auf und verschwanden wieder im Schutz der Nacht. Dann blieben ein paar. Es wurden mehr, die Helligkeit wurde größer, dass er jetzt die Umrisse eines großen Zimmers oder vielleicht einer Höhle - der kühlen Klammheit um sich herum nach zu urteilen - erkennen konnte.
Und bewegende Körper streiften an seiner ausgestreckten Figur vorbei, einige huschten eilig, andere schienen zu fließen. Aber etwas war jedenfalls sicher: Es waren andere Menschen mit ihm hier, viele andere Menschen, und es wurden immer mehr. Und als er den Kopf von einer Seite auf die andere drehte, kamen die Lichter, die jetzt aus allen Richtungen zu kommen schienen, auf ihn zu, wie winzige Metallstücke auf einen Magnet zusteuern. Es waren Kerzen, diese Lichter, und die Menschen, die sie trugen, formten einen gewaltigen, sich stets erweiternden Kreis um ihn herum.
Sandoz hatte plötzlich das Gefühl, dass er der Star eines ziemlich ungewöhnlichen Theater-Schauspiels sein würde.
Er lag nicht einmal schief damit!
Seine Blicke suchten in der Menge schattiger Formen ein Gesicht. Er wandte den Kopf von Seite zu Seite. Dann blieb er plötzlich stehen, erstarrt, in festem Griff gehalten von etwas, das sich wie Finger anfühlte, massive, stahlstarke Finger, und seine Augen starrten nach oben und kämpften verzweifelt gegen die Dunkelheit.
Der Körper erhob sich über ihm. Von seiner ausgestreckten Position aus wirkte er wie ein Wolkenkratzer gegen den Nachthimmel. Die kräftigen Finger wuchsen aus einer kräftigen Hand, die aus einem juwelenbedeckten Umhang kam und zu einem Mann gehörte, der buchstäblich ein Riese war. Sein scharf geschnittenes Ebenholzgesicht glänzte in der düsteren Atmosphäre wie Satin.
Dann hörte er sanft, aus einer anderen Richtung, den ersten Laut. Es war eine Frauenstimme.
„Guten Abend, Herr Sandoz."
Er versuchte, den Kopf zu wenden, um das Gesicht der sprechenden Frau zu sehen. Aber die Finger, die seinen Kopf hielten, blieben starr.
„Entspannen Sie sich, bitte", fuhr die Stimme fort. „Sie werden schon sehr bald freigelassen." Es war tatsächlich eine Frauenstimme mit einem sehr frischen Akzent. „Ihr Ruf ist Ihnen vorausgeeilt, Herr Sandoz, und ich muss sagen, jedenfalls nach außen hin sind Sie keine Enttäuschung."
Sandoz spürte warme, delikate Finger über sein Geschlecht streicheln. Sie hoben seinen Hodensack und hielten ihn kurz hoch, als ob sie ihn wiegen wollten; dann glitten sie über den schlaffen, aber trotzdem herrlichen Schwanz. Dort verharrten sie.
„Jule hat ihren Job gut gemacht", fuhr sie fort.
Die Berührung blieb, obwohl es nur eine lässige, wie zufällige Berührung war. Aber Sandoz konnte nichts gegen eine tief in den Lenden verwurzelte Reaktion unternehmen.
„Schade um den Taxifahrer. Wir sind eine sehr selektive - sogar auserwählte - Kongregation, und keinem Außenstehenden ist erlaubt, sexuellen Kontakt mit einem Mitglied zu haben. Sie sind freilich eine sorgsam ausgewählte Ausnahme. Aber dieser geifernde, lüsterne Taxifahrer hätte das nicht tun dürfen! Das mag Ihnen grausam vorkommen. Vielleicht ist es das auch. Aber das Gesetz ist göttlich, und wir Sterbliche haben keine Macht, es zu ändern: Die einzige Sühne, einen solchen Verstoß reinzuwaschen, ist der Tod des Gesetzesbrechers. Ja", sagte sie mit einer monotonen Stimme, während ihre Hand sein Geschlecht fester umgriff, „nur der Tod, der gewaltsame Tod, ja, der Tod."
Sie ist verrückt, dachte er. Aber was ist mit all den anderen los? Eine ganze Meute drängte von beiden Seiten auf ihn zu. Er konnte ihre Nähe spüren, war aber immer noch nicht in der Lage, den Kopf zu bewegen.
Die plötzlich lauter gewordene Stimme der Frau brachte seine Aufmerksamkeit zurück.
„Sie werden natürlich gespeist und sorgsam umhegt werden. Sie sind wichtig für uns. Ich werde jetzt nicht in alle Einzelheiten gehen, aber wir alle hier im Zimmer sind ergebene Diener der Universellen Macht, Hr. Sandoz. Ihre Filme und persönlichen Gewohnheiten, die wir aus der Presse erfahren haben, haben uns Anlass zu glauben gegeben, dass Sie mehr als jeder andere Zeitgenosse die Spitze der Männlichkeit unserer Kultur repräsentieren. Niemand sonst als Sie kann unseren Zwecken dienen."
