David Poppen

Animalisches Verlangen


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durch Harlaching in Richtung Schwabing fuhr.

      „Ich glaube, ich werde meinen Eltern schreiben und ihnen sagen, was ihr unschuldiges Mädchen so tut, wie es langsam an sexuellen Erfahrungen gewinnt. Ich glaube meinem Vater würde das gar nicht gefallen.“

      Sie kicherte und fühlte sich glücklich.

      Als sie das Theater erreichten, kam ihnen David Buchmann entgegen gelaufen. Er trug ein Mädchen auf den Armen. Blut lief zwischen ihren Oberschenkeln herunter.

      „Los, mach die Tür vom Transporter auf“, schrie David.

      Jan öffnete die hintere Türe. Der Regisseur legte das blutende Mädchen auf die Rücksitzbank.

      „Geh auf dein Zimmer, Valentina!“, befahl Jan. „Wir müssen das hier regeln!“

      „Ja“, erwiderte sie.

      „Fahr um Himmels willen los! Schnell ins Krankenhaus. Sie blutet so sehr. Ich kann ihren Puls gar nicht mehr spüren“, brüllte David Buchmann.

      Jan setzte sich an das Steuer und raste los. „Was ist denn passiert“, fragte er hektisch.

      „Was passiert ist? Abgetrieben hat sie! Einer unser bescheuerten Schauspielschüler hat mal in einem Krankenhaus gearbeitet. Dort muss er irgendetwas abgeguckt haben. Ich habe ihm gerade in den Arsch getreten und rausgeschmissen. Dieser Hurensohn könnte uns hier alles vermasseln. Wenn das die Polizei rauskriegt, dann gibt es eine Untersuchung. Gerade jetzt können wir eine solche Publicity nicht gebrauchen!“

      David versuchte, den Kopf des Mädchens tiefer zu legen, er stopfte alles, was er fand, unter ihre Hüften.

      Jan raste die Leopoldstraße in Richtung Krankenhaus.

      Das verletzte Mädchen war Claudia Müller, die neben Lara die zweite weibliche Nebenrolle in dem Theaterstück erhalten hatte.

      6

      Das Handy weckte sie. Lara war die ganze Nacht nicht dagewesen. Im Zimmer herrschte völliges Durcheinander. Überall lagen Kleider, Puder war ausgeschüttet, Lippenstift war verschmiert.

      Valentina steckte den Kopf unter das Kissen und versuchte den Alptraum der gestrigen Nacht zu vergessen. Jan hatte ihr in der Nacht noch eine SMS geschickt. Er berichtete, dass es sich bei der verletzten Frau um Claudia Müller gehandelt hatte. Er erzählte von seiner irren Fahrt in das Krankenhaus, dem vielen Blut, von Ärzten, Krankenschwestern, Polizei und den vielen Fragen.

      Die verletzte Claudia musste operiert werden.

      Aber David Buchmann hatte alles erledigt.

      „Raus aus den Federn“, hörte sie die raue Stimme von David aus ihrem Handy. „Du bist in fünfzehn Minuten im Theater!“

      Er legte auf und Valentina kroch aus dem Bett. Sie schnappte sich ein Handtuch, verließ das Zimmer und rannte in das Bad.

      Jemand anderes war bereits unter der Dusche.

      Das Wasser war heiß und so konnte sie wegen dem Dampf nicht sehen, wer da war.

      Sie rief so laut sie konnte, um das Rauschen des Wassers zu übertönen: „Beeil dich! Ich muss in fünfzehn Minuten im Theater sein!“

      Sie wollte das Gemeinschaftsbad gerade verlassen, als das Wasser plötzlich abgedreht wurde. Die Tür öffnete sich und zwei der jungen Schauspielschüler traten heraus. Die Schwänze standen erregt von ihren Körper ab. Sie lachten und ignorierten Valentina völlig, während sie sich gegenseitig abtrockneten.

      „Kümmere dich nicht um uns, Schätzchen“, sagte einer von den Beiden.

      Dann fassten sie sich an den Händen und verließen das Bad.

      Valentina duschte, schminkte etwas ihr Gesicht, zog sich an und eilte die Treppen runter zum Theater.

      „Nun komm schon, Valentina, wir warten auf dich“, schimpfte David Buchmann ungeduldig.

