Andreas Nass

Krisheena - Tor zum Abyss


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und tauchte den Raum in ein Spiel aus zuckenden Schatten.

      Aus den dunkelbraunen Wänden schälte sich die riesige Gestalt des Anführers wie ein Hochgebirge aus einer Ebene. Fast neun Fuß ragte er auf seinen stämmigen Hufen vor uns auf und übertraf damit alle anderen Minotauren um mehr als eine Kopflänge. Sein Fell war dicht und von einer Licht verschluckenden Schwärze. Aus rot glimmenden Augen blickte er zu uns herab. Jeder Atemzug spannte seine breiten Brustmuskeln. Dicke Adern zogen sich zu den klauenbewehrten Pranken, die mit Leichtigkeit mein ganzes Gesäß fassen konnten. Seine Hörner schwangen sich im leichten Bogen sanft zu den Seiten hinauf und gaben ihm eine würdevolle Erscheinung. Intensiv männlicher Geruch ging von ihm aus, gewürzt mit einer Schärfe, die ich schnell erkannte. Allein sein Anblick verriet das dämonische Blut in seinen Adern. Sein tiefer Bass erzeugte bei mir ein Kribbeln im Magen. Während er sprach, blitzten große Eckzähne in seinem Maul auf.

      »Ihr wolltet mich sprechen, also sprecht! Aber fasst euch kurz, meine Zeit ist kostbar!« Befehlsgewohnt dröhnte seine Stimme durch den ganzen Raum.

      Ich blieb einige Schritte von ihm entfernt stehen, um nicht meinen Kopf in den Nacken legen zu müssen. Mit großer Mühe rappelte ich meinen Verstand zusammen und sprach mit klarer Stimme, wenngleich meine Augen sich nach seiner stattlichen Männlichkeit verschlangen und ich innerlich vibrierte. Leider trug er an seiner interessantesten und sicherlich beeindruckendsten Stelle einen Lendenschurz.

      »Ich grüße Euch, Torvac, Leutnant der Wache. Ich bin Crish. An meiner Seite ist Moi’ra. Wir haben um ein Gespräch gebeten, weil wir sicher sind, nur hier die richtigen und vertrauenswürdigen Informationen zu bekommen, nach denen wir suchen.« Allmählich wurde ich sicherer. Kleine Gesten unterstützten meine Worte, mit den Augen versprühte ich so viel Charme, wie ich aufbringen konnte. »Wir sind erst seit einigen Stunden in der Stadt und schon nach wenigen Gesprächen war uns klar, dass wir uns an die Stadtwache wenden müssten. Und da hörte ich, welch beeindruckenden Anführer diese Wache haben soll, und fürwahr, man sollte den Sprecher auspeitschen, so untertrieben hat er seine Worte.«

      Torvac richtete sich geschmeichelt weiter auf. Zum Glück musste ich nicht lügen, was meine schwärmerischen Worte leicht ins Lächerliche gezogen hätte. Ich atmete durch.

      »Wir suchen jemanden, doch sein Name ist uns unbekannt. Wir wissen nur, dass er in den nächsten Tagen erscheinen wird und wo er seine Reise begann. Könnt Ihr uns helfen?«

      »Ihr habt recht daran getan, zu mir zu kommen. Niemand betritt die Stadt ohne mein Wissen, daher bin ich sicher, dass meine Minotaurenwachen denjenigen finden, den ihr sucht. Aber das hat seinen Preis …« Er ließ den Satz im Raum stehen und schaute uns abwechselnd an. Mit deutlich entblößten Fangzähnen, was bei ihm einem sehr breiten Lächeln entsprach, und mit zwei hochgehaltenen Krallen unterstützte er seine Forderung: »Zwei Nächte mit mir!«

      Zuerst wollte ich ›vier Nächte‹ brüllen, besann mich aber, wer hier um was handelte und stibitzte zu Moi’ra hinüber. Die Kämpferin wog den Preis ab und nickte leicht. Ich sah nun offen zu ihr hin, denn mit ihrem Einverständnis hatte ich nicht so leicht gerechnet, und nickte unterstützend, meine Zustimmung offenbarend.

      »Abgemacht«, besiegelte sie das Angebot, »aber zunächst möchte ich den Staub loswerden und mich reinigen. Gibt es hier ein Badehaus, das Ihr empfehlen könnt?«

      »Warum so förmlich, kleine Frau? Ich bringe euch gerne zu dem besten Badehaus der Stadt. Geht voran, ich weise euch den Weg.«

      Mit beiden Pranken deutete er auf den Durchgang. Im Gang waren viele Augenpaare auf uns gerichtet, aber alle sahen auch, zu wem wir offensichtlich gehörten. Langsamer gehend spürte ich bald die große Hand an meinem Rücken.

      »Dort geht es weiter«, brummte Torvac. Ich sah zu ihm auf, spürte das Funkeln in meinen Augen und das verzehrende Brennen in meinem Unterleib. Leicht gegen ihn drückend rieb ich meine Haut, nur durch die Bänder meines Brusthalters unterbrochen, gegen seine Handfläche.

