Lilly Grunberg

Verführung der Unschuld 2


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sie meinen Regeln entsprechen. Du darfst dich jederzeit an ihn wenden. Er genießt mein volles Vertrauen.«

      »Mille grazie, Signor Federico. Willkommen zuhause, Signorina.«

      »Signora«, korrigierte Federico mit überheblichem Lächeln. »Signora Mariella ist seit kurzem meine Frau. Und nun trommle die Belegschaft zusammen, damit ich sie ihnen vorstellen kann.«

      Federico löste sich von Mariella und ging voran, und sie folgte ihm. Sein Auftreten war ganz das eines Großgrundbesitzers. Dominant, unnahbar, herrisch, kompromisslos. Ob er wohl schon immer so gewesen war?

      Der Butler schloss die Tür hinter ihnen und verharrte dann steif.

      »Was ist los, Giovanni? Hol die anderen.« Federico machte eine ungeduldige Handbewegung, als wolle er ihn verscheuchen.

      Für eine Sekunde glaubte Mariella, der Butler würde etwas sagen wollen, dann jedoch nickte er kurz, drehte sich um und verschwand durch eine unauffällige Tür. Während sie warteten, schaute Mariella sich um. Das Entree war großzügig gehalten. Eine breite Treppe führte nach oben, einer Villa angemessen. Alles war in warmen Farben gehalten und von oben her durch Fenster, die sie nicht sehen konnte, lichtdurchflutet.

      Näherkommende Schritte zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Dem Butler folgte eine groß gewachsene hagere Frau. Die von grauen Strähnen durchzogenen Haare waren im Nacken zu einem dicken Knoten zusammengesteckt, was ihrem Gesicht eine gewisse Herbe verlieh. In ihrem schlichten schwarzen Kleid, das mit einem kleinen Stehkragen schloss und von einer grauen Schürze vor Schmutz geschützt wurde, wirkte sie wie eine alternde Krähe.

      »Buon giorno, Signor Federico.« Sie hielt kurz seinem strengen Blick stand, ehe sie sich Mariella zuwandte und zu deren Überraschung einen altmodischen Knicks andeutete. »Willkommen zuhause, Signora Mariella.«

      »Vielen Dank.« Mariella schenkte ihr ein Lächeln, aber es kam keines zurück. »Wie heißen Sie, Signora?«

      »Antonella. Einfach nur Antonella. Zu Ihren Diensten, Signora.«

      »Und wo sind die anderen?«, fragte Federico, nun etwas lauter.

      Es war nicht zu übersehen, dass Giovanni diese Frage in Verlegenheit brachte. Er schaute zwischen den beiden hin und her, ehe er sich räusperte und antwortete. »Signor Lorenzo hat alle anderen entlassen. Vier Wochen, nachdem Sie – verschwunden waren.«

      Aha. Jetzt wurde es interessant. Gespannt hoffte Mariella, mehr zu erfahren.

      »Entlassen? Alle?«, schnaubte Federico, dessen Gesicht nun vollends zu einer harten Maske erstarrt war.

      Giovanni nickte stumm und zog es vor, auf den Boden zu schauen.

      »Alle. Außer uns beiden«, ergänzte Antonella, die Federicos Blick auch jetzt trotzte.

      »Was fällt meinem Bruder ein, sich in meine Angelegenheiten einzumischen!« Der plötzliche Wutausbruch ließ Mariella zusammen zucken. Federicos Stimme schien von den Wänden widerzuhallen. Wo blieb seine Selbstbeherrschung?

      Irgendetwas Unverständliches vor sich hinmurmelnd begann er nun vor der Treppe auf und ab zu gehen, die Arme vor der Brust verschränkt. Mariella fühlte sich völlig deplatziert. Die Luft war von negativer Energie geladen und sie wagte es nicht, sich einzumischen. Wenn sie den kurzen Disput richtig deutete, war Federico irgendwann überstürzt abgereist, ohne dass dies jemand mitbekommen hatte. Es wäre interessant zu erfahren, was der Grund dafür gewesen war. Immerhin, hatte sein Bruder denn in diesem Fall nicht vorausschauend gehandelt, wenn er einen Teil des Personals entließ, um Kosten zu sparen?

      Ruckartig drehte ihr Mann sich um und blieb ganz nah vor Giovanni stehen. Dieser hob langsam den Kopf und schaffte es, ihm in die Augen zu schauen.

      »Wo wohnt mein Bruder inzwischen?«

      Wusste er nicht einmal, wo sein eigener Bruder wohnte? Mariella verstand gar nichts mehr.

