Svea Dunnabey

Sea of Flames


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Sachen, ok?<<

      Da ich immer noch nicht sprechen konnte, nickte ich nur und schluchzte weiter, weswegen er tief durchatmete und die Tür schloss. Ich sah noch, wie er wieder in den Club ging, während ich mich weiter in den Sitz kuschelte und auf ihn wartete.

      Mein Herz klopfte so laut und schnell, dass ich das Gefühl hatte, es würde gleich herausspringen, da ich schon lange nicht mehr dieses Glücksgefühl gespürt hatte. Blake war hier. Ich hatte seine Stimme gehört, seinen Duft eingeatmet und seine starken Arme um mich gespürt, weswegen ich mich zum erstem Mal hatte fallen lassen können. Zum ersten Mal seit Wochen hatte ich meine Mauer niedergerissen und das Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit kurz genossen.

      Doch was wollte er hier? Weswegen war er hier in den Club gekommen? Wieso war er so lieb zu mir gewesen, nachdem ich ihm so viel Leid zugefügt hatte? Hatte Dan ihm doch was erzählt? Nein, das konnte nicht sein, immerhin hatte er es hoch und heilig versprochen. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kam Blake wieder aus dem Club und legte meine Sachen auf die Rückbank.

      Mit einem lauten Seufzen setzte er sich auf den Fahrersitz und umklammerte das Lenkrad, wobei er den Schlüssel nicht drehte und keinerlei Anstalten machte loszufahren. Er sah mich noch nicht einmal an, blickte stur auf seine Hände, weswegen ich erneut zu schluchzen anfing.

      >> Evelyn nicht... Das halte ich nicht aus.<< flüsterte er leise, bevor er meinen Kopf auf seinen Schoß zog und mir immer wieder liebevoll über die Schläfe strich. Mein Schluchzen wurde mit der Zeit immer weniger, da ich keine Kraft mehr hatte, weswegen er den Motor startete und losfuhr, wobei ich weiterhin auf seinem Schoß lag.

      >> Wo soll ich dich hinbringen?<< fragte er nach einigen Sekunden, weswegen ich ihm kurz die Adresse nannte, den Kampf gegen meine Müdigkeit aufgab und kurz einschlief.

      >> Evelyn... Evelyn... Wir sind da.<< weckte Blake mich schließlich wieder auf. Ich setzte mich auf und blickte auf meine heruntergekommene Nachbarschaft. Es war ein absolutes Ghetto mit eingeschlagenen Scheiben, besprühten Wänden, kaputten und zerstörten Läden und Bergen von Müll, doch es war billig.

      Ohne ein Wort öffnete ich die Tür, zog den Mantel um mich noch enger und stieg schließlich aus, während Blake meine Tasche von der Rückbank holte und zu mir kam.

      Er war so ruhig, höflich und lieb zu mir, seine bloße Anwesenheit tat mir so gut, weswegen ich über meinen Schatten sprang und einen Schritt auf ihn zuging.

      >> Könntest du vielleicht noch mit rauf kommen, dann kann ich dir den Mantel zurückgeben.<< bat ich ihn und versuchte seinem Blick nicht auszuweichen, während erneut Tränen über meine Wangen rollten, die er eilig wegwischte, da sie ihm selbst Kummer bereiteten.

      Er nickte nur, gab mir meine Tasche aus der ich den Schlüssel herausholte und ging zur Tür. Da ich zu sehr zitterte, schaffte ich es nicht den Schlüssel hineinzustecken, weswegen Blake ihn mir abnahm und es für mich übernahm. Wir liefen die Stufen in den sechsten Stock, wo er erneut die Wohnung aufschloss und ich zuerst hineinging.

      Es war mir unendlich peinlich ihn hereinzubitten, da es ein Loch war und ich hier nur das Nötigste stehen hatte. Als ich aus meiner alten Wohnung ausgezogen war, hatte ich das meiste verkauft, da ich mir einen Umzugswagen nicht leisten konnte und ich Charly zu dem damaligen Zeitpunkt nicht darum bitten wollte. Auch Robert sollte nicht sehen, in welches elendige Viertel ich zog, weswegen ich wirklich alles verkauft hatte.

      Ich sah wie Blake sich umsah und seine Augen sich vor Schock weiteten. Die Wohnung bestand nur aus einem Zimmer, in dem wir grade standen. Gerade durch war eine kleine Küchenzeile mit einem Herd und einem Kochfeld, sowie einem Kühlschrank, wobei die Küche auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Ich hatte alles versucht sauber zu schrubben, doch das war vergeblich gewesen.

      Links von uns stand ein kleiner Tisch, wobei es eigentlich ein Karton gewesen war, den ich umfunktioniert hatte und ein Hocker, der als Stuhl diente. Rechts lag eine Matratze, die mein Bett war, was ich auch verkauft hatte, da ich nur die Matratze hatte tragen können. Meine Kleidung hing dahinter an einer Stange an der Decke, da ich noch nicht einmal einen Schrank besaß, oder lag auf dem Boden. Es lohnte sich nicht einen zu kaufen, da es auch so ging.

