Peter Lindenthal

Peregrinatio Compostellana anno 1654


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ich aus Gründen der Sicherheit mit anderen fünf Reisenden eine Landkutsche bis Mailand, mein Anteil am Fuhrlohn betrug fünf venezianische Kronen. Noch am gleichen Tag legten wir etwa vier deutsche Meilen zurück. Unterwegs begegneten wir vielen armen Kindern, die unsere Kutsche wie eine Spule Garn immer und immer wieder umkreisten.

      Der Legende nach wurde die Stadt nach dem Fall Trojas vom Bruder des Königs Priamos gegründet. Auf jeden Fall gab es schon vor der Herrschaft der Römer, die sie zur bedeutenden Stadt machten, eine Ansiedlung. Die zweitälteste Universitätsstadt Italiens (gegründet 1222) ist heute jedoch vor allem als Begräbnis- und Pilgerstätte des Wanderpredigers Antonius von Padua (geb. 1195 in Portugal) bekannt. Sein Grab befindet sich hinter dem Altar der Antoniuskapelle (16. Jh.) in der Basilika di San Antonio, die im 13. Jahrhundert über seinen Reliquien errichtet wurde. Weitere nennenswerte Gotteshäuser sind der Dom, erbaut nach Plänen von Michelangelo (mit den sehenswerten Fresken von Monabuoi in der Taufkapelle), sowie die Basilika Santa Giustina, wo frühchristliche Märtyrer begraben sind.

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       Markt vor dem Palazzo della Ragione in Padua

       VICENZA, 18 wM

      Wieder ein Wirtshaus, in dem es hoch hergeht, Unruhe allerorts. Einer von uns, der dem Kellner als vermeintlichem Landsmann zu sehr vertraute, N bekam die doppelte Zeche aufgebrummt. Trau schau wem.

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       Renaissancepaläste an der Piazza dei Signori von Vicenza

      Der in Padua geborene große Architekt Palladio (1508–1580) hat dieser Stadt mit zahlreichen seiner Werke seinen Stempel aufgedrückt. Die Basilika (1546) gilt als sein erstes wichtiges Werk, der Palazzo Chiericati (1551) als eines seiner Hauptwerke. Teile des Doms Santa Maria Annunziata (Nordportal und Kuppel), durch die Bombardements von 1944 stark in Mitleidenschaft gezogen, aber seither wieder vollkommen restauriert, wurden ebenfalls von Palladio entworfen.

      Etwa eine Gehstunde vom Zentrum entfernt erhebt sich auf dem Monte Berico die Basilika Madonna del Monte (17. Jh.), die am Ort von zwei Marienerscheinungen errichtet wurde.

      Die sanft-hügelige Umgebung der Stadt mit ihrem milden Klima war lange Zeit bei den reichen Venezianern als Sommerfrische beliebt, wovon die zahlreichen prächtigen Villen Zeugnis ablegen.

      Die alte Poststraße von Vicenza nach Verona blieb bis heute die wichtigste und nach wie vor stark frequentierte Verkehrsverbindung zwischen den beiden Städten. So bin ich nicht überrascht, als ich an einer Hausmauer in dem winzigen Straßendorf Montebello eine Gedenktafel entdecke, die an die Durchreise des Papstes Pius VI. am 12. Mai 1792 erinnert. Vielleicht war er sogar auf dem Weg zum wenige Kilometer entfernten, an der Hauptstraße gelegenen Benediktinerkloster San Pietro in Villanova (12. Jh.). Das Kloster wurde 1771 geschlossen, die schöne romanische Kirche dient heute als Pfarrkirche.

       MONTEBELLO, 10 wM

       TORRI DI CONFINE, 3 wM

       VILLANOVA, 4 wM

       VERONA, 13 wM

      Von Venedig her 73 welsche Meilen. Ist eine einwohnerreiche, herrliche große Stadt. Beim Betreten mussten die anderen Zoll zahlen, ich passierte franco (Anm.: gratis). Wir kamen am Begräbniszug eines vornehmen Mannes vorbei, der mit unbedecktem Gesicht und schön gekleidet, umgeben von 100 Lichtern, zu Grabe geleitet wurde.

      Von Padua bis hierher hatten wir einen ausgesucht schönen, ebenen Weg, der durch Getreidefelder und Weingärten führte. Bis Brescia war der Weg aber rau und steinig.

