Michael Voss

Barbara & Betti


Скачать книгу

alte Dias. Die werden wir uns zum Abendessen reinziehen“ meinte Barbara. Wir gingen einen Raum weiter und fanden mehrere Clubsessel, Beistelltische und eine wunderschöne Mahagoniwand.

      Als wir die Türen öffnen, staunten wir. Geschliffene Karaffen und Gläser, ein Kühlschrank, mindestens vierzig Jahre alt, leider ohne Inhalt, müssen wir feststellen.

      Eine weitere Türe gibt eine Bar aus den dreißiger Jahren frei. Sogar die Flaschen waren noch darin. Wir schnappen uns zwei Gläser, waschen sie aus und probieren einen Cognac.

      „Prima, den trinken wir, wenn wir uns die Dias ansehen.“

      So kommen wir zu dem Ergebnis, dass hinter den Mahagoniwänden noch Hohlräume sein mussten. Es muss also einige Geheimtüren geben! „So langsam werde ich das Gefühl nicht mehr los, dass es sich hier um ein Hauptquartier handelt. Wahrscheinlich vom Geheimdienst Honeckers.“

      „Da kannst du Recht haben. Ich war ja erst drei, oder viermal hier, immer mehr bekomme auch ich einen ähnlichen Eindruck.“

      „Aber du bist schon sicher, dass hier außer dir niemand mehr wohnt?“

      „Ich kann das ja nicht kontrollieren. Ich kenne als Eingang nur das Tor, durch welches ich immer herein komme. Aber vielleicht gibt es ja noch weitere Eingänge?“

      „Diese Räume sind in einem Zustand, als wäre gestern noch jemand hier gewesen. Wann hast du denn das letzte Mal die Räume inspiziert?“

      „Ach, das kann schon länger her sein. Ich bin mit Betti, kurz nach der Übergabe mal alle Räume durchgegangen, das ist sicher schon einige Jahre her. Ich habe mich damals entschieden, meinen Wohnbereich abzutrennen. Eine kleine Baufirma, hier aus der Nähe, hat dies gemacht.“

      „Wie ist das mit dem Strom?“

      „Ich habe hier einen eigenen Generator, du wirst ihn kaum hören, da er in einem Spezialraum untergebracht ist. Wasser kommt aus der eigenen Quelle.“

      „Du bist völlig autark.“

      „Ja, so sehe ich das auch.“

      „Wir werden alles aufzeichnen, sonst bekommst du niemals einen Überblick über das Gelände.“

      „Was steht uns denn noch bevor?“

      „Wir haben noch einen Speicher, wunderschön zum Gruseln. Na das ist ja dann was für dich. Vielleicht hängen da noch ein paar Leichen. Wir haben uns das für den Baumeister aufgehoben. Da werde ich dann einen freien Tag nehmen und die Einkäufe erledigen.“

      „Ach, ich soll also den Speicher alleine besichtigen.“

      „Natürlich, du wirst doch keine Angst haben?“

      „Nein, ein Gebäude ist vielleicht erschreckend, aber Angst muss man davor nicht haben. Eigentlich wollte ich lieber mit dir Einkaufen fahren.“

      „Kommt ja gar nicht in Frage, dann weißt du ja wo wir sind. Erst wenn ich volles Vertrauen habe, wirst du es erfahren.“

      „Und deine Freundin Betti? Die weiß aber wo es liegt.“

      „Nein, die bekam genauso wie du eine Augenbinde, sie mag das Spiel besonders gerne.“

      „Vielleicht einmal, aber dreimal? Ich glaube du warst auch mal bei den Pfadfindern?“

      „Klar, ich hatte viel Spaß.“

      „Und Betti, war auch dort?“

      „Ja, wir waren zusammen dabei.“

      „Daher also dein Spieltrieb.“

      „Was habt ihr gemacht?“

      „Das aufregendste, was es bei uns gab, war ein Spiel auf einer großen Wiese.“ Berichtet Barbara.

