Christina Masch

Harry in love


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zu nahe treten; es geht nur darum, dass wir es nicht gewohnt sind, einfach so etwas geschenkt zu bekommen. Wir haben uns in unserem Leben bislang alles allein und hart erarbeiten müssen und können demnach nur schwer einfach solche Großzügigkeit annehmen“, erklärte Lindsay und wurde unweigerlich rot.

      Harry lächelte. „Ich weiß. Aber Isabel ist nun einmal meine Freundin und demnach ist es für mich eine Selbstverständlichkeit. Gerne arrangiere ich auch eine Reise für Dich und Deinen Mann nach Paris. Ihr sollt schließlich nicht auf der Strecke bleiben! Dein Mann muss ja auch nicht erfahren, von wem die Reise stammt. Vielleicht hast Du mal bei einem Preisausschreiben oder so teilgenommen und rein zufällig nun das große Glück gehabt, den Hauptpreis zu gewinnen …?!“

      Lindsay fing sogleich an zu lachen. Harry stimmte mit ein. „Harry, Du bist ein ganz schöner Schelm!“

      „Ja, das hat meine Mutter auch immer gesagt“, gab Harry noch immer breit grinsend bekannt. „Also, was ist? Wollen wir versuchen, eine ganze Familie wieder glücklich zu machen? Nicht, dass ihr nicht glücklich seid, aber …“

      „Ich weiß schon, was Du sagen willst“, unterbrach Lindsay Harry erneut. „Also gut, einverstanden: Lass uns alles Traurige vergessen und die Glückseligkeit wieder in diese Familie zurückbringen!“

      „Schön.“

      „Harry?“, fragte Lindsay daraufhin und fuhr dabei einmal um den Tisch herum.

      „Ja?!“, kam es mit leichter Skepsis im Blick von Harry, als Lindsay nunmehr direkt neben ihm zum Stehen kam.

      „Darf ich Dich jetzt einfach einmal küssen?!“

      Noch bevor Harry irgendetwas darauf erwidern konnte, hatte Lindsay ihm auch schon einen dicken Schmatz auf die Wange gedrückt. „Danke.“

      Harry errötete unweigerlich und blickte etwas verwirrt zu seiner Schwiegermutter in spe herüber. „Wofür war der denn jetzt?“

      „Für alles. Für alles, was Du bisher für uns getan hast! Du bist ein guter Junge. Auch wenn es ein paar Menschen gibt, die das bestreiten würden. Aber ich weiß es besser! Und Deine Mutter wäre stolz auf Dich.“

      Harry lächelte verlegen.

      Kapitel 3

      „Oh Mann, bin ich geschafft!“, rief Keith Canningham, schon während er das Haus betrat, aus. „Aber jetzt ist ja Gott sei Dank erst einmal Weihnachten und danach habe ich eine ganze Woche lang frei!“

      Lindsay, die gerade an der Spüle stand, drehte sich um und strahlte ihren Mann an. Er ging zu ihr herüber und küsste sie zärtlich auf die Lippen.

      „Das trifft sich gut, dass Du zwischen Weihnachten und Neujahr frei hast, denn ich habe eine kleine Überraschung für Dich!“

      „Erfahre ich auch jetzt schon, um was es sich bei Deiner Überraschung handelt oder muss ich noch bis nach Weihnachten warten?“, fragte Keith mit gemischten Gefühlen, denn er mochte Überraschungen nicht sonderlich. Lindsay tat übertrieben so, als ob sie sehr genau abwägen müsste, was sie ihrem Mann jetzt darauf antwortete. Sogleich wurde Keith ungeduldig. Als just in dem Moment auch Isabel zur Tür hereinkam.

      „Oh, hallo Dad, Du bist ja schon da! Mum, auch Dir einen schönen guten Abend“, begrüßte Isabel ihre Eltern.

      „Hallo Sternchen. Ja, ich bin schon da; ich bin aber auch gerade eben erst reingekommen. Deine Mutter wollte mir übrigens gerade etwas kundtun, aber irgendwie scheint sie vergessen zu haben, was“, provozierte Keith seine Frau.

      Verständnislos blickte Isabel zu ihrer Mutter herüber. Lindsay grinste breit. „Also schön, dann will ich Euch nicht länger auf die Folter spannen: Isabel, Dein Vater und ich werden dieses Jahr Silvester nicht daheim verbringen, Du kannst also nun doch die Einladung von Anabel annehmen und mit ihr wieder ins neue Jahr starten,“ gab Lindsay ohne weitere Umschweife bekannt.

      „Aha, und wo werden wir stattdessen das Jahr 2012 begrüßen?“, fragte Keith mit knirschenden Zähnen.

