Michael Voss

Barbara & Betti


Скачать книгу

du das Tablett noch rüber trägst, bin ich zufrieden.“

      „Wie sieht es mit Besteck aus, oder machen wir es mit den Fingern?“

      „Das kannst du halten wie du willst. Für mich aber bitte Besteck.“ Ich lege noch eine Tischdecke auf und hole Servietten. Bei dieser Arbeit beobachte ich Betti, was hat sie vor?

      „Toll machst du das, deine Frau hat dich gut erzogen“, meint Betti mit einem verführerischen Lächeln.

      Ich enthalte mich jeden Kommentars. „Was hast du denn zu bieten? Ich meine jetzt das Fernsehprogramm, damit es keine Missverständnisse gibt.“

      „Ach so, ich dachte schon du wünschst eine Tanzeinlage“, antwortet Betti, inzwischen wirkt sie etwas abwesend. Wer weiß, an was sie gerade denkt.

      „Leider gibt es hier keine CDs, sonst könnte man ja auch mal Musik hören.“

      „Was machst du denn beruflich?“ Frage ich Betti.

      „Babs und ich sind Kolleginnen. Wir arbeiten im selben Amt und sind für die alten Gebäude zuständig, besonders die noch in staatlicher Hand sind.“

      „Eine schöne Arbeit, macht sicher viel Spaß.“

      „Wie man es nimmt, wir müssen ständig Kompromisse machen. Dieses Anwesen ist ebenfalls schwer ein zu ordnen. Es ist kein Schloss, auch kein Landgut, schon eher eine Festung.“

      Betti will nun wissen, „bist du für länger hier?“

      „Keine Ahnung, vorerst hab ich erstmal Urlaub genommen.“

      Ich erzähle weiter von meinen Beobachtungen. Betti gähnt, sie scheint müde zu sein.

      „Es wird spät, lass uns morgen weiter machen, ich muss jetzt ins Bett.“

      „Okay, dann bis morgen, ich bleibe noch ein bisschen“, meine ich.

      Bei offenem Fenster hab ich einen tiefen Schlaf. Erst gegen neun Uhr, wache ich auf. Als ich in Salon komme, ist bereits ein reichhaltiges Frühstück gerichtet.

      „Du bist wohl Frühaufsteherin?“, frage ich Betti.

      „Länger wie sieben kann ich einfach nicht schlafen.“

      „Wie sieht es mit Barbara aus?“

      „Sie will zum Frühstück kommen.“ „Na, da bin ich aber gespannt. Sollen wir ihr helfen?“ „Das kannst du vergessen, ihr Stolz wird sie beflügeln.“

      Da höre ich auch schon jemand auf Krücken zur Türe hereinhumpeln. „Hallo, lass dich ansehen, dich hat es ja sauber erwischt.“

      „Schau mich nicht an, ich habe mich gerade im Spiegel gesehen.“

      „Du wirst schon wieder gesund. Nach ein paar Wochen wird alles vergessen sein. Wir werden dich tragen, füttern und deine Freundin wird dich anziehen und wickeln.“

      „So stellt ihr euch das vor, aber ihr werdet euch wundern.“ Ich helfe ihr in den Stuhl. „Deinen Humor hast du aber nicht verloren, das ist das Wichtigste. Erzähl doch mal wie alles kam.“

      „Er kam ganz einfach aus dem Wald.“

      „Was denn?“

      „Der Traktor mit dem Baum. Ich nahm meine alte Abkürzung. Ich brauste den Waldweg entlang, als ein Traktor mit einem Baum mir in die Quere kam. Auf Waldboden zu bremsten hast du sicher nie versucht, also lass es bitte. Ich krachte voll in den Traktor. Als ich wieder aufwachte, war Betti am Krankenbett. Eigentlich hab ich ja noch Glück gehabt. Sie sagten mir, dass alles noch dran sei. Auch alles verheilen wird, eine kleine Narbe wird an der Stirn bleiben. Schönheit, kann man eben nicht zerstören.“

