Michael Voss

Barbara & Betti


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Schlafsäle, stimmt meine Vermutung also doch, dass hier eine Infanterie- Einheit untergebracht war. Sicher waren es Leute vom Geheimdienst oder von der Stasi?“

      Barbara meint, „Schon möglich. Wir werden hoffentlich in den nächsten Tagen einiges aufklären können.“ Nachdem wir uns noch einen weiteren Kaffee eingeschenkt haben beginnen wir mit der Besichtigung im ersten Stock. Es sind circa sechshundert Quadratmeter, es können auch mehr sein, vermutet Barbara.

      Eine Vermessung wird die Wahrheit an den Tag bringen. „Wo ist denn Ihr Zimmer?“

      „Vor etwa einem Jahr habe ich einen Teil abgetrennt und diesen ausgebaut. Ich habe kurzer Hand eine Zwischenwand eingezogen und so eine Einliegerwohnung für mich geschaffen.“

      „Aber fürchten sie sich denn nicht, nur mit ihrer Mutter, sonst ganz allein?“

      „Wer soll schon kommen, der nicht schon da ist“, erklärt Barbara lächelnd.

      Beim Vermessen der Räume entdecken wir immer mehr seltsame Dinge. Doppelte Spiegel in einem Kleiderschrank. „Hier muss wohl mal ein Raum gewesen sein, in dem Leute verhört wurden.“

      „Wieso?“

      „Kommen sie mal, wenn man diesen Schrank öffnet, gibt es einen weiteren Raum.“ „Lassen sie sehen. Ist mir noch nicht aufgefallen.“

      „Gehen wir doch mal hinein. Hier steht noch ein Tisch mit einem seltsamen Stuhl.“

      Ich bitte Barbara auf diesem Platz zu nehmen. Sie setzt sich bereitwillig nieder. Ich zeige ihr die angebrachten Ledergurte.

      Für was sollen diese Gurte denn gut sein, will Barbara wissen.

      Ich zögere nicht und führe es Barbara vor. Mit wenigen Handgriffen sind alle Gurte festgezogen und sie ist auf dem Stuhl fixiert.

      „Dieser Stuhl ist aber nicht für Frauen sondern für Männer“, protestiert sie.

      „Wie fühlen Sie sich?“, frage ich hinterhältig. Deutlich spüre ich, dass ihr dieses Spiel gefällt.

      Aber sie meint nur, „Komisch, wenn ich mir vorstelle, dass hier Leute verhört wurden, da vergeht einem der Gedanke an ein Spiel ziemlich schnell.“

      Ich scherze und meine, „Dann machen sie sich mal wieder los. Ich werde inzwischen die anderen Räume besichtigen.“

      Ich gehe hinaus und verschließe die Türe.

      Von der anderen Seite kann ich durch den Spiegel sehen, was Barbara unternimmt um sich zu befreien. Sie bleibt völlig ruhig sitzen, versucht mit den Fingern an die Gurte zu kommen. Ich will sie aber nicht länger so zurücklassen und gehe wieder zu ihr.

      „Wollen sie noch ein wenig so sitzen bleiben oder wollen sie lieber frei sein, ich könnte ihnen auch noch die Augen verbinden, dass erhöht sicher den Reiz.“ „Schon seltsam, wenn man sich vorstellt, dass es kein Scherz ist.“ Prompt fragte sie mich, ob ich nicht mal Probesitzen will. Ich überzeuge sie aber davon, dass es wohl besser ist, wieder an die Arbeit zu gehen.

      „Feigling.“ Mehr sagt sie nicht. „Sie werden schon noch dran kommen.“

      Im nächsten Zimmer finden wir eine ehemalige Abhörstation. Es gibt aber nur noch Fragmente, die wichtigen Teile sind bereits entfernt worden. Wir kommen zu den Schlafsälen. Sie sind an den Türen mit Nummern versehen. Die Liegen bestehen aus Doppelbetten, wir nennen sie auch Stockbetten. Sogar die Matratzen sind noch da. „Naturmatratzen“ meint Barbara. Sie riechen ein wenig vergammelt. Auch Decken sind noch darauf.

      „Einmal hinlegen? Vielleicht ein Mittagsschläfchen gefällig?“ meint sie.

      Ich lege mich auf eine Liege und meine, „Gar nicht so unbequem“

      „Sie können ja die Nacht hier verbringen.“, meint Barbara mit einem verschmitzten Lächeln.

