Lina Roberts

Taste Of Sin - Gefährlich Geküsst (Sammelband mit Gefährlicher Rausch und Gefährliche Liebe)


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als sich die Türen öffneten, und blieb vor der hinteren Wand stehen.

      Als ihr Blick den Mann erfasste, der mit einem sanften Lächeln die Kabine betrat, blieb ihr die Luft weg. Sein rabenschwarzes Haar glänzte im Licht und wirkte auf eine Weise zerwühlt, als hätte sich gerade in höchster Ekstase eine Frau darin festgehalten. Seine Augen, die sie musternd betrachteten, schienen aus Fragmenten des Himmels zu bestehen. Ein solches Blau hatte sie nie zuvor gesehen.

      „Hi“, sagte er schlicht und blieb einen Schritt vor ihr stehen. Er wandte sich nicht um, wie es jeder andere getan hätte, was sie kurzfristig bedauerte. Sein Hintern sah bestimmt knackig in dieser ausgewaschenen hellen Jeans aus.

      „Hi“, brachte sie hinaus, als sich die Lifttüren schlossen, und begann nervös an dem Riemchen ihrer Handtasche zu nesteln. Noch nie zuvor war sie sich geballter männlicher Stärke bewusster gewesen, wie in dem Moment, als der Lift nach oben fuhr. Der Fremde stand einfach vor ihr, lächelte auf eine Weise, die ihr kribbelnd unter die Haut ging, und betrachtete sie mit diesen unglaublichen Augen, als hätte er etwas gefunden, was ihn völlig faszinierte.

      „Ich kenne ein tolles Café am South Beach“, sagte er und lenkte damit Hailys Blick auf seine Lippen. Sie sahen verführerisch anschmiegsam aus und hinterließen in ihr eine Ahnung, wie sie sich auf ihrer Haut anfühlen würden, während er sich an der Innenseite ihrer Oberschenkel höher küsste. Sie blinzelte und atmete beinahe zischend aus. Sie sollte sich gedanklich auf Green vorbereiten, stattdessen stand sie mit weichen Knien vor diesem Fremden, dessen forsche Art etwas in ihrem Magen flattern ließ. Etwas, das sie dort schon lange nicht mehr gespürt hatte. „Die Besitzerin hütet ihr Geheimrezept für ihren Latte macchiato wie einen Augapfel.“

      „Dazu gehört nur Milch und Espresso“, entgegnete Haily und betrachtete seine breiten Schultern, die in einer rauchgrauen Anzugjacke steckten. Die Jacke verheimlichte nicht ein bisschen, dass Mr. Unbekannt einen Body besaß, der es locker auf Titelseiten schaffen würde.

      „Oh nein, so leicht ist das für Lizzy nicht“, erwiderte er und schob sich ein Stück näher. „Ihr Latte macchiato ist einzigartig.“

      „Wirklich?“, murmelte Haily und keuchte leise, als sie ihre Gedanken schweifen ließ: An der Fahrstuhlwand lehnend, umschlossen dabei ihre nackten Schenkel seine Hüften, während seine starken Finger langsam von ihrem Hintern zu ihrer intimen Mitte glitten.

      Das Klingeln des Fahrstuhls riss sie aus ihren sinnlichen Gedanken. Sie blinzelte und bemerkte seinen Blick, der auf atemlose Weise wissend auf ihr ruhte. Augenblicklich hatte sie das Gefühl, am ganzen Körper zu erröten, nicht nur im Gesicht. Hatte er in diesen wenigen Sekunden ähnliche Bilder im Kopf wie sie gehabt, oder konnte er in ihrer Mimik wie in einem Buch lesen? Haily errötete noch heftiger. Die Befürchtung, für ihn durchschaubar wie Glas zu sein, entsetzte sie. Niemand konnte normalerweise unter ihre Fassade sehen. Weshalb er?

      Die Fahrstuhltüren glitten auf. Mr. Perfekt fuhr sich durch die nachtschwarzen Haare, was wirkte, als würde er um seine Fassung ringen, und trat zur Seite, um ihr den Vortritt zu lassen. Sein Duft streifte ihre Nase, als sie in den Flur ging. Männlich markant, vermischt mit einem Hauch würziger Lust.

      „In ganz Miami bekommt man nirgendwo einen besseren Latte macchiato als bei Lizzy“, sagte er und folgte ihr den Gang entlang. „Aber Vorsicht: es besteht Suchtgefahr.“

      Sprach er wirklich noch von aufgeschäumter Milch mit Espresso? Und klang seine Stimme nicht rauer als zuvor und irgendwie seltsam brüchig? Haily verscheuchte den Gedanken aus dem Kopf. Sie war wegen Green nervös, das war alles. Den Rest bildete sie sich ein. So ein Adonis wie Mr. Unbekannt lud sie nicht vom Fleck weg zu einem Kaffee ein. Nicht einmal dann, wenn sich ihr blondes Haar um die Schultern locken und sie statt des eleganten dunklen Kostüms ein schwarzes Kurzes tragen würde.