      „Wir werden womöglich das Neujahr auf dem Eiffelturm willkommen heißen!“ Keith und Isabel sahen beide entgeistert Lindsay an, die sogleich anfing zu lachen. „Ihr guckt beide wie ein Schweinchen ins Uhrwerk. Das eben war kein Scherz, sondern mein völliger Ernst! Ihr könnt es auch gerne noch einmal schriftlich nachlesen. Dort drüben auf der Kommode liegt ein großer blauer Umschlag.“

      Isabel flitzte sogleich hinüber und holte den Umschlag. Er war von einem der städtischen Radiosender. Sie zog ein Schreiben aus dem Umschlag und reichte es ihrem Vater, der laut vorlas: „Sehr geehrte Misses Canningham, wir gratulieren Ihnen noch einmal ganz herzlich zu Ihrem Gewinn: Eine einwöchige Reise nach Frankreich, in die Stadt der Liebe! Verleben Sie dort unvergessliche Stunden mit Ihrem Partner und heißen Sie das neue Jahr am Arc De Triumph, auf der Seine oder beim Feuerwerk über dem Eiffelturm willkommen! Anbei erhalten Sie alle notwendigen weiteren Reiseinformationen wie Abflugzeit, Hotelunterbringung usw., usw., bla, bla, bla …“

      Fragend sah Keith zu seiner Frau herüber.

      „Tja, Du wirst es mir zwar nicht glauben, aber ich habe an einem Radioquiz heute Morgen teilgenommen und gewonnen! Ein Bote hat mir vorhin das Kuvert überbracht“, gab Lindsay noch immer vor Freude strahlend bekannt.

      Isabel strahlte nunmehr auch und umarmte ihre Mutter überschwänglich. „Oh Mum, das hast Du Dir doch schon immer einmal gewünscht! Aber warum hast Du mich denn nicht angerufen? Ich hätte mir die Sendung zu gerne im Radio angehört!“, beschwerte sich Isabel auch sogleich.

      „Weil das wohl in einer Live-Sendung etwas schwer geht …“

      „Stimmt“, kam es deprimiert von Isabel.

      „So, und wer von Euch beiden deckt jetzt den Tisch?“, warf Lindsey ablenkend in den Raum.

      „Ich! Ich melde mich freiwillig“, gab Isabel bekannt.

      „Und, Keith, freust Du Dich wenigstens ein bisschen?“, hakte Lindsay derweil bei ihrem Mann nach.

      Er seufzte. „Ich finde es zwar etwas unverantwortlich von Dir, überhaupt bei solch einem Blödsinn mitzumachen. Aber natürlich bin ich auch ein bisschen stolz auf meine Frau. Nur eines macht mir ein wenig Sorgen: Müssen wir irgendetwas selbst bezahlen?“

      „Nein, nicht einen Pfund. Alles ‚All Inclusive‘!“, gab Lindsay freudig bekannt.

      „Nun denn, so erfüllt sich wenigstens Dein großer Wunsch: Feiern wir also dieses Jahr Silvester in Paris! Und ja, ich freue mich. Ich kann Dir doch sowieso nichts abschlagen und das weißt Du auch ganz genau! Nur schade, dass Sternchen nicht mitkommen kann …“

      „Ach Dad, selbst wenn die Möglichkeit bestanden hätte, die Reise auf drei Personen aufzustocken, hätte ich nicht mitkommen wollen: Es sollten Eure zweiten Flitterwochen werden und da würde ich nur stören. Wir können auch noch nächstes Jahr Silvester zusammen feiern; nach so vielen Jahren getrenntem Feiern kommt es nun auf dieses eine Jahr auch nicht mehr an. Zudem werde ich mit Anabel genügend Spaß haben. Du weißt doch: Mit Annie wird es nie langweilig!“, scherzte Isabel.

      Keith brummte. „Gerade deswegen mache ich mir ja Sorgen!“

      „Keith“, sagte Lindsay und legte ihm ihre Hand auf seine. „Deine Tochter wird in gut zwei Monaten siebenundzwanzig; sie kann allein auf sich aufpassen und hochanständig ist sie doch sowieso!“

      Keith seufzte erneut. „Ihr habt ja Recht, trotzdem fällt es einem Vater schwer loszulassen; ich habe mich nun einmal auf unser erstes gemeinsames Silvester nach so vielen Jahren einfach gefreut!“

      Sofort kam Isabel herüber und legte ihrem Dad die Arme um den Hals. „Ich weiß, Papa. Wir holen das nach, versprochen! Ich hab Dich lieb.“

      „Ach Sternchen …“

      Während Isabels Eltern das Jahr 2011 in Paris verabschiedeten, begrüßten Isabel und Anabel in London, zusammen mit anderen jungen Leuten, auf einer Silvesterparty