Фридрих Вильгельм Ницше

Gesammelte Werke


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Geist der Frau­en in der jet­zi­gen Ge­sell­schaft. – Wie die Frau­en jetzt über den Geist der Män­ner den­ken, er­rät man dar­aus, daß sie bei ih­rer Kunst des Schmückens an al­les eher den­ken, als den Geist ih­rer Züge oder die geist­rei­chen Ein­zel­hei­ten ih­res Ge­sichts noch be­son­ders zu un­ter­strei­chen: sie ver­ber­gen Der­ar­ti­ges viel­mehr und wis­sen sich da­ge­gen, zum Bei­spiel durch eine An­ord­nung des Haars über der Stirn, den Aus­druck ei­ner le­ben­dig be­geh­ren­den Sinn­lich­keit und Un­geis­tig­keit zu ge­ben, ge­ra­de wenn sie die­se Ei­gen­schaf­ten nur we­nig be­sit­zen. Ihre Über­zeu­gung, daß der Geist bei Wei­bern die Män­ner er­schre­cke, geht so weit, daß sie selbst die Schär­fe des geis­tigs­ten Sin­nes gern ver­leug­nen und den Ruf der Kurz­sich­tig­keit ab­sicht­lich auf sich la­den; da­durch glau­ben sie wohl die Män­ner zu­trau­li­cher zu ma­chen: es ist, als ob sich eine ein­la­den­de sanf­te Däm­me­rung um sie ver­brei­te.

      Groß und ver­gäng­lich. – Was den Be­trach­ten­den zu Trä­nen rührt, das ist der schwär­me­ri­sche Glückes- Blick, mit dem eine schö­ne jun­ge Frau ih­ren Gat­ten an­sieht. Man emp­fin­det alle Herbst-Weh­mut da­bei, über die Grö­ße so­wohl, als über die Ver­gäng­lich­keit des mensch­li­chen Glückes.

      Op­fer-Sinn. – Man­che Frau hat den in­tel­let­to del sa­cri­fi­zio und wird ih­res Le­bens nicht mehr froh, wenn der Gat­te sie nicht op­fern will: sie weiß dann mit ih­rem Ver­stan­de nicht mehr wo­hin? und wird un­ver­se­hens aus dem Op­fer­tier der Op­fer­pries­ter sel­ber.

      Das Un­weib­li­che. – "Dumm wie ein Mann" sa­gen die Frau­en: "fei­ge wie ein Weib" sa­gen die Män­ner. Die Dumm­heit ist am Wei­be das Un­weib­li­che.

      Männ­li­ches und weib­li­ches Tem­pe­ra­ment und die Sterb­lich­keit. – Daß das männ­li­che Ge­schlecht ein schlech­te­res Tem­pe­ra­ment hat, als das weib­li­che, er­gibt sich auch dar­aus, daß die männ­li­chen Kin­der der Sterb­lich­keit mehr aus­ge­setzt sind, als die weib­li­chen, of­fen­bar weil sie leich­ter "aus der Haut fah­ren": ihre Wild­heit und Un­ver­träg­lich­keit ver­schlim­mert alle Übel leicht bis ins Töd­li­che.