      Tief durchatmend lief sie an Bürotüren, Angestellten, Grünpflanzen und Aktencontainern vorbei. Sie nahm kaum etwas von ihrer Umgebung wahr und war froh, gestern bereits ihren Mandanten in seiner Firma aufgesucht zu haben. Denn zu deutlich war sie sich der Nähe von Mr. Unbekannt bewusst, der einen halben Meter neben ihr herging. Ein warmer Schauder rann ihren Rücken hinab. Mit ihm würde ihr sonst fast faltenfreies Laken am nächsten Morgen garantiert auf dem Boden liegen. Gott, sein Anblick hatte ausgereicht, um ihr Satinhöschen feucht werden zu lassen. Was würde passieren, wenn sie nackt unter ihm lag?

      „Sie macht Drogen in den Kaffee?“, fragte Haily verwirrt. Hatte sie irgendwo den Faden des Gespräches verloren, oder stimmte ihre Vermutung, dass er längst nicht mehr von einem Latte macchiato sprach?

      „Süße, süchtigkeitsmachende Drogen“, erwiderte er kaum hörbar.

      Haily wäre fast über ihre Füße gestolpert, als sie begriff, dass er tatsächlich mit ihr flirtete. Sie sah an sich hinab. Die Knöpfe ihrer Bluse waren alle geschlossen. Wegen Greens stechenden Blick hatte sie am Morgen auch den letzten Knopf in die vorgesehene Öffnung geschoben. Und ihr dunkelgrauer Rock war sogar noch eine Handbreite länger als üblich. Im Hinblick auf ihren Termin hatte sie peinlich genau darauf geachtet, dass ihre Kleidung ausschließlich elegant aber auf keinen Fall sexy aussah. Doch Mr. Unbekannt kam ihr nicht vor, als wäre er blind. Warum flirtete er mit ihr? War es seine Art oder vertrieb er sich ein bisschen die Zeit?

      Wahrscheinlich Letzteres. Denn so etwas war ihr einfach noch nie passiert. Ihre Jugendliebe hatte sie auf der Junior High School und Kevin im Hörsaal kennen gelernt. Eine Bar hatte sie allein noch nie betreten, der Gedanke war ihr noch nicht einmal gekommen. Ihre Mom meinte immer, weil sie eben grundsolide wäre und ein Ziel vor Augen hätte, für das sie arbeitete. Doch Haily kannte dafür ein anderes Wort: kleinbürgerlich. Sie war auf einem Hof aufgewachsen, der von nichts außer Apfelbäumen umringt wurde. Außerhalb der Kleinstadt Farmington, in der es mehr Kirchen als Einkaufscenter gab. Bis zum nächsten Nachbarn hatte Haily eine halbe Stunden laufen müssen. Vorbei an einer kargen felsigen Landschaft, in der es nur Steine und verdorrtes Gras zu sehen gab. Einen Fernseher hatten ihre Eltern nie besessen und bis auf Romeo und Julia stand nur noch das Telefonbuch von New Mexico auf dem kleinen Regal im Wohnzimmer. Als ihre kranke Schwester noch klein war, hatte sich Haily Geschichten ausgedacht und Alice erzählt, wenn sie diese ins Bett brachte.

      „Welchen Kaffee bevorzugen Sie?“, fragte Haily, weil sich das Schweigen in die Länge zu ziehen begann. Wartete er wirklich auf ihre Antwort? Die Vorstellung, mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen, entlockte ihr beinahe ein sehnsuchtsvolles Seufzen. Zu lange schon spürte sie nachts nur ihr Seidenlaken auf der Haut.

      „Heißen“, erwiderte er und führte seinen Blick über ihren Körper spazieren. Liebkosend, bewundernd und irgendwie lasziv sündig. Er wollte sie und machte daraus keinen Hehl. Nicht einmal hier, in diesem zwölfstöckigen Bürogebäude, das Mr. Green gehörte.

      Haily lief fast in eine Kokospalme hinein. Gott! Wusste dieser Kerl eigentlich, was er für ein Chaos in ihrem Inneren anrichtete? Oh ja, er wusste es und es gefiel ihm. Sie atmete tief durch und war versucht, in der Damentoilette zu verschwinden, an der sie eben vorbei gingen. Sie schob den Gedanken aus dem Kopf. Noch ein paar Schritte und sie war am Ziel.

      Sie drückte ihren Rücken durch und lief weiter. „Ich dachte eher, dass Sie eine eisgekühlte Coke vorziehen.“ Ihr Atem stockte. Sie sollte besser nicht versuchen, zu flirten. Bei so was war sie einfach zu unsicher. Eigentlich. Und eigentlich sollte sie ihm sagen, dass sie seine Einladung nicht annehmen konnte. Und warum tat sie es nicht?

      Er lachte leise und in ihrem Magen begannen Schmetterlinge auf und ab zu fliegen. „Stimmt“, murmelte er und kam noch ein Stück näher. Jedes Luftmolekül zwischen ihnen schien durch seine magnetische Anziehungskraft zu knistern. Als ob die Moleküle einzeln aufgeladen worden wären. Mit süßer dunkler Leidenschaft und pulsierender Lust. Angst vermischt mit einem erregenden Kribbeln durchlief ihre Brüste. Dieser Mann war gefährlicher als jeder vor ihm. Denn er würde sie vergessen lassen. Nicht nur ihren Namen.

      „Stimmt?“, fragte sie mit heiserer Stimme.

      Er nickte mit einem Hauch Ernst in den Augen. „In manchen Situationen bevorzuge ich Eiswürfel.“

      Völlig unvorbereitet traf sie das