wollte keine komplizierte Beziehung und hielt es für besser, nicht zu heiraten. Wir unterhielten uns auf Englisch. Er rauchte. Er gefiel mir. Wir saßen eine Weile zusammen auf der Bank. „Haben Sie auch Appetit auf einen Kaffee? Ich hole uns einen“, sagte ich lächelnd. „Ja, gern“, antwortete er erstaunt. Seine Einladung, mit ihm nach Hause zu kommen, wo er für uns zu Mittag kochen würde, lehnte ich dankend ab. Aber seine Einladung, mir Palermo bei Nacht zu zeigen, nahm ich an. Bevor ich mich verabschiedete, tauschten wir die Telefonnummern aus. „Ich komme morgen wieder“, stand auf und suchte mir einen Platz am Strand, wo ich mich sonnen konnte.
Als ich montags Massimo traf, bezahlte ich das Zimmer für zehn Tage. Plötzlich verspürte ich keinen Trieb mehr nach einer Rundreise. Dass mich der Besitzer der Pension so herzlich betreute, gefiel mir. Heute nahm er mich mit zu einem Handwerker. Wir fuhren mit der Vespa und ich klemmte mir unter die rechte Armbeuge den kleinen Bestelltisch, den er lackieren lassen wollte. Wieder forderte er mich auf, meine Hände um seine Taille zu legen. „So macht man das“, meinte er, „richtig mit beiden Händen um meine Taille fassen.“ Dienstag stellte er mich einem Gast vor, einem Freund, der auch wie er dem BMW Motorradclub angehörte. „Francesco kommt ab und zu, ruft kurz vorher an und übernachtet dann in seinem Zimmer. Wenn es frei ist, bekommt er es immer“, erklärte er.
Ich hatte mich schön gemacht, denn ich war abends mit Antonio für Palermo bei Nacht verabredet. Meine engen Diesel-Jeans, die ich in New York gekauft hatte, hatte ich ausgewählt. Dazu eine weiße leicht transparente Bluse, unter der ich einen schwarzen Body trug. Schwarze, spitze Pumps mit einem fünf Zentimeter Absatz und mein schwarzes glänzendes Blouson mit elastischem Arm- und Bundabschluss in Strickqualität. Als ich den Lift öffnete, stieg zufällig auch Francesco ein. Wir standen dann unten vor der Hofeinfahrt und quatschten. Er lud mich auf ein Glas Wein ein. Er hatte eine Verabredung mit seiner Freundin um zwanzig Uhr. „Das passt gut“, sagte ich, „ich habe heute Abend auch eine Verabredung.“ Während wir vor der Hauseinfahrt standen, kam Massimo mit dem Auto rückwärts rausgefahren. Das Fenster auf der Fahrerseite war runtergekurbelt. Zärtlich streifte meine Hand beim Vorbeifahren über seinen Arm, und ich wünschte ihm lächelnd einen schönen Abend. Francesco und ich gingen dann in ein entzückendes Weinlokal. Zum Wein wurden hier immer reichlich Dips serviert, so dass ich kein Abendbrot mehr brauchte. Francesco war ein Womanizer, attraktiv, groß, schlank, stilsicher, schick gekleidet und sehr charmant. Er wuchs in den USA auf und sprach Englisch mit mir. Als seine kleine, hübsche, dunkelhaarige Freundin eintraf, verließ ich beide. Francesco wollte am nächsten Morgen an meine Tür klopfen und mit mir Frühstücken gehen. Ich wartete auf Antonio, der wie verabredet gegen einundzwanzig Uhr kam. Ich stieg in seinen alten Opel. Wir fuhren an unendlich vielen angestrahlten Palazzi und Kirchen aus verschiedenen Epochen vorbei. Immer wieder stiegen wir aus. Wenn er einen Parkplatz fand, kam gleich immer einer der inoffiziellen Parkwächter auf ihn zu, die für das Bewachen des Autos einen kleinen Obolus erwarteten. Manchmal gab er ein paar Cents, manchmal nicht. Er behielt das Auto immer im Auge. Antonio war sehr stolz auf seine Stadt, und er erklärte mir alles ausführlich. Hunderte von Menschen waren mit Essen und Trinken beschäftigt. Vespas irrten durch die spärlich beleuchteten Gassen. Die düsteren Ecken und die verfallenen Häuser hatten etwas Geheimnisvolles. Nachts unter dem Sternenhimmel pulsierte das Leben in Palermo. Musik, oft Live-Musik klang aus allen Richtungen. Wir waren entspannt. Antonio lud mich zum Essen ein. Draußen sitzend in der Nähe der Piazza Marina, verschlangen wir zu später Stunde große Mengen Muscheln und tranken Weißwein. Danach setzten wir unseren nächtlichen Spaziergang fort. Gegen zwei Uhr früh war ich müde geworden und wollte nach Hause. Ich verspürte keine Lust, ihn mit nach oben zu nehmen. Antonio war mir aber nicht böse. Als Dankeschön lud ich ihn dann noch zu einem Drink in eine Nachtbar nahe meiner Pension ein. Mein ständiges Gähnen brachte ihn zur Vernunft, und wir verabredeten uns für den nächsten Tag am Strand in Mondello. Morgens klopfte Francesco an meine Tür, die ich verschlafen öffnete und sagte, die Tür vor meinen nackten Körper haltend, zu ihm: „Ich bin in zehn Minuten fertig.