Gerhard Ebert

WOLLUST ACH - Uwe, der Student


Скачать книгу

ein.

      „Verstehe, verstehe“, sagte er eilig und fügte hinzu: „Ich will nicht stören. Vielleicht später einmal, eilt ja nicht. Wollte Ihnen nur wieder einmal einen schönen guten Tag sagen.“

      „Nett von Ihnen, wirklich!“, hörte er sie antworten.

      Womit immerhin nicht alle Brücken abgebrochen schienen, worauf sich aber, wie er richtig vermutete, keineswegs bauen ließ. Schnell verabschiedete sich Uwe und zog davon. In Anwesenheit eines Gegenspielers zu versuchen, einen Treff zu vereinbaren, wäre irre gewesen. Also blieb zunächst alles offen. Bei solcher Lage konnte er noch immer bei passender Gelegenheit erneut bei ihr anklopfen. Das Bittere aber war: Kaum eine Woche später sah er die hübsche Liselotte im Nationaltheater. Nicht allein diesmal, sondern mit dem jungen Mann, mit dem sie etwas zu besprechen gehabt hatte. In der Pause ging Uwe prononciert an den beiden vorbei, dass zumindest sie ihn hatte sehen müssen. Er aber tat so, als sei sie Luft für ihn. Ein klein wenig Genugtuung, solch ein Erlebnis, mehr aber wahrhaftig nicht.

      Unglücklich verlief auch sein Werben für Ellen, seine Kommilitonin. Da sie sich in einer gemeinsamen Fechtgruppe befanden, hatten sie immer wieder miteinander zu tun, ganz normal beim üblichen Unterricht, vor allem aber, wenn sie gegeneinander fochten. Die Übungs-Paarungen wechselten ständig, so standen sie sich halt hin und wieder gegenüber - versteckt zwar unter der Maske, aber ansonsten in ganzer Statur. Und je kundiger beide die Fechtkunst beherrschten, desto deftiger wurden die kleinen Kämpfe.

      Es handelte sich bei ihnen zwar nicht um Sport-, sondern um Bühnenfechten, aber Florett ist Florett und Treffer ist Treffer. Uwe entwickelte den Ehrgeiz, Ellen durch seine Überlegenheit zu imponieren. Und Ellen, ein sportlicher Typ und sozusagen eine ideale Fechterin, wollte natürlich nicht unterliegen. So arteten selbst simple Übungen zuweilen in ehrgeizige Gefechte aus. Fechtlehrer Kästner konnte nicht ahnen, was Uwe eigentlich antrieb. Er sah nur, dass dieser sich stets viel Mühe gab und sagte eines Tages anerkennend, sie sollten sich alle an Uwe ein Beispiel nehmen, denn er habe nicht fechten wollen, sei jetzt aber vorbildlich im Einsatz. Natürlich gab solch Lob Uwe Auftrieb. Aber in Sachen Ellen brachte es ihn nicht unbedingt weiter. Für ihn war inzwischen klar, dass sie im Studienjahr die einzige war, bei der eine engere Beziehung nicht nur reine körperliche Befriedigung gewesen wäre, sondern gewissermaßen auch seelische Ergänzung, geistiger Austausch. Was auch immer!

      Ellen, schön von Angesicht, elegant in ihren Bewegungen, wies Uwe nicht direkt ab, gab aber auch keinerlei Signale, die Mut gemacht hätten, eine Annäherung zu versuchen. Die üblichen kleinen Höflichkeiten im Umgang während des Unterrichts zählten ja wohl nicht. Uwe hatte einfach den Dreh nicht drauf, wie man sich Frauen mit einigem Erfolg nähern könnte. Auch wollte er sich nicht unnötig eine demütigende Niederlage einhandeln.

      Die Quintessenz seines Zögerns war, dass er eines Tages bekümmert feststellen musste, dass Ellen einen Liebhaber gefunden hatte. Ein Student, der - aus welch unerfindlichem Grund auch immer – nicht auf Belvedere, sondern in Weimar in Untermiete wohnte, hatte das Rennen gemacht. Jedenfalls schmusten die beiden gelegentlich ohne Scham in aller Öffentlichkeit, und das ließ alles Mögliche vermuten. Als Ellen dann auch noch hin und wieder morgens aus Weimar kommend sich mit dem Trupp vereinte, der vom Ratstannenweg nach Belvedere zog, war alles gelaufen.

      Umso überraschender ein Geschehnis, das Uwe einmal wieder nicht auszunutzen gewusst hatte. Ungewöhnlichem Verhalten von Frauen war er einfach nicht gewachsen. Die Gruppe von Studenten, die beim Stanislawski-Seminar aussortiert worden war und zu der auch Ellen gehörte, hatte eine Exkursion nach Erfurt zur Zitadelle gemacht. Sie hatten dann noch am Theater vorbei geschaut, hatten dort mit Schauspielern diskutiert, und es war später geworden als ursprünglich gedacht. Und wie das meist dann so lief: Aus dem Abend sollte noch etwas gemacht werden.

      Also landete die Gruppe, wieder in Weimar angekommen, in einem ziemlich verräucherten Tanzlokal. Und siehe da: Ellen erwies sich als eine federleichte und vor allem ausdauernde Tänzerin. Uwe ließ fast keinen Tanz aus, und Ellen hielt unverdrossen mit. Fast schien es, als hätten sie ihr Florett mit auf dem Tanzboden.

