Michael Voss

Barbara & Betti


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der Speicher war bis jetzt immer verschlossen.“

      „Bitte sei vorsichtig, nicht das du irgendwo durchbrichst. Ich gehe mal voraus und zeige dir den Aufgang.“ Barbara sperrt eine schmale Türe auf, dahinter geht eine steile Treppe nach oben. Was mich erwartet verschlägt mir den Atem. Keine Spinnweben, alles sauber. Über einigen Möbeln hängen alte Bettlaken. Es muss noch einen größeren Aufgang geben, denn die großen Möbel können unmöglich durch die schmale Türe hier heraufgekommen sein. Ich sehe nach einem Lichtschalter und tatsächlich, hier ist einer. Ein Versuch, es geht. Eine Neonlampe beginnt zu flackern, dann ist es Taghell.

      Barbara meint, „Sieh mal ein toller Ledersessel.“

      „Schau mal zu mir ein wunderbarer alter Schrank. Das hättest du dir wohl nicht träumen lassen.“

      „Nein ich bin platt.“

      Ein alter Schreibtisch. Eigentlich wirkt dies nicht so, als müsse man hier Angst haben. „Lass uns mal in den nächsten Speicher gehen.“ Wir gehen auf die nächste Türe zu, aber sie ist versperrt. „Der Schlüssel könnte im Schreibtisch sein“, meint Barbara.

      „Ja, du hast Recht, hier ist ein ganzer Schlüsselbund.“ Gleich der Erste passt. Im nächsten Abteil sieht es nicht ganz so fröhlich aus. „Noch eine Türe, dann muss ich aber fahren“, sagt Barbara.

      „Hier könnte man richtige tolle Appartements bauen.“

      „Du wirst dir schon was einfallen lassen, aber ich muss jetzt zum Einkaufen.“

      „Lass bitte den Schlüssel an der Türe unten stecken.“

      „Eigentlich hatte ich mit dir etwas anderes vor. Zu gerne hätte ich dich an einen Balken gebunden. Dann hättest du etwas zu tun gehabt.“ Barbaras Blick verrät, dass sie es tatsächlich vorhatte. So weiß ich inzwischen auch, was sie in der Tasche hat, die sie über ihrer Schulter trägt.

      „Nein bitte, lass mich jetzt arbeiten, ich will das nicht.“

      Sie meinte nur, „Okay, es gibt ja noch einen anderen Tag. Aber warte mal, für ein kleines Spiel hab ich noch Zeit.“ Barbara geht zurück in den Raum mit den bequemen Sesseln und meint nur, „Komm mal her, ich hab da eine Idee!“

      Als ich zu ihr in den Raum komme, erkenne ich schon das Seil, welches sie in der rechten Hand hält. Ich bin verdutzt, aber irgendwie hab ich auf diesen Moment gewartet. „Lass uns das Spiel ein andermal machen, du musst Einkaufen fahren.“

      Barbara meint aber mit Nachdruck, „Komm endlich, mach kein Theater, ich hab gerade Lust auf ein Spielchen. Setzt dich mal hierher, ich mach es auch nicht sehr fest. Gerade so, dass du es ein wenig genießen kannst.“

      Bereitwillig setzte ich mich in einen der bequemen Stühle, die mit Leder bezogen sind. Barbara tritt auf mich zu. Nimmt mein rechtes Handgelenk und legt eine Schlaufe mit dem Seil darüber. Dann folgt die linke Hand. Sie beginnt damit an dem Seil zu ziehen. Es zieht sich unaufhörlich zusammen, bis meine Hände auf dem Rücken verknoten sind. Sie legt das Seil um den Rücken des Stuhles und dann zieht sie es erneut zusammen.

      Sie führt das Seilende unter dem Stuhl hindurch und verknüpft es mit meinen Beinen. Ich gebe zu, es hat mich mächtig erregt und dann merke ich, dass ich fixiert bin. Es scheint so geschickt verknotet zu sein, dass ich keine Möglichkeit sehe, mich zu befreien. Barbara meint lächelnd, „Du hast jetzt viel Zeit, wenn ich zurück bin und du bist immer noch nicht frei, dann hab ich da noch eine weitere Idee. Also dann, viel Spaß bei deiner Befreiungsaktion. Es wird nicht leicht sein.“

      Barbara ist schon auf dem Weg zur Türe, da dreht sie sich auf dem Absatz um und kommt nochmals auf mich zu. „Deine Augen hab ich vergessen, die werde ich dir noch verbinden.“ Sie greift sich eines ihrer langen großen Tücher und beginnt es geschickt über meine Augen zu wickeln. So…dann viel Spaß!“

      „Bitte fahre vorsichtig, sonst bin ich hier für immer der Hausgeist.“

      „Mach dir keine Sorgen. Tschüss, im Kühlschrank ist noch was zum Essen. Für den Fall, dass du dich befreien kannst.“

      Ich höre wie sie die Treppe hinabsteigt.

