Stephane Rambicourt

Barbara


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es vergessen wird. Deine Madeleines sind wundervoll geworden und Hochwürden wollte unbedingt welche mitnehmen, so gut haben sie ihm geschmeckt.“

      „Danke Mutsch. Ich habe es aber ja von dir gelernt“, lächelte Johanna stolz, „dürfen die kleinen auch welche haben?“

      „Natürlich Kinder, greift zu und vergesst eure Brüder in der Mühle nicht“, freute sich Anna Catharina als sie sah wie die Mädchen auf den Tisch zu stürmten.

      Der restliche Tag, die folgende Nacht und der Vormittag verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Am späten Nachmittag traf Hochwürden Maginot mit seinem Einspänner ein.

      Die kleinen Jungen des Müllerehepaars, Nicolaus und Caspar, waren dazu abgestellt, die Ankunft des Pfarrers frühzeitig den Eltern zu melden. Nicolaus flitzte in die Mühle zu seinem Vater, während Caspar ins Haus rannte und schrie „er kommt“.

      Sofort flitzten die Kinder bis auf Barbara aus dem Haus und auch der Müller kam zu seiner Frau. Johanna erwartete den Pfarrer am Hauseingang und führte ihn ins Haus und die Wohnküche.

      „Gelobt sei Jesus Christus“, grüßte Hochwürden Maginot freundlich.

      „In Ewigkeit Amen“, erwiderten die Müllereheleute und Barbara seinen Gruß.

      „Ich komme direkt aus Metz und habe auch das gewünschte Dokument dabei. Aber kann ich mir vorher bitte den Staub von Händen und Gesicht waschen?“ fragte der etwas abgehetzt aussehende Pfarrer.

      „Natürlich, kommt. Ich führ euch zu unserem Brunnen. Meine Söhne werden sich um euer Pferd kümmern“, lächelte der Müller freundlich und führte den Pfarrer zum Brunnen. Anna Catharina folgte den beiden und reichte ihm ein Tuch um sich abzutrocknen.

      Wieder in der Wohnküche, nahm Hochwürden Maginot seine Tasche und legte Nicolaus und Anna Catharina das Schriftstück, unterschrieben vom Erzbischof von Metz und mit dessen Siegeln versehen und ein zusätzliches Schriftstück des Herzogs von Lothringen vor.

      „Oha, was ist da jetzt los?“ fragte sich Anna Catharina und las sich beide Schriftstücke genauestens durch. Am Ende ihrer Prüfung war sie zufrieden. „Hat der Pfarrer sogar mitgedacht“, sagte sie zu sich selbst.

      „Gut Hochwürden, die Schriftstücke sind in Ordnung“, lächelte Anna Catharina freundlich, „mein Mann wird nur noch die Siegel prüfen.“

      Wenig später nickte Nicolaus seiner Frau zu.

      „Ich denke nun sollte unsere Barbara zu Wort kommen“ erklärte Anna Catharina und legte ihren Arm beschützend um ihre Tochter.

      „Also Barbara, was kannst du mir denn sagen?“ fragte der Pfarrer ungeduldig.

      „Babette erzähl doch Hochwürden erst einmal von der Frau die du im Wald getroffen hast“, sagte Anna Catharina um ihrer Tochter ein wenig zu helfen.

      Barbara nickte und begann zu erzählen: „Ich war noch kleiner, da ist mir eine sehr alte Frau begegnet. Ich war mit Mutsch unterwegs um Kräuter, Pilze und Beeren zu sammeln. Das war im Wald bei der Weggabelung, wo man auch in das Dorf von Eschviller kommt. Die Frau ging mit einem sehr nach vorne gebeugten Oberkörper langsam auf mich zu. Die Kleidung war etwas zerlumpt und roch etwas streng. Unter dem Arm hatte die alte Frau ein Reisigbündel und auf dem gebeugten Rücken eine schwere Trage aus Binsen in dem sich anscheinend Kräuter befanden. Um nicht nach vorne zu fallen stützte sich die alte Frau an einem langen geschnitzten Stock ab. Wir haben uns unterhalten und ich habe ihr angeboten ihre schwere Trage zu tragen und ihr auch von unseren gesammelten Kräutern und Beeren etwas abzugeben. Sie meinte damals dass sie eh gleich zu Hause wäre und ihre Hütte gleich um die Ecke wäre. Pip hat mir später erzählt, dass es dort weit und breit keine Hütte gibt und auch niemand im Wald wohnt. Sie hat noch gemeint sie würde mich immer wieder besuchen. Ich habe sie aber nicht mehr getroffen, obwohl ich oft –Mutsch entschuldige bitte- oft an der Stelle war. Dann hatte ich plötzlich vor ein paar Tagen diesen schlimmen Traum. Da ist sie mir wieder begegnet. Sie hat noch gesagt, du wirst bestimmt noch sehr lange an unsere heutige Begegnung denken. Ich werde dein sehr helles Köpfchen leiten, ohne dass du es bemerken wirst.“

      „Das war vor ungefähr drei Jahren Hochwürden und möchtet ihr gerne ein Glas Wein? Eure Kehle ist bestimmt trocken“, unterbrach die Müllerin ihre Tochter um ihr eine kleine Pause zu gönnen. Sie stand auf und goss ein Glas Wein ein und reichte es dem Pfarrer.

