Michael Voss

Barbara & Betti


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noch zu trinken und meinten, „heute bekommst du einen freien Tag“ Ich werde zurück gelassen. Was steht mir noch bevor?

      Es dauerte aber nicht lange, als abermals jemand kommt, sehr leise. Die Lederriemen werden geöffnet. Ich nehme das Tuch ab und lege es auf die Seite. Es ist Wilhelm. „Ich hab dich gestern nicht mehr gesehen und wollte lieber nachschauen."

      „Aber was werden Betti und Barbara sagen?“

      „Sie werden sich an mir rächen.“

      „Dann werde ich dir helfen.“

      „Sie sind übrigens beide mit dem Wagen unterwegs.“

      „Dann werde ich erstmal duschen.“ Ich ging in mein Zimmer und machte mich frisch. Zog mich völlig um und überlegte, was ich am besten tun solle. So weitermachen wollte ich auf keinen Fall. Ich sah auf meinem Tisch die Post. Es war eine Einladung nach Barcelona dabei. Das tut nun aber richtig gut. Ich überlege schon, ob ich nicht gleich abhauen soll. Ich blickte in den Innenhof und sehe Bettis Wagen. Ich gehe hinunter und sehe nach dem Schlüssel, er steckte. Wilhelm kam und meinte, „du wirst doch jetzt nicht gehen?“ „Nein dass nicht, aber ich brauche ein paar Tage Abwechslung.“ Ich packe ein paar Sachen zusammen und fahre Richtung Stralsund. Mein Navi zeigte mir den Weg. Nun sehe ich ja die Gegend das erste Mal richtig. Auf dem Weg nach Stralsund entschloss ich mich nach Berlin zu fahren. Ich wollte mir einen Leihwagen holen und den Wagen von Betti in Stralsund lassen. Dies tat ich dann auch und sagte dem Verleiher, dass das Fahrzeug in den nächsten Tagen von einer jungen Dame abgeholt werden würde.

      Ich nahm einen Mercedes, so konnte ich bequem auch eine weitere Strecke fahren. Das Handy läutete mehrfach, aber ich hob es nicht ab. Ich überlegte noch kurz, was ich eigentlich zurückgelassen hatte. Eigentlich alles unwichtige Dinge.

      In Berlin gab ich den Wagen zurück und flog nach München. In meiner Wohnung in München angekommen, setzte ich mich erstmal in die Badewanne. Ich genoss mein Weißbier und schüttelte den Kopf über das was ich erlebt habe.

      „Scheiß drauf!“, dachte ich bei mir. Ich ging zu Bett und stellte den Fernseher ein. Ist das schön wieder für sich zu sein. Ich sehe mir die Einladung für Barcelona an. Das mache ich. Es ist in vier Wochen, da kann ich noch meinen Auftrag in Brixen erledigen. Am nächsten Morgen kommt der Anrufbeantworter nicht zur Ruhe. Betti und Barbara sind abwechselnd dran. Ich hebe also doch ab. Betti beschwört mich, dass alles nur ein kleiner Scherz war. Ich gehe nicht weiter auf das Gespräch ein und meine nur, „dein Wagen steht bei Avis, hole ihn dir ab, wenn du willst. Ansonsten wünsche ich euch beiden alles Gute.“

      Das tat gut. Ich telefoniere mit Brixen und entschließe mich, gegen Abend loszufahren. Auf dem Weg, mache ich noch einen Umweg über einen Herrenausstatter, ich brauche neue Klamotten. Mein VW-Bus, eigentlich ja ein richtiges Wohnmobil, wurde noch gewaschen, dann aber ging es ab in Richtung Italien.

      Ich ging wieder in mein Stammhotel und ließ mir eine gute Flasche Wein auf das Zimmer bringen. Meinen Freund in Berlin versuche ich vergeblich über das Handy zu erreichen, es war nur der Anrufbeantworter eingeschaltet. Ich mache mich frisch und gehe noch in die Altstadt von Brixen. Hier schätze ich besonders das bereits südliche Flair. Ich entscheide mich für ein Straßenrestaurant, denn man kann tatsächlich noch draußen sitzen. Eine Schinkenplatte und einen Wein vom Kalterer See. Dazu natürlich ein schönes Holzofenbrot und richtige Landbutter. Hier bin ich eigentlich Zuhause, zumindest mein zweites Zuhause. Meine Seele jubelt immer, wenn ich hier in meinem Straßenrestaurant sitze und den Menschen beim Flanieren zu sehe. Es ist fast halb zwölf als ich mich auf mein Zimmer begebe.

      Am frühen Morgen fahre ich bereits hinauf zu meiner Baustelle. Hier muss ich nur beraten. Ein bekannter Architekt aus Verona führt die Bauarbeiten. Wir sprechen über die verschiedenen Bauabschnitte. Vor allem benötigen wir noch einen Geologen, da wir dem Gestein nicht wirklich trauen.

