Mira Schwarz

Liebe auf Französisch - Küsse niemals einen Anwalt


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warmes Licht. Sie dachte einen Augenblick nach, beschloss dann, das Licht brennen zu lassen, trotz der hohen Preise für Elektrizität.

      Wer weiß, wer heute Abend noch einmal vorbei kommen würde.

      Vielleicht der Herr mit der weißen Rose, der musste hier ja irgendwo wohnen. Ihr fiel ein, dass er sagte, er wohne zwei Stockwerke über ihrem Laden. Sie schaute nach oben. Die Fenster waren schwarz in der Dunkelheit. Es war keiner zu Hause. Sie meinte in einem der Fenster ihren Freund, den Kater zu erkennen und winkte. »Guten Abend, Tom! Schlaf schön!«

      Vielleicht wäre das Licht in dem beleuchteten Schaufenster auch für den Mann mit der Rose ein Trost, wenn er nach Hause kam. So wie das Licht des Tabac es früher auch für sie gewesen war. Schon wieder dachte sie an ihn. »Der geht mir ja gar nicht mehr aus dem Kopf«, dachte sie fassungslos. Was war denn nur mit ihr los. Sie konnte es kaum glauben, dass ein Mann, den sie nicht mehr als 3 Minuten gesehen hatte, ihre Gedanken einen ganzen Tag lang beschäftigen konnte. Janine schüttelte den Kopf.

      Sie wandte sich nach links und steuerte auf die einzige Bäckerei zu, die um diese Zeit noch geöffnet hatte. Drinnen besah sie sich die Auslagen. Es war nicht mehr viel Auswahl, also nahm sie ein einfaches Baguette belegt mit Käse und Schinken. »Macht 3,90.« Der junge Mann hinter dem Tresen sah sie noch nicht einmal an, als er mit ihr sprach.

      »Aber das liegt hier doch schon mindestens seit heute Mittag«, sagte sie und betrachtete das welke Salatblatt, das zwischen Schinken und Käse herauslugte.

      »Macht trotzdem 3,90.« Er tippte auf seinem Handy herum, während sie überlegte, ob sie noch etwas in ihrem Kühlschrank finden würde. Da war nichts, das wusste sie ganz genau, denn sie hatte heute Morgen auch nichts zum Frühstücken darin gefunden. Sie musste jetzt endlich etwas essen. Das Mittagessen war auch ausgefallen. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie war. Sie kramte in ihrer Umhängetasche und fand ihren selbstgeschneiderten Beutel aus altem Bezugsstoff, in dem sie ihr Geld aufbewahrte.

      Wenn sie denn welches hatte. Sie ging zur Kasse und kippte den Inhalt, der hauptsächlich aus Zehnern, Fünfern und Ein-Cent-Münzen bestand neben den Zahlteller.

      »Das kann doch wohl nicht wahr sein«, grummelte der Handyjunge.

      »Ist auch Geld, soweit mir bekannt ist«, sagte sie und begann 3,90 abzuzählen. Was für ein Unsympath. Das Geld reichte und sie hatte sogar noch einen Euro für ein Baguette morgen früh übrig. Sie bekam ihr Sandwich in einer Papiertüte überreicht und verließ schnell den Laden.

      Janine packte das Sandwich zur Hälfte aus und biss herzhaft hinein. Kauend schlenderte sie durch die jetzt dunkle Rue Cailloux und sah in die Schaufensterauslagen. Es war wirklich langweilig. Handys und Tablets in den Telekommunikationsgeschäften, billiger Glitzerfummel in den Läden für Kleidungsstücke. Auf der anderen Straßenseite war es auch nicht viel besser: Zwei geschlossene Geschäfte, die Schaufenster mit Farbe geweißt, mehrere Ein-Euro-Paradiese. Sie kam am Eingang vom »Brocante Hermine« von Jean, vorbei: Hermelin-Trödel.

      Er war verschlossen, aber sie steckte trotzdem schnell das Sandwich in ihre Umhängetasche. Nicht, dass Jean sie mit einem Snack »To-go« erwischte. Sie musste unwillkürlich lachen. Nun hatte er sie angesteckt mit seiner Kritik an Fast-Food.

      Sie ging weiter durch die leere Straße, traf nur wenige Menschen, die an ihr vorbei hasteten. Jean hatte irgendwie Recht - der junge, unhöfliche Mann in der Bäckerei, die unpersönlich gestalteten Auslagen in den Schaufenstern. Sie stellte sich vor, wie es hier früher einmal gewesen sein musste.

      Mit Marie, der Buchhändlerin, dem alten Victoire aus dem »Tabac« und ihrem Freund Jean. Sie sah die drei vor ihren Augen, wie sie zusammen an einem Tischchen in der Sonne auf dem Gehweg saßen, Kaffee trinkend, Geschichten erzählend. Janine hatte gleich ein ganz heimeliges Gefühl.

      Sie ging weiter und kam noch einmal an ihrem eigenen Schaufenster vorbei. Die Lampe leuchtete warm auf die blühenden Schubladen. Sie hatte Sorge, dass das Licht die Blumen schneller verblühen lies. Janine schloss die Tür auf und schaltete das Schaufensterlicht aus. Dass sie sich selbst belog, wurde ihr in dem Moment klar, als sie den Schalter drückte. »Von wegen Glücksritterin, ich bin ein Sparfuchs!«

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