      Hochwürden Maginot nickte wissend mit dem Kopf und meinte: „Vielen Dank Müllerin. Und wie ging es weiter?“

      Barbara überlegte kurz und erzählte weiter: „Sie ist mir dann im Traum vor ein paar Tagen erschienen und sagte wörtlich: Und jetzt achte genau auf meine Worte. Am 2. Dezember 1728 wird es ein sehr großes und sehr schweres Erdbeben geben. Ein Beben der Erde, das die Welt bis dahin noch nicht gesehen hat. Nur wer Vorkehrungen trifft und an diesem Tag nicht in der Nähe eines Hauses ist wird überleben. Gehe an genau diese Orte die dir gegeben sind, lege dein Ohr an den Boden und achte auf ein Brummen aus dem Inneren der Erde. Es ist sehr, sehr wichtig für die Menschen in deiner Umgebung. Was ich dir sage ist von ganz großer Bedeutung und muss ganz, ganz schnell an alle wichtigen Persönlichkeiten, dem Herzog, dem Erzbischof, dem Bürgermeister und allen Pfarrern weitergegeben werden. Du wirst dabei aber auf großes Unverständnis stoßen. Sie werden dir vermutlich nicht glauben. Deshalb musst du selbst die wichtigsten Orte besuchen und nach Beweisen suchen. Ich hab sie noch gefragt wer sie denn ist. Sie sagte: Mein Name ist wie Schall und Rauch. Manche nannten mich Nostradamus, andere Jeanne d'Arc oder das Orakel von Delphi. Vertraue mir einfach und gehe nach deiner Bestimmung. Du wirst eines Tages als weise Frau von Eschviller in die Geschichtsbücher eingehen. Ich kenne diese Menschen nicht und weiß auch nicht wer das sein soll. Aber ich erzähle das jetzt aber einfach einmal, weil es so war. Vielleicht könnt ihr Hochwürden etwas damit anfangen. Das war schon sehr aufregend.“

      Hochwürden Maginot überlegte kurz: „ein Erdbeben am 2. Dezember 1728. Das ist ja in diesem Jahr. Oh mein Gott.“

      Nach einer kurzen Pause bat Hochwürden Maginot Barbara ihn jetzt mit ihren Eltern alleine zu lassen.

      „Was ist ihre Meinung“, fragte der Pfarrer nachdenklich.

      „Ich kann soviel noch dazu sagen, dass ich diese alte Frau damals im Wald nicht gesehen oder gehört habe. Obwohl ich direkt hinter Barbara war“, erklärte die Müllerin, „und wenn ich mir die Namen ansehe, Jeanne d'Arc und das Orakel von Delphi kenne ich aus der Klosterschule aber Nostradamus sagt mir nichts. Woher soll sie die Namen kennen oder das genaue Datum 2. Dezember 1728 für ein schweres Erdbeben. Sie hat noch nie von einem Erdbeben jemals gehört oder eines erlebt. Für mich sind das Fakten und deshalb glaube ich meiner Tochter wenn sie das sagt.“

      „Nun, mich hat die Kleine damals nach der Begegnung auch direkt angesprochen. Sie wollte wissen wer denn im Wald wohnt und wem der Wald gehört. Und die Namen sagen mir überhaupt nichts. Ich habe sie auch mehrfach gesehen, wie sie mit dem Ohr am Boden lag und versuchte etwas zu hören. Also für mich glaube ich ihr“, sagte der Müller mit einem sehr ernsthaften Gesicht, „ich habe bereits begonnen die Mühle und das Haus mit zusätzlichen Streben abzusichern. Das habt ihr bestimmt beim herfahren gesehen.“

      „Ich denke auch dass sie nicht phantasiert. Vielleicht solltet ihr aber auch wissen, was der Erzbischof Henri-Charles du Cambout de Coislin damals an mich und den Herzog von Lothringen geschrieben hat. Ich fasse es kurz zusammen. Der Brief wurde am 12. Januar 1710 geschrieben. Also Jahre bevor Barbara zur Welt kam. Er schreibt und jetzt hört bitte genau zu: Die Müllersleute der Getreidemühle zu Volmunster sind sehr rechtschaffene Leute. Sie werden am 9. Juni 1716 eine Tochter bekommen. Diese Tochter wird das elfte von dreizehn Kindern sein. Dieses Kind wird auf eine Heilige Frau treffen, die ihr sehr wichtige Ereignisse vorhersagt, die wirkliche Katastrophen für das ganze Land bedeuten können. Unterstützt das Kind und später die Frau mit allem was euch möglich ist. Sollte dieses Kind der Müller reisen müssen, muss sie mit Pässen des Herzogs ausgestattet werden und wenigstens