Büchmann Georg

Geflügelte Worte: Der Citatenschatz des deutschen Volkes


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er zu seinem Herrn Saul fiele, so möchte es uns unsern Hals kosten"; daher die Wendung:

      es kostet den Hals.—

      1. Chronica 17, 34; Psalm 106, 1; 107, 1; 118, 1. 29; 1. Maccab. 4, 24; Gesang der drei Männer im Feuer, 89, (vrgl. 2. Chronika 7, 3; Psalm 136, 1; Esra 3, 11) steht:

      Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.—

      Esra 9, 6 schliesst: "unsere Missethat ist über unser Haupt gewachsen und unsere Schuld ist gross bis in den Himmel". Danach sagen wir:

      Sich Etwas über den Kopf wachsen lassen.—

      Für "Alles was dazu dient, eine leere Stelle auszufüllen", sagen wir:

      Lückenbüsser,

      nach Nehemia 4, 7: "da aber Saneballat, und Tobia, und die Araber, und Ammoniter, und Asdoditer höreten, dass die Mauern zu Jerusalem zugemacht waren, und dass sie die Lücken angefangen hatten zu büssen (veraltet für: "ausbessern, flicken"), wurden sie sehr zornig".—

      Im Sack und in der Asche trauern (oder) Busse thun

      beruht auf Esther 4, 1 und 3 (vrgl. Jes. 58, 5; Jerem. 6, 26; Jona 3, 6; 1. Maccab. 3, 47; Matth. 11, 21; Luk. 10, 13).—

      In dem Buche Hiob 1, 1 u. 8; 2, 3 (vrgl. 2. Sam. 15, 3; Ps. 25, 21) wird Hiob bezeichnet als

      schlecht (d. i. schlicht) und recht.—

      Eine unglückliche Botschaft nennen wir eine

      Hiobspost

      nach Hiob 1, 14. 16. 17 und 18; während

      Arm wie Hiob

      sich auf das ganze Buch oder noch passender auf Hiob 17, 6 stützt: "Er hat mich zum Sprichwort unter den Leuten gesetzt".—

      Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der

      Name des Herrn sei gelobet

      steht Hiob 1, 21.—

      Wenn wir bei einem grossen Schrecken sagen, dass uns

      die Haare zu Berge stehen,

      so citieren wir damit Hiob 4, 15: "Und da der Geist vor mir über ging, standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe".

      Sir. 27, 15 "gehen" Einem die Haare zu Berge.—

      Hiob 8, 9 heisst es:

      (Denn) wir sind von gestern (her und wissen nichts).—

      Aus Hiob 10, 22: "(Ehe denn ich hingehe) in das Land, da es stockdick finster ist . . ." schöpfen wir das Wort:

      stockfinster.—

      Aus Hiob 15, 32: "und sein Zweig wird nicht grünen" ist die Redensart:

      auf keinen grünen Zweig kommen

      wahrscheinlich entstanden.—

      Ein leidiger Trost

      sagen wir nach Hiob 16, 2: "Ihr seid allzumal leidige Tröster".—

      stammt aus Hiob 16, 22: "Aber die bestimmten Jahre sind gekommen und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wiederkommen werde". S. oben: "Den Weg alles Fleisches gehen".

      Nach Hiob 12, 18: "Sie (die Gottlosen) werden sein . . . wie Spreu, die der Sturmwind wegführet," sagen wir von etwas Haltlosem, Vergänglichem, es sei

      wie Spreu im Winde.

