Günter Lenz

Kann man Gott lernen oder was die Macht macht.


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ich zu Ralf. «Die halbe Stadt spricht davon, dass im Casino einer 1,5 Mio. abgeräumt hat. Ein Wunder, dass sie noch nicht aufgetaucht sind um ihr Geld zurückzuholen!» «Das wäre mit Abstand, die dümmste Idee die sie haben könnten. Wie sie sehen brauche ich jeden Pfennig um über die Runden zu kommen.», grinse ich, alle lachen pflichtschuldig. «Als Dessert habe ich Obstsalat.», sagt Martha. «Das nehme ich, wenn hier jemand vom Casino auftaucht will ich das wissen, klar!», damit ist der Dialog mit Ralf beendet, ich bin überzeugt er macht das gut. Da bin ich mir bei dem Vater von Alex nicht so sicher. Ob er das hinkriegt? Notfalls kann ich ihm auf die Sprünge helfen.

      Scheiße! Ich habe vergessen, die Liste bei Dr. Simmerling vorbei zu bringen, dann mache ich das morgen. Ich klinke mich bei Alex ein, sie ist zu Hause und sitzt über irgendwelchen Büchern. Wenn ich das Haus einrichte, kommt das dem Onkel von Kevin bestimmt spanisch vor. Das kann ich nicht machen, den Bunker könnte ich etwas überarbeiten, jetzt wo ich weiß wie es geht. Es ist noch Zeit bis zum Abendessen.

      In den Nachrichten wird über den Flugplatz von Tel Aviv berichtet, das Serverproblem der EU wird gerade noch am Rande erwähnt. Und der Prozess gegen «Schmittle» ist auch nur eine Randnotiz. Seltsam, von Nordkorea hört man gar nichts. Der Regionalsender ist nicht besonders ergiebig, das vorherrschende Thema ist die Abstimmung wegen des sozialen Wohnungsbaus, die ist übermorgen. Darauf bin ich gespannt. Außerdem gibt es einen Bericht über die geplanten Kürzungen in den sozialen Bereichen. Die Sitzung des Stadtrates ist am Mittwoch, das wird interessant, das Ergebnis habe ich vorgegeben. Ob es funktioniert? Jetzt gehe ich ein bisschen zaubern, bevor ich zum Abendessen gehe. Auf dem Weg zur Küche gehe ich bei dem Whirlpool vorbei, es gibt eine freie Fläche von zwei auf drei Meter. Ich konzentriere mich darauf, und dass ich dort einen funktionierenden Flachbildschirm haben will. Das funktioniert, wie Schlösser auswechseln. Das Teil hat einen Meter zwanzig Bilddiagonale, die Fernbedienung liegt auf dem Boden, ich lege sie auf den Rand des Whirlpools. Dann gehe ich in die Küche, ich bin der Letzte. Die vier spekulieren über den Ausgang, der Abstimmung zur Schaffung von Sozialwohnungen. Alle sind überzeugt, dass das nichts wird. Ralf erzählt, dass sein Schwager sich seit Jahren um eine Sozialwohnung bemüht. Aber er wird einfach nicht berücksichtigt. Sein Schwager behauptet, das Problem ist die deutsche Staatsbürgerschaft. Das hört man auch in Rukastung öfters, dort noch viel öfter als hier. Dazu sage ich nichts, das erledigt sich mit etwas Glück von alleine. Nach dem Abendessen gehe ich in meine Wohnung und beame mich in den Bunker, ich setze mich ins Arbeitszimmer und schaue mir die Einrichtung an. Die Couchecke ist nicht der Renner, sie ist so wie man es im Dritten Reich hatte, es gibt bequemere Möbel. An den Aktenschränken will ich nichts ändern, sie erfüllen ihren Zweck und neue Schränke müsste ich neu einräumen. Ich sehe nach ob die Couch ein Bettkasten hat, dort finde ich einen Säbel, gab es so etwas im Dritten Reich? Egal, ich nehme den Säbel. Dann konzentriere ich mich auf die Couchecke, ich will weinrotes Leder, groß und bequem in derselben Anordnung. Dazu einen funktionierenden Flachbildschirm und den passenden Couchtisch. Das Zeug steht da, als wäre es aus dem Boden gewachsen und das alte ist verschwunden. Ich verstehe es immer noch nicht, das Zeug muss doch irgendwo fehlen. Auf jeden Fall sitze ich jetzt bequem, einen Fernseher habe ich auch, wo ist die Fernbedienung. Ich finde sie unter dem Gerät, ich probiere alles aus, es funktioniert. Wir sind zehn Meter unter der Erde, wie geht das den. Wenn ich es mir genau überlege, ist es das Beste ich mache mir darüber keine Gedanken. In meiner Wohnung schenke ich mir einen Rum ein, einen doppelten, dazu ein Glas Wein und eine Zigarre, dann lege ich mich in die Wanne und lasse mir den Tag durch den Kopf gehen. Was habe ich heute alles gemacht? Eine Menge! Aber Dr. Simmerling habe ich glatt vergessen! Ich muss dafür sorgen, dass das Geld nicht ausgeht. Im TV kommen Nachrichten, der Sender berichtet, dass es in Nordkorea starke Aktivitäten gibt, etwas genaues weiß man nicht. Dann kommt ein Interview mit einem Palästinenser, der das Verschwinden der Baustelle als Zeichen Allahs wertet. Von Tel Aviv zeigen sie den Schutt, der auf den Landebahnen liegt und die Baumaschinen die damit beschäftigt sind die Landebahnen zu räumen. Das Gericht in Brüssel will den Prozess gegen «Schmittle» am Mittwoch eröffnen. Das wird spannend! Ich zappe weiter, es läuft eine Reportage über die Karibik, über Barbados, das sehe ich an, dabei kann ich entspannen. Kaltes Wasser ist ein zuverlässiger Wecker, es ist 0:15 Uhr.

