beleuchtet. Das Gebäude war groß und mehrstöckig. Wir gingen zu den riesigen Fenstern.
Das Restaurant war gut besucht, schnell entdeckte ich meinen Freund. Sie schienen sich sehr zu amüsieren – Jacob und er lachten unentwegt.
„Ich habe genug gesehen, lass´ uns verschwinden“ sagte ich etwas deprimiert.
Wieder zuhause angekommen, reichte mir Brenda die mitgebrachte Schokolade.
„Oh, ja! Heute achte ich mal nicht auf die Kalorien!“
Ich riss die Verpackung auf und biss ein großes Stück ab.
„Hey, lass´ mir auch etwas über“ lächelte Brenda.
Ich teilte die Tafel in zwei Hälften und gab ihr eine.
„Sie haben sich nett unterhalten, mehr ist nicht passiert, Jake.“
„Ich weiß, aber ich vertraue diesem Jacob nicht. Ich kann ihn nicht leiden.“
„Das musst du auch nicht, man kann nicht jeden Menschen mögen.“
Meine beste Freundin schlang die Schokolade herunter.
„Liegt dir auch was auf der Seele?“ fragte ich.
„Nein, aber diese Marke liebe ich!“
Trotz meiner miesen Stimmung lachte ich laut auf.
„Geht es deinem Rücken besser?“ fragte ich meinen Mann am frühen Morgen.
„Ja, Jacob´s Massage hat richtig gut getan. Nur weiß ich nicht, was den Schwindel ausgelöst hat.“
„Du hast bestimmt zu wenig getrunken“ vermutete ich. „Wie war der Abend?“
„Schön! Das Restaurant ist richtig gut. Da müssen wir auch mal hin.“
Ich senkte den Kopf.
„Hast du etwas?“
„Nein, alles okay“ log ich.
Vor meinen Augen blitzte die Szene im Restaurant auf, wie die beiden sich amüsiert hatten.
„Schatz? Ich habe Lust auf dich“ sprach Noah.
Doch ich konnte jetzt nicht.
„Du, ich habe Kopfschmerzen. Vielleicht später.“
Er sah mir kurz tief in die Augen, dann legte er sich zu mir und streichelte meinen Arm. Ich versuchte noch ein wenig zu schlafen, aber ich dachte dauernd daran, dass sich Jacob und Noah später auf der Arbeit wiedersehen würden. Zudem hatte ich ihm zugesagt, ihnen bei der neuen Warenlieferung behilflich zu sein.
Kapitel 4: Leander Carl´s Vermächtnis
Um der Situation in der Videothek zu entgehen, schob ich meine angeblichen Kopfschmerzen vor. So konnte ich wenigstens zuhause bleiben und musste Jacob´s Blicke auf Noah nicht ertragen.
Mir fiel ein Brief auf, während ich die Post aus dem Briefkasten vor unserem Haus holte. Ein Rechtsanwalt namens Snider war der Absender. Ich öffnete ihn und setzte mich in unsere rote Küche. Vor einem Jahr hatten wir sie renoviert.
Ich überflog den Brief.
„Ich bin der Rechtsanwalt und Erbverwalter von Leander Carl. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass er vor zwei Wochen verstorben ist. Bezüglich einer dringenden Angelegenheit möchte ich Sie bitten, mich telefonisch wegen eines Termins zu kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen
G. Snider“
Vor meinem geistigen Auge tauchte das Bild von Leander Carl auf. Damals arbeitete er noch im Stadtarchiv, wir entwickelten eine Art Freundschaft, bis meine Freunde und ich im Archiv eingesperrt wurden und Mr. Carl´s Tagebücher fanden, in denen er von dem Tod unserer Eltern berichtete. Er war Mitglied des Omega – Ordens, hatte sich am Ende aber gegen seine Anführerin Cecilia Combe gestellt, trotzdem saß er wegen achtfachen Mordes zurecht im Gefängnis.
Was konnte der Anwalt von mir wollen?
„Erbverwalter....“ las ich laut.
Ich ging in mein Arbeitszimmer und suchte etwas. Nach wenigen Minuten hatte ich es gefunden. Es war ein handschriftlich verfasster Brief von Leander Carl, den er mir vor zwei Jahren geschrieben hatte. Seitdem lag er in einer Pappkiste. Ich las ihn mir noch einmal durch.
