Michael Voss

Barbara & Betti


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die noch fahrbar sind?“ fragt Betti.

      „Wir können es ja versuchen, nur mit den Nummernschildern würden wir auffallen.“ Ein Motorrad steht ebenfalls hier. „Da gibt es noch einiges zu renovieren.“

      Ansonsten ist der Raum voll mit Gerümpel. Betti, ist eine Frau der Tat. Sie nimmt sich das große Tor vor. Mit einem riesigen Krach bricht sie das Tor mit eine Eisenstange auf, die sie im Gerümpel entdeckt hat. Gemeinsam ziehen wir am Türflügel. Nun kommt auch Licht in den Raum. Wir erkennen einen Vorraum, von hier gehen zwei Gänge weg. Ich nehme erstmal den rechten Gang und bin erstaunt, über lauter schmale Türen, eine neben der anderen. Da die Damen sich noch im großen Raum aufhalten, sehe ich schon mal in den ersten Raum. Ein mal ein Meter, ohne Fenster. Der zweite Raum, die gleiche Art. Sind wohl Abstellräume, aber warum dann so feste Türen?

      Die Türen sind von innen gepolstert. Kein Licht, seltsam. Ich habe den Eindruck, als würde mich hinter allen Türen gleiches erwarten. Ich gehe zurück, wähle den anderen Gang. Auch hier wieder viele Türen, nur der Abstand zueinander ist größer. Ich öffne die erste Türe, hier sind Stockbetten, immer zwei, also für vier Personen. Ein Lüftungsgitter zum Gang hin. Dieses hat in den anderen Räumen gefehlt.

      Nun kommen auch die Damen.

      „Was habt ihr denn die ganze Zeit getrieben?“

      „Wir haben uns den Oldtimer angesehen, der ist richtig schick.“

      „Wir werden ihn mal aus seiner Ecke holen. Das machen wir morgen“ Meint Barbara.

      „Was hast du hier entdeckt“? Fragt Betti.

      „Der rechte Gang hat lauter kleine Räume, etwas seltsam. Hier im linken sind wohl Schlafräume, aber ohne Fenster. Überall sind die Lichtschalter draußen.“

      Betti drängelt sich vor, „das muss ich sehen.“

      „Das sind Gefängniszellen, immer für vier Personen“ Erklärt sie. Ich gehe den Gang weiter und finde einen gefliesten Raum, ganz klar ein Duschraum.

      Kapitel: 8 Wo seid ihr denn?

      „Wo seid ihr denn?“ rufe ich.

      „Wir sind gerade in einer Zelle und lesen was an der Wand eingeritzt ist. Dies war wohl eine Art Gefangenentrakt.“

      „Verrückt, wenn man sich die einzelnen Schicksale vorstellt. Wie viele sind hier überhaupt lebend wieder rausgekommen.“

      „Was ist auf der anderen Seite?“

      „Ihr findet dort lauter kleine Zellen.“

      Ich bin nochmal zurück zum alten Mercedes, er hat mich fasziniert.

      „Kommst du mal zu uns rüber, wir sind im rechten Gang.“

      „Na wie findet ihr diese Räume?“

      „Etwas eng“, meint Betti

      „Lass mich mal hineinsehen.“

      „Stell dich doch mal rein“, fordert mich Betti auf. Tatsächlich gehe ich hinein, die Türe wird geschlossen. Stockdunkel, absolut kein Lichtschein vom Gang. Ich versuche mich umzudrehen, das geht nur sehr beschwerlich. Hier haben sie wohl die Leute hineingesteckt um sie gefügig zu machen. Ich rufe nochmals, „ihr könnt jetzt wieder aufmachen“, aber es klingt sehr gedämpft. Das muss an der Türfüllung liegen. Ich klopfe dagegen, keine Reaktion. Ich stelle mir vor, was wohl ein Häftling für ein Gefühl empfunden hat, wenn er hier womöglich längere Zeit eingeschlossen war.

      „Na wie findest du das? Fragt Barbara.

      „Komm lass den Blödsinn.“

      „Für heute werden wir Schluss machen.“

      „Treffen wir uns später?“ Barbara meint, „wenn du gerne mal allein sein willst, sag es bitte.“

      „Vielleicht hast du Recht, dann machen wir heute einfach mal getrenntes Abendessen und wir sehen uns morgen zum Frühstück. Wir sollten unbedingt überlegen, ob wir den kleinen Mercedes für dich richten lassen.“

      Plötzlich wird die Türe aufgerissen, „Barbara Dein Onkel liegt im Sterben, hilf bitte! Wir wollen ihn nach Stralsund bringen, da gibt es einen Arzt, oder besser noch in ein Krankenhaus“ meint Barbaras Mutter.

