Erika Frank

Im Bett mit Palermo


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Bett, streckte die rechte Hand nach mir aus und zog mich zu sich. Ich kniete mich auf ihn und nahm seinen Penis in den Mund während er meinen Büstenhalter öffnete. Unsere Körper brannten wie Feuer und koitierten miteinander. Wir wollten uns ganz verzehren. Diese Nacht hielt mich mein Geliebter fest in seinen Armen. Nie zuvor hatte mich ein Mann so an sich gepresst, so festgehalten, dass ich um Luft zum Atmen ringen musste.

      Als ich aufstand, war Massimo schon lange am Arbeiten. Auf dem Küchentisch fand ich ein frisches Cornetto. Oh, dachte ich, er war zwischendurch hier gewesen. Gerade als ich mir den Espresso vom Herd geholt hatte und mich auf den Stuhl an der Stirnseite des langen Esstisches setzte, betrat er freudestrahlend den Raum und küsste mich auf den Mund.

      Mittags fuhren wir leider wieder zurück in die Stadt, denn er hatte zu tun und außerdem wartete seine Familie auf ihn. Ich verbrachte den Nachmittag am Strand und träumte von unserer ersten gemeinsamen Nacht in der Hoffnung, dass es noch viele Nächte mit meinem Geliebten geben würde. Als ich spät von meinem Dinner, dass ich wie immer allein eingenommen hatte, nach Hause kam, erhielt ich von meinem Schatz eine SMS: ‚Diesen Morgen, als ich das Haus betrat und dich beim Frühstücken sah, hatte mich glücklich gemacht. Es sind Jahre vergangen, in denen es so eine ähnliche Situation in diesem Hause gab. Danke‘. Immer und immer wieder musste ich diese SMS lesen. Wie leid er mir tat! Er lebte in einer erkalteten Beziehung, in der es nur noch um die Erziehung der Kinder, seiner dreizehnjährigen Tochter und seines sechszehnjährigen Sohnes und hauptsächlich um das Geld ging.

      Ich könnte es nicht ertragen, neben meinem Partner ohne Berührung, ohne Austausch von Zärtlichkeiten zu leben und mit ihm im Ehebett zu liegen, nur um den Kindern eine heile Welt vorzugaukeln.

      Morgens schrieb er mir eine SMS, dass er gegen zehn Uhr, eventuell früher, kommen würde. Er kam früher und wir liebten uns. Danach nahmen wir in einem Lokal im Kiez ein gemeinsames Frühstück ein. Die vier Tage meines zweiten Aufenthaltes in Palermo waren zu schnell vergangen. Wir verwöhnten uns gegenseitig morgens und abends und hatten diese eine unvergessliche Nacht auf seiner Azienda. Auf dem Weg zum Flughafen mit dem Auto fuhren wir an seinem Haus vorbei. „Hier wohne ich“, sagte er und zeigte auf sein Haus. Wie leichtsinnig, mir seine Adresse zu zeigen, dachte ich. Er hatte eben keine Erfahrungen mit Geliebten. Er wohnte in einer schönen Gegend, in der die Besserverdienenden wohnten. Bei mir konnte er sich sicher sein, dass ich ihm bei Zu­rückweisung, beim Beziehungsaus, nie irgendwelchen Ärger machen würde. Nie würde ich ihm vor seinem Haus auflauern.

      Wieder zu Hause in Zürich angekommen, setzen wir unsere Telefonate, SMS und E-Mail-Kommunikation fort. Ständig fragte er, wann ich wiederkommen würde. Ich tröstete ihn: „Ich werde immer wieder kommen, glaube mir.“ In der darauffolgenden Woche nahm ich mir einen Tag frei und machte eine Shoppingtour, die ich mit einem Besuch beim Zahnarzt verband. Nur morgens schickte ich ihm eine SMS: ‚Guten Morgen‘. Den ganzen Tag war ich so stark beschäftigt, dass ich nicht dazu kam, an ihn eine weitere SMS zu senden. Es war mir auch zu umständlich, auf dem Gehweg stehen zu bleiben, das Handy aus der Handtasche zu kramen, die gemeinsam mit zwei Shoppingtüten um das rechte Handgelenk hing, nach der Brille zu suchen, um eine SMS zu schreiben. Dann endlich, als ich abends im Bahnhof auf einer Bank saß und auf die S-Bahn wartete, kam eine SMS von ihm: ‚Es ist ja unerträglich, einen ganzen Tag ohne Nachricht von dir‘. Ich antwortete prompt, dass ich leider keine Zeit hatte. Am nächsten Tag weckte mich seine SMS: ‚Guten Morgen Liebste, ich erwarte dich ungeduldig, ich möchte dich sehen, dich berühren und dich lieben‘. Ich antwortete: ‚Guten Morgen mein Schatz, komm in mein Bett!‘ Er antwortete: ‚Würde ich so gerne! Buon giorno tesoro mio’. Die Sehnsucht war so groß, dass ich wieder einen Flug buchen musste. Siebenundzwanzig Tage ohne Berührung, das war einfach nervlich nicht mehr auszuhalten. Unsere Gefühle spielten verrückt. Wir waren aus dem Gleichgewicht geraten.

