auf Freiersfüssen gesagt:
ausgehen, um die Töchter des Landes zu besehen;
denn Jakobs und Leas Tochter Dina, so steht geschrieben, "ging heraus, die Töchter des Landes zu sehen".—
Nach 1. Mos. 37, 27: "Es ist unser Bruder, Fleisch und Blut", nennen wir die nächsten Angehörigen unser
Fleisch und Blut.—
1. Mos. 37, 35 steht für "sterben":
in die Grube fahren,
ein oft in der Bibel wiederkehrender Ausdruck.—
Habeat sibi,
meinetwegen,
oder, wie Luther übersetzt: "Sie hab's ihr", ist aus 1. Mos. 38, 23 entlehnt (vrgl. Sueton: "Julius Cäsar", 1).—
Keusch wie Joseph
ist entwickelt aus 1. Mos. 39.—
Pharaos Traum, 1. Mos. 41, von "sieben schönen fetten Kühen", die von "sieben hässlichen und mageren Kühen" gefressen und von "sieben dicken und vollen Ähren", die von "sieben mageren Ähren" verschlungen werden, wird von Joseph dahin gedeutet, dass in ganz Ägyptenland "sieben reiche Jahre" und nach denselben "sieben Jahre teure Zeit" kommen würden. Hiernach sprechen wir von
Fetten Jahren und mageren Jahren.—
Aus 1. Mos. 41, 43, wo geschrieben steht, dass Pharao vor Joseph her ausrufen liess: "Der ist des Landes Vater" stammt
Landesvater,
oder aus Cicero "pr. Sest." 57: "pater patriae", "Vater des Vaterlands".—
Benjamin
als Bezeichnung des jüngsten Kindes und Lieblingssohnes beruht auf 1. Mos. 42, 4 und 43, 6 und 14.—
Nach 1. Mos. 44, 4; 1. Sam. 24, 18; 25, 21 und Jerem. 18, 20 sagen wir:
Gutes mit Bösem vergelten.
"Arges um Gutes thun" steht Psalm 35, 12; 38, 21 und: "Vergeltet nicht Böses mit Bösem" 1. Petri 3, 9; daher unser:
Böses mit Bösem vergelten.—
Nach 2. Mos. 1, 14: "Und (die Ägypter) machten ihnen (den Kindern Israel) ihr Leben sauer, mit schwerer Arbeit in Thon und Ziegeln und mit allerlei Fröhnen auf dem Felde", sagen wir:
Einem das Leben sauer machen.—
Wir sprechen von einem gesegneten Lande,
darinnen Milch und Honig fliesst
nach 2. Mos. 3, 8. Der Ausdruck wiederholt sich häufig in der Bibel und ist auch in den klassischen Sprachen bekannt[9].—
[9] Vrgl. Gualterus Robert-tornow: "De apium mellisque apud veteres significatione et symbolica et mythologica" (Berolini apud Weidmannos, 1893, p. 82-85).—
Zeichen und Wunder,
2. Mos. 7, 3 wiederholt sich ebenfalls oft in der Bibel. Auch im Aelian (2. Jahrh. n. Chr.; "Variae historiae" 12, 57) findet sich der Ausdruck σημεῖα καὶ τέρατα, also in derselben Form, wie im Neuen Testament an vielen Stellen, z. B. Matth. 24, 24.—
Der Finger Gottes
beruht zunächst auf 2. Mos. 8, 19, wo die Zauberer, weil Aaron Läuse aus dem Staube entstehen lassen konnte, zu Pharao sprechen: "Das ist Gottes Finger". Luk. 11, 20 spricht Jesus vom Austreiben der Teufel "durch Gottes Finger".—
Wir reden von der
Ägyptischen Finsternis
nach 2. Mos. 10, 22: "Da ward eine dicke Finsternis in ganz Ägyptenland drei Tage".—
2. Mos. 14, 17. 18 und Psalm 46, 11 heisst es:
Ehre einlegen.—
