Thomas Rögner

Der ultimative Bike-Workshop


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allerdings durchweg mit Alu-Kettenblättern, die verschleißempfindlicher sind.

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      Optisch und technisch ein Leckerbissen: das Schaltwerk der X01 Eagle.

       SCHALTGRUPPEN

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      DIE ÜBERSICHT DER SCHALTGRUPPEN: Links die Top-Gruppen des jeweiligen Herstellers, für Renn- und Hardcore-Einsatz. Rechts die Einsteigerkomponenten für den Mountainbike-Sport. Links steht dabei für innovativ, teuer, haltbar und leicht. Nach rechts werden die Komponenten günstiger, verschleißanfälliger – und zumeist schwerer.

      Der Start ins Mountainbike-Vergnügen ist zunächst verwirrend. So viele Marken, so viele Materialien und Dutzende von unterschiedlichen Ausstattungen verschiedener Hersteller lassen den Neuling erst einmal nur Bahnhof verstehen. Noch dazu reicht die Preisspanne bei Mountainbikes von 250 Euro im Baumarkt bis zu Edelboliden beim Superspezial-Fachgeschäft für bis zu 10 000 Euro. Der Jargon, die Fachsprache, ist außerdem meist englisch. Doch keine Sorge, die meisten Fachausdrücke werden im jeweiligen Kapitel oder Lexikon erklärt. So kann man dem Fachchinesisch mancher Verkäufer folgen und bei Materialien, Ausstattung und Zubehör nachhaken.

      Zuvor sollte man sich anhand der Kaufberatung (Kapitel 2) entschieden haben, welchen Typ von Bike mit welcher Laufradgröße man möchte. Unverändert geblieben sind die Grundsätze von Rahmen und Komponenten: Der Rahmen ist das Fahrwerk (Chassis), die Komponenten entsprechen den Zusatzaggregaten. Beide zusammen bestimmen den Einsatzbereich und die Lebensdauer des Bikes. Der Großteil aller Bikes besitzt inzwischen ein Chassis aus Aluminium oder aus Carbon. Stahl als Rahmenmaterial ist zurück gegangen, erlebt aber immer wieder eine Renaissance (siehe Kasten Materialien). Titan ist edel und teuer und ebenfalls nur als Nischenmaterial verbaut. Als Bikekäufer muss man sich also in erster Linie zwischen Aluminium und Carbon entscheiden. Schwieriger wird es bei der Wahl der Komponenten. Als Komponenten bezeichnet man alle Teile, die am Rahmen befestigt sind, wie Kurbeln und Schaltung. Komponentenhersteller bieten diese Schalt- und Antriebsteile als sogenannte Gruppe an. Shimano baut verschiedene Komplettgruppen – von der günstigen Einsteigergruppe Deore bis zur hochkarätigen Edelcombo XTR, als Di2 sogar in Elektronikversion. Konkurrent SRAM aus den USA bietet ebenfalls mehrere Gruppen an, ab April 2019 die Topkomponenten auch funkgesteuert als sogenannte AXS-Versionen. Sie reichen von der Einstiegsgruppe X7 bis zur Formel-1-Kurbel SRAM XX1 Eagle, die nur noch ein Kettenblatt besitzt. Die Übersetzungsausführungen und die Preisgestaltung verraten die Tabellen in diesem Kapitel. Die Preise sind empfohlene Verkaufspreise, im Laden und im Internet liegen die »Straßenpreise« in der Regel darunter. Man muss beim Umrüsten jedoch viele Maße und Standards beachten, vor allem bei den Umwerfern und den Schaltwerken. Mehr dazu in den jeweiligen Kapiteln. Der Rahmen bildet das Fahrwerk Ihres Mountainbikes. Welches Material man dabei wählt, hängt von den individuellen Vorlieben und dem Einsatzbereich ab. Sie können die Qualität des Chassis folgendermaßen beurteilen: Wichtigstes Kriterium ist das Material und die Verarbeitung, erkennbar an den Schweißnähten.

      Aluminiumrahmen geben normalerweise mit Aufklebern über ihre Qualität und Legierung Auskunft (siehe folgende Seite). Einer der größten Hersteller ist Easton. Befinden sich gar keine Aufkleber auf dem Rahmen oder der Hersteller macht keine Angaben zur verwendeten Alusorte, ist Vorsicht geboten. Die Schweißnähte von Aluminiumrahmen sollten möglichst gleichmäßig und harmonisch verlaufen. Die Schweißraupen dürfen keine Unterbrechungen, Einschlüsse oder Unregelmäßigkeiten aufweisen. Da bei Fullsuspensionrahmen oft die Schwingenlager in der Nähe des Tretlagers angeschweißt sind, sollte man sich diese Schweißnähte genauer ansehen. Aluminium wird in unterschiedlichen Wandstärken (butted), geformt (Hydroforming) und zum Teil auch flächig verarbeitet. Immer mehr Hersteller verwenden dabei auch kantige und sich ändernde »Rohrformen«, beispielsweise am Unterrohr, um den Rahmen noch stabiler und gleichzeitig leichter zu gestalten.

