Karin Pfeiffer

Draggheda - Resignation


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war gefasst »Du weißt was er verlangen wird wenn seine Gier wächst?«

      Adara antwortete nicht. Sie schaffte es nicht mehr, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Er lächelte bedauernd, dann fuhr er fort »Er wird dich dein Kind auf die Welt bringen lassen. In der Zwischenzeit werde ich Mira getötet haben ...«, als sie den Mund öffnete, schüttelte er den Kopf, noch bevor sie etwas sagen konnte »Nein Adara,« sagte er sachte »sie wird keine Chance haben! Vielleicht überlebt sie den ersten Schlag, vielleicht sogar die ganze Unterwerfungsscheiße! Doch spätestens wenn sie schwanger ist, wird es sie zerreißen!«

      Er sah, wie ihre Mundwinkel zuckten, wie sie nach einem Ausweg suchte. Ihre Stimme war kaum hörbar »Deshalb hast du mich sehen lassen ...«

      »Ja! Deshalb musstest du mich anfassen! Denkst du, mit dem was in mir ist wird sie eine Chance haben?«

      Stumm schüttelte Adara den Kopf. Und er nickte zufrieden »Gut, dann verstehst du, dass sie keine Rolle mehr spielt für das was geschehen wird. Denn wenn sie weg ist und er in seiner Enttäuschung feststellt, dass er nicht bekommen hat wonach es ihn so gelüstet, wirst du dein Kind entbunden haben! Wenn alles gut läuft, wenn sie das Mal trägt, dann haben die anderen Männer bald ebenfalls schwangere Frauen und eine Generation von Mädchen kann langsam heranwachsen ... Wenn es richtig gut läuft, dann wird sie eine Kriegerin wie du. Doch bis dahin ...«

      Adara ahnte, auf was er hinaus wollte »... es wird ihm zu lange dauern!«

      »Genau! Selbst wenn der günstigste Fall eintritt, wird es ihm zu lange dauern! Und es wird ihm nicht schwarz genug sein! Denn Kinder mit dir werden immer nur Mischlingskinder sein. Keine reinblütigen Draggheda. Da wird immer etwas sein, was ihn zweifeln lassen wird.«

      »Und deshalb ...?«

      »Deshalb wird er uns aufeinander hetzen. Er wird fordern, dass ich ihm ein Kind mit einer Frau schenke, die die Chance hat das auch zu überleben! Eine Frau deren Kinder noch stärker werden, schneller wachsen! Mehr sind wie ... ich ...«

      Dogan sah die Ader an ihrer Stirn pochen, während sie an die Schreie und den Schmerz dachte, den sie bei seiner Berührung gefühlt hatte.

      »Es wird ihn nach meiner Schwärze verlangen ohne meine Sturheit. Eine Schwärze die er formen kann wie sein Vater es einst mit mir tat!«

      Stumm wandte sie sich ab und Dogan wusste, dass sie verstanden hatte!

      Wieder rieb er sich die Augen und sagte mühsam »Seit dem Raan den ersten Blick auf mich warf kämpfe ich dagegen an! Ich halte Odile nieder. Ich schlafe nicht, darf nie aufhören wachsam zu sein. Doch jetzt ist es, als ob beide plötzlich dasselbe wollen. Und ...«, voller Entsetzen erkannte Adara das er recht hatte. Er sah so müde aus »Er weiß das das seine Gelegenheit ist, mich in die Enge zu treiben. Und Odile weiß, dass sie noch nie dichter dran war mich zu überrennen! Sie wird zuschlagen wenn ich mich von ihm schwächen lasse! Denn er gibt ihr die Möglichkeit dazu! Adara, ich kann einfach nicht noch mehr aufpassen! Ich bin sein Krieger - ich bin sein Henker! Ich will das Volk schützen, das Raan mir anvertraut hat. Ich will nicht für seinen Untergang verantwortlich sein! Doch ich kann nicht gegen beide kämpfen!«

      Er tat Adara so leid, sie wollte so gerne eine Lösung für ihren Freund finden, dass sie einfach die ersten Worte sagte, die ihr einfielen »Gut,« platzte es aus ihr heraus »dann bringen wir Mira um, und du verschw ...«, sie beobachtete und als sie seinen Blick sah, stockte sie ...

      »Der Henker der Draggheda kann die kleine Frau nicht umbringen?«, flüsterte sie fassungslos. Stumm nickte er. »Warum Dogan? Warum lebt sie noch? Du warst schon bei ihr! Du hattest deine Hände schon an ihrem Hals, oder?«

      Er schwieg.