Ihre Stimme schwang aus. Ihre linke Hand verließ seinen Penis. Und er spürte, wie die Fessel, die ihn an die Holzfläche schnürte, gelockert wurde. Die Finger an seinem Kopf griffen nicht mehr zu. Er war frei. Hatte aber Angst, sich zu bewegen.
„Sie dürfen sich aufrichten, Hr. Sandoz."
Zögernd zog er seinen Körper zu einer halb sitzenden Position hoch und hielt sich auf den Ellbogen. Die Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen und blinzelten in die schummrige Dunkelheit um sich herum. Hunderte von Menschen. Sie standen da, in verschiedenen Kleidern mit afrikanischen Motiven angezogen, und drängten sich nach vorn, um ihn halb sitzend, halb stützend vor sich auf der Plattform liegen zu sehen. Jetzt konnte er die Struktur der Plattform sehen. Es war eine ziemlich große Holzbühne, auf der ein massiver, geschnitzter Holztisch stand. Es war der Tisch, an den man ihn gefesselt gehabt hatte.
„Bitte, setzen Sie sich auf." Wieder ihre Stimme.
Er wandte sich ihr zu, und sie trat aus der Dunkelheit heraus. Ihre sahnige weiße Haut schien im Schatten beinahe zu glühen. Auch sie trug einen mit Stickereien und Juwelen verzierten Umhang mit einer Kapuze, die ihren Kopf einrahmte. Nur ihr Gesicht war zu sehen; purpur-blaue Augen glitzerten ihn an. Sie lächelte. Dasselbe gespenstische Lächeln, das er vorher bei Jule bemerkt hatte. Er setzte sich auf.
„Bitte, kommen Sie herunter.“
Es war keine Scham - er hatte nichts, dessen er sich schämen müsste -, sondern eine komische Verlegenheit, die Sandoz plötzlich ergriff. Lampenfieber?
Aber er kam ihrem Befehl nach, glitt vom Tisch und stand auf der Bühne. Sie waren zu dritt: Der schwarze Riese, der ihn gehalten hatte, die weiße Frau und er. Vor ihnen lag eine See stechender Augen, die auf seine Nacktheit starrten. Es waren weiße Gesichter und schwarze Gesichter und gelbe Gesichter. Diese Verrücktheit, was auch immer es sein mochte, schien keine Rassenschranken zu kennen.
„Und jetzt, Hr. Sandoz – wenn Sie wollen -, drehen Sie sich bitte einmal herum, langsam, damit wir Sie alle gründlich betrachten können."
„Jetzt ist aber Schluss", begann er zu protestieren, „was soll das…?“
Aber das dritte Mitglied des Trios auf der Bühne – der Riese mit einer Körpergröße von über zwei Meter - trat auf ihn zu und legte eine Hand begütigend auf seine Schulter.
Er drehte sich freiwillig herum, so dass jeder ihn gründlich betrachten konnte.
„Fein", lächelte sie. „Und jetzt will ich mal gründlich hinsehen, wenn Sie nichts dagegen haben. Bücken Sie sich und spreizen Sie die Gesäßbacken.“
Er hatte was dagegen. Aber ein weiterer Blick auf ihren monströsen Begleiter überzeugte ihn davon, ihrem Befehl besser nachzukommen.
Er beugte sich in der Hüfte, langte mit den Händen hinter sich und spreizte seine Arschbacken. Durch die Menge da unten ging ein Raunen - er wusste nicht, was das sollte -, und er schloss die Augen.
Was konnte er schon anders machen, als zu gehorchen?
„Spreizen Sie die Beine ein bisschen weiter, bitte."
Sie hörte sich sehr nüchtern und sachlich an. Wenn man ihr schmeichelte, konnte man sagen, wie eine Krankenschwester, es passte aber auch, sie mit einer potentiellen Pferdekäuferin auf einer Auktion zu vergleichen.
Er gehorchte.
„Jetzt beugen Sie die Knie ein bisschen, und ziehen Sie dann die Backen weit auseinander.“
Eine Welle der Demütigung durchlief ihn, und plötzlich wollte er aufstehen und der Puppe die Zähne einschlagen. Aber das wagte er nicht. Er beugte also die Knie und spreizte die Arschbacken. Und er spürte, wie sein Gesicht brannte. Vor Erniedrigung stieg ihm die Röte ins Gesicht.
Ihre Finger streiften leicht über die gespannte Rosette seines Anus, und in der feuchten Nachtluft des Zimmers fühlte er einen Schauer über seinen Rücken laufen.