Christina Masch

Harry in love


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Schöne! Darf ich Euch einen wahren Goldschatz vor …“ Doch weiter kam der junge Mann nicht, der sich die Frechheit herausgenommen hatte, Anabel zu nahe zu treten. Denn plötzlich traf ihn eine kleine, aber steinharte Faust mitten im Gesicht. Der junge Mann taumelte vor Schreck gleich zwei Schritte rückwärts und sah verwirrt in das Gesicht seines Angreifers. Vor ihm stand eine sehr attraktive junge Frau mit brünetten schulterlangen Haaren und funkelte ihn aus großen, dunkelbraunen Augen, die schon fast schwarz waren, wütend an; bereit, gleich noch einmal zuzuschlagen. Die Frau war nicht Isabel!

      Isabel kam stattdessen sogleich panisch angerannt und rief: „Hey, hey! Nicht!“, und riss den Arm des anderen Mädchens herunter, bevor sie zu einem weiteren Schlag ausholen konnte. „Ehm, Annie, darf ich Dir Simon Bangs, Alex’ Arbeitskollegen und Harrys besten Freund, vorstellen?!“

      Überrascht schaute Anabel zu dem jungen Mann mit der wilden goldblonden Mähne herüber. Simon wurde sogleich knallrot, während von der Tür ein überaus heiteres Kichern zu vernehmen war.

      Isabel und Anabel blickten hinter Simon: Dort standen drei junge Frauen und zwei weitere junge Herren, denen es merklich schwerfiel, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

      „Ist ja schon gut, ihr könnt Euch wieder einkriegen!“, kam es zähneknirschend von Simon, der sich sein linkes Auge rieb und aus der Schusslinie ging.

      Eine der jungen Frauen beruhigte sich als Erste wieder und kam breit lächelnd auf Isabel und Anabel zu. „Wenn ich mich kurz vorstellen dürfte: Carmen Donald, aber bitte nennt mich Cam. Du bist sicherlich Isabel. Angenehm. Übrigens, alle Achtung, solch eine Freundin hätte ich auch gern …“, sagte Carmen und reichte nunmehr auch Anabel die Hand.

      Dann stellten sich Kevin Spencer und Emily Winters vor. Anabel nickte und nahm anschließend auch die Hand von Vivienne La Rouché und von Mitch Pierse entgegen, welche Isabel ihr vorstellte, da sie sie bereits auf Simons Geburtstagsparty kennengelernt hatte.

      „Hallo“, sagte Anabel. „Schön, Harrys Freunde kennenzulernen.“ Danach drehte sie sich zu Simon um, der noch immer an der hinteren Wand stand und sich nicht traute, wieder vorzutreten. Anabel positionierte sich sogleich wieder vor ihm und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen finster an.

      „Bitte verzeih, das war nur ein Missverständnis! Ich wollte Dir nichts Böses tun, wirklich! Ich dachte, Du seist Isabel …“, versuchte sich Simon zu entschuldigen. Sofort ballte Anabel erneut die Hand zur Faust und ließ sie flink nach vorne schnellen. Simon kniff sogleich die Augen zu und wandte das Gesicht ab. Als er jedoch keinen weiteren Schlag vernahm, drehte er seinen Kopf vorsichtig wieder zu der jungen Frau. Ein süffisantes, breites Grinsen stand in ihrem Gesicht. Simon sah zu ihrer Hand herunter, die geöffnet war, um ihn mit einem Handschlag zu begrüßen.

      Alles grölte los.

      Verblüfft starrte Simon mit offenem Mund Anabel an. Reflexartig ergriff er dabei ihre ihm gereichte Hand zur Begrüßung und sagte: „Hallo, wenn ich mich noch einmal vorstellen dürfte: Simon Bangs, der beste Freund von Harry.“

      „Angenehm, Anabel Baxtor, die beste Freundin von Isabel.“

      Simon versuchte ein Lächeln, doch es war nicht mehr als eine unsichere Grimasse.

      „Na, da hat doch wohl nicht jemand Angst vor einem Mädchen?!“, zog Kevin sogleich Simon auf. Unweigerlich musste auch Anabel schmunzeln und straffte die Schultern. Simon ging gleich automatisch wieder einen Schritt rückwärts und schlich sich dann schnell zu Isabel her-über, um auch sie begrüßen zu können.

      „Was denn, was denn: Jetzt auch noch hinter einem anderen Frauenrock Schutz suchen?“, setzte Mitch noch eins drauf. Sogleich verfielen alle wieder ins Lachen.

      Just in dem Moment kam Harry zur Tür hinein. Er strahlte, denn alle schienen sich auf Anhieb gut zu verstehen. Doch als Isabel, nachdem sie ihren Freund entdeckt hatte, sogleich hektisch zu ihm herübergelaufen kam, zog er die Stirn kraus und sah fragend in die Runde.

