Фридрих Вильгельм Ницше

Gesammelte Werke


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Ty­pen. Der Kampf ge­gen das Ge­nie (»Volks­poe­sie« u. s. w.). Mit­leid mit den Nie­de­ren und Lei­den­den als Maaß­stab für die Hö­he der See­le.

      Es fehlt der Phi­lo­so­ph, der Aus­deu­ter der That, nicht nur der Um­dich­ter.

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      28.

      Der un­voll­stän­di­ge Ni­hi­lis­mus, sei­ne For­men: wir le­ben mit­ten drin.

      Die Ver­su­che, dem Ni­hi­lis­mus zu ent­gehn, oh­ne die bis­he­ri­gen Wert­he um­zu­wert­hen: brin­gen das Ge­gent­heil her­vor, ver­schär­fen das Pro­blem.

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      29.

      Die Ar­ten der Selbst­be­täu­bung. – Im In­ners­ten: nicht wis­sen, wo­hin­aus? Lee­re, Ver­such, mit Rausch dar­über hin­weg­zu­kom­men: Rausch als Mu­sik, Rausch als Grau­sam­keit im tra­gi­schen Ge­nuß des Zu­grun­de­ge­hens des Edels­ten, Rausch als blin­de Schwär­me­rei für ein­zel­ne Men­schen oder Zei­ten (als Haß u.s.w.). – Ver­such, be­sin­nungs­los zu ar­bei­ten, als Werk­zeug der Wis­sen­schaft: das Auge of­fen ma­chen für die vie­len klei­nen Genüs­se, z.B. auch als Er­ken­nen­der (Be­schei­den­heit ge­gen sich); die Be­schei­dung über sich zu ge­ne­ra­li­si­ren, zu ei­nem Pa­thos; die Mys­tik, der wol­lüs­ti­ge Ge­nuß der ewi­gen Lee­re; die Kunst »um ih­rer sel­ber wil­len« (»le fait«), das »rei­ne Er­ken­nen« als Nar­ko­sen des Ekels an sich sel­ber; ir­gend wel­che be­stän­di­ge Ar­beit, ir­gen­d ein klei­ner dum­mer Fa­na­tis­mus; das Durchein­an­der al­ler Mit­tel, Krank­heit durch all­ge­mei­ne Un­mä­ßig­keit (die Aus­schwei­fung töd­tet das Ver­gnü­gen).

      1) Wil­lens­schwä­che als Re­sul­tat.

      2) Ex­tre­mer Stolz und die De­müthi­gung klein­li­cher Schwä­che im Con­trast ge­fühl­t.

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      30.

      Die Zeit kommt, wo wir da­für be­zah­len müs­sen, zwei Jahr­tau­sen­de lang Chris­ten ge­we­sen zu sein: wir ver­lie­ren das Schwer­ge­wicht, das uns le­ben ließ, – wir wis­sen eine Zeit lang nicht, wo aus, noch ein. Wir stür­zen jäh­lings in die ent­ge­gen­ge­setz­ten Wer­thun­gen, mit dem Maa­ße von Ener­gie, das eben eine sol­che ex­tre­me Ü­ber­wer­thung des Men­schen im Men­schen er­zeugt hat.

      Jetzt ist Al­les durch und durch falsch, »Wort«, durch­ein­an­der, schwach oder über­spannt:

      a) man ver­sucht eine Art von ir­di­scher Lö­sung, aber im glei­chen Sin­ne, in dem des schließ­li­chen Tri­um­phs von Wahr­heit, Lie­be, Ge­rech­tig­keit (der So­cia­lis­mus: »Gleich­heit der Per­son«);

      b) man ver­sucht eben­falls das Moral-Ideal fest­zu­hal­ten (mit dem Vor­rang des Une­gois­ti­schen, der Selbst-Ver­leug­nung, der Wil­lens-Ver­nei­nung);

      c) man ver­sucht selbst das »Jen­seits« fest­zu­hal­ten: sei es auch nur als an­ti­lo­gi­sches x: aber man deu­tet es so­fort so aus, daß eine Art me­ta­phy­si­scher Trost al­ten Stils aus ihm ge­zo­gen wer­den kann;

      d) man ver­sucht die gött­li­che Lei­tung al­ten Stils, die be­loh­nen­de, be­stra­fen­de, er­zie­hen­de, zum Bes­se­ren füh­ren­de Ord­nung der Din­ge aus dem Ge­sche­hen her­aus­zu­le­sen;

      e) man glaubt nach wie vor an Gut und Böse: so­daß man den Sieg des Gu­ten und die Ver­nich­tung des Bö­sen als Auf­ga­be emp­fin­det (– das ist eng­lisch: ty­pi­scher Fall der Flach­kopf John Stuart Mill);

      f) die Ver­ach­tung der »Na­tür­lich­keit«, der Be­gier­de, des e­go: Ver­such, selbst die höchs­te Geis­tig­keit und Kunst als Fol­ge ei­ner Ent­per­sön­li­chung und als dé­sintéres­se­ment zu ver­stehn;

      g) man er­laubt der Kir­che, sich im­mer noch in alle we­sent­li­chen Er­leb­nis­se und Haupt­punk­te des Ein­zel­le­bens ein­zu­drän­gen, um ih­nen Wei­he, hö­he­ren Sinn zu ge­ben: wir ha­ben noch im­mer den »christ­li­chen Staat«, die »christ­li­che Ehe« –

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      31.