2. Mos. 15, 10: "Da liessest du deinen Wind blasen, und das Meer bedeckte sie" . . "Flavit spiritus tuus et operuit eos mare" . . . rief ein viel citiertes Wort hervor. Auf die Vernichtung der gegen England gesandten Riesenflotte Philipps II., der Armada, durch die August- und Septemberstürme d. J. 1588 schlugen nämlich die Holländer in Middleburg eine Dank- und Denkmünze. Die eine Seite trägt mit den Wogen kämpfende Schiffe und die Umschrift: "Flavit Jehovah et dissipati sunt" ("Jehovah" in hebräischen Lettern auf einem Gewölk: vergl. Van Loon "Nederlandsche Historipenningen" 1, 392). Die andere Seite zeigt als Sinnbild des Protestantismus eine auf meerumbrandetem Fels festgegründete Kirche, darunter des Moritz von Nassau Wappenschild und um den Rand die Worte: "Allidor non laedor" ("mag es an mir anprallen, wird es doch an mir abprallen"). Irrtümlich schreibt Addison ("Spectator" No. 293) eine solche Denkmünze mit der Inschrift: "Afflavit Deus et dissipantur" der Königin Elisabeth von England zu, und Schiller bringt, nach Mercier ("Portrait de Philippe second" Amst. 1785. "Précis historique" p. IX), in der Anmerkung zu seinem Gedicht "Die unüberwindliche Flotte" (1786, "Thalia" II, 71) denselben Irrtum nebst der nun durch ihn landläufig gewordenen Änderung der Devise:
Afflavit Deus et dissipati sunt,
die er am Schluss des Gedichtes also übersetzt:
"Gott der Allmächt'ge blies,
Und die Armada flog nach allen Winden".
Dies lautet in Racines "Athalie" (1691) 5, 6, 3-4:
"Comme le vent dans l'air dissipe la fumée,
La voix du tout-Puissant a chassé cette armée . . ."
und in Martin Crugots "Der Christ in der Einsamkeit" (1756, J. Korn, Breslau): "Der Allmächtige blies und zerstäubete die Unüberwindliche wie Spreu, welche der Wind zerstreuet". Vrgl. "Martin Crugot, der ältere Dichter der unüberwindlichen Flotte Schillers". Urkundlich nachgewiesen von Karl Hermann Manchot (Bremen, C. W. Roussell, 1886. S. 23).—
Auf 2. Mos. 16, 15. 33. 35 (vrgl. Psalm 78, 24; Joh. 6, 31. 49. 58), beruht:
Manna in der Wüste.—
Wollen wir bezeichnen, dass sich jemand nach einer äusserlich besseren Lage zurücksehnt, so sagen wir mit Anlehnung an 2. Mos. 16, 3 (vrgl. 4. Mos. 11): "Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben, durch des Herrn Hand, da wir bei den Fleischtöpfen sassen", dass er sich zurücksehnt nach
den Fleischtöpfen Ägyptens.—
2. Mos. 21, 24; 3. Mos. 24, 20; 5. Mos. 19, 21; Matthäi 5, 38 steht:
Auge um Auge, Zahn um Zahn.—
Die Verehrung des Reichtums und die Sucht nach Metallbesitz bezeichnen wir fälschlich nach 2. Mos. 32 (wo wörtlich 'gegossenes Kalb' steht) mit
Anbetung des goldenen Kalbes; Tanz ums goldene Kalb;
denn in der betreffenden Stelle handelt es sich um ein Götzenbild, welches die Israeliten allerdings anbeteten und umtanzten, zu dessen Herstellung sie sich aber ihres goldenen Geschmeides entäussert hatten; auch liefert Ch. Beke (in "The Idol of Horeb: Evidence that the Golden Image was a Cone and not a Calf", 1871) den Beweis, dass die eigentliche Bedeutung des hebräischen Wortes nicht "Kalb", sondern "Kegel" ist.—
Aus 2. Mos. 23, 6; 5. Mos. 16, 19; 24, 17; 27, 19; 1. Sam. 3, 3; Hiob 34, 12 (vrgl. auch Sprichw. 17, 23; 18, 5; Jes. 10, 2) entnehmen wir:
das Recht beugen,
nach Luther, der so übersetzt, gleichviel ob in der Vulgata "declinare", "opprimere", "subvertere" oder "pervertere" steht. Aber es entstand unabhängig von ihm aus den Vulgataworten (5. Mos. 27, 19 vrgl. dazu 24, 17 und Hiob 34, 12): "maledictus, qui pervertit iudicium . . ." die Wendung:
das Recht verdrehen
und daraus:
Rechtsverdreher