesár hat sie sogar geküsst!«
C: »Ziemlich abgedreht!«
B: »Abgedreht? Zum Lachen ist das!«
C: »Du lachst aber nicht, sondern bist wütend!«
B: Schluchzte. »Ich hatte mir eingebildet, es könnte vielleicht wieder etwas sein zwischen uns. Dieser Volltrottel hat mich einfach ... einfach … durch eine Puppe ersetzt!«
C: »Ich verstehe, dass du enttäuscht warst. Wie haben die anderen reagiert?«
B: »Ach, das war ganz unterschiedlich. Es gab ein paar Leute, die ich in der Uni gesehen habe. Und da war ein Pärchen, die in so komischen Wollklamotten herumgelaufen sind. Die haben mit Cesár über den Ätherleib diskutiert und wie schädlich es ist, sich mit derartigen Puppen zu beschäftigen. Aber ich glaube, die hat niemand so richtig ernst genommen. Dann war da noch so eine von einem Journal, die war ganz nett. Silke, mit der hab ich später meine Nummer getauscht. Die hat alles Mögliche gefragt. Später hat sie mir aber gesagt, dass sie einen Artikel darüber schreiben möchte und ob ich ihr als Interviewpartnerin zur Verfügung stehen möchte. Und natürlich war Kutub da, der Bekannte meiner Freundin. Aber der hat nur die ganze Zeit gegrinst wie ein Honigkuchenpferd. Cesár ist dick mit ihm befreundet. Und dann war da noch ein Kollege von Cesár, Ribor hieß er, auch ein Tscheche. Der hat die ganze Zeit über an dieser Puppe rumgefummelt, bis Cesár böse geworden ist. Stell dir vor! Cesár ist richtig ausgerastet, als Ribor der Puppe an die Titten gefasst hat!«
C: »Wie kann ich mir diese Puppe denn vorstellen?«
B: »Also, die sieht halt so aus, wie Männer sich eine Frau vorstellen, glaub ich. Schlank, vollbusig, lange Haare, Modellgesicht. Ja, wie so ein Pornomodell. Gruselig!«
C: »Fandest du die Puppe attraktiv?«
B: »Spinnst du? Sorry. Wieso sollte ich die attraktiv finden?«
C: »Du empfindest sie offensichtlich als Konkurrenz.«
B: »Te! Ich soll eine Puppe als Konkurrenz finden?«
C: »Nicht?«
B: »Überhaupt nicht! Was soll denn da eine Konkurrenz für mich sein?«
C: »Cesár scheint ihr Gefühle entgegenzubringen, die er dir gegenüber nicht mehr zeigt, oder?«
B: Nickte. »Ne, da lief gar nichts mehr zwischen uns. Es war nur noch peinlich. Besonders als er EVA erklärt hat, dass ich seine frühere Freundin war!«
C: »Und?«
B: »Ich hätte mich unter dem Tisch verstecken können. Frühere Freundin!«
C: »Stimmt es nicht?«
B: »Sie hat gesagt, sie hoffe, dass ich nicht traurig bin.«
C: »Die Puppe hat das gesagt?«
B: »Ja. 'Ich verstehe.‘ , hat sie gesagt. ‚Ich hoffe, du bist nicht traurig. Es hört sich so an, als seid ihr nun nicht mehr so intensiv befreundet. Das tut mir leid!'«
C: »Erstaunlich! Was ist das für eine Puppe?«
B: »Ich glaube, so eine Art Roboterpuppe. Jedenfalls reagiert sie auf alles, was sie sieht und hört. Horror.«
C: »Hm.«
B: »Und dann hat sie noch gesagt, dass sie sich freut, mich kennengelernt zu haben und sie gerne meine Freundin sein möchte. Da bin ich gegangen!«
C: »Du hast die Party verlassen?«
B: »Na, nicht sofort. Aber ich hatte keine Lust mehr, mit dieser EVA zu reden. Ich hab dann mit dem Pärchen in Wollkleidung gesprochen. Die hatten auch keine Lust, sich der Puppe zu unterhalten. Wir haben in der Küche miteinander gequatscht. Die waren total entsetzt über die Situation. Sie meinten, dass Cesár aus dem Gleichgewicht geraten sei und dringend eine Therapie bräuchte.«
C: »Dann war die Party ein wenig schwierig für die Teilnehmer.«
B: »Eigentlich nicht. Die anderen fanden es total cool. Sie haben der Puppe Fragen gestellt und sich über die Antworten amüsiert. Ribor, der Kollege von Cesár wollte sogar wissen, wo man so eine Puppe herbekommt. Ich glaube, Cesár schläft sogar mit der. Das ist total frauenfeindlich! Das ist doch krank, oder?«
C: »Ich möchte