      Was Uwe schon immer gesehen und still bewundert hatte und nun bei jedem Tanz spürte: Ellen verfügte über eine exzellente Taille, ein wohl geformtes Becken und schöne Brüste. Er spürte ihren ganzen Körper, wenn er beim Tanz tief zur Taille fasste und die Tänzerin an sich zog. Manchmal hatte er sogar für Momente den Eindruck, als drücke sie ihren Leib gelegentlich bewusst an den seinen. Er konnte irren, aber es erregte ihn. Und er hatte gegen Mitternacht immerhin so viel getrunken, dass er kühn wurde.

      „Ich bring dich“, sagte er, als sie an der Garderobe ihre Sommermäntel holten.

      „Alles klar“, meinte sie ganz selbstverständlich.

      Und schon zogen sie los. Uwe ertappte sich sofort bei einem alten Leiden. Er sann nämlich darüber nach, ob diese Begleitung nicht eigentlich eine elende Luftnummer war. Denn selbstverständlich wollte Ellen zu ihrem Freund gebracht werden. Uwe entschloss sich, die Sache nun als Kavalier zu enden. Das hieß, er lief züchtiger als ursprünglich gedacht neben ihr her. Sie aber hakte sich ein, und hing regelrecht an seiner Seite. Was ihn nun wieder mutiger machte. Er fasste um ihre Taille und zog die biegsame Frau fester zu sich heran. Welch Spiel sie launig mitmachte. Schneller als erwünscht waren sie in der Nähe des Hauses, in dem der Freund wohnte. Ellen blieb stehen und schaute auf zu Uwe.

      „Bin da!“ sagte sie.

      „Oh“, sagte er, „so ein Elend!“

      „Nicht doch“, erwiderte sie und bot ihren Mund. Uwe staunte, aber nur für Sekunden. Denn so viel Mann war er nun doch, dass er ein solches Angebot nicht ausschlug. Aus einem anfangs noch neugierigen Kuss wurde prompt eine inbrünstige Knutscherei. Ellen hatte Uwe vorsorglich in den Schatten gezogen; denn zunächst hatten sie im Schein einer Laterne gestanden.

      Und was Uwe weiß Gott noch nicht erlebt hatte: Mit nur kurzen Unterbrechungen wuchtete Ellen ihm zunehmend energisch ihr Becken gegen den Schoss, was sein Blut in Wallung brachte und sein Penis überraschend gut verstand. Die alsbald gnadenlose Erhebung spürte Ellen offenbar; denn sie ließ nicht locker, blieb jetzt aber dicht bei ihm und wuchtete nicht mehr mit dem Becken, sondern massierte sein eingeklemmtes strammes Stück raffiniert mit ihren Schenkeln.

      Waren sie beide der Situation letztlich nicht gewachsen? Uwe spürte die unfreiwillige Entladung und hielt inne.

      „Das ist, oh!“ murmelte er verunsichert. Und hätte sich im nämlichen Moment am liebsten auf die Zunge gebissen. Denn jeder Kommentar war jetzt ganz zweifellos total überflüssig. Sie hatte natürlich mitbekommen, was ihm da passiert war. Auch sie atmete noch völlig aufgewühlt.

      „Schön“, sagte sie nun, „schön, jetzt muss ich aber, mach’s gut!“

      Sie küsste ihn noch einmal deftig und schon schritt sie davon, als sei nichts zwischen ihnen gewesen. Aber, was zum Teufel, war da gewesen?!

      Uwe grübelte auf dem langen Marsch zum Ratstannenweg. Hatte Ellen sich selbst befriedigen wollen und dabei so nebenher auch ihn befriedigt? Aber war das überhaupt eine Befriedigung? In die Hose hatte seine Ladung ja eigentlich nicht gehört! Wahrscheinlich hatte Ellen sich nur aufgeilen wollen für die Nacht mit ihrem Freund! Oder hatte sie gehofft, dass er seinen Strammen aus der Hose holt und bei ihr einführt? Einfach so im Stehen? Wie sollte das gehen? Und ohne Gummi! Nein, sie wollte ihn gar nicht! Auf einmal war Uwe alles klar. Wenn sie es hätte mit ihm machen wollen, hätte sie, wie diese Gudrun, nach seinem guten Stück gefasst! Wobei, was Gudrun betraf, nicht ganz und gar gewiss war, ob sie es tatsächlich auf einen Fick abgesehen gehabt hatte.

      Ellen musste gespürt haben, dass da einer geradezu sehnsüchtig lauerte! Doch nicht den kleinsten Fingerzeig hatte sie gegeben! Oder war etwa das geil wuchtende Becken der sogar überdeutliche Fingerzeig gewesen? Was er nicht kapiert hatte? Verdammt! Möglicherweise, das war nicht auszuschließen, hatte er alles falsch gemacht. Doch wie geht ein Mann vor in solch einer Situation? Uwe schlussfolgerte: An einem ganz bestimmten Punkt hatte er wahrscheinlich eine falsche Entscheidung getroffen. Als nämlich sein Penis sich so wunderbar reckte, hätte er es darauf ankommen lassen müssen, hätte er mannhaft draufgängerisch probieren müssen,