      Wir gehen in den nächsten Raum, hier fällt auf, dass nur wenige Liegen aufgestellt sind. Vielleicht der Offiziers Raum? Aber alles ist noch vorhanden, „hier könnte man auch ein Pfadfinderlager für die Ferien einrichten“, gebe ich zu bedenken.

      „Sie waren mal bei den Pfadfindern?“

      „Ich sehe schon, wir haben uns viel zu erzählen.“ Der nächste Raum war früher mal ein Toiletten Raum.

      „Oh, dass erinnert mich an etwas, dürfte ich mal einen Moment alleine sein?“ Sie versteht und geht diskret einen Raum weiter. Ich komme ihr nach und stutze: „Was war hier untergebracht?“ Eine Holzliege, ohne Matratze, der restliche Raum ist leer. „Jetzt legen sie sich mal hier hin!“ befiehlt sie.

      Ich lache und lege mich auf die Holzpritsche. „Sehr unbequem.“

      „Nun passen sie mal auf. Liegen bleiben, klar?“

      „Wieso?“

      „Sie werden es gleich merken.“ Die Ledergurte hab ich wohl übersehen. Nun kam die Retourkutsche von Barbara, das war unschwer zu erkennen.

      Sie hat richtig Freude daran mich Gurt um Gurt zu fixieren. So liege ich dann völlig unbeweglich auf der Pritsche. Sie nimmt noch eines ihrer Tücher, faltet es genüsslich zusammen, macht einen Knoten in die Mitte und bindet es über meinen Mund.

      „So ist es zwecklos zu rufen“, stellt sie fest.

      Ein weiteres Tuch verwendet sie für die Augen. „Also bis bald, ich mache jetzt erstmal ein Mittagsschläfchen“, sagt sie und verschwindet. Ihre Schritte höre ich noch lange im Gebäude nachhallen.

      Die Zeit will nicht vergehen. Die Pritsche wird immer härter, rufen einfach zwecklos. Aber ich muss zugeben, es hat auch seinen Reiz. Ich höre Schritte, das muss Barbara sein. Die Türe geht auf. „Na wie geht es meinem Gefangenen?“ Zum Lachen ist mir in dieser Situation nicht mehr. Eine Antwort bleibe ich ihr schuldig.

      Sie lacht und meint, „Hab ich mich nicht toll revanchiert? Das hätten Sie wohl nicht erwartet. Aber sie hatten ja vorhin auch ihren Spaß.“

      Sie macht nicht die geringsten Anstalten mich zu befreien. „Ich glaube, es wurde früher eher ein Knebel aus Leder verwendet und nicht ein Tuch mit Knoten. Soll ich mal suchen gehen, ob ich etwas Passendes finde?“

      Ich höre wie sie einen Schrank öffnet, „aha, was haben wir denn hier?“ Eine Schublade, wurde unter lautem Quietschen aufgezogen.

      „Ich glaube, ich habe, was ich suche.“

      Sie genießt die Situation offensichtlich. „Vielleicht reden wir mal über ihren Preis?“

      „Das ist gemein“, versuche ich zwischen dem Stoffknebel hervor zu bringen. Sie scheint zu überlegen, was sie noch alles ausprobieren könnte. „Ob ich Sie heute noch befreien soll? Ich werde abzählen. Oder besser eine Münze werfen. Sind sie damit einverstanden?“ Viel kann ich nicht einwenden.

      „Also Kopf, sie bleiben liegen. Zahl, ich mache sie vielleicht frei.“

      Sie wirft, „Kopf, da haben Sie aber Pech gehabt. Jetzt möchte ich aber ganz ehrlich von ihnen wissen, ob sie mitspielen oder lieber nicht. Sie dürfen jetzt selbst über den heutigen Abend entscheiden.“ Ich zögere, so eine Lage ist schon verflixt komisch.

      „Keine Antwort ist auch eine Antwort.“ Ehe ich mich versehe, legt sie mir ein Tuch über das Gesicht und anschließend ein Geschirr. Sie zieht es richtig fest.

      Ich frage mich, was das eigentlich für ein Aufenthalt werden soll. Ich muss erkennen, dass Barbara ihre wahre Freude an diesen Spielen hat und ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.

      So langsam werde ich ungeduldig, es macht inzwischen keinen Spaß mehr, die Gurte schneiden ein und es tut richtig weh. Automatisch muss ich mir vorstellen, wie es wohl einem Gefangenen zu Mute war, der hier gefoltert wurde. Ich bekomme eine Gänsehaut und Panik und will dieses Spiel nur noch beenden. Da geht die Türe auf, ich werde von dem Geschirr erlöst. Barbara sagt kein Wort. Erst im Gang, meint sie,

      „Ich