Ich habe noch kein Tattoo an ihm gesehen – wo hat er es denn?“
„Am linken Arm, das kann man auch nicht wirklich sehen“ sagte ich und vermutete zugleich, dass Jacob immer lange Hemden trug.
Vielleicht war sein Vater damit nicht einverstanden und verordnete ihm deshalb die verdeckende Kleidung.
„Ich bin übrigens morgen mit ihm zum Essen verabredet.“
Überrascht sah ich Noah an.
„Das hast du mir gar nicht erzählt. Wann habt ihr das ausgemacht?“
Er überlegte kurz. „Vor einigen Tagen bereits. Jacob hat mich zum Dank für den Job eingeladen.“
Fragt sich für welchen Job, war mein eifersüchtiger Gedanke.
„Ist was?“ Seine blau – grauen Augen sahen mich fragend an.
„Nein, nein. Alles in Ordnung.“
Am nächsten Morgen stand ich um neun Uhr im Bad und machte mich zurecht. Noah war bereits zur Videothek gefahren. Sie öffnete normalerweise um zehn, aber er wollte mit der Aushilfe noch den Lagerbestand durchgehen.
Ich machte mir gerade mein Frühstück, da klingelte es an der Tür.
„John! Dich hab´ ich ja schon länger nicht mehr hier gesehen. Wie geht’s euch?“ fragte ich ihn und Nick, seinen Assistenten.
„Uns geht’s gut, nicht war Nick?“
Er stimmte zu und ich bot den beiden ein noch warmes Brötchen an.
Zwischen John und mir hatten sich vor über zwei Jahren Gefühle füreinander entwickelt. Da war ich natürlich noch nicht mit Noah zusammen. Mehr wie ein Kuss war aber nie geschehen. Als Noah es herausgefunden hatte, stürzte er sich gleich auf John. Da spürte ich seine Eifersucht auf ihn – denn damals verbrachte ich mehr Zeit mit dem Detective. Später hatte ich mir eingestanden, dass ich dies tat um meine Gefühle für Noah zu unterdrücken, weil er zu dieser Zeit noch mein bester Freund gewesen war.
„Wie läuft es mit der Videothek? Nick war letztens dort und hat mir erzählt, dass dort nun ein junger Mann arbeitet?“
„Ja, das war Jacob, unsere Aushilfe.“
„Er war wirklich nett zu mir“ sagte Nick.
Das glaube ich.
In mir wuchsen Zweifel.
Ich war mir nicht sicher, ob Jacob wirklich so nett war, wie er aussah.
Kapitel 3: Eifersucht
Ich begleitete John und Nick zur Tür, dann zog ich mir eine graue Old – School – Jacke an und ging zu Fuß zur Videothek. Nach einer halben Stunde kam ich an.
Als ich die Tür öffnete, traute ich meinen Augen kaum: Noah saß auf der Leihtheke und Jacob massierte ihm dahinter den Rücken. Nachdem sich unsere Blicke trafen, ließ Jacob mit einem Grinsen von meinem Mann ab.
„Was ist denn hier los?“ fragte ich leicht aufgebracht.
„Mir ist vorhin etwas schwindelig geworden. Jacob war so freundlich, mich zu massieren.“
„Das regt die Durchblutung an, außerdem ist dein Mann ziemlich verspannt.“
„Aha“ sagte ich und malte mir aus, wie Jacob wohl Noah´s Verspannungen lösen wollte.
„Jake, komm´ her.“
Mein Mann gab mir einen Kuss, den ich nicht wirklich erwiderte.
Ich vertraute ihm, aber ich war eifersüchtig, schließlich arbeiteten die beiden den ganzen Tag zusammen und ich kannte die Aushilfe noch nicht wirklich. Klar, er war der Sohn des Bürgermeisters – aber was sagte das schon über einen aus?
„Nick war übrigens vorhin hier. Er wollte John mit einem neuen Film überraschen.“
Wenigstens ist bei denen alles in Ordnung, war mein seufzender Gedanke.