      Die Zeit der Zy­klo­pen-Bau­ten. – Die De­mo­kra­ti­sie­rung Eu­ro­pas ist un­auf­halt­sam: wer sich da­ge­gen stemmt, ge­braucht doch eben die Mit­tel dazu, wel­che erst der de­mo­kra­ti­sche Ge­dan­ke je­der­mann in die Hand gab, und macht die­se Mit­tel sel­ber hand­li­cher und wirk­sa­mer: und die grund­sätz­lichs­ten Geg­ner der De­mo­kra­tie (ich mei­ne die Um­sturz­geis­ter) schei­nen nur des­halb da zu sein, um durch die Angst, wel­che sie er­re­gen, die ver­schie­de­nen Par­tei­en im­mer schnel­ler auf der de­mo­kra­ti­schen Bahn vor­wärts zu trei­ben. Nun kann es ei­nem an­ge­sichts de­rer, wel­che jetzt be­wußt und ehr­lich für die­se Zu­kunft ar­bei­ten, in der Tat ban­ge wer­den: es liegt et­was Ödes und Ein­för­mi­ges in ih­ren Ge­sich­tern, und der graue Staub scheint auch bis in ihre Ge­hir­ne hin­ein ge­weht zu sein. Trotz­dem: es ist mög­lich, daß die Nach­welt über die­ses un­ser Ban­gen ein­mal lacht und an die de­mo­kra­ti­sche Ar­beit ei­ner Rei­he von Ge­schlech­tern etwa so denkt, wie wir an den Bau von Stein­däm­men und Schutz­mau­ern – als an eine Tä­tig­keit, die not­wen­dig viel Staub auf Klei­der und Ge­sich­ter brei­tet und un­ver­meid­lich wohl auch die Ar­bei­ter ein we­nig blöd­sin­nig macht; aber wer wür­de des­we­gen sol­ches Tun un­ge­tan wün­schen! Es scheint, daß die De­mo­kra­ti­sie­rung Eu­ro­pas ein Glied in der Ket­te je­ner un­ge­heu­ren pro­phy­lak- ti­schen Maß­re­geln ist, wel­che der Ge­dan­ke der neu­en Zeit sind und mit de­nen wir uns ge­gen das Mit­tel­al­ter ab­he­ben. Jetzt erst ist das Zeit­al­ter der Zy­klo­pen­bau­ten! End­li­che Si­cher­heit der Fun­da­men­te, da­mit alle Zu­kunft auf ih­nen ohne Ge­fahr bau­en kann! Un­mög­lich­keit für­der­hin, daß die Frucht­fel­der der Kul­tur wie­der über Nacht von wil­den und sinn­lo­sen Berg­wäs­sern zer­stört wer­den! Stein­däm­me und Schutz­mau­ern ge­gen Bar­ba­ren, ge­gen Seu­chen, ge­gen leib­li­che und geis­ti­ge Ver­knech­tung! Und dies al­les zu­nächst wört­lich und gröb­lich, aber all­mäh­lich im­mer hö­her und geis­ti­ger ver­stan­den, so daß alle hier an­ge­deu­te­ten Maß­re­geln die geist­rei­che Ge­samt­vor­be­rei­tung des höchs­ten Künst­lers der Gar­ten­kunst zu sein schei­nen, der sich dann erst zu sei­ner ei­gent­li­chen Auf­ga­be wen­den kann, wenn jene voll­kom­men aus­ge­führt ist! – Frei­lich: bei den wei­ten Zeit­stre­cken, wel­che hier zwi­schen Mit­tel und Zweck lie­gen, bei der großen, über­großen, Kraft und Geist von Jahr­hun­der­ten an­span­nen­den Müh­sal, die schon not tut, um nur je­des ein­zel­ne Mit­tel zu schaf­fen oder her­bei­zu­schaf­fen, darf man es den Ar­bei­tern an der Ge­gen­wart nicht zu hart an­rech­nen, wenn sie laut de­kre­tie­ren, die Mau­er und das Spa­lier sei schon der Zweck und das letz­te Ziel; da ja noch nie­mand den Gärt­ner und die Frucht­pflan­zen sieht, um de­rent­wil­len das Spa­lier da ist.

      Das Recht des all­ge­mei­nen Stimm­rechts. – Das Volk hat sich das all­ge­mei­ne Stimm­recht nicht ge­ge­ben, es hat das­sel­be, über­all, wo es jetzt in Gel­tung ist, emp­fan­gen und vor­läu­fig an­ge­nom­men: je­den­falls hat es aber das Recht, es wie­der zu­rück­zu­ge­ben, wenn es sei­nen Hoff­nun­gen nicht ge­nug tut. Dies scheint jetzt al­ler­or­ten der Fall zu sein: denn wenn bei ir­gend ei­ner Ge­le­gen­heit, wo es ge­braucht wird, kaum Zwei­drit­tel, ja viel­leicht nicht ein­mal die Ma­jo­ri­tät al­ler Stimm­be­rech­tig­ten an die Stimm-Urne kommt, so ist dies ein Vo­tum ge­gen das gan­ze Stimm­sys­tem über­haupt. – Man muß hier so­gar noch viel stren­ger ur­tei­len. Ein Ge­setz, wel­ches be­stimmt, daß die Ma­jo­ri­tät über das Wohl al­ler die letz­te Ent­schei­dung habe, kann nicht auf der­sel­ben Grund­la­ge, wel­che durch das­sel­be erst ge­ge­ben wird, auf­ge­baut wer­den; es be­darf not­wen­dig ei­ner noch brei­te­ren: und dies ist die Ein­stim­mig­keit al­ler. Das all­ge­mei­ne Stimm­recht darf nicht nur der Aus­druck ei­nes Ma­jo­ri­tä­ten-Wil­lens sein: das gan­ze Land muß es wol­len. Des­halb ge­nügt schon der Wi­der­spruch ei­ner sehr klei­nen Mi­no­ri­tät, das­sel­be als un­tun­lich wie­der bei­sei­te zu stel­len: und die Nicht­be­tei­li­gung an ei­ner Ab­stim­mung ist eben ein sol­cher Wi­der­spruch, der das gan­ze Stimm­sys­tem zum Fal­le bringt. Das "ab­so­lu­te Veto" des ein­zel­nen oder, um nicht ins Klein­li­che zu ver­fal­len, das Veto we­ni­ger Tau­sen­de hängt über die­sem Sys­tem, als die Kon­se­quenz der Ge­rech­tig­keit: bei je­dem Ge­brau­che, den man von ihm macht, muß es, laut der Art von Be­tei­li­gung, erst be­wei­sen, daß es noch zu Recht be­steht.

      Das schlech­te Schlie­ßen. – Wie schlecht schließt man, auf Ge­bie­ten, wo man nicht zu Hau­se ist, selbst wenn man als Mann der Wis­sen­schaft noch so sehr an das gute Schlie­ßen ge­wöhnt ist! Es ist be­schä­mend! Und nun ist klar, daß im großen Welt­trei­ben, in Sa­chen der Po­li­tik, bei al­lem Plötz­li­chen und Drän­gen­den, wie es