      Es ist hell, als ich aufwache. Ich muss zu Dr. Simmerling, das muss ich unbedingt erledigen, vorher kann ich nicht los. Heute Nachmittag will ich nach Rukastung. Von der Liste für Dr. Simmerling abgesehen, fällt mir nichts ein, was wichtig wäre. Es ist 8:00 Uhr, in der Küche sitzen nur Ralf und Martha. Es gibt Rühreier mit Bratkartoffeln. «Ist unser Banker noch als Zocker unterwegs?», frage ich Ralf, der überlegt eine Weile. «Nein, seit Schmittle weg ist, ist er auf den Pfad der Tugend zurückgekehrt.» «War das jetzt flapsig? Oder hat die Bemerkung mit der Tugend, einen realen Hintergrund? Der vögelt doch alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist.» «Hm, ich kann nicht in ihn hineinsehen. Aber man erzählt, er wäre zu einem Familienmensch geworden, er verbringt viel Zeit mit seiner Frau.», sagt Ralf. «Sie meinen man kann ihm trauen?» «Soweit man einem Banker trauen kann, ja.» «Ok, ich denke damit kann ich etwas anfangen.», wir unterhalten uns noch über Politik, die niemand außer einigen Bonzen wirklich nützt. Dann löst sich die Runde auf, ich gehe in meine Wohnung und packe den Anzug ein, mir gefällt die alte Lederjacke von Onkel Eduard besser. Dann packe ich noch paar Dinge zusammen die ich in Rukastung brauche, es ist nicht viel. Jetzt fahre ich zur Kanzlei von Dr. Simmerling, dort ist um die Zeit nichts los. Nach einem kleinen Geschäker mit seiner Sekretärin kann ich zu ihm, ich gebe ihm die Liste und sage, er soll es einfach probieren er will aber nicht. Als ich frage, mit welcher Summe er spekuliert, wird klar wir haben in der Stiftung im Moment 480 Mio. DM in Aktien angelegt. Er hat Angst vor dem Risiko. Ich schlage vor, es mit 80 Mio. zu versuchen. Das will er auch nicht, dann frage ich wie weit er sich mir als Vorsitzenden der Stiftung, überhaupt widersetzen kann. Jetzt habe ich ihn, er fühlt sich nicht mehr wohl, ich kann es sehen, seine Gedanken kreisen, er überlegt sich krampfhaft wie er mich daran hindern kann, das Vermögen der Stiftung zu vernichten. Ich grinse ihn an. «Sie probieren das jetzt einfach, sie kaufen die Aktien und in genau einem Jahr verkaufen sie die wieder. Dann ist alles gut, sie werden sehen wir machen 30% Gewinn!», jetzt will er wissen, woher ich den Tipp habe. Ich lache schallend. «Was meinen sie, wenn ich ihnen das sage, wieviele Tipps ich aus der Ecke noch bekomme?», Dr. Simmerling windet sich wie ein Aal. «Warum wollen sie solche Risiken eingehen, sie haben für ihr Leben ausgesorgt. Selbst wenn wir gar keinen Gewinn mehr machen, reicht das Geld für zwei Leben.» «Schon Rothschild hat gesagt «Geld ist gut, mehr Geld ist besser, genug Geld gibt es nicht», außerdem habe ich noch großes vor, wir werden einige soziale Projekte finanzieren. Irgendjemand muss ja den Mist, den diese Regierung macht, kompensieren.»

