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      Sie hatte dunkelbraunes Haar und trug eine Bob – Frisur.

      „Ich denke schon. Jedenfalls bin ich nicht mehr so angespannt“ antwortete ich.

      „Das ist schön. Auf Wiedersehen ihr beiden.“

      „Bye, Angie“ verabschiedete sich Noah.

      „Freut mich, dass es dir besser geht“ sagte mein Mann, nachdem wir in seinen Jeep eingestiegen waren. „Lass´ uns noch etwas zu Mittag essen, bevor wir zum Anwalt fahren.“

      Ich willigte ein.

      Kapitel 6: Die Warnung

      Zehn Minuten vor dem Termin erreichten wir die Kanzlei des Anwaltes. Dr. Galvin Snider, ein dürrer Mann mit ergrautem Haar und Endfünfziger, empfing uns persönlich.

      „Schön, dass Sie gekommen sind, Jake. Möchten Sie und Ihre Begleitung ein Glas Wasser?“

      Wir verneinten die höfliche Geste.

      „Dr. Snider, warum sind wir hier?“ sprach Noah meine Frage direkt aus.

      „Nun ja, ich bin – wie Sie wissen – der Erbverwalter von Leander Carl. Er verstarb vor zwei Wochen nach schwerer Krankheit. Ein ruhiger Geselle... Er gab mir einen Brief für Sie, Jake. Er wollte unbedingt, dass Sie ihn lesen, während ich anwesend bin, um eventuelle Fragen nach Leander´s Tod beantworten zu können.“

      Seinem Aktenkoffer entnahm Galvin Snider einen Brief und legte ihn vor mir auf den Tisch. Ich betrachtete ihn. Die Rückseite war versiegelt.

      „Sicherheit ist uns wichtig“ bemerkte der Anwalt meinen Blick.

      Ich sah zu Noah, dieser lächelte und nickte mir entgegen. Langsam öffnete ich den Brief und las ihn.

      „Lieber Jake,

      schade, dass wir uns in diesem Leben nicht mehr sehen werden. Es tut mir unglaublich leid, was ich dir und deinen Freunden angetan habe. Mir geht es immer schlechter, die medizinische Versorgung im Gefängnis ist nicht die beste.

      Ich will dich warnen. Ihr seit in großer Gefahr!

      Meine Karten verrieten mir, dass Omega kurz vor der Wiederauferstehung steht. Sie werden euch das Leben zur Hölle machen. Bitte hütet euch! Ihr dürft zudem niemandem vertrauen. Ich hoffe, dass Noah meinen Rat vor zwei Jahren befolgt hat, dann seit ihr nämlich auf die kommende Schlacht vorbereitet. Die Karten sagen ganz klar, dass sie alles von euch abverlangen wird.

      Jake, vertraue mir dieses eine Mal. Es ist das letzte Mal, dass ich dir schreiben kann.

      Bitte vertraue auf meine Worte. Du weißt, dass die Karten nie lügen.

      Lebt wohl.

      Gezeichnet C.“

      Innerlich verwirrt gab ich den Brief meinem Mann.

      Seine Augen weiteten sich, während er die Zeilen las.

      „Ich soll wieder die Karten legen? Niemals.“

      Ich konnte ihn nur zu gut verstehen. Schließlich wollten wir mit Magie nichts mehr zu tun haben.

      „Es war seine ausdrückliche Bitte. Tun Sie es, wenigstens einmal“ bat Dr. Snider.

      „Lass´ uns gehen, Jake. Wir sind hier fertig.“

      Gemeinsam standen wir auf, ließen den Brief auf dem Tisch des Anwaltes liegen und stiegen in den Wagen.

      „Was denkst du darüber?“ fragte ich meinen Mann.

      Er überlegte kurz. „Nichts, Jake. Wir haben mit der Sache abgeschlossen.“

      Ich bohrte nicht weiter, dachte aber noch eine Weile über den Brief nach.