“ Schnell sprang ich unter die Dusche und zog mich an. Die Zimmertür hatte ich einen Spalt offengelassen. Ich saß auf dem Bett und war gerade dabei, meine neuen lachsfarbenen Sandalen mit goldenen Blüten auf dem mittleren Riemen anzuziehen. In dem Moment hörte ich die Haustür ins Schloss fallen. Ich dachte, es war Francesco, der mich zum Frühstück abholen kam. Massimo trat in mein Zimmer und grüßte: „Guten Morgen. Wie geht es?“ Ich antwortete: „Gut, danke, bisschen müde von heute Nacht.“ Er fragte: „Warst Du mit Francesco unterwegs?“ „No, no, mit Francesco hatte ich nur ein Glas Wein getrunken und er stellte mich seiner Freundin vor. Nein. Ich hatte mir Palermo bei Nacht angesehen. Jetzt bin ich ganz schön müde. Francesco wollte mich zum Frühstück abholen.“ „Möchtest du einen Kaffee?“ „Ja, gern“, antwortete ich erstaunt. Er ging runter und holte mir einen Kaffee an der Bar. Als er mit dem Kaffee in der Hand hochkam und ihn mir reichte, ich immer noch auf dem Bett sitzend, meinte er: „Francesco war in der Bar. Er ist jetzt arbeiten gefahren.“ „Aha“, meinte ich lakonisch: „Ist okay. Weiß ich Bescheid. Dann gehe ich jetzt nach oben frühstücken.“ Zu ihm hochsehend fragte ich: „Kannst Du mir helfen?“ Er stand am Fußende des Bettes. „Guck mal, das eine Glas von dieser Sonnenbrille fällt immer raus.“ Ich reichte ihm die Brille und das lose Glas. „Damit musst du zum Optiker“, meinte er. Als er versuchte, es in den Rahmen zu pressen, fiel es ihm runter. Ich stand schnell auf, bückte mich, kniete vor ihm und langte unter das Fußende des Bettes, um nach dem Glas zu greifen. Das hatte sicher sehr sexy ausgesehen. Meine engen hellen Jeans, mein kleiner runder Po. Als ich mich aufrichtete, um ihm das Glas zu reichen, stand er so dicht hinter mir, dass ich gegen ihn stieß. Ich weiß nicht wie es geschah, es ging alles automatisch. Ich umarmte ihn einfach und küsste ihn. Wahrscheinlich hatte ich in diesem Moment zu viel Dopamin.
Ich lockerte meine Umarmung, holte mit dem rechten Bein aus, und schlug die Tür zu. Dann ging es ganz schnell. Wir warfen uns aufs Bett und küssten uns wild, rissen uns die Klamotten gegenseitig runter, die Hosen, die Schuhe... Eine aufregende Affäre begann. Wir waren ganz heiß aufeinander. Sofort steckte er seinen Penis in meine Scheide und fickte mich ganz schnell. Ich spürte seine Wärme, seine Stärke. Seine Hände griffen gierig nach meinen Brüsten, die er aus dem BH herausholte. Dann küsste er abwechselnd meine Brüste und meinen Mund – wild, heiß, leidenschaftlich. Oh, er küsste hervorragend. Manchmal empfindet man ja beim ersten Zungenschlag Abneigung, aber bei ihm empfand ich von der ersten Sekunde an größte Lust. Es war wie im Film. Als wir uns wieder angezogen hatten, befahl er: „Schweigen! Ich bin nicht frei.“ Natürlich, das war doch klar, dachte ich und nickte zustimmend mit dem Kopf. Wortlos gingen wir zusammen hoch. Adolfo hatte Dienst. Während ich frühstückte, saß Massimo wieder auf der Couch und quatschte wie ein Wasserfall mit Adolfo. Ich fühlte seinen Blick auf mir ruhen. Adolfo fragte mich, ob ich den Film Dolce Vita kannte. „Klar“, entgegnete ich. Ich sollte aufpassen, denn es sei gefährlich, mit Massimo auf der Vespa mitzufahren. Im Stillen mussten wir, Massimo und ich, beide lachen. Wenn der wüsste, dass wir es gerade getrieben hatten! Ich wünschte den Herren einen schönen Tag und suchte Abkühlung am Meer. Antonio wollte ich auf keinen Fall treffen, denn ich wollte träumen. Nach einigem Suchen, entschied ich mich für einen Platz, der ab sofort zu meinem Stammplatz wurde. Er befand sich in einem breiten Stranddurchgang, der beidseitig eingezäunt war. Durch den weißen Zaun hatte man hier auch Schatten. Ich breitete meinen geblümten Sarong aus, legte meinen schwarzen Rucksack an das Kopfende. Meine Kleidung hing ich an den Zaun, der die Grenze zum bewachten Strandplatz war, wo man Sonnenliegen halbtags für zehn Euro mieten konnte. Nach einem ersten langen Bad mit Kraulen vorwärts, rückwärts und Wassertreten, legte ich mich mit dem Kopf in den Schatten hin zum Träumen. Immer wieder sagte ich mir, wie richtig meine Entscheidung war, Antonio nach unserem Nachtspaziergang nicht mit nach oben genommen zu haben. Im Unterbewusstsein hatte ich wahrscheinlich schon Massimo im Kopf. Gehörte ich doch zu den Menschen, die immer verzögert herausfanden, zu wem sie sich hingezogen fühlten.
Irgendwann öffnete ich meine Augen und sah zwanzig Meter von mir entfernt Antonio kommen. Innerhalb von Sekunden schnappte ich alle meine Sachen und rannte davon. Ich wollte auf keinen Fall von ihm entdeckt werden und hatte absolut keine Lust, mit ihm zu reden. Meine Strandnachbarn wunderten sich über meine Flucht. Hinter einer Palme stehend beobachtete ich Antonio, der mich suchte. Wir hatten nämlich vorher telefoniert, und ich hatte ihm dummerweise erklärt,