      Kevin, Mitch, Cam, Emily, Vivienne und Anabel grinsten. Nur Simon sah betreten zu Boden und seine Wangen schimmerten rosa. „Simon!“, knirschte Harry mit den Zähnen.

      „Lass bloß den armen Jungen in Ruhe!“, rief Emily. „Er hat seine Abreibung schon erhalten.“ Harry machte ein überraschtes Gesicht und sah zu Isabel herunter, die sogleich ihr Gesicht an seiner Brust verbarg.

      „Anabel hat Simon bereits in seine Schranken gewiesen“, setzte Vivienne Emilys Äußerung fort.

      Kichernd fügte Mitch hinzu: „Im wahrsten Sinne des Wortes!“

      Fragend blickte Harry zu Anabel herüber, die nunmehr anstelle von Simon errötete.

      „Hätte vielleicht irgendeiner von Euch einmal die Güte, mich komplett aufzuklären?“, fragte Harry, der aus den ganzen Andeutungen nicht recht schlau wurde.

      „Ist es dafür nicht schon ein bisschen zu spät …?“, fragte Kevin amüsiert.

      „Oh, Kevin. Der Witz ist uralt, und liegt bereits tot im Keller begraben!“, beschwerte sich Vivienne.

      „Na und?!“, gab Kevin mit einem Schulterzucken von sich und setzte sich auf die in der Nähe stehende Couch. Emily und Carmen machten es ihm sofort nach und setzten sich zu ihm, während Vivienne Harry noch einmal hübsch ausgeschmückt erzählte, was er verpasst hatte.

      Harry konnte sich bildhaft das Geschehene vorstellen und so hauchte er Isabel einen Kuss auf die Wange und lief dann zu Anabel herüber, die noch immer mitten im Raum stand und nicht so ganz wusste, was Harry von ihrem Eingreifen hielt. Doch zu ihrer Verwunderung verbeugte er sich tief vor ihr; begleitet mit den Worten „Ich danke Dir, endlich hat Simon einmal das geerntet, was er gesät hat!“

      Nichtsdestotrotz wurde Anabel knallrot und sah mitleidig zu Simon herüber, der sich gerade wieder über sein linkes Auge strich. Es war leicht gerötet. Anabel verließ daraufhin flugs den Raum. Fragend sahen ihr alle hinterher.

      Isabel wollte ihr gerade hinterherlaufen, als Anabel auch schon wieder zurückkam. In der Hand hielt sie einen Plastikbecher; gefüllt mit Eiswürfeln. Sie lief zu Simon herüber, schob seine Hand beiseite und strich zaghaft über seine linke Augenbraue. Simon verzog kurz das Gesicht, als Anabel ihm den Plastebecher ans Augenlid hielt. „Tut es sehr weh?“, fragte sie im Flüsterton.

      Simon verzog das Gesicht abermals zu einer Grimasse. „Es ist wohl meine gerechte Strafe …“, erwiderte er. Anabel machte daraufhin ein besorgtes Gesicht. Simon lächelte sanft. „… aber ich werde es überleben. Danke für das Eis.“

      Gebannt sahen alle dem Treiben von Simon und Anabel zu, als plötzlich die eingetretene Stille vom Piloten des Privatjets unterbrochen wurde und er die Herrschaften zum Boarding aufforderte.

      Während alle aufsprangen und dem Piloten im Gänsemarsch folgten, ergriff Harry Isabels Hand und blieb mit ihr allein zurück. Sogleich zog er sie in seine Arme und küsste sie innig zur Begrüßung. Ein wenig überrumpelt sah Isabel anschließend verwirrt zu Harry auf.

      „Du siehst müde aus. Ist alles okay?“, fragte Harry auch sofort.

      Isabel zog eine Schnute. „Wenn man die Nacht nicht geschlafen hat, dann sieht man halt am Morgen ein wenig mitgenommen aus.“

      „Und warum konntest Du nicht schlafen? Nur der allgemeinen Aufregung wegen?“, hakte Harry nach. „Oder weil Du erst einmal geflogen bist?“, erahnte Harry. Er erinnerte sich daran, wie nervös Isabel beim Rückflug aus Wales gewesen war und da lag es nahe, dass ihr das Fliegen ein wenig Bauchweh bereitete. Und es ärgerte ihn sofort, dass er das bei der Buchung der Reise nicht bedacht hatte. Besorgt sah er zu Isabel herüber, deren Wangen ein dunkles Rosa trugen.

      „Es ist wohl von beidem ein wenig“, gestand daraufhin Isabel.

      „Bell, ich bin bei Dir, hab keine Angst“, flüsterte Harry an Isabels Ohr und hauchte ihr zärtlich einen Kuss auf die Schläfe. „Im Grunde ist es doch nur der Start, der ein wenig unangenehm ist. Und den Hin- und Rückflug aus Wales hast Du doch auch überstanden. Dann wirst Du auch diesen Flug überstehen!