      Da saßen sie alle:

      David Buchmann, Clément de Réunion, Jan Berger, Lara Claire und die anderen der Truppe. Linda Murcia stand etwas abseits, ihr Gesicht bestand aus einer Maske perfekter Make-up Kunst. Sie trug eine teure, hellgelbe Hose und eine grüne Freizeitjacke.

      „Wie geht es Claudia Müller?“, wollte Valentina wissen.

      „Kümmere dich nicht darum“, zischte Clément als Antwort.

      „Sie ist in besten Händen, Valentina“, sprach Jan in einem ruhigen Ton.

      „Aber ich möchte wissen, wie es ihr geht“, beharrte sie.

      „Sie hat eine Menge Blut verloren, aber es gab keine Infektion. Sie wurde noch letzte Nacht operiert und hat einige Bluttransfusionen bekommen. Aber sie wird niemals wieder Kinder kriegen. Okay. Nun weißt du es, Kleine“, sprach David mit sanfter Stimme.

      „Hier wird schon genug Mist gemacht, David. Lass uns endlich an die Arbeit gehen“, sagte Clément und spielte mit seinem Kugelschreiber.

      „Lass du mich mal die Dinge erledigen, Clément“, erwiderte David Buchmann und wandte sich dann direkt an Valentina. „Hat Herr de Réunion nicht versprochen, einen Star aus dir zu machen, Valentina?“

      Die Stimme des Regisseurs klang verächtlich.

      Valentina errötete und starrte auf den Boden. Sie wusste, dass Linda sie ansah und sie spürte auch die Blicke der anderen im Theater wie durchbohrende Dolche.

      „Nun, jetzt hast du deine Chance, Mädchen. Die verletzte Claudia Müller kann wohl kaum mehr in dem Stück spielen. Offensichtlich fällt sie für den Rest der Saison aus. Du bekommst hiermit die Rolle und spielst mit Lara Claire die beiden weiblichen Nebenrollen.“

      David Buchmann grinste kurz verächtlich zu Clément, sprach dann aber weiter zu Valentina: „Unser Schriftsteller hält sich für eine Mischung aus Henry Miller, Marquis de Sade und Steven King. Das Stück heißt: Der Fluch von Schloss Willburg. Du weißt bestimmt nicht, was es bedeutet oder um was es geht. Aber das macht nichts, du spielst eben und mehr wollen wir gar nicht.“

      Valentina stand zitternd und mit aufgerissenen Augen vor dem Regisseur, der kurz die Story des Stückes umriss:

      Es spielte in Schloss Willburg. Dort wurden Menschen von Geistern heimgesucht und von Werwölfen gejagt.

      Valentina kam das alles ziemlich merkwürdig vor!

      An Werwölfe oder Geister glaubte sie nicht. Sie hatte eine bürgerliche, katholische Erziehung genossen.

      Was man nicht sieht und nicht kennt, das gibt es nicht!

      Der Hauptdarsteller des Theaterstückes, ein Dastan of Phellan, wurde von Jan Berger gespielt. Die Rolle der Gefährtin, Beliar of Báthory, übernahm Linda Murcia. Dann gab es zwei Mädchen, die von den Werwölfen entführt und als Lustsklaven gehalten wurden. Diese beiden jungen Mädchen wurden nun von Lara und Valentina gespielt.

      Die ganze Geschichte spielte in dem alten Schloss Willburg im Bayerischen Altmühltal. Daher war die Bühne auch in dieses unheimliche Licht und in diese finstere Silhouette getaucht.

      Valentina konnte an der gezeichneten Bühnenrückwand ein Schloss erkennen.

      „Ihr seht, reinste Klassik. Ein hochgeistiges Werk“, grinste David, der sich eine Zigarette nach der anderen anzündete. „Ich habe Mikail Godunov verpflichtet, der die Choreografie und den Tanz übernehmen und euch lehren wird, wie ihr vernünftig auf der Bühne herumhopst.“

      „Ich bin keine besonders gute Tänzerin“, flüsterte Valentina.

      „Kannst du ficken?“, fragte David mit einer strengen Stimme.

      Das hübsche Gesicht von Valentina wurde rot und heiß.

      „Ich glaube, du vögelst mit Jan. Mir ist scheißegal was du tust, aber stell dir irgendeinen Burschen vor, der dir einen verpasst und lass deine