      „Na, jetzt erzähl schon.“

      „Aus unserer Gruppe wurde ein Mädchen heraus gewählt. Es wurden ihr die Augen verbunden, und wir führten sie auf eine große Wiese. In der Mitte angekommen, wurde sie noch gedreht. Dann musste sie zum Ausgangspunkt zurückfinden.“

      „So hast du also deine Leidenschaft entdeckt.“

      „Was für eine Leidenschaft meinst du denn?“ Bohrt Barbara hartnäckig nach.

      „Ach, tu doch nicht so, du weißt schon, was ich meine.“

      „Du hast ja Recht, ich habe immer schon gerne Blindekuh gespielt. Oder ähnliche Spiele mit Augenverbinden gemacht.“

      „Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“, frage ich.

      „Oh nein, das machen wir sicher nicht.“ Barbara grinst über ihr ganzes Gesicht.

      „Ich schlage vor, wir treffen uns im Salon und trinken vom guten Cognac. Du bringst noch ein paar Leckereien mit, okay?“

      In meinem Zimmer angekommen, hatte ich das Gefühl, als hätte jemand etwas gesucht. Die Schranktüren stehen offen, mein Koffer ist verschoben. Ich bin mir nun ganz sicher, hier muss noch jemand anderes hausen. Aber wer soll Interesse an meinen Dingen haben. Ich sehe sofort nach meinem Navigationssystem. Man hat es nicht gefunden. Mein Handy ebenfalls nicht. Wenn ich beides zusammen schalte, kann ich per E-Mail meine Peilung senden. Nach dem Duschen und Umziehen begab ich mich wieder in den Salon, wo auch schon Barbara mit den Vorbereitungen für ein Abendessen begonnen hat.

      Nach zwei Stunden versuchte ich zu gehen. Mit der Ausrede, „Arbeit wartet auf mich.“ Ich wollte gerne wissen, was mich im Speicher erwartet.

      Barbara ruft noch, „Du weißt ja, ich bin morgen nicht da, du wirst den Speicher alleine durchforsten.“

      „Wie lange wirst du denn weg sein?“

      „Ich schätze mal so drei bis vier Stunden.“

      „Da werde ich dann gerade mal einen kleinen Teil besichtigt haben.“

      Mein neu erstellter Plan, hatte nun den ersten Stock vollständig erfasst, bis auf den Teil, der Barbara persönlich betrifft.

      Die Nacht war sehr unruhig, ich konnte das Gefühl nicht loswerden, als hätten sich die ganze Nacht Generäle gestritten und diskutiert. Truppen waren durch den Hof marschiert. Auch Schreie von Gefolterten glaubte ich zu hören. Ich schreckte immer wieder hoch. Meine Träume spielen verrückt.

      Am nächsten Morgen erwachte ich wieder sehr früh. Vielleicht täuschte ich mich ja, aber in den Fenstern gegenüber im sogenannten Westteil, sah ich drei Personen hinter den Fenstern. Ich war aber zu müde, um dieser Fatamorgana nachzugehen. Ich verdrängte es kurzerhand.

      Kapitel: 5 Starkes Klopfen

      Starkes Klopfen lässt mich hochschnellen. „Kommst du zum Frühstück oder willst du noch ausschlafen?“

      „Oh Gott, wie spät ist es denn?“ Ich suche nach meiner Uhr.

      „Wenn du deine Uhr suchst, die hast du im Salon liegen lassen. Es ist übrigens kurz vor neun.“

      „Ich komme, gib mir 15 Minuten.“

      „Wow, das ist ja phänomenal, woher hast du all diese Dinge?“

      „Ich habe meinen Kühlschrank geleert, weil ich doch Einkaufen gehe. So haben wir zum Frühstück etwas mehr.“

      „Du scheinst ja gut ausgestattet zu sein.“

      „Logisch, nur vom Feinsten. Freust du dich schon auf den Speicher?“

      „Na klar, ich werde allen Mut zusammennehmen.“

      „Das find ich toll, du wirst also nachholen, was du früher versäumt hast.“

      „Na klar. Wie viel Aufgänge gibt es denn überhaupt?“

      „Ich konnte bisher nur zwei finden. Einen gleich neben dem Salon, einen weiteren im Westflügel.“

      „Da