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      Hi-Tech ohne Kabelsalat. Das Spitzenmodell von Shimano: die Schaltkomponenten der Gruppe XTR Di2 sind über Funk vom Lenker gesteuert und arbeitet mit Elektromotoren.

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      Leicht ist teuer, das beweisen die Spitzengruppen von Sram und Shimano, voran das Technikfeuerwerk der ersten elektronischen Schaltung XTR Di2. Die XTR setzt auf Innovation und in der 2x11-Variante auf optimale Gangsprünge, die 1x12-Version kam ohne Elektronik auf den Markt.

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      *Ab 2019 funkgesteuert als AXS-Versionen erhältlich. Gewicht identisch, ab 2000 Euro.

      RAHMENMATERIALIEN

      Vier Hauptmaterialien werden beim Bau von Mountainbikes eingesetzt. Spitzenreiter ist Aluminium aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften.

      Aluminium

      Material Nummer 1 im Mountainbike-Rahmenbau, vor allem bei Fullys. Das Leichtmetall wird in verschiedenen Legierungen verarbeitet. Zu den hochwertigen erprobten Typen gehören Aluminium 6061 oder 7000. Ein T dahinter steht für »Heat Treated«: Um Aluminium langlebig zu machen, muss es nach dem Schweißen einer Wärmebehandlung unterzogen werden. Die größten Alu-Lieferanten sind Easton (USA) und Alcoa (Aluminum Company of America). Seit ein paar Jahren bauen auch Traditions-Stahlhersteller wie Tange (Japan) und Columbus (Italien) Alu-Rohrsätze, Oria (Italien) steht ebenfalls für gereifte Qualität. Für hochwertige Verarbeitung bürgen erfahrene Hersteller wie Cannondale, Cube, Scott, Rocky Mountain, Rotwild oder Canyon und andere Marken, die für Spitzenrahmen Alu nach eigenen Spezifikationen fertigen lassen und selbst schweißen.

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      Carbon

      Früher für exotische Prototypen und Kleinserien verbaut, kommt Carbon inzwischen in der Massenproduktion zum Einsatz. Hersteller wie Scott, Trek, Giant, GT, Simplon, Specialized und Merida haben den Weg geebnet. Die Verarbeitungsformen und Bestandteile sind vielfältig und oft ein Geheimrezept des Herstellers. Grundsätzlich sollten Carbonfaser-Rahmen flächig verarbeitet sein, denn Rohrformen spielen die Gewichts-Belastungsvorteile des Fasermaterials nicht aus. Neben den Gewichtsvorteilen sammelt Carbon Pluspunkte bei Elastizität und Dämpfung, Nachteil ist oft eine stärkere Verwindung vor allem im Steuerkopf- und Tretlagerbereich. Der Unterschied von Kohlefaser- zu sogenannten Thermoplast-Rahmen liegt nur an dem Harzmaterial, in das die Kohlefäden eingebettet werden und das die Carbonfasern stabilisiert.

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      Stahl

      Die hohe Zeit der Stahlbikes war eigentlich vorbei, obwohl Chrom-Molybdän-Stahl (Cromoly) in seinen verschiedenen Legierungen und durch die großen Erfahrungen bei der Variation der Wandstärken einfach und sicher verarbeitet werden kann. Aber durch 29er gibt es ein Revival für den Werkstoff. Ausführung als Muffen-Rahmen (Verbindungs-»Hülsen« zwischen den Rohren) oder als Filled Brazed: Die Rohre werden von Hand stumpf aneinandergelötet. Kampfpreise der Aluminiumhersteller und zunehmende Erfahrung bei der Gestaltung der Alurohre haben Stahl nach hinten gedrängt. Ein Stahlrahmen kann bei Hardtails aber immer noch eine gute Wahl sein für Fahrer bis 75 Kilo und Biker, die nicht auf die Oversized-Optik und die Härte von Alu stehen oder die Elasitizität und das Fahrverhalten eines Stahlrahmens schätzen.

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      Titan

      Edelstoff für klassische Hardtails. Leichter als