      Vrgl. Psalm 1, 4 "wie Spreu, die der Wind zerstreuet", Psalm 35, 5 "wie Spreu vor dem Winde", sowie Hosea 13, 3 und Zephanja 2, 2.—

      Hiob 21, 23; Tobias 5, 28 (vrgl. 8, 15; 14, 15); Sir. 30, 14 und 2. Macc. 9, 20 lesen wir:

      frisch und gesund.—

      Auf Hiob 25, 3; Psalm 97, 11; 112, 4; Matth. 4, 16 beruht:

      

      Es geht mir ein Licht auf.—

      Hiob 27, 2 steht:

      So wahr Gott leb(e)t.—

      Aus Hiob 27, 6: ". . mein Gewissen beisst mich nicht" kam uns das Wort:

      Gewissensbisse.—

      Hiob 29, 10 heisst es: "Da die Stimme der Fürstin sich verkroch und ihre Zunge an ihrem Gaumen klebte"; Ps. 22, 16: "Meine Kräfte sind vertrocknet wie ein Scherben und meine Zunge klebet an meinem Gaumen"; Ps. 137, 6: "Meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben, wo ich deiner (Jerusalem) nicht gedenke"; Klagelieder 4, 4; "Dem Säuglinge klebt seine Zunge am Gaumen vor Durst" und Hesekiel 3, 26: "Ich will die Zunge an deinem Gaumen kleben lassen, dass du verstummen sollst". Danach sagen wir:

      Es klebt einem die Zunge am Gaumen

      vor Durst, Schreck, Schwäche oder Angst.—

      Hiob 29, 16 steht: "Ich war

      ein Vater der Armen",

      danach wir auch sagen:

      Armenvater.—

      "Man hat mich in Dreck getreten und gleich geachtet dem

      Staub und Asche"

      steht Hiob 30, 19 (vrgl. "Erde und Asche" 1. Mos. 18, 27; Sirach 10, 9; "Erde und Staub" Sir. 17, 31).—

      Aus Hiob 31, 17: "Habe ich meinen Bissen allein gegessen und nicht der Waise auch davon gegessen?" 18: "Denn ich habe mich von Jugend auf gehalten wie ein Vater . . ." oder aus Sirach 4, 10: "Halte dich gegen die Waisen wie ein Vater . ." bildeten wir das Wort:

      Waisenvater.—

      Nach Hiob 36, 26: "Siehe, Gott ist gross und unbekannt" sagt man von einem sich in Werken offenbarenden, sonst unsichtbar bleibenden bedeutenden Geist:

      Der grosse Unbekannte.

      So wurde (nach J. Ebertys "Walter Scott" 1, 143, 318, 322; 2, 42) der anonyme Verfasser des "Waverley" genannt ("The great Unknown") und Lenau singt ("der Hagestolz"):

      "Die Schädelpfeif' hat auch geraucht,

      Als drin das Leben brannte,

      Als noch der Raucher drein gehaucht,

      Der grosse Unbekannte".—

      Des Herren Worte an das Meer:

      Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hie sollen sich legen deine stolzen Wellen;

      finden sich Hiob 38, 11. Gewöhnlich wird, wie in Schillers "Räubern" (2, 1), verkürzt citiert:

      Bis hierher und nicht weiter!

      Goethe legt die in dem Verse 11 enthaltenen Endworte in der Form: "Werden sich schon legen die stolzen Wellen", der Postmeisterin in "Stella" (1) in den Mund. Die Worte "und nicht weiter" sind sowohl in der von Franzosen und Engländern richtig angeführten Übersetzung:

      Nec plus ultra,

      wie in der Umformung, die wir damit vorgenommen:

      Non plus ultra,

      eine Bezeichnung des höchsten Grades einer Eigenschaft geworden.—

      

      Hiob 39, 30 (vrgl. Habakuk 1, 8) heisst es vom "Adler": "wo ein Aas ist, da ist er", danach wir mit Matth. 24, 28 und Lukas 17, 37 sagen:

      Wo (aber) ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.—

      Auf Hiob 42, 3: ". . Darum bekenne ich, dass ich habe unweislich geredet, dass mir zu hoch ist und nicht verstehe", oder auf Psalm 139, 6 (vrgl. 131, 1): "Solches Erkenntnis ist mir zu wunderlich und zu hoch, ich kann es nicht begreifen" oder auf