Ich sah zu Jacob. Unsere Blicke trafen sich. Er lächelte mich an und ging dann ins Hinterzimmer. Mit dem heutigen Tag stand fest, dass wir keine Freunde mehr in diesem Leben werden würden.
Am Abend war es soweit: Noah machte sich zurecht, um mit Jacob Essen zu gehen. Er sah verdammt heiß aus in seinem schwarzen Hemd und der figurbetonten Hose, auch er ließ mich seine Lust spüren. Aber ich drückte ihn von mir.
„Du kommst sonst zu spät.“
Es war eine lahme Ausrede, aber ich hatte keine Lust mit meinem Mann zu schlafen – kurz vor einem Essen mit Jacob.
„Wo geht ihr eigentlich hin?“ fragte ich ihn.
Vielleicht würde ich mal zufällig vorbeischauen.
„In der Nähe des Seniorenheims hat ein neues Restaurant eröffnet. The Cryptal´s Food – oder so ähnlich.“
„In der Nähe des Seniorenheims?“ wiederholte ich ungläubig. „Das liegt am anderen Ende der Stadt! Wieso geht ihr nicht ins Café?“
„Weil Jacob mich dorthin eingeladen hat“ antwortete Noah gelassen.
Das Seniorenheim lag in der Nähe des Highways. Ich konnte mir vorstellen, weshalb Jacob ihn bis ans Ende der Stadt einlud, nur um sich für die Einstellung in der Videothek zu bedanken.
Draußen hupte es zweimal.
„Ich muss los. Ich liebe dich, Jake.“
„Er hat ein Auto?“ fragte ich irritiert.
„Ja, was ist so schlimm daran? Er wird schon vorsichtig fahren.“
Mein Mann gab mir einen Kuss und lief die Tür heraus. Ich vermied es aus dem Fenster zu sehen, stattdessen rief ich Brenda an.
Zum Glück hatte sie Zeit. Sie ließ sofort alles liegen und kam mit dem Bus, da sie etwas entfernt wohnte. Mein Elternhaus hatte ich aufgegeben, nachdem ich geheiratet hatte. Brenda musste damals meistens dreimal umsteigen, wenn sie zu mir kam. Noah´s Haus war da mit zweimal umsteigen näher.
Es klingelte.
Ich öffnete die Tür, Brenda hielt eine große Tafel Schokolade vor ihr Gesicht.
„Die Seelentröster sind da“ sagte sie.
„Danke, dass du gekommen bist. Jetzt alleine hier zu sitzen, halte ich vermutlich nicht aus.“
„Kein Problem. Mache ich gerne. Wo sind die beiden Schurken?“
„Am Ende der Stadt“, antwortete ich, „in einem neueröffneten Restaurant. The Cryptal´s Food.“ „Davon habe ich gehört, das soll toll sein.“
Na prima!
„Ich habe die beiden heute morgen erwischt. Was meinst du, wie Jacob ihn angehimmelt hat! Du weißt, dass ich normalerweise nicht so eifersüchtig bin, aber diese Aushilfe hat irgendetwas an sich...“
„Denkst du, er ist besser im Bett als du?“ fragte Brenda forsch.
„Quatsch! Aber er sieht gut aus und ich weiß nicht ob Noah... ob er... sich von ihm einwickeln lässt.“
„Wieso sollte er das tun?“
„Ich weiß es nicht, vielleicht, um sich die Videothek unter den Nagel zu reißen.“
Brenda sah mich schief an. Ich dachte über das Gesagte nach, dann prusteten wir los.
„Okay, auf die Videothek wird er es nicht abgesehen haben, aber vielleicht auf ihn. Ich habe sogar schon überlegt zum Restaurant zu gehen – rein zufällig – um mich dort zu vergewissern, dass es Noah gut geht.“
„Du meinst, dass er nicht fremdgeht?“
So konnte man es auch ausdrücken. Ich hasste mich für den Gedanken, aber schließlich fuhren Brenda und ich zu diesem Restaurant. Das Taxi zahlte ich, denn