      „Ich helfe euch ihn runter zu tragen, so könnt ihr ihn ins Krankenhaus bringen.“

      Ich gehe sofort mit, Betti klappte an ihrem Wagen den Sitz um. „Wir legen ihn auf den Beifahrersitz.“

      Die Mutter wollte lieber daheimbleiben. „Bitte fahrt jetzt ohne mich los, ich bleibe hier, ich will lieber alleine sein.“

      „Wir verstehen das“, meinte Barbara. „Wir rufen dich vom Krankenhaus aus an.“

      „Junger Mann, können Sie mal zu mir kommen?“

      „Ja sicher, ich komme gleich.“

      „Nehmen Sie sich ein Glas aus der Vitrine und setzen sie sich zu mir, ich will Ihnen etwas erzählen. Ich muss Barbara einiges erklären, ich hoffe sie wird mich verstehen und mir verzeihen.“

      „Um was geht es denn?“, frage ich neugierig.

      „Sie fährt nicht ihren Onkel in Krankenhaus, sondern ihren Vater. Ich musste dies immer geheim halten, aber da ich nun spüre, dass es mit ihm zu Ende geht, muss sie es wissen. Ihr Vater und sein Bruder waren wie ein Ei dem anderen. Sein Bruder jedoch war ein brutaler und unangenehmer Mensch. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht jemanden gequält oder sogar hingerichtet hat. Eines Tages ließ er seinen eigenen Bruder von den Wächtern abholen. Er warf ihm vor, das Land verraten zu haben. Sein Bruder war mein Mann. Sie müssen wissen, ich war mal sehr schön, sehen Sie sich ruhig die Bilder auf dem Kaminsims an.“ Ich stehe auf, und gehe zum Kamin.

      „Meinen sie die Bilder hier? Das ist doch Barbara.“

      „Nein, das bin ich. Mein Mann sagte auch immer, sie kommt voll nach mir. Na denken sie, mein Mann kam in den Kerker, hier im eigenen Haus. Besuchen konnte ich ihn nicht mehr. Eines Tages kam sein Bruder abends vorbei und meinte, „übrigens morgen früh lasse ich ihn erschießen. Dann ging er mit einem Grinsen im Gesicht. Am selben Abend kam er nochmals zu mir und meinte, es tut mir leid.“

      An seiner Stimme merkte ich aber, dass etwas nicht stimmte. „Ich muss dir etwas erklären, bitte erschrecke nicht.“ Ich spürte die Sanftheit in seiner Stimme, als ich plötzlich seine Verletzung an der rechten Hand bemerkte. „Bist du es?“, fragte ich.

      „Ja, aber es darf niemand wissen. Gestern Abend kam mein Bruder in Zivil in den Kerker. Er ging auf mich zu und meinte, damit du es weißt, ab morgen werde ich deine Frau vögeln. Daraufhin kam ich so in Rage, dass ich ihm einen Boxhieb verpasste. Er taumelte zurück und fiel an die Eisenkante meiner Liege. In diesem Moment kam mein Kumpel Gerhard vorbei, er hat alles beobachtet. Er sagt nicht viel und meinte nur, „um dieses Schwein ist es nicht schade.“ Komm beeil dich tausche einfach die Kleidung. Er half die Kleidung zu wechseln. Als sie es geschafft hatten, riefen sie die Wärter. Sie berichteten den Wärtern, dass der Gefangene den General angegriffen hätte, so blieb nur eine Möglichkeit, ihn zu erschlagen. Es war Notwehr!

      Die Wärter meinten, so brauchen wir ihn nicht mehr erschießen, ließen ihn abholen und in ein Massengrab werfen.

      Mein Mann, Hans-Werner, hieß ab diesem Tag Hans-Georg. Wir hielten dies natürlich geheim, ich hatte aber immer vor meiner Tochter Angst, dass sie es

      herausbekommt. In den Aktenordnern hätte sie vielleicht einen Hinweis finden können. Die Jahre vergingen, als Barbara volljährig wurde, zog sie aus.“

      „Was ist denn aus Gerhard geworden, er hat ja schließlich deinem Mann das Leben gerettet?“

      „Er wollte so schnell wie möglich hier weg, er ließ sich nach Hamburg zur Marine versetzen. Später, hab ich nichts mehr von ihm gehört.“

      „Aber dein Mann hat doch eine ganz