      Die aus einem römischen castrum hervorgegangene Stadt – die berühmte Arena, die Piazza delle Erbe (vorher das römische forum) und das teatro romano erinnern daran – beherbergt außer Plätzen und Palästen auch sehenswerte Gotteshäuser: die Kathedrale Santa Maria Matricolare romanischen Ursprungs, die gotische Kirche Sant’Anastasia und die für viele schönste Kirche Veronas, die Basilika di San Zeno. Der erste Bischof (4. Jh.) ist der Patron der Stadt und war ein begeisterter Angler. Er soll der Legende nach einen Bauern, der von seinen Ochsen in die Etsch gezogen worden war, mit einem Kreuzzeichen vor dem Ertrinken gerettet haben.

       PESCHIERA, 15 wM

      Am 21. März kamen wir nach Peschiera. Hier steht eine gewaltige Festung der Venezianer. Die Stadt liegt in einer Niederung am Gardasee, deshalb wird ihr Klima für ungesund gehalten.

      Die lebendige Stadt, vom Tourismus geprägte Stadt liegt in der Mündung des Mincio-Flusses. Die Altstadt entstand innerhalb einer venezianischen Festung, die später von den Österreichern ausgebaut wurde, und ist vollständig von Wasser umgeben.

       DESENZANO, 8 wM

      Ein schlechtes Städtchen, das dem Anschein nach aber schon bessere Zeiten gesehen hat.

      Der größte Ort am Gardasee entwickelte sich aus der Villa eines reichen römischen Beamten aus Mailand, deren großer Mosaikfußboden erhalten geblieben ist und besichtigt werden kann. Oberhalb des malerischen alten Hafens erhebt sich das Castello aus dem 15./16. Jahrhundert, von dem nur mehr die äußere Hülle (Mauern und Türme) steht. In der Pfarrkirche Maria Maddalena (1603) können wir ein Bild von Tiepolo („Das Abendmahl“, 1706) bewundern.

       LUNADA, 8 wM

      Ein sehr lustig gelegener, schöner Marktflecken. Hier blieben wir über Nacht, wir wurden gut behandelt.

       BRESCIA, 15 wM

      Eine sehr schöne, große, lustbare und reiche Stadt mit vielen ansehnlichen Gebäuden. Ein besonders ansehnliches Gebäude ist die Kirche zur Madonna dei Miracoli, genannt auch delle gratie Santa Maria gratiorum. Im Inneren befindet sich die Kapelle mit dem Gnadenbild und gleich außerhalb der Sakristei ein schöner Springbrunnen. Nicht weit davon entfernt kamen wir in einem vortrefflichen Wirtshaus unter, wo wir abermals auf das Beste behandelt wurden.

      Die aus einer keltischen Siedlung hervorgegangene römische Stadt gehörte vom 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu Venedig und später (genau 44 Jahre lang) sogar zu Österreich. Der „Alte Dom“ Santa Maria Assunta, genannt die Rotonda, ist ein Rundbau aus dem 11. Jahrhundert mit antiken Mosaiken sowie Fresken von Morello im Inneren. Er wurde durch den barocken Duomo_Novo (Baubeginn 1640) ersetzt. Weitere sehenswerte romanische (San Salvatore, San Pietro, Santa Maria Solario) und gotische (Santa Maria del Carmine) Kirchen machen die auf den ersten Blick unattraktive Industrie- und zweitwichtigste Stadt der Lombardei für einen Besuch durchaus interessant.

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       San Pietro a Villanova

       RONCANELLI, 3 wM

       TORBOLE, 2 wM

       LOGRATO, 3 wM

       ORZIVECCHI, 7 wM

       ORZINUOVI, 2 wM

      Beide Orzi sind venezianische Städte, Orzinuovi wird von einer Festung beherrscht.

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       Palazzo del Comune am Domplatz von Crema

       SONCINO, 2 wM

      Noch vor Soncino muss der Fluss Oglio überquert werden. Hier fängt teilweise schon spanisches Gebiet an. Viel Gebüsch und Unterholz zu beiden Seiten des Weges machen das Reisen hier unsicher. So sind auch wir ein paar Banditen zu Pferd begegnet, von denen einer das beste Pferd ritt, das er unserem Kutscher bei einem früheren Überfall – neben seinem Geld – abgenommen hatte.