      Keine Regung in Giovannis Gesicht verriet, was er über diese Frage dachte. »Signor Lorenzo und Signora Giulia sind vorübergehend bei der Schwester der Patrona eingezogen.«

      »Bei Tante Ilaria?« Ein verächtliches Knurren verriet, was Federico von dieser Information hielt.

      Was hatte dies zu bedeuten? Die Antwort drängte sich Mariella urplötzlich auf. Die Brüder hatten diese Villa gemeinsam bewohnt. Konnte das sein? Was verflixt nochmal, was war denn geschehen?

      »Hat Lorenzo mein Personal mitgenommen?«

      »Nein. Aber er hat dafür gesorgt, dass alle eine neue Anstellung erhalten.«

      »Auch Mamsell Concetta?«

      Giovanni nickte stumm.

      »Und was ist mit Mario?«

      »Er kümmert sich weiterhin um Ihre Autos, Signor Federico. Obwohl er dafür keinen Lohn mehr erhält. Er wollte sie niemand anderem überlassen.«

      »Dieser verdammte Autonarr.« Federicos Miene entspannte sich und er lachte. »Also gut. Wenigstens gibt es noch den harten Kern. Und vielleicht ist es gar nicht so verkehrt, dass wir nur unter uns sind. Antonella, du übernimmst ab sofort die Rolle der Mamsell. Ihr beiden werbt ein paar neue Dienstmädchen an, die putzen und sich um die Wäsche kümmern. Aber sorgt dafür, dass sie ihren Aufgaben nachgehen, ohne uns zu behelligen. Und ohne darüber zu reden, was in diesem Haus passiert. Ganz so wie früher. Verstanden?«

      Beide nickten eilig und wirkten erleichtert.

      »Und jetzt zu meiner Frau.«

      Mariella fühlte sich zur Schau gestellt und als wäre sie nackt, als alle drei sie nun anstarrten.

      »Mariella ist mein Eigentum, meine persönliche Lustsklavin. Ich habe sie für viel Geld ersteigert.« Er schien es zu genießen, dies auszusprechen und sie zu demütigen. Mariella war schockiert. Warum stellte er sie so bloß?

      »Schaut nicht so, ja, ich habe sie gekauft! Außer euch beiden spricht niemand mit ihr. Ich werde noch eine Reihe weiterer Regeln aufstellen, die meine Sklavin betreffen. Sorgt dafür, dass es ihr an nichts fehlt. Und dafür, dass sie keine Dummheiten macht oder abhaut.«

      Diese Arroganz, dieser Spott. Mariella schwankte zwischen Tränen und Wutausbruch. Was für eine Demütigung. Sie wagte es nicht, Giovanni oder Antonella anzuschauen, aus Angst vor dem, was sie in ihren Gesichtern lesen würde. Hohn? Verachtung? Oder Mitleid? Nichts davon würde sie ertragen können. Zitternd schluckte sie eine Erwiderung herunter. Andererseits, damit hatte sie rechnen müssen. Sie war schließlich sein Eigentum und das hatte sie freiwillig unterschrieben. Auch wenn sie dies mehr auf ihre sexuelle Beziehung bezog als auf den Alltag.

      Er lachte. »Schau nicht so gekränkt. Vor den beiden habe ich keine Geheimnisse.« Er gab ihr einen Klaps auf den Po, packte sie sodann am Oberarm und zog sie mit sich. »Komm. Ich will dir dein neues Zuhause zeigen.«

      Das neue Zuhause der Sklavin

      Nach klassischer Bauart der Landhausvillen bestand das Hauptgebäude aus zwei Geschossen. Im unteren befand sich Federicos Büro, ein großes Wohn- und Esszimmer, sowie die Wirtschaftsräume. Es dauerte eine Weile, bis Mariella sich über Federicos respektloses Verhalten gefasst hatte, und Augen für die weitläufigen Räume und die geschmackvolle Einrichtung hatte.

      Schließlich führte er sie über die breite Treppe hinauf in die Piano Nobile, die rein privaten Räume. Während in der unteren Etage eine repräsentative Einrichtung überwog, in einer exquisiten Mischung aus antiken Möbeln und modernen Gemälden, wurde Mariella nun von der geradezu erotischen Stimmung der oberen Etage überrascht.

      Zu beiden Seiten der Treppe führte jeweils ein langer Flur zu den Zimmern. Die Wände waren in einem zarten Ockerton marmoriert und auf Mariellas Augenhöhe mit einer durchgängigen weißen Stuckleiste abgesetzt. Das Besondere aber waren die Fresken, die oberhalb dieser Leiste bis fast unter die Decke reichten, wo eine vorgezogene Wölbung die Leuchtstoffröhren der indirekten Beleuchtung verbarg. Wandschmuck wie diesen