      Hinten rechts war noch eine Tür, die zum Bad führte, die grade geschlossen war, die Blake jedoch im nächsten Moment öffnete. Es war ein winziger Raum, in den nur eine Toilette und eine kleine Dusche passten. Selbst ein Waschbecken hatte ich nicht, weswegen ich immer die Dusche zum Händewaschen nutzen musste. Auch das hatte ich alles so gut es ging geputzt, doch das hatte, ähnlich wie in der Küche, nichts gebracht.

      Zudem zeigten die Wände und die Böden, was diese Wohnung schon alles für Bewohner gehabt hatte und was sie alles durchgemacht hatte, da niemand sich hier die Mühe gab, die Wohnung anschließend in einem angemessenen Zustand zu verlassen.

      Es dauerte keine fünf Sekunden, bis Blake wieder zurückkam, die Tür schloss und mich schockiert ansah. Ich wandt mich sofort ab, ging zu der Stange mit der Kleidung und nahm mir eine bequeme Hose, Unterwäsche und noch ein Shirt.

      >> Ist es ok, wenn ich kurz dusche und dir dann den Mantel wiedergebe?<< fragte ich halb erstickt und zwang mich dazu ihn anzusehen.

      >> Natürlich.<<

      Ich nickte und ging ins Bad, schloss die Tür und zog den Mantel aus, den ich vorsichtig an den Haken an der Tür hing. Eilig schminkte ich mich ab, stieg unter die Dusche und wusch mir all den Dreck und all die Erinnerungen vom Club heute herunter, wobei ich insgeheim hoffte, dass Blake zu mir käme, doch der ließ mir meine Privatsphäre. Ich sehnte mich nach der Geborgenheit, der Sicherheit und den Schmetterlingen bei ihm.

      Zu gern wollte ich mich endlich wieder lebendig fühlen, ihn streicheln, küssen und spüren, doch ich war mir nicht sicher, ob er das auch wollte. Die ganze Zeit über war er zwar höflich und nett, allerdings auch auf Abstand zu mir. War er über mich hinweg und kümmerte sich nur um mich, weil ich ihm mal etwas bedeutet hatte? War er vielleicht schon wieder in einer festen Beziehung?

      Schnell trocknete ich mich ab und zog mir die bequeme Kleidung über, kämmte noch meine Haare und trocknete sie. Ich sah noch ein letztes Mal in mein Spiegelbild, atmete tief durch, bis ich schließlich wieder ins Zimmer ging und den Mantel mit mir nahm, um ihn Blake wiederzugeben.

      >> Danke für alles heute.<< flüsterte ich, da ich in seiner Gegenwart nichts herausbekam und reichte ihm seinen Mantel, den er sofort annahm.

      >> Ich habe dir etwas zu Essen bestellt.<< sagte er und deutete auf den Tisch aus Karton, wo eine Pizza lag, die sicherlich köstlich schmeckte, doch allein der Geruch machte mich fertig.

      >> Danke, aber ich habe keinen Hunger.<<

      >> Du bestehst nur noch aus Haut und Knochen! Du musst etwas essen.<< bemerkte er und sah mich durchdringend an, was ich einfach nicht ertrug.

      Wieder kamen Tränen hoch, die ich nicht so schnell unterdrücken konnte, da es alles zu viel für mich war. Kraftlos ließ ich mich auf die Matratze sinken und rollte mich ein, versuchte gegen meinen Kummer anzukämpfen, doch das gelang mir nicht. Ich hörte, wie Blake durch den Raum ging, immer wieder auf und ab, bevor ich spürte, wie die Matratze auf der anderen Seite nach unten gedrückt wurde und er sich an meinen Rücken kuschelte.

      Ohne auf die vielen Zweifel in meinem Kopf zu hören, kuschelte ich mich noch enger an ihn, nahm seinen Arm, legte ihn um mich und genoss das Gefühl seiner Nähe und Wärme.

      >> Ich vermisse dich so sehr.<< flüsterte ich, nachdem ich all meinen Mut zusammengenommen hatte, doch ich hatte eh nichts mehr zu verlieren. Ich setzte alles auf eine Karte und das war die Wahrheit, die Blake endlich verdiente.

      >> Schlaf jetzt Evelyn. Ich bin hier.<< hauchte er und küsste mich liebevoll auf meinen Kopf, was eine so winzige Berührung, aber gleichzeitig eine so große Geste war.

      Ich wollte ihm noch so viel sagen und gestehen, doch dafür war ich nach den letzten Tagen und Wochen einfach zu müde, weswegen ich aufgab und mich dem Schlaf opferte, den ich so dringend benötigte.