      Die Baustelle soll in den nächsten vier Wochen fertig sein. Das hat wirklich Spaß gemacht. Der Besitzer ist ein sehr wohlhabender Herr aus München. Er wird hier sicher die nötige Entspannung finden, die er dringend braucht.

      Dann endlich ruft mein Freund aus Berlin an. „Richi, ich hab mindestens hundertmal versucht dich zu erreichen.“

      „Ja, stell dir vor, ich habe deine beiden Damen kennen gelernt. Nachdem ich nichts mehr von dir gehört habe, habe ich mich auf den Weg gemacht, so wie wir es ausgemacht hatten und habe das Anwesen gesucht. Auf Grund deiner guten Peilung, hatte ich auch kein Problem. Ein Problem stellte sich ein, als ich eine Klingel suchte. Zum Schluss blieb mir nichts anderes übrig, als auf die Hupe zu steigen. Dann endlich öffnete eine junge Dame. Ich stellte mich vor.“ Sie meinte aber, „Der Manfred ist bereits abgereist. Der hat das Handtuch geworfen.“

      Sie bat mich dann herein. So lernte ich Betti und Barbara kennen. Sie wollte wissen, wie ich den Weg gefunden hätte. Ich erzählte von deiner Peilung.“

      „Wie lange bist du denn geblieben?“ frage ich Richi.

      „Sie wollten natürlich, dass ich länger bleibe, aber ich hatte ja nur Sachen dabei für eine Übernachtung. Sie wollten noch wissen, wo sie dich finden könnten. Ich gab ihnen einen Tipp.“

      „Du bist ja wahnsinnig. Ich war froh sie endlich los zu sein.“

      „Sie meinten aber, sie hätten dich sehr lieb und wollten dich nicht so schnell aufgeben. Barbara meinte auch, sie hätte noch verschiedene Dinge, die sie dir bringen müsste. Ich meine, die wirst du nicht so schnell los. Sie meinte auch, sie würden dir eine Wohnung schenken, wenn du zurückkommst.“

      „Ich will jetzt erstmal, dass Grass über all die Dinge wächst, die ich erlebt habe.“

      „Was haben sie dir denn angetan, dass du so fluchtartig weg bist?“

      „Ich will nicht darüber sprechen.“ „Betti meinte, sie hätte dich ein wenig eingeschränkt in deiner Bewegung. Was meint sie denn damit?“

      „Lass es, ich werde dir später davon erzählen. Wann kommst du denn nach München?“

      „Keine Ahnung, ich hänge hier mit einem Projekt von der Regierung fest. Das kann dauern.“

      Ich erzähle noch von meiner Einladung nach Barcelona, welche in etwa vier Wochen ist. „Du fliegst ja sicher, oder fährst du von Brixen mit dem Wagen?“

      „Weiß ich wirklich noch nicht. Wenn, dann müsste ich mit dem VW fahren, da kann ich auch mal drin schlafen. Da hätte ich dann noch eine Anfrage aus Arles in Südfrankreich, da müsste was renoviert werden.“

      „Dann mach das doch, nimm deinen VW. Dir geht aber die Arbeit auch nicht aus?“ „Gott sei Dank, im Moment bin ich ein viel gefragter Mann.“

      „Ich weiß, besonders von Betti, ich glaube sie hat sich in dich verliebt. Sie wollte wissen, ob du verheiratet bist.“

      „Ach sieh mal an. Ich dachte die beiden Weiber sind zusammen, sind vielleicht sogar Lesbisch.“

      „Da blickst du niemals durch, vielleicht sind sie ja Bi?“

      „Auch möglich.“ Wir versprechen uns, bald ein Treffen zu arrangieren, spätestens in München zum Oktoberfest. „Also Servus Richi!“ Für heute Abend habe ich genug Arbeit mitgenommen. Ich muss noch mal die ganze Baustelle durchrechnen. Ich lasse mir eine große Platte Parmaschinken und eine Flasche Rotwein auf mein Zimmer kommen, um dort zu arbeiten. Als ich auf die Uhr sehe ist es bereits 22.30 Uhr, Zeit für heute Schluss zu machen. Ich dusche noch und lege mich zum Fernsehen auf mein Bett. Ich sehe mir noch den Kalender für die nächsten vier Wochen an und beginne zu grübeln.

      Der Hoteldirektor des Hotels in Brixen hat mir extra sein Arbeitszimmer angeboten, um etwas Erleichterung zu haben. Ich habe es mir dort gemütlich eingerichtet.

      Eine sehr nette Bedienung ist bemüht mich vor dem Hungertod zu bewahren. Immer wieder kommt sie und fragt, ob ich nicht eine Kleinigkeit zum Essen bräuchte. Eine Kleinigkeit ja, aber nicht die große Schinkenplatte. Sie bringt Melone mit Schinken. „Kommen Sie und setzen Sie sich dazu. Ich kann das alles gar nicht essen. Sie sprechen