      Kurz darauf kann ich noch vernehmen, wie sie ihr Entchen startet. Das große Schiebetor wird geöffnet, „quietsch-quietsch“.

      Kurz darauf höre ich einen Knall, es wird doch nicht die Speichertüre gewesen sein?

      Aufgeregt beginne ich an dem Seil zu ziehen. Irgendwie wird es sich doch lösen lassen. Umso fester ich ziehe, umso mehr zieht sich das Seil an den Handgelenken zusammen. Ich versuche das Seil durch anheben der Beine etwas zu entspannen, aber das scheint nicht die Lösung zu sein. Barbara hat wohl das Seilende an der Unterseite des Stuhles verknotet.

      Ein entkommen, erscheint völlig aussichtslos. Ich erinnere mich an meine Pfadfinderzeit und beginne mit verschiedenen Übungen.

      Zuerst muss ich meine Aufregung zügeln, sonst mach ich noch mehr Fehler und das Seil wird sich niemals lösen lassen. Das dicke Tuch um mein Gesicht tut sein Übriges. Barbara muss es dreimal über mein Gesicht gebunden haben. Die Luft lässt sich nur schwierig ein und ausatmen. Ausgerechnet über meiner Nase und meinem Mund ist es extrem fest verschlungen. Ich muss mich entspannen, sonst droht mir eine Panikattacke. Ich rede mit mir und beruhige mich auf diese Art. „Es wird sich gleich lösen!“ Diesen Satz sag ich mir immer wieder und so taste ich nach den Seilenden.

      Dann hab ich das Gefühl, dass sich etwas löst. Vorsichtig ziehe ich an einem Seilende und tatsächlich, es beginnt sich zu lockern. Nach einer weiteren halben Stunde, bin ich frei.

      Ich streife das Tuch von den Augen und dann fällt mir die zugeschlagene Türe ein.

      Ich laufe durch die Abteile und blicke die Treppe hinab, es war die Speichertüre.

      Wo hat sie denn den Schlüssel gelassen? Ich gehe die Treppe hinunter und muss feststellen, dass von der Innenseite kein Griff angebracht ist.

      Der Schlüssel steckt von außen. Frauen! Sie hätte sich doch denken können, dass ich den Schlüssel innen benötige. Jetzt bist du in einer blöden Lage, denke ich so bei mir. Ich versuche mich gegen die Türe zu werfen, aber die Qualität ist besser, als ich vermutete.

      Ach was, die vier Stunden gehen im Nu vorüber. Wenigstens konnte ich mich befreien. So begebe ich mich wieder an meine Arbeit. Mein größtes Interesse weckt der Raum mit den Kisten.

      Jetzt fehlt nur ein Stemmeisen. Wie soll ich die sonst aufbekommen, mit den Fingernägeln bestimmt nicht. Meine Spannung steigt ins Unermessliche.

      Ich finde eine halbe Dachschindel, damit müsste es gelingen, den Deckel aufzustemmen. Ich glaub es nicht, der Inhalt ist eine alte Schreibmaschine und zwei alte Telefone. Jetzt bin ich aber enttäuscht. Nun die nächste Kiste, sie ist erheblich schwerer. Der Deckel wieder mit Nägeln gesichert. Muss das ein Idiot gewesen sein, fluche ich. Aber auch dieses Hindernis kann überwunden werden. Wieder finde ich nur technische Geräte, scheint ein Funkgerät zu sein.

      Okay, packen wir es noch mal an, aber nach dieser Kiste mache ich erstmal eine Pause.

      Vorsichtig taste ich mich voran. Eine Stahltüre, dahinter ist es Stockdunkel, absolute Schwärze kommt mir entgegen. Ich taste nach einem Lichtschalter, aha, da ist einer. Ein – Aus, nichts geht. Jetzt wäre eine Taschenlampe recht hilfreich.

      Da breche ich in ein Brett ein. „Scheiße!“ Ich taste herum. Das könnte ein Deckel sein. Ein Vorhängeschloss am Boden. Irgendein Schlüssel wird doch wohl zu finden sein. Ich bin völlig außer mir, dass Wasser läuft nur so von meiner Stirn. Na endlich, es geht. Ich kann den Deckel anheben. Aber was wird darunter sein? Vorsichtig lege ich den Deckel oder besser die Falltüre um. „Scheiße!“, jetzt fluche ich schon wieder. Nur nicht in das Loch fallen. Ich setze mich auf den Rand und denke nebenbei an meine Jeans. Rutsche Stück für Stück am Rand entlang. Aha, dies muss eine Stufe sein. Keine Falltüre ohne Treppe. Alte Pfadfinderregel. Nach der ersten Stufe finde ich auch die zweite und dritte. Langsam komme ich voran. Dann eine Holzwand. „Scheiße!“ Dieses Wort verwende ich ab sofort öfter. Die Holzwand wird eine Türe