      »Dogan! Warum lebt sie noch? SAG ES ENDLICH!«

      Tief atmete er ein und er sah aus wie ein kleiner Junge, als er zugab »... ich kann das Kind nicht töten ...«

      Sie schaute ihn an und war erschüttert, als sie in seine Augen sah »Ich kann es nicht ... ich, ich habe Unzählige getötet, doch ... dieses Kind kann ich nicht töten! Nicht so lange es in ihr ist. Sie trägt es in sich und es verletzt sie nicht. Ich fühle es, wenn ich sie berühre! Es ist das Gegenteil von dem was ich in mir trage und das macht es wertvoll, das macht es gut und richtig. Wenn ich sie berühre, dann fühle ich das Wesen. Es berührt mich. Es ist, als ob es nach mir ruft. Und es ist mir nicht möglich, es zu töten oder zu verletzen ...«, die folgende Pause war bedeutungsschwer und das war Adara durchaus bewusst, als er fortfuhr »... so lange es in ihr ist!«

      Bei seinen nächsten Worten war sein Blick eindringlich. Er war warm und weich anfangs, doch mit jedem weiteren Wort veränderte er sich, wurde dunkler und drohender. »Doch genau das wird geschehen! Verstehst du?« Wieder näherte er sich ihr, seine Stimme wurde immer kälter. Die Wärme in seinem Blick wich einer dunklen Gier »Ich werde Mira umbringen wenn sie dieses Kind entbunden hat! Er wird sie mir aufzwingen und das wird ihr Tod sein! Und dann gibt es nichts mehr zwischen mir und dem Wesen das mich berührt hat wie noch nie etwas zuvor in meinem Leben ...«

      Er schloss die Augen und sein Gesicht war ihr nun nicht mehr vertraut! Als er sie wieder öffnete, war er nicht mehr derselbe »Kennst du die Gerüchte über das was ich Odile angetan habe? Weißt du was geschah als sie mich in die Enge trieb? Es ist alles wahr!« Eiskalt wurde es um ihn, als er fortfuhr »Und ich würde es wieder tun! Ich würde so gerne wissen, wie sich so ein Wesen in mir anfühlt ... ob es anders ist als das was ich schon so lange in mir trage ... Was würde ich fühlen, wenn ich das Kind aufnähme ...?«

      Der Blick der sich in ihre Augen bohrte verletzte sie, und Adara konnte nicht anders als voller Grauen der Szene zu folgen, die sich in seinen Augen spiegelte. Voller Ekel würgte sie trocken.

      Als sie ihn das nächste Mal anblickte, da war er wieder Dogan und als Farqs erster Krieger warnte er nun seine Königin »Farq bettelt schon so lange darum, das ich werde, wozu ich geschaffen wurde!« Bei seinen Worten schauderte Adara »Es wird der Punkt kommen, an dem ich nachgebe! Ich habe mich ihm verpflichtet! Das bedeutet mir etwas und ich werde über kurz oder lang keine Wahl mehr haben als seinem Befehl zu folgen! Wenn es also hart auf hart kommt, werde ich ihn sehen lassen, was er so begehrt! Er wird bekommen, wonach es ihn gelüstet! Ich werde Odile an die Oberfläche lassen. Ein einziges Mal werde ich sie ihm zeigen und dann wird er entscheiden müssen, ob all das den Preis wert war.«

      Still blickte Adara ihn an. Er wirkte erschöpft und blutleer. Sein Blick war nach innen gekehrt.

       »Warum erzählst du mir das? Du hast deine Entscheidung doch bereits getroffen!«, fragte sie leise und endlich kam er auf den Punkt. Sie empfand eine tiefe Traurigkeit, als er sagte »Weil du Wege finden musst ihn zu beschützen! Ich denke nicht, dass ich sie lange aufhalten kann wenn sie an der Oberfläche ist! Verliere ich die Kontrolle, kannst nur du ihn noch schützen. Nur du kannst dich noch zwischen ihn und Odile stellen wenn ich falle! Du musst vorbereitet sein!«

      6 Lieber tot als ein Druckmittel

      Sian schlief noch als Ben zu ihr kam. Stumm stand er vor der schlafenden Frau und betrachtete sie. Er schäumte immer noch vor Wut, doch sollte Dogans Opfer nicht sinnlos gewesen sein, dann musste er Sian auf den Weg bringen. In den letzten Tagen war ihre Ablehnung für alle greifbar. Der Ausflug mit Viktor mochte sie ein wenig besänftigt haben, doch sobald sie ihn oder Farq erblickte, übernahm ihr Zorn die Oberhand.

      Ben wollte diesen Zorn. Er mochte ihn und es war ok, wenn er sich gegen ihn richtete. Doch er durfte sie nicht blenden. Er musste sie irgendwie erreichen, bevor er mit ihr in den Ring stieg. Ben wollte die Dinge auf die richtige Art mit ihr angehen. Nicht als ihr Feind! Also atmete er ein letztes Mal tief durch. Dann legte er ihr die Hand in den Nacken. Ihr Verstand schaltete sich ab, bevor sie auch nur einen weiteren Atemzug getan hatte. Und gleichzeitig schloss er alle anderen aus.

      Jeder seiner Brüder hatte die Fähigkeit, sich gegen das Eindringen in ihren Verstand zu wehren. Sie trugen sie nicht so stark in sich wie Dogan und Farq. Doch für eine gewisse Zeit würde es ihm möglich sein, sich mit ihr abzuschirmen. Er hoffte, dass Farq ihm die Gnade gewährte,