„Hallo Jake.
Ich verstehe, dass du mich nicht mehr besuchen kommst und es ist eigentlich auch alles gesagt. Aber eine Sache muss ich noch los werden, denn ich bin gesundheitlich sehr angeschlagen. Als ich euch damals erzählte, wie ich zu Omega kam und was genau geschehen ist, verschwieg ich ein Detail.
Jake, du, Noah und Brenda habt ebenso wie Linda, die weiße Magie eurer Eltern geerbt. Es ist kein Zufall, dass Noah sich so gut mit Tarotkarten auskennt. Ihr seit zu Höherem berufen.
Ich habe gestern nach langer Zeit wieder eine Legung gemacht und aus ihr geht eindeutig hervor, dass Omega wieder an die Oberfläche will. Ich möchte, dass ihr nicht unerwartet an die Sache herangeht.
Bitte Noah um eine Legung seiner Karten, dann wird er feststellen, dass ich recht habe.
Alles Gute.
Gezeichnet C.“
Unter dem Brief kamen Karten zum Vorschein. Es waren Noah´s Tarotkarten, die – wie wir herausfanden – dem Sirius – Orden gehörten und damit eine Verbindung zu unseren Eltern waren, welche uns am Anfang unseres Lebens verlassen mussten. Der Sirius – Orden entwickelte sie vor langer Zeit. Unsere Eltern versuchten mit aller Kraft den Omega – Orden zu zerstören. Vor etlichen Jahrhunderten gab es nur diesen einen Orden, doch die Einwohner von Grave´s Garden schlugen sich auf die dunkle Seite und gründeten Omega. Durch diesen Hexenorden waren unzählige Einwohner, sowie unsere Eltern, von Cryptal City ermordet worden.
Nachdem Noah und ich den Brief gelesen hatten, fanden wir auf einem der Schaukästen von Noah´s Movies das Zeichen des Omega – Ordens. Damals dachten wir, dass ein Trittbrettfahrer uns einen Streich spielen wollte, schließlich ging die Geschichte durch den Cryptal´s Express.
Wir wollten nichts mehr mit Magie zu tun haben, deshalb legten wir alles in diese Pappkiste. Es stimmte, Noah hatte wirklich Talent im Kartenlegen. Sofort fand er einen Zugang zu dem Sirius – Tarot, welches er per Zufall einem Antiquitätenhändler im Internet für einen stolzen Preis abgekauft hatte.
Noah hatte uns mithilfe der Karten vor einigen Dingen bewahrt und sie hatten jedes Mal recht behalten.
Seit unserer Hochzeit hatte er sie nicht mehr gelegt. Wir schlossen mit dem Thema ab.
Doch jetzt kam alles wieder hoch.
Ich sah Miss Kaminsky, jene alte Frau, die sich damals im Heim um uns kümmerte und zuvor unsere Eltern ermordet hatte. Auch Cecilia Combe sah ich vor mir. Und Frank, ihren Ehemann.
Frank.
Ihn hatte sie mit einer Axt ermordet, als er uns über die Machenschaften seiner Frau aufklären wollte. Die Gesprächstherapie, welche ich vor drei Monaten beendet hatte, schien mein Leiden nur unterdrückt zu haben, statt es zu beseitigen.
Ich ging durch den Flur, wo ich ein Bild meiner Eltern sah. Es hing an der Wand. Jessica und Louis. Meine Eltern. Auf dem Foto hielten sie ein Herz mit ihren Initialen in die Kamera. Unter dem Herz stand ein kleiner Junge – dieser Junge war ich.
Meine Hand strich sanft über das Bild. Dann wandte ich mich wieder dem Schreiben des Anwaltes zu. Unsicher wählte ich die angegebene Telefonnummer.
„Snider“ ertönte es knapp.
„Hallo. Hier ist Jake... Ich habe Ihren Brief erhalten.“
„Oh Jake, das freut mich. Natürlich sind die Umstände nicht optimal, aber ich würde Sie gerne morgen treffen.“
„Morgen schon?“ fragte ich erstaunt.