      Zweiter Flug zum Geliebten

      Als ich einen Zwischenstopp in Rom machte, gab ich ihm per SMS Bescheid: ‚Bin gelan­det‘. Er antwortete: ‚Wir sehen uns auf dem Flughafen in Palermo‘. Kurz vor der Landung wurde ich vor Aufregung wieder feucht im Schritt. Das lästige Warten auf den Koffer entfiel, denn ich reiste wieder nur mit Handgepäck. Da er mich mit dem Motorrad abholte, gab es sowieso wenig Platz für meine Klamotten, von denen ich ja wie alle Frauen immer zu viele mitschleppte. Da stand er wieder fast auf der gleichen Stelle wie beim letzten Mal in der Ankunftshalle. Unscheinbar, um die 180 cm, Typ normal, nicht sehr attraktiv, dunkelhaarig, in Jeans und grauem Hemd, das lose über der Taille hing. Massimo sah mich kommen, kehrte sich prompt um und lief die Rolltreppe vor mir hoch. Es war für ihn zu gefährlich, sich mit mir auf dem Flughafen zu zeigen. Recht hatte er. Ich hatte schon so viele Geschichten gehört. Zum Beispiel erzählte mir eine Freundin, wodurch sie erfuhr, dass ihr Mann sie betrog. Er umarmte und küsste eine Frau auf dem Genfer Flughafen. Das sah die beste Freundin und berichtete es ihr umgehend. Meine Bekannte war entsetzt. Sie erfuhr dann stückweise, dass ihr Mann sie fünfundzwanzig Jahre lang mit einer anderen hintergangen hatte. Während der Woche arbeitete er in einem ehemaligen Ostblockland. Seiner Geliebten, die er nie am Wochenende oder feiertags sah, hatte er ein Apartment gekauft. Meine Bekannte war total ahnungslos, sie hatte absolut keinen Verdacht, lebte und arbeitete just for fun in ihrer tollen Villa nahe Genf. Ihr Gatte verwöhnte sie. Sie hatte Schmuck von ihm erhalten, der über zwei Millionen Schweizer Franken wert war. Niemals wäre sie ihm auf die Schliche gekommen, wenn ihre Freundin es ihr nicht erzählt hätte. Da sie sehr verletzt war, ließ sie sich sofort scheiden. Ein Jahr später war er an Krebs gestorben. Ich dachte, wenn es der Zufall will, werden auch wir entdeckt. Keine Begrüßung, kein Kuss. „Hallo“, warfen wir uns leise ohne anzugucken zu. Wir beherrschten uns, verstauten meine Sachen auf dem Motorrad und fuhren Richtung Stadt. Auf der Fahrt drückte ich mich an ihn, umfasste seinen Bauch, er küsste meine Hand. Er fragte: „Hast Du Hunger?“ „Ja“, rief ich laut. „Ich bringe dich in ein Restaurant, wo es den besten Mozzarella Buffalo dieser Stadt gibt.“ Für mich gab es immer nur das Beste. Wir hielten vor dem Geschäft, das neben dem Verkaufstresen auch ein kleines Lokal hatte. Er wählte für uns aus dem reichhaltigen Angebot aus und wir aßen stehend an einem Bistrotisch im Hof. Das Essen verzehrten wir schnell, denn wir wollten uns endlich lieben. Die City erreicht, löste ich meine Umklam­merung von ihm und hielt mich am Sozius fest. Als wir in der Pension ankamen, stand die Putzfrau mit dem neugierigen Betreiber der Bar quatschend vor der Einfahrt. Mit aufgerissenen Augen sahen sie uns an. Ich dachte, was nützt alle Vorsicht. Es fällt doch jedem hier in dieser Gegend auf, dass wir ein Verhältnis haben. Wir parkten auf dem Hof, nahmen den Lift und los ging es. Während ich noch am Ausziehen war, lag er schon nackt auf dem Bett: „Mach, ich kann nicht warten! Ich begehre dich.“ Ich legte mich zu ihm. Unsere Berührung löste eine Lustwelle in unseren Körpern aus. Er schmiss sich auf mich und küsste meine harten Brustwarzen. Sofort drang er ein. Unsere Lippen, die Zungen, unsere Hände und Finger, unsere Körper und unsere Haut glühten. Wir liebten uns unersättlich und waren pitschnass, als wir uns rücklings erschöpft vor Wonne in das zerwühlte nasse Laken fallen ließen. Wir schwiegen. Nach der Dusche verließ er mich mit einem leichten Kuss, und ich fiel in einen Tiefschlaf. Abends ging ich wieder allein essen. Es war Vollmond. Als ich nach Hause kam, schrieb ich eine SMS voller Sehnsucht: ‚Kommst du? Es ist Vollmond‘. Er antwortete prompt: ‚Wir sehen uns morgen früh um sieben‘. Zufrieden schlief ich ein. Morgens klopfte er an die Tür und legte sich zu mir ins Bett. Wir liebten uns. Danach fuhr er mich auf dem Motorrad zum Strand. Um nicht mit mir gesehen zu werden, nahm er einen Umweg. Ich freute mich, als er sich mit den Worten: „Ich hole' dich auch ab“, von mir verabschiedete. Als ich ihn später bat, mich abzuholen, antwortete er per SMS: ‚Nein, es ist leider nicht möglich. Ich kann es nicht riskieren‘. Schade aber ich wusste, seine Familie ist auch am Strand, denn es waren Ferien und sie hatte wie jedes Jahr ihre Sonnenliegen, ihren Platz für die Saison gemietet. „Wir treffen uns gegen sechszehn Uhr zu Hause.“ Okay, dachte ich, was soll`s, er ist nicht frei. Entweder ich akzeptiere es oder nicht.

      Zwei Tage später kam ich wieder abends vom Strand. Ich sandte eine SMS-Nachricht: 'Kann ich mein Zimmer betreten?‘ Ich war mir nicht sicher, ob die Putzfrau schon fertig war. Er antwortete: ‚Ja, du kannst kommen‘.