      Während Noah duschte, ging ich ins Arbeitszimmer. Ich öffnete die Kiste vergangener Zeiten. Mein Blick fiel wieder auf die Tarotkarten. Ich wollte sie herausnehmen, erinnerte mich aber an das, was Noah mir einmal sagte.

      Die Karten dürfen nur von ihrem Besitzer angefasst werden.

      Vor meinen Augen tauchte abermals Miss Kaminsky´s Haus auf. Während Noah und sie kämpften, sammelte ich die Karten des Omega – Ordens auf, um eine Verbindung zu ihr und Mrs. Combe zu beweisen, bei welcher wir mit Linda die gleichen Karten entdeckt hatten.

      Ich hatte sie angefasst.

      Die Karten des Omega – Ordens.

      Das Böse steckt in den Karten, kam es mir in den Sinn.

      Ich habe die weiße Magie in mir, ertönte meine innere Stimme.

      Nein, du hast schwarze Magie in dir!

      Die fremde Stimme überdeckte meine eigene.

      „Ich habe nichts mit Magie zu tun“ sagte ich laut, um mich zu beruhigen.

      Da irrst du dich aber gewaltig, ertönte es schallend.

      Kapitel 7: Die innere Stimme

      Ich lief zum Telefon und wählte die Nummer von Evelyn Warner.

      „Hallo?“ Angie nahm meinen Anruf entgegen.

      „Ich bin´s, Jake. Ich muss dringend Dr. Warner sprechen. Kann ich kommen?“

      Eine kurze Pause folgte.

      „Sie ist gerade nicht in der Praxis, aber ich notiere deinen Anruf.“

      Ich seufzte.

      „Jake, sie wird dich sofort zurückrufen. Okay?“

      Schließlich willigte ich ein.

      Ich erzählte Noah nichts von der inneren Stimme und meinem Anruf bei der Therapeutin, um ihn nicht zu beunruhigen.

      Während er arbeitete, klingelte mein Smartphone. Dr. Warner vereinbarte für den nächsten Tag einen Termin mit mir.

      Vierundzwanzig Stunden später saß ich wieder in der Praxis.

      „Eine innere Stimme?“ Evelyn Warner sah mich mitfühlend an.

      „Ja, besser kann ich es nicht erklären. Es war eine Art innerer Dialog. Aber nicht mit mir selbst, da war etwas anderes in meinem Kopf.“

      Die Therapeutin machte sich eifrig Notizen, ihre Gesichtszüge verrieten nun ernste Besorgnis.

      „Bin ich krank?“ fragte ich.

      Nach einer kurzen Pause antwortete sie: „Nein. Krank bist du sicher nicht. Ich überlege nur, ob ich dich medikamentös behandeln sollte.“

      „Ich werde keine Pillen nehmen“ entgegnete ich streng.

      Dr. Warner rieb sich das Kinn. „Okay, es war ja nur einmal. Aber sollte es noch einmal vorkommen, sagst du mir sofort Bescheid. Kann ich mich darauf verlassen?“

      Ich gab ihr mein Wort.

      „Du bist sicherlich nicht krank, Jake. Aber merkwürdig ist das schon“ sagte Brenda.

      Zusammen mit John und seinem Freund saßen wir auf ihrer lilafarbenen Plüsch – Couch.

      „Das glaube ich auch nicht“ sagte John Jones sicher.

      „Aber was war es?“ fragte ich in die Runde.

      „Es wird ein Zusammenspiel von Stress und früheren Erfahrungen sein“ antwortete Nick. „Der Besuch bei diesem Anwalt hat einfach alte Gefühle hervorgeholt, die sich dann als deine Stimme ausgegeben haben.“

      Diese Sicht klang plausibel.

      „Erzählst du Noah davon?“ wollte Brenda wissen.

      „Erst einmal nicht, ich will nicht, dass er sich unnötige Sorgen macht.“

      John, Nick und ich verabschiedeten uns von Brenda. Die beiden Männer begleiteten mich zur Videothek.

      Auf dem Weg dorthin sagte