      „Komm, beiß mal ab.“ Betti erhebt Einspruch, „das ist meine Aufgabe.“

      „Oh, Verzeihung, ich wollte euch nicht in die Quere kommen.“ Barbara fängt an zu lachen. „Da brauchst du nicht zu lachen, ich habe schon aus deinen Erzählungen entnommen, dass du Manfred magst.“

      „Das klingt ja nach Eifersucht. Dass finde ich toll, auf keinen Fall werde ich mich zwischen euch stellen. Also bitte Betti, füttern, waschen und du weißt schon.“

      Betti fährt nun etwas entspannter fort, „Ich allein werde mich um dich kümmern, dass wollte ich nur klarstellen.“

      „Selbstverständlich“ ich wollte das Thema lieber verlassen, und so frage ich ob ich etwas Wäsche waschen kann.

      „Schweif nicht ab, die Wäsche, nehme ich mit in die Waschküche, ich werde das für dich erledigen.“

      „Das ist aber lieb.“

      „Das ist eine Gefälligkeit und nicht lieb.“

      „Also, ich verspreche, ich halte mich da raus. Was habt ihr für heute geplant?“

      „Du sagtest gestern Abend, dass du mal die andere Seite der Garage sehen willst.“

      „Ja gern.“ Barbara bittet um einen Arbeitsbericht, was ich inzwischen herausgefunden habe. Natürlich hab ich nur die Hälfte erzählt. „Dann ziehen wir mal los.“ Barbara hat sich dies wohl leichter vorgestellt. Wir nehmen sie zwischen uns.

      „Hier ist nun mein Heim, du siehst es zwar nur von außen, aber du siehst, neue Fensterläden und Fenster.“ Ich merke an, „und Gardinen.“

      Die Fassade ist ebenfalls neu herunter geputzt. So müsste es halt überall aussehen.

      „Ich hab nur noch keine Ahnung, wie ich an Geld kommen soll.“

      „Das Geld kommt mit dem Konzept, ich verspreche es dir. Ein wenig Geduld gehört natürlich auch dazu. Hier haben wir das Garagentor.“

      „Diesen Teil habe ich schon als Garage für mein Entchen benützt, jetzt werde ich es hier wohl begraben.“

      Wir öffnen das Tor und vor uns stehen in Reihe und Glied etwa dreißig Motorräder. „Sag mir bitte, was macht man mit so viel Schrott? Wir werden nicht mal einen finden, der dieses Zeug abholt.“

      „Da bin ich mir nicht sicher, aber es gibt genügend Fans für diese Dinge, wir müssen es nur richtig anfangen.“

      „Das überlasse ich dir.“ Betti, hat sich aus der bisherigen Diskussion heraus gehalten. Sie steht neben Barbara und mir und beobachtet uns sehr genau.

      „Betti, was sagst du dazu?“

      „Ich finde Manfred hat recht. Wir werden einen Weg finden, um das Zeug

      loszuwerden, am besten über das Internet.“

      „Dieser Raum war wohl eher eine Schmiede.“ Betti stöbert derweil im Schmiedegerümpel herum. Sie scheint fündig geworden zu sein, auf jeden Fall jubelt sie laut.

      „Seht mal was ich hier gefunden habe.“ Sie hält einen Eisenring in der Hand, an dem eine Kette angebracht ist.

      „Was soll das?“, fragt Barbara.

      „Komm mal zu mir Manfred.“

      Sie nimmt einen Lappen, den sie im Regal gefunden hat und wischt den Schmutz ab.

      „So jetzt mal her mit deinem Hals.“ Sie legt mir das Eisen um den Hals, es schnappt zu.

      „So jetzt hab ich dich an der Leine.“ Ein sehr breites Eisen, man kann den Kopf weder drehen noch knicken. „Gefällt es dir?“, fragt Betti scheinheilig.

      „Ich glaube du probierst es besser selber aus. Nun mach es wieder ab.“

      „Es ist eingeschnappt, wir müssen erst den Schlüssel finden“, bei diesem Satz, lässt sich ein wenig Häme nicht verbergen.

      Barbara ruft noch, „das ist nicht fair“, dabei sieht zur Decke.

      Sekunden später muss ich feststellen, dass die Kette über mir an der Decke befestigt war. „Was soll das?“, frage ich verärgert.

      „Nur