      «Dazu reichen 480 Mio. nicht.» «Kein Panik, wir bekommen mehr. Können sie altes Geld, unauffällig in Umlauf bringen?» «Nicht in Deutschland, vielleicht in New Jersey. Was ist altes Geld.» «Na ja, zum Beispiel alte Franc oder Reichsmark aber da geht wahrscheinlich wenig.» «Alte Franc, das könnte gehen, für 10% vom Nennwert. Reichsmark das ist eine Antiquität. Wie viele Reichsmark haben sie denn.» «Ich weiß es nicht genau, ich schätze um die 100 Kilo.», jetzt lacht er schallend. «Das müssten zig Milliarden sein.» «Ich sage ja, ich weiß es nicht. Wie lassen sich Grundstückkäufe aus dieser Zeit heute realisieren?» «Wenn sie das Eigentum einwandfrei nachweisen können, kann man es probieren, aber einfach wird es nicht.» «Ich werde sehen, was ich machen kann und probieren sie das mit den Aktien aus, weinen können sie immer noch.» Ich fahre zurück in die Villa, eigentlich wollte ich von hier aus auf die Autobahn. Mist! Ich muss nachdenken. Die Reichsmark ist gültig ab 1924. Okay, das bedeutet ich muss mit der Kohle um 1930 ein Geschäft machen, das behalte ich im Hinterkopf, vielleicht kann ich das aus dem Bunker regeln. Das sind auch noch die alten Klamotten. In meinem Salon werfe ich mich auf die Couch (Mann ist das eine Scheiße). Mir stinkt es, ich gehe essen. In der Küche sehe ich Johann, Edgar und Martha. «Hallo, bei euch alles in Ordnung?» «Keine Probleme, es gibt Rindergulasch mit Bandnudeln und Salat, ein gutes Dessert habe ich auch.», sagt Martha, ich grinse sie an. «Ich kann mir gut vorstellen, welches.» Johann redet mit Edgar über den Vorfall in Tel Aviv, er würde gerne wissen wie das geht. Edgar gefällt das gut, egal wie es gemacht wurde. Ich glaube so wie die Beiden denken viele, wenn sie es auch niemals zugeben würden. Nach dem Essen gehe ich in meine Wohnung und hole mir 10000. Dann fahre ich los, der Verkehr läuft. Ich