      »Danke«, hauchte ich und nahm dann wieder Schritt auf. Er unterstützte meinen Gang und lenkte mich mit sanftem Druck gegen meinen Po. Verführerisch lächelte ich zwei Minotauren zu, die jedoch schnell ihre Mäuler schlossen, als ihr Anführer knurrte.

      Auf dem Weg durch die Höhle erzählten wir alles, was wir von dem Boten wussten – was nicht sehr viel war. Dann stach Sonnenlicht in meine Augen und der Staub hatte uns wieder.

      Wir nahmen einen sehr ungewöhnlichen Weg zum Badehaus. Torvac stellte sich neben eine der drei Schritt hohen, breiten Mauern und zog uns in eine Umarmung.

      »Haltet euch fest!«, gebot er und ging in die Hocke. So fest ich konnte drückte ich meinen Körper an den seinen und krallte mich in die dichten Locken seines Fells.

      Dann sprang Torvac.

      Ich glaubte, mein Magen rutsche hinab und wurde kräftig durchgeschüttelt, als wir auf der Mauer landeten. Nachdem ich meine Hose gestrafft und meine Brusthalterung wieder in die richtige Position gebracht hatte, sah ich über die Dächer der Stadt. Einzelne Türme ragten noch weiter hinauf, ansonsten war das durch die Mauerwerke gebildete Labyrinth von hier oben deutlich erkennbar. Auf den Wällen patrouillierten Minotauren.

      »Wir müssen hier lang«, erklärte unser hünenhafter Führer und drängte uns voran. Anscheinend konnte er es nicht abwarten, uns ohne Kleidung zu sehen, und brachte uns auf schnellem Wege zum Badehaus.

      Um dort wieder in die Gasse hinunter zu kommen, packte er uns erneut und sprang hinab. Bevor ich recht wusste, was geschah, erfolgte bereits die harte Landung auf dem Boden. Wir standen im Staub vor einem hellen Gebäude, das eine Kuppel zierte und mehr breit als hoch war.

      Kein Eintritt wurde gefordert, als der Leutnant mit uns den Eingang passierte. Zielstrebig suchte er eine Bedienstete und fragte nach einem großen Badezuber für uns drei.

      »Wartet einen Augenblick, bis das Wasser die richtige Temperatur hat«, bat uns die junge Frau und deutete auf eine Sitzgelegenheit mit einem niedrigen Tisch, auf dem Gläser und Karaffen mit einladend frisch wirkenden Getränken standen. Augenblicke und einen Schluck später erschien sie wieder.

      »Folgt mir bitte.« Sie wandte sich um und wir schritten hinter ihr einen mit Holz vertäfelten Gang entlang. Mit seinen großen Händen schob Torvac uns sanft voran. Ich lächelte ihm zu, er neckte mich und kitzelte mit einer Klaue in meinem Bauchnabel. Verspielt schlug ich sie weg.

      »An den Seiten findet Ihr Badezusätze und einen Stoß Handtücher. Läutet nach mir, wenn noch etwas gewünscht wird«, erläuterte die Bedienstete auf die Gegenstände zeigend. »Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt.«

      Unser Begleiter verzichtete auf irgendwelche Zusätze, legte mit wenigen Handgriffen seine spärliche Kleidung ab und stieg in den großen Holztrog. Beim Anblick des zwischen seinen Schenkeln baumelnden Fleisches und der großen Hoden leckte ich mir über die Lippen.

      Noch während ich langsam das Haarband löste und mit beiden Händen meine rabenschwarze Mähne durchschüttelte, landeten Moi’ras Ketten auf dem Holzboden. Geschmeidig kletterte sie in den Trog. Ich streifte meine Stiefel und die Hose ab. Drei Stufen erleichterten das Einsteigen. Noch während ich sie betrat, löste ich den Knoten meines Brusthalters am Rücken. Grazil streckte ich meinen rechten Fuß aus und testete das Wasser. Es war angenehm warm. Auf der Wasseroberfläche spiegelte sich mein Antlitz, das ich selbstverliebt betrachtete.

      Vom Scheitel bis zur Sohle verteilten sich auf fast sechs Fuß betont weibliche, grazile Kurven. Der sanfte Schwung eines Künstlers hätte meinen Körper nicht besser einfassen können. Lange, schlanke Beine führten zu dem ausgeprägten Becken, gingen in eine enge Taille über und fanden in den großen, festen Brüsten ihre Vollendung. Auch im schwachen Licht des Raumes wirkte meine goldbraune Haut makellos, samtweich und frisch. Kein Haar ärgerte den Betrachter. In mir vereinte sich Jugend und Reife. Mädchenhaft verträumt sah mein eigenes Spiegelbild mich an. Weiche, harmonische Gesichtszüge mit etwas stärkeren Wangenknochen sorgten für eine exotische, aufregende Note. Sanft geschwungene Brauen, wie ein feiner Pinselstrich gezogen, betonten gemeinsam mit den langen, gebogenen und tiefschwarzen Wimpern meine großen, mandelförmigen