      Es gab den­ken­de­re und zer­dach­te­re Zei­ten, als die un­se­re ist: Zei­ten, wie z.B. jene, in der Bud­dha auf­trat, wo das Volk selbst, nach Jahr­hun­der­te al­ten Sek­ten-Strei­tig­kei­ten, sich end­lich so tief in die Klüf­te der phi­lo­so­phi­schen Lehr­mei­nun­gen ver­irrt fand, wie zeit­wei­lig eu­ro­päi­sche Völ­ker in Fein­hei­ten des re­li­gi­ösen Dog­ma’s. Man wird sich am we­nigs­ten wohl durch die »Lit­te­ra­tur« und die Pres­se dazu ver­füh­ren las­sen, vom »Geis­te« uns­rer Zeit groß zu den­ken: die Mil­lio­nen Spi­ri­tis­ten und ein Chris­tent­hum mit Turn­übun­gen von je­ner schau­er­li­chen Häß­lich­keit, die alle eng­li­schen Er­fin­dun­gen kenn­zeich­net, giebt bes­se­re Ge­sichts­punk­te.

      Der eu­ro­päi­sche Pes­si­mis­mus ist noch in sei­nen An­fän­gen – ein Zeug­niß ge­gen sich sel­ber –: er hat noch nicht jene un­ge­heu­re, sehn­süch­ti­ge Starr­heit des Blicks, in wel­chem das Nichts sich spie­gelt, wie er sie ein­mal in In­di­en hat­te; es ist noch zu viel »Ge­mach­tes« und nicht »Ge­wor­de­nes« dar­an, zu viel Ge­lehr­ten- und Dich­ter-Pes­si­mis­mus: ich mei­ne, ein gu­tes Theil dar­in ist hin­zu er­dacht und hin­zu er­fun­den, ist »ge­schaf­fen«, aber nicht »Ur­sa­che«.

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      32.

      Kri­tik des bis­he­ri­gen Pes­si­mis­mus. – Ab­wehr der eu­dä­mo­no­lo­gi­schen Ge­sichts­punk­te als letz­te Re­duk­ti­on auf die Fra­ge: wel­chen Sinn hat es? Re­duk­ti­on der Ver­düs­te­rung. –

      Un­ser Pes­si­mis­mus: die Welt ist nicht Das werth, was wir glaub­ten, – un­ser Glau­be sel­ber hat uns­re Trie­be nach Er­kennt­niß so ge­stei­gert, daß wir dies heu­te sa­gen müs­sen. Zu­nächst gilt sie da­mit als we­ni­ger werth: sie wird so zu­nächst emp­fun­den, – nur in die­sem Sin­ne sind wir Pes­si­mis­ten, näm­lich mit dem Wil­len, uns rück­halt­los die­se Um­wer­thung ein­zu­ge­ste­hen und uns nichts nach al­ter Wei­se vor­zu­lei­ern, vor­zulü­gen.

      Gera­de da­mit fin­den wir das Pa­thos, wel­ches uns treibt, neue Wert­he zu su­chen. In sum­ma,: die Welt könn­te viel mehr werth sein, als wir glaub­ten, – wir müs­sen hin­ter die Nai­ve­tät uns­rer Idea­le kom­men, und daß wir viel­leicht im Be­wußt­sein, ihr die höchs­te In­ter­pre­ta­ti­on zu ge­ben, un­serm mensch­li­chen Da­sein nicht ein­mal einen mä­ßig-bil­li­gen Werth ge­ge­ben ha­ben.

      Was ist ver­göt­ter­t wor­den? – Die Wert­hin­stink­te in­ner­halb der Ge­mein­de (Das, was de­ren Fort­dau­er er­mög­lich­te).

      Was ist ver­leum­det wor­den? – Das, was die hö­he­ren Men­schen ab­trenn­te von den nie­de­ren, die Klüf­te-schaf­fen­den Trie­be.

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      33.

      Ur­sa­chen für die Her­auf­kunft des Pes­si­mis­mus:

      1. daß die mäch­tigs­ten und zu­kunfts­volls­